Muss man verletzten betrunkenen Personen direkt helfen?
Ich hatte so eine Situation bisher nur ein einziges Mal. Da habe ich es dann so wie Alkalie gemacht. Ich war damals mitten in der Nacht alleine mit dem Wagen unterwegs. Ich fuhr eine dunkle Landstraße entlang und sah aus dem Augenwinkel etwas auf dem Fahrradweg. Weil ich es nicht richtig erkennen konnte, habe ich dann nochmal gewendet und bin langsam zurück gefahren. Direkt vor der zusammengekauerten Person habe ich dann auf dem Radweg geparkt. Da man direkt erkennen konnte, dass diese Person deutlich zu viel getrunken hatte und ich weiß, dass die Menschen unter Alkohol auch Dinge machen, die sie sonst nicht machen würden, bin ich nicht ausgestiegen. Eigentlich bin ich nicht so ein ängstlicher Mensch und habe auch schon unüberlegt in Handgreiflichkeiten eingegriffen aber vor dieser Situation habe ich mich irgendwie gefürchtet. In den meisten Fällen hat es sich als richtig erwiesen, wenn ich auf mein Bauchgefühl gehört habe.
Mit dem Handy, das ich genau wegen solchen Situationen unterwegs mit habe, habe ich dann die Polizei angerufen und denen genau erklärt wo die Person zu finden ist. Bis der Streifenwagen angekommen ist, habe ich dann auch noch gewartet. Die Polizisten haben den Mann mit Müh und Not in ihren Streifenwagen gepackt und mitgenommen. Bei ihnen war er zumindest für diese Nach in der Ausnüchterungszelle sicher. Hätte ich nichts getan und am nächsten Tage gelesen, dass auf der Landstraße ein Betrunkener in einen Unfall verwickelt war oder erfroren ist, hätte ich mir das nie im Leben verzeihen können. Auch wenn ich die Person nicht gekannt habe und sie an der Situation auch nicht ganz unschuldig gewesen ist, ist es immer noch ein Lebewesen. Ich verwende in diesem Satz bewusst nicht den Begriff Mensch, weil ich das Leben schätze und auch einem Tier helfen würde.
Ich finde, dass man allein schon aus Menschlichkeit auf jeden Fall helfen sollte. Hätte ich gesehen, dass der Mann dort mit einer Kopfverletzung liegt, hätte ich direkt den Krankenwagen gerufen. Ansonsten denke ich mir, werden die, egal welche Nummer man nun gewählt hat, schon die Richtigen zum Betrunkenen schicken. Die in der Polizeizentrale werden schon wissen ob deren Kollegen da nun etwas zu suchen haben oder nicht und die richtige Nummer um einen Krankenwagen anzufordern, kennen diese auch. Sich mit irgendwelchen Argumenten, warum man nicht helfen konnte, herausreden zu wollen ist für mich unterste Schublade. Ein dringender Termin rechtfertigt so ein Verhalten nicht und wie man auch hier sieht, werden nicht viele einem zustimmen, damit man sein Gewissen im Nachhinein beruhigen kann. Das mit den Gefahren für sich selber hängt von der Situation ab. Ein blutendes Opfer alleine stellt aber nicht so eine große Gefahr da. Jeder sollte doch so langsam wissen wie man sich mit HIV anstecken kann.
Die Sache mit der Krankenversicherung ist erst einmal irrelevant. Über dieses Problem müssen sich die Rettungsdienste und schließlich die Krankenhäuser Gedanken machen, allerdings mit Sicherheit nicht derjenige, der Hilfe ruft. Bei Tieren ist das anders, da zahlt in der Regel derjenige, der ein verletztes Fundtier zum Arzt bringt. Bei Menschen läuft es so, dass ein Verletzter erst einmal die Versorgung bekommt, die er benötigt, und dass danach geschaut wird, wer letztendlich für die Kosten aufkommt.
