Tipp: Ananas einpflanzen

vom 07.03.2007, 11:00 Uhr

Falls ihr hin und wieder Ananas esst - pflanzt mal den Strunk der Pflanze ein. In kurzer Zeit entwickelt sich daraus eine super Pflanze, die sich gerade in der Mitte von Räumen und auch so freistehend sehr gut macht. Das Fruchtfleisch muss entfernt werden. Aber Achtung, nicht dort, wo die grünen Blätter aufhören abschneiden, sondern etwas tiefer. Wenn nun das Fruchtfleisch vorsichtig abgeschabt wird, legt man so eine Art Stempel frei, wenn die Ananas sehr reif ist bzw. war, erkennt man an dieser Stelle auch schon ein paar Luftwurzeln.

Rein damit in die Erde, die Blätter bleiben natürlich über der Erdschicht und ein bisschen andrücken. Die Ananas wächst sehr schnell an, ist genügsam und verzeiht längere Gießpausen ohne weiteres. Außerdem ist eine Ananaspflanze ein billiges Mitbringsel, wenn man mal nichts anderes im Haus hat. Leider ist es unwahrscheinlich, dass die Ananaspflanze in unseren Breiten außerhalb eines Gewächshauses Frucht trägt - besser so, denn wenn die Ananas Frucht trägt, stirbt sie anschließend.

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» Sandra » Beiträge: 254 » Talkpoints: -0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Noch folgende Ergänzung: Nachdem Du den Strunk möglichst dicht unter dem Blätterkranz abgeschnitten hast, müssen für eine erfolgreiche Anzucht ohne Bewurzelungshelfer wie Wurzelpuder oder Wurzelhormon, auch die unteren, äußeren Rosettenblätter abgezogen werden, um die Luftwurzeln der Bromelie freizulegen, das ist im Grunde das Kerngeheimnis zur erfolgreichen Anzucht, da bei den meisten "Hobbyananasfarmern" oft die Ananasstrünke im Topf verschimmeln oder vertrocknen.

Woran man genau Luftwurzeln erkennt? Schon beim Einkauf, denn schwer ist das wirklich nicht. Zuerst sollte man sich eine reife Ananas suchen, das erkennt man daran, wenn man die Frucht in der Hand hält und sie bei einem Abstand zur Nase von 30 bis 50 cm intensiv riecht. Das klappt bei fast allen Südfrüchten. Ananas reifen auf gar keine Fall nach, sondern nur an der Frucht!

Dann müsst ihr ganz unten(!) am "Strunk" gucken, ob sich durch die Ananasblätter unten so kleine "Hubbel" abzeichnen, man kann auch einfacherweise die unteren, (an)getrockneten Blätter vorsichtig im Laden abziehen und so nachsehen. In 98% aller Fälle sind diese Luftwurzeln an im Geschäft erhältlichen Früchten vorhanden, da die Ananaspflanze beim Entwickeln der Frucht abstirbt und die Frucht sich sozusagen beim Wachsen schon darauf einrichtet, schnell anwachsen zu müssen, manchmal sogar bereits im Fruchtstadium schon Kindel ausbildet, ähnlich wie Orchideen und ihre Ableger.

Jedenfalls sind die "Hubbel" das entscheidende, denn das sind die Ansätze der Wurzeln. Ich ziehe die unteren 3 - 5 Blattreihen fast immer ab (hängt natürlich von der Strunkgröße ab), da vertrocknete Blätter beim Nasswerden sowieso nur anfangen zu schimmeln oder Insekten anlocken (Schwarze Fliege), und durch das nicht eintretende schnelle Verrotten der Blätter wie in tropischen Ländern üblich die Wurzeln von alleine die toten Blätter nicht durchdringen können und diese gleich als Humus nützen würden. Bis das bei "uns" passiert, ist die Pflanze schon lange vertrocknet oder verschimmelt, deshalb ABZIEHEN.

NICHT ZUVIELE BLÄTTER abziehen, eine gesunde (!) Pflanze darf in der Regel nur zu maximal 30% des Gesamtblattwerks beschnitten werden und braucht noch genug "Restmaterial" für die Überlebens- und Entwicklungsperiode, sonst geht sie ein oder stagniert in ihrer Entwicklung.

Wenn man die unteren 3 Blattreihen abgezogen hat, sieht die Ananas im seitlichen Profil unten von der Seite auch aus wie eine klassizistische Bodenvase, ich würde dann an dem unteren "Kurvenrand" mit dem Messer etwas tiefer gehen (2 - 8 mm, je nachdem) und nur den "Stempel" stehen lassen, ist ganz gut dafür geeignet, um die Pflanze senkrecht im Boden zu halten, er fault später sowieso ab. Als Laie erkennt man diesen daran, das er im Gegensatz zu dem weicheren Stiel im Anschluß daran SEHR holzig und faserig ist.

Wenn man das ganze Konstrukt jetzt noch in einen Blumentopf gepflanzt hat, war es das im Grunde schon. Ich ziehe wie gesagt nur die untersten Blattreihen bei ganz gewöhnlichen Supermarkt Ananas ab, schneide die Frucht untendran ab und packe das so in einen noch mit Erde gefüllten Blumentopf. Da ich oft im Aldi Kräuter kaufe, stehen die fast immer rum.

Wer ganz sicher gehen will, nimmt einen Plastikblumentopf, spült den ordentlich in der Spülmaschine, füllt diesen mit Kokohum (gibt`s im Gartenmarkt oder in Baumärkten mit Gartenabteilung), benetzt den Stempel und die Luftwurzeln mit Clonex (hochwirksames Bewurzelungshormon), steckt den Strunk dann in den Kokohumtopf, andrücken und macht zu guter letzt einen großen Gefrierbeutel drum herum und befestigt diesen außen am Topf mit einem Gummi. Das Ganze noch in einen Übertopf, da der Kokohum vom Anmischen noch sehr feucht sein sollte, ist vorerst kein Wasser nötig, um keinen Schimmel zu fördern, ansonsten eben noch etwas Wasser nachgiessen. Jetzt habt ihr euch ein Minigewächshaus gebaut, das die tropischen Verhältnisse grob nachstellen sollte und eure Ananas problemlos anwurzeln lässt.

Abschließend sei noch bemerkt, dass die Ananas eine Bromelie ist, sie aber ihren Wasser- und Nährstoffbedarf im Gegensatz zu ihren Verwandten fast komplett über Erdwurzeln