(Halb)marathon-Trend gut oder riskant?

vom 31.10.2025, 18:23 Uhr

Sowohl auf YouTube, Social Media und Co. als auch in meinem Freundeskreis ist es ein ziemlicher Hype geworden, sich zu Laufevents anzumelden. Dabei handelt es sich in der Regel jedoch nicht um "kleinere" Läufe wie z.B. mit einer 10km Strecke, sondern um Halbmarathonstrecken oder Marathonstrecken.

Einige der Personen haben dadurch erst mit dem Laufen angefangen und sich mit einem konsequenten Trainingsplan auf das Ziel zubewegt. Bei anderen war es so, dass sie schon viele Jahre sportlich unterwegs waren und auch hin und wieder im Laufsport, allerdings nie auf solche Distanzen.

Ich persönlich laufe schon lange in meiner Freizeit und habe (eher für mich) auch bereits längere Strecken bewältigt. Ich kann beim Laufen einfach abschalten und es ist über die Jahre zu einer meiner liebsten Sportarten geworden. Allerdings weiß ich auch, dass man seinem Körper aber einer gewissen Strecke sehr viel abverlangen kann, gerade dann wenn der Wettkampfgedanke mit im Fokus steht.

Ein Freund von mir hat durch das viele plötzliche Training auch eine Knieverletzung davongetragen. Andererseits ist es ja gut, wenn es "Trend" auch mal so wirkt, dass er Menschen zu Bewegung motiviert. Fraglich ist nur, wie gesund es ist, direkt auf so ein großes Ziel hinzufiebern ohne Vorerfahrungen.

Wie ist das in eurem Umfeld? Habt ihr auch das Gefühl, dass die Begeisterung für den Laufsport in letzter Zeit gestiegen ist? Und seht ihr den Trend generell als positiv oder negativ?

» bambi7 » Beiträge: 1272 » Talkpoints: 23,89 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also ich bin dem Trend dann sozusagen auch voll mit aufgesprungen. Früher bin ich nur hin und wieder und dann auch nur kleine Strecken gelaufen. Das waren dann mal Veranstaltungen wie Firmenstaffeln, wo es um maximal 3 Kilometer pro Läufer ging. Das fand ich schon wahnsinnig anstrengend und hatte da dann sicherlich auch dem wenigen bis nicht vorhandenen Training geschuldet, das ein oder andere Weh-Wehchen.

Nun habe ich dann vor einigen Jahren doch angefangen, das Ganze etwas intensiver zu verfolgen. Das war aber schon bevor die Social Media Kanäle davon voll waren. Zunächst dann auch nur so 5-10 Kilometer Strecken mit ein wenig Training. Dann hatte ich den plötzlichen Tick mal beim Berlin-Marathon mitzulaufen. Aber eher so ein Bucket-List Ding halt. Natürlich kann man da jetzt nicht einfach mal so klicken, ich will laufen und ist dann drin. So bin ich vor 2 Jahren in der Verlosung der Plätze durchgefallen. Das war aber im Nachgang auch ganz gut so, da ich das mit meinem Trainingspensum von damals nie geschafft hätte. Ich bin dann kurzerhand auf den Halbmarathon in Berlin gewechselt. Da ging das noch ganz gut, wer sich rechtzeitig anmeldet hat da noch problemlos einen Platz bekommen.

Dafür hab ich dann aber auch trainiert und den Lauf dann auch in knapp unter 2 Stunden geschafft. Aber das hat mich dann irgendwie völlig getriggert und ich bin jetzt schon viel am Laufen. Aber mittlerweile eben auch richtig mit Plan und klaren Zielen. Natürlich tut jetzt auch hin und wieder mal etwas weh, aber tatsächlich deutlich weniger als bei den kurzen Läufen von früher. So einen Halbmarathon zieh ich jetzt auch relativ entspannt durch.

Und dieses Jahr hab ich mir dann auch den Traum vom Marathon in Berlin erfüllt. Das war aber schon eine mega krasse Herausforderung, sicherlich auch dem Wetter dort dieses Jahr geschuldet. Und egal wie anstrengend die Strecken sind oder wie kaputt man da zwischendurch ist, die letzte 1-2 Kilometer vor dem Ziel pushen mich da einfach unglaublich und beim Zieleinlauf ist da auch erstmal jeder Schmerz und jede Anstrengung vergessen und der Körper einfach voll von Adrenalin und Endorphinen. Ich hielt das früher ja immer für so ein blödes Gerede von den Läufern, aber mittlerweile kann ich das völlig nachvollziehen.

Aber natürlich braucht man sowohl für den halben als auch für den ganzen Marathon einen klaren Plan und auch Training. Mag ein halbwegs fitter den Halbmarathon vielleicht noch schaffen, geht das in meinen Augen beim Marathon nicht mehr. Und man sollte schon ganz klar seine Grenzen kennen. So hatte ich im September in Berlin auch vor jedem Läufer absoluten Respekt, der den Lauf bei 25 Grad Sonnenschein eben nicht zu Ende gelaufen ist, weil sie gemerkt haben, dass es für den Körper einfach zu viel ist. Aber auch dafür braucht man halt Training um das einschätzen zu können, was geht und was eben nicht geht.

Wer sich da einfach so anmeldet und loslaufen will ohne vorher auch nur etwas trainiert zu haben, riskiert da denke ich schon auch seine Gesundheit. Und dann wird der Trend eben auch gefährlich. Zumal man eben auch nicht vergessen darf, dass viele auf den Social Media Kanälen einfach nur von Firmen gepushed werden und alles mögliche an Unterstützung kriegen. Und wenn ich mir dann im Detail mal angucke, was die so für Zeiten laufen, sieht das im Video immer mega krass, schnell und locker aus und tatsächlich ist das oftmals allenfalls Durchschnitt. Das verzerrt schon. Aber es gibt ja zum Glück eben auch die Läufer, die da posten dass sie 6 Stunden für den Marathon brauchen und trotzdem stolz darauf sind überhaupt durchzukommen.

» Klehmchen » Beiträge: 5497 » Talkpoints: 1.016,89 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^