Normalerweise sollte man auch einem Betrunkenen helfen, sofern dieser verletzt ist. Wenn sich jemand leicht an einer Bierflasche schneidet und ansonsten in einem guten, wenn auch alkoholisierten Zustand befindet, muss man nicht direkt einen Rettungswagen rufen. Wie bereits geschrieben wurde, ist man dazu auch verpflichtet, allerdings reicht es eben aus, wenn man professionelle Hilfe ruft, in dem Fall also einen Krankenwagen. Wenn man eine medizinische Ausbildung hat, sollte man auch schauen, ob man etwas für den Verletzten tun kann, aber ich werfe keinem Laien etwas vor, wenn er sich dann nicht weiter um so eine Person kümmert, nachdem er Hilfe gerufen hat.
Cologneboy2009 hat geschrieben:Bei Tieren ist das anders, da zahlt in der Regel derjenige, der ein verletztes Fundtier zum Arzt bringt.
Ich habe noch für kein verletztes Fundtier, das ich immer zum nächsten Tierarzt (also auch verschiedene Praxen) gebracht habe, gezahlt. Auch wenn der Tierarzt das Tier nur noch einschläfern konnte, hat keiner erwartet, dass ich die Kosten übernehme. Mag sein, dass es da einige Tierärzte gibt, die das so handhaben. Wenn das aber wirklich überall so wäre, würden noch mehr die Tiere aus Angst vor den unbekannten Kosten liegen lassen. Das ist sicherlich nicht im Sinne der meisten Tierärzte.
Cologneboy2009 hat geschrieben:Die Sache mit der Krankenversicherung ist erst einmal irrelevant. Über dieses Problem müssen sich die Rettungsdienste und schließlich die Krankenhäuser Gedanken machen, allerdings mit Sicherheit nicht derjenige, der Hilfe ruft.
Seit 2007 gibt es die Versicherungspflicht. Heißt, dass eigentlich jeder nun versichert sein müsste. Das trifft aber leider nicht auf jeden zu und diesem Fall ist es wohl so, dass die letzte Versicherung, in der man gewesen ist, die Notversorgung übernehmen muss. Vorher waren es wohl, sofern ich das noch richtig in Erinnerung habe, die Sozialämter, an die sich die Krankenhäuser wenden mussten. Wie auch immer es nun abläuft. Der Helfer, da stimme ich dir zu, wird es auf keinen Fall sein. Da muss also keiner Angst vor haben.
Ich kenne auch von mehreren Tierarztpraxen kostenlose Wildtierbehandlung. Und wenn man ein "Haustier" draußen findet, kümmert sich der Tierschutz darum, wobei auch die Polizei weiterhelfen könnte. Für größere Tiere, wie Rehe, Hirsche, und ähnliches ist soweit ich weit der Förster verantwortlich.
Versichert ist in unserem Land längst noch nicht jeder. Aber zumindest die Notversicherung die einfache Leistungen übernimmt, haben in der Regel selbst Obdachlose. Aber darum wird sich dann im Krankenhaus gekümmert. Wenn man den Notarzt ruft, wird auch niemand gefragt, wie der Verunfallte versichert ist.
Auch wenn das jetzt hart rüberkommt, vor meiner Tür liegt mindestens einmal im Monat ein Besoffener der nicht mehr hochkommt aber trotzdem noch mit dem Fahrrad unterwegs ist. Ich hätte viel zu tun wenn ich jedes Mal die Polizei rufen würde. Ob das nun unterlassene Hilfeleistung ist oder nicht ist mir egal, einer der sich jeden Tag vollaufen lässt muss einfach selber damit klar kommen.
Ich habe direkt gegenüber so eine Säuferkneipe wo die Kandidaten schon am frühen Morgen mit bechern anfangen. Warum die es meistens nur noch ein paar Meter bis zu meinem Grundstück schaffen bis sie hinfliegen ist mir sowieso ein Rätsel. Meistens kommen dann nach einiger Zeit sowieso seine Zechkumpanen die ihn dann versuchen gemeinsam hochzuziehen und nach Hause zu bringen. Wie gesagt, es handelt sich immer um dieselben Leute die einfach nicht vom Saufen lassen können.
