Beim Bewerbungsgespräch sagen, dass man kein Kind will?
Ich arbeite derzeit neben meinem Studium auch schon in einem Arbeitskreis an unserem Institut und da habe ich eine gute Bekannte, die bald mit ihrer Promotion fertig ist und sich daher auch schon bei einigen Unternehmen beworben hat, wo sie bereits zu Gesprächen eingeladen worden ist. Ich habe mich mit ihr darüber etwas unterhalten, da ich auch später in einem der Unternehmen arbeiten möchte, für dass sie sich beworben hat.
Als wir uns eine Weile darüber unterhalten haben, hat sie mir dann auch gesagt, dass sie vermutlich bei den Bewerbungsgesprächen auch erwähnen wird, dass sie keine Kinder haben möchte in der Zukunft. Manche Arbeitgeber frage ja selbst nach, wie es mit der Familienplanung aussieht, wobei man darauf aber natürlich nicht antworten muss. Sie selbst meinte aber, dass sich eventuell ihre Chancen erhöhen könnten, die Stelle zu bekommen, wenn sie eben sagt, dass sie keine Kinder will. Bei gleicher Qualifikation werden die Arbeitgeber mitunter eben nach Sympathie entscheiden und wenn dann eine Bewerberin noch das Problem mit der Schwangerschaft aus dem Weg geräumt hat, wirkt sich das möglicherweise positiv aus.
Ich selbst bin mir nicht so sicher, ob ich so was erwähnen würde. Auf der einen Seite denke ich mir, dass es gut wäre, wenn der Arbeitgeber es weiß, weil es eben nach wie vor noch welche gibt, die aus solchen Gründen nicht so gerne Frauen einstellen, gerade in der freien Wirtschaft, aber auf der anderen Seite finde ich das Thema auch ein bisschen intim und weiß nicht, ob man sowas direkt beim ersten Gespräch ansprechen sollte. Möglicherweise kommt es nicht so gut an. Und wahrscheinlich werden andere Frauen das dann auch wieder als ein bisschen unfair empfinden, denn wenn sich 5 Frauen auf eine Stelle bewerben und 3 von ihnen sagen direkt, dass sie keine Kinder bekommen wollen, schaut es für die anderen 2 dann vielleicht nicht mehr so rosig aus, die Stelle zu bekommen. Ansonsten hätten bei gleicher Qualifikation vermutlich alle 5 die gleichen Chancen.
Würdet ihr so etwas bei einem Bewerbungsgespräch angeben? Denkt ihr, dass ihr damit bessere Chancen hat, wenn der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin nicht möchten, dass der oder die neue Angestellte nach kurzer Zeit in Elternzeit geht? Findet ihr es eventuell auch unfair, anderen Bewerbern gegenüber?
Ich persönlich würde das nicht sagen, wenn es nicht stimmt. Denn wenn du die Stelle bekommst und dann doch schwanger wirst, ist das Gerede umso größer. Außerdem wird man bei einem Bewerbungsgespräch nicht danach gefragt. Zumindest fragen das seriöse Unternehmen nicht. Die meisten, die eine Frau einstellen die jung ist, sollten es außerdem wissen, dass eine Frau früher oder später schwanger wird. Davon ist auszugehen.
Würdest du es als Arbeitgeber glauben? Ich zumindest nicht, weil man doch auch weiß, dass viele das Thema so beantworten, weil sie den Job haben wollen. Und zudem eben auch wissen, dass sie dabei nicht mal die Wahrheit sagen müssen. Deswegen würde ich das Thema gar nicht von allein ansprechen, weil es kaum Vorteile bringen wird. Im Gegenteil, der Arbeitgeber könnte es auch als negativ bewerten, wenn man mit diesem Argument um die Stelle buhlt.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Unternehmen dieser Frage und vor allem der Antwort große Bedeutung beimessen. Denn sagen kann man ja viel. Und gerade in Bewerbungsgesprächen sagt man gerne mal das, von dem man glaubt, das es der andere hören will. Klar wollen die lieber alle Frauen, die nicht durch Schwangerschaft früher oder später ausfallen. Also wäre man ja schön blöd, wenn man erzählt, wie sehr man sich drei Kinder wünscht. So kann man vielleicht die Blöden aussortieren, aber nicht die, die Kinder haben werden.
Gerade bei jungen Bewerberinnen ist es doch vor allem auch noch alles offen. Viele Frauen in der Mitte der Zwanziger können es sich nicht vorstellen, bald Mutter zu sein. Viele haben während des Bewerbungsgesprächs gerade keinen festen Partner und schon allein daher ist der Gedanke für sie fremd. Das kann sich alles so schnell ändern. Auch ist bei weitem nicht jede Schwangerschaft geplant.
Also ich kann mir nicht vorstellen, dass die Antworten ehrlich sind und dass sie als bare Münze genommen werden. Von daher kann man sich das Fragen auch gleich sparen. Es gibt einfach keine Garantie für diese Sache. Frauen, die Kinder wollen, bekommen keine. Frauen, die keine wollen, wollen ein Jahr später doch.
@Youdid: Meine Bekannte wünscht sich keine Kinder, deswegen wäre es nicht gelogen. Davon abgesehen ist nicht automatisch davon auszugehen, dass eine junge Frau schwanger wird, es gibt auch für junge Frauen im Leben sicherlich noch andere Perspektiven, als Kinder zu bekommen. Nur weil man eine Frau ist, bedeutet das noch lange nicht, dass man Kinder bekommt. Der Anteil kinderloser Frauen steigt inzwischen kontinuierlich und liegt bei fast 32%. Bei den jüngeren Generationen ist auch noch mit weiterem Anstieg zu rechnen.
