Verkäuferin mit Ausschlag an beiden Armen, wie reagieren?
Vielleicht, weil ich von dieser Krankheit betroffen bin, bin ich da auch überdurchschnittlich sensibilisiert. Ich habe auch schon genug unterschiedliche Reaktionen von Mitmenschen erlebt. Von mitfühlend bis unter der Gürtellinie war alles dabei. Wenn die Leute einem sagen, dass sie nie mehr vor die Tür gehen würden, wenn sie so einen Ausschlag hätten, ist das wirklich nicht extrem hilfreich. Solche unsensiblen Mensch gibt es eben leider.
Was die Verkäuferin nun hatte, kann man natürlich nicht mit Sicherheit sagen. Vielleicht war es auch eine pustulöse Schuppenflechte oder aber eine Gürtelrose oder einfache Kontaktallergie. Aber Neurodermitis sieht individuell oft verschieden aus. Das hängt davon ab, wie stark jemand gerade betroffen ist. Menschen, die nur trocken schuppige Hautstellen haben, die etwas jucken haben gerade noch Glück gehabt. Neurodermitis kann aber auch so aussehen. Neurodermitis kann sich auch als so genanntes Dyshidrotisches Ekzem ausprägen. Da wachsen dann tatsächlich kleine Bläschen, die auch infiziert sein können.
Ich wollte damit nur aufklären, dass es nicht die Neurodermitis gibt. Viele Menschen wissen immer noch zu wenig darüber, so dass eben viele Vorurteile zum Tragen kommen, was mich ärgert. Streiten soll das ja nicht sein. Aber ein durch eine Krankheit behinderter Mensch sollte auch das Recht bekommen, wie ein Behinderter behandelt zu werden und nicht wie früher ein Aussätziger.
Es ist zudem immer noch ein Unterschied, wo jemand mit Ausschlag arbeitet. Im Krankenhaus oder in einem Beruf mit Lebensmittelkontakt ist das sicherlich eine andere Angelegenheit. Wer wäscht schon zu Hause den Aufschnitt ab? Aber das Geld an sich von Hause aus schon eine Bakterien-Quelle ist, sollte bekannt sein. Meine Mutter predigte mir schon als Kind, dass Geld schmutzig ist. Kleidung wäscht man normalerweise immer, bevor man sie trägt, alleine schon um Schadstoffe vor dem Hautkontakt zu entfernen. Bei teurer Abendgarderobe mag das anders sein.
Aber bei einem Laden mit Publikumsverkehr ist neue Kleidung nie keimfrei! Wenn nicht eine kranke Verkäuferin die Ursache ist, dann da vor dem Käufer schon zig Kunden durch gelaufen, die sich vielleicht nach dem Stuhlgang die Hände nicht gereinigt haben oder vorher irgendwo angefasst haben, wo es verkeimt war. Von daher finde ich so eine Reaktion schon ziemlich heftig.
Da es unendlich viele Hautkrankheiten gibt, möchte ich mich hier auch nicht festlegen. Fakt ist, dass die Masern im Moment ziemlich in Deutschland wüten und wenn die Pusteln so ausschauen wie Masern, könnte es schon irgendwie sein, dass die Frau vielleicht auch betroffen war und die Pusteln an sich nur noch abheilen müssen, was ja auch länger dauern kann. Ich selbst habe eine seltsame Hauterkrankung, die man scheinbar nur mit Sonnenschein mildern kann und gehe vielleicht anders mit so etwas um.
Ich kann genauso die Ekelgefühle Anderer durchaus verstehen, je nach Tagesform würde ich auch empfindlich reagieren. Ich fände es jedoch nicht richtig, den Leuten ins Gesicht zu sagen, dass man sich ekelt, das würde die Scham der betreffenden Person nur noch verstärken. Außerdem fände ich es inkorrekt zu sagen, dass die Verkäuferin zu Hause bleiben soll. Wenn sie vom Arzt abgesegnet bekommen hat, dass sie wieder arbeiten darf, dann wird dies schon seine Richtigkeit haben.