hooker, es geht ja nicht darum die Polizei zu rufen, um jemanden anzuschwärtzen, weil er betrunken noch Fahrrad fährt- in diesem Thread ging es um unterlassene Hilfeleistung. Ich habe auch schon in Großstädten gewohnt, wo es normal ist, dass an manchen Stellen Leute herumliegen. Sie wohnen quasi da. Wenn jemand im Schlafsack auf der Parkbank oder vor einem Geschäft liegt, dann will er wirklich einfach nur schlafen. Wenn jemand am Boden liegt und versucht aufzustehen, dann frage ich zumindest mal nach, ob alles in Ordnung ist. Meistens ist das auch der Fall, zumindest reden die Leute sich das ein. Obdachlose und Betrunkene wollen in der Regel weder zur Polizei noch ins Krankenhaus. Wenn doch, dann wäre allein dies für mich ein Zeichen, dass die Situation ernst ist. Wenn aber jemand nicht mehr ansprechbar ist, sichtbar verletzt oder sehr orientierungslos, dann rufe ich Hilfe.
Ich sehe mich dabei auch nicht in der Situation jemanden schuldig zu sprechen. Ganz abgesehen davon, dass Süchte Krankheiten sind, gibt es auch viele Situationen, wo man jemanden für betrunken hält. Nur weil jemand mal sich betrinkt, ist dies für mich kein Grund ihn unter Umständen sterben zu lassen. Wenn ein Porsche-Fahrer mit 200 km/h von der Autobahn rutscht, denke ich mich auch nicht selber schuld. Schließlich hätte ein kleineres Auto auch getan. Auch viele Unfälle haben einen "Schuldigen". Ebenso werden einige Erkrankungen durch das Verhalten des Betroffenen begünstigt.
@hooker. Hier geht es um einen eventuell betrunkenen, der eine Kopfwunde hat und nicht um einen betrunkenen, der glaubt schon zu hause zu sein und es sich irgendwo gemütlich gemacht hat. Wenn morgens um 8 Uhr ein betrunkener mit Kopfwunde vor deiner Tür liegt, würdest du wahrscheinlich auch den Notruf tätigen, oder? Es geht ja doch um einen verletzten Menschen und nicht nur um einen betrunkenen Menschen.
Ich verstehe auch nicht so ganz, hooker, was du meinst, das ist meiner Meinung nach doch eine komplett andere Situation als hier beschrieben. Und ich kann auch nur noch einmal sagen, dass Person A einfach moralisch nicht richtig sich verhalten hat, egal ob man da jetzt zur spät zur Arbeit gekommen wäre oder nicht, für mich persönlich ist dieses Verhalten einfach nicht akzeptabel. Und ich muss auch Trisa Recht geben, es gibt manchmal auch andere Gründe für Betrunkenheit als das reine Sich-Gehenlassen.
Wie ihr meint, die Eingangsfrage war ja ob man helfen muss. Sicherlich kann man per Handy einen Notruf abgeben falls man eins dabei hat aber anfassen würde ich so einen Typen niemals und damit ist es auch aus mit einer direkten Hilfeleistung. Mal abgesehen davon dass er vollgeschissen und vollgekotzt ist so wie es beschrieben wurde, im Trinkermilieu grassieren viele nette Krankheiten von Diabetes, Tuberkulose und AIDS und da will ich mich absolut nicht infizieren. Ich denke auch wir sind uns einig dass man einen Gewohnheitstrinker von einen normalen Betrunkenen unterscheiden kann. Ich weiß dass so etwas moralisch verwerflich ist, aber ich bin jedenfalls ehrlich.
hooker, es geht nicht darum, was man machen könnte, sondern wozu man gesetzlich verpflichtet ist. Somit ist es nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch gesetzlich. Und man infiziert sich nicht mit AIDS, sondern höchstens mit HIV und das garantiert nicht, wenn man telefoniert. Nun auch noch Angst vor einer "Diabetes-Infektion" zu haben, zeugt schon von ganz großem Unwissen.
Von vollgeschissen und vollgekotzt lese ich erstmals von dir. Davon war nie die Rede. Es hieß, dass Person A einen Geruch wahrnahm. Dieser kann zig Ursachen haben. Und wenn ich dir eine Alkoholflasche auf dem Kopf zertrümmere, würdest du auch nach Alkohol riechen, dafür muss man diesen nicht einmal selbst konsumiert haben.
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