Wenn ein Personalchef selbst Kinder hat und auch kinderlieb ist, wird er eine solche Aussage, nach der er nicht einmal gefragt hat und auch nicht wird, nicht gut beurteilen. Er würde die Stelle bestimmt einer anderen Frau geben. Was ich auch richtig finden würde.
Selbst wenn eine Frau bei der Bewerbung sagt, dass sie keine Kinder möchte, kann der Firmeninhaber oder Personalchef nicht wissen, ob er auf die Aussage vertrauen kann oder nicht. Denn er kann niemanden festnageln aufgrund der Aussage, die nicht stimmen muss. Also wird er sie auch nicht als entscheidend bei der Bewerber-Auswahl berücksichtigen. Im Gegenteil wird er sie als unfair ansehen.
Ich würde eine solche Aussage nicht machen aus dem Grund, weil sie mir widerstrebt.
Zunächst einmal finde ich es überhaupt nicht unfair den anderen Bewerbern gegenüber, wenn eine Frau in einem Vorstellungsgespräch signalisiert, dass sie keine Kinder bekommen möchte. Zumindest die weiblichen Bewerber können allesamt mit dem gleichen Argument aufwarten, selbst wenn es nicht stimmen sollte. Für die männlichen Bewerber ergibt sich hieraus auch kein Nachteil, zum einen wegen der fehlenden körperlichen Voraussetzungen für eine Schwangerschaft, zum anderen aber auch, weil allgemein seltener davon ausgegangen wird, dass ein Mann die Betreuung des Kindes übernimmt und zu Hause bleibt.
Dennoch halte ich eine solche Aussage für ziemlich überflüssig in einem Bewerbungsgespräch. Von sich aus sollte man dieses Argument nicht anbringen und ich denke auch, dass dadurch der Eindruck erweckt werden könnte, die Bewerberin wollte mehr durch positive Rahmenbedingungen als durch ihre fachliche Kompetenz aus der Masse der Bewerber hervorstechen.
Wirklich aussagekräftig ist das Ganze auch nicht. Ich kenne einzelne Leute, männlich und weiblich, die wirklich immer schon wussten, dass sie keine Kinder haben möchten und diese Meinung auch nach einigen Jahren beibehalten haben – mich eingeschlossen. Daneben gibt es aber reichlich Personen, die als Jugendliche und junge Erwachsene steif und fest behaupten, dass sie niemals ein Kind haben möchten, letztendlich aber doch eines bekommen. Mit dem passenden Partner oder einer komplett geänderten Sichtweise ändert sich dann bei vielen auch die Einstellung zu (eigenen) Kindern.
Ich würde daher nicht viel auf die Aussage einer jungen Frau geben, die einem potentiellen Arbeitgeber gegenüber sagt, dass sie keine Kinder haben möchte. Vor allem ist doch auch klar, dass ein Bewerber in einem Vorstellungsgespräch einen möglichst guten Eindruck hinterlassen will und daher sicher nicht dazu stehen wird, dass er für die nächsten fünf Jahre gerne pro Jahr ein Kind bekommen würde. Es wäre schon ziemlich dumm, das so zuzugeben. Gewünscht sind natürlich junge, flexible Leute, die nicht dauernd ausfallen, sei es durch Krankheit oder Schwangerschaft.
Es kommt bei der Vergabe von Jobs ja nicht nur auf die Qualifikation und die vermeintlichen Probleme, die eine Mitarbeiterin später mal haben könnte, wenn sie schwanger werden sollte an. Nicht wenig hängt davon ab, wie sympathisch dich dein Gesprächspartner findet.
Und jetzt stell dir mal vor, du triffst auf einen Personalchef, der ein totaler Familienmensch ist und erzählst dem, dass du auf keinen Fall Kinder haben möchtest. Höchstens eines adoptieren, aber auch nur wenn der Partner darauf besteht. Glaubst du tatsächlich, dass der dich sympathischer finden würde als eine Bewerberin, die das Thema nicht anschneidet oder auf eine direkte Frage die übliche Antwort - "im Moment ist Familienplanung noch kein Thema für mich" - gibt?
@Cloudy24: Man würde in einem solchen Fall natürlich nur erzählen, dass man sich keine Kinder wünscht, nichts weiter. Ich denke, dass auch ein Familienmensch das verstehen würde, besonders dann, wenn der Familienmensch in einem Unternehmen arbeitet, dass letztendlich auch nur auf Profit aus ist. Und dieser Mensch freut sich dann auch darüber, wenn er eine Mitarbeiterin hat, die das tut, wofür sie eingestellt wurde, nämlich arbeiten.
Besonders die kleineren Unternehmen leiden darunter, wenn sie Frauen einstellen, die vielleicht kurze Zeit später in Elternzeit und Mutterschutz gehen. Chemiker sind teuer und nicht jedes Unternehmen hat dann das Budget sich für die Zeit der Abwesenheit, einen anderen Chemiker zu besorgen. Deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass auch ein Familienmensch die praktische Seite daran erkennen wird.
Bei Fragen, die einen Personaler nichts angehen und die erst nicht stellen darf, gilt bei ganz klar die Devise: Lügen, wie es gerade am besten passt. Die Frage nach der Familienplanung ist tabu. Und da Schweigen oder ein deutlicher Hinweis auf die Unzulässigkeit der Frage schlecht ankommen, nehme ich die Antwort, die zu Unternehmen und Stelle passt. Das werden alle anderen Bewerber nicht anders machen.
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