Wir als Kunden und Außenstehende können und dürfen an sich keine Diagnosen oder Spekulationen aufstellen. Wir wissen einfach nicht, was Sache ist. Ich bin ein sehr unsensibler Mensch, der ungern ein Blatt vor den Mund nimmt, aber in solchen Fällen reagiere ich komischerweise sehr empfindsam. Bei mir macht es auch einen Unterschied, wo die betreffende Person arbeitet.
Würde die Verkäuferin in der Lebensmittelbranche oder in der Gastronomie arbeiten, dann würde ich durchaus etwas sagen und auch meinen Ekel zeigen. Das ist dann nicht böswillig, aber offene Wunden oder aufgekratzte Arme gehören dort nicht hin, erst recht nicht, wenn keine Handschuhe getragen werden. Im Krankenhaus bin ich schon Pflegerinnen mit Hauterkrankungen begegnet, oftmals durch das Desinfektionsmittel verursacht. Ohne Handschuhe würde ich mich dort auch nicht anfassen lassen.
In einem Bekleidungsgeschäft würde ich daraus kein Drama machen. Ich würde es wahrscheinlich gar nicht bemerken, weil ich die Verkäuferinnen selten so genau beäuge. Wenn es mir auffallen würde, dann würde ich die Klamotten trotzdem kaufen und zu Hause waschen. Da ich sowieso zu jeder Wäsche Desinfektionswaschmittel gebe, weil ich manchmal sehr empfindlich reagiere, sehe ich hier kein großes Problem. Außerdem weiß man nie, was der Kunde vor mir hatte, der das Kleidungsstück anprobiert hat.
In einer perfekten Welt wäre es wohl so, dass niemand einem anderen Lebewesen etwas zuleide tun würde. Es ist der Idealfall, dass ein Leute nicht schief angeschaut werden, nur weil sie eine unschön aussehende Krankheit haben, dicker oder dünner sind als andere, weil sie im Rollstuhl sitzen oder weil sie zehn Kinder haben. Es gibt so viele Vorwände dafür, Leute schief anzuschauen oder sie zu diskriminieren. Wären Menschen frei von solchen Vorurteilen, wäre das sicher der Idealzustand.
Aber ich denke, dass wirklich niemand in dieser Idealwelt lebt. Ausgrenzungen sind eigentlich an der Tagesordnung. Ich kenne niemanden, der überhaupt keine Vorbehalte anderen gegenüber hat, auch wenn manche sich als universell tolerant bezeichnen. Wenn jemand selbst von einer bestimmten Krankheit betroffen ist, macht ihn das natürlich empfänglich für die Probleme und Nöte von Leidensgenossen, was nachvollziehbar ist. Aber es gibt auch viele Leute, die damit nie konfrontiert waren und sich von etwas, das sie nicht kennen und zuordnen können, abgestoßen fühlen.
Ich fände den Anblick wohl auch nicht wunderschön, würde aber dennoch in dem Laden einkaufen. Kleidung kann man waschen und man weiß auch nie, wer die Sachen vorher in der Hand hatte. Vielleicht hat sich jemand nach dem Toilettengang nicht die Hände gewaschen, vielleicht haben kleine Kinder erst die Hand in dem Mund gehabt und die Kleidung dann anschließend berührt. Vielleicht hat sogar jemand mit einem nässendes Ausschlag exakt dieses Kleidungsstück zuvor anprobiert und es wieder zurückgelegt. Man kann da sicher viele Beispiele finden. Wenn es danach geht, dürfte man dann konsequenterweise gar keine Kleidung mehr im Laden kaufen, weil man nie weiß, wer die schon alles in der Hand hatte. Im privaten Umfeld, vor allem in einer Partnerschaft, wäre das auch nicht das richtige für mich, weil ich einen solchen Ausschlag unangenehm wäre. Aber im Laden und auch im Beruf ist das kein Problem für mich.
Ich könnte es allerdings auch verstehen, wenn der Chef die Mitarbeiterin anweisen würde, die Arme nicht so offen zu zeigen. Das hat dann aber nichts damit zu tun, dass das so schrecklich ist, sondern einfach damit, dass sich Kunden abgestoßen fühlen könnten und dann nichts kaufen. Der Umsatz geht da natürlich vor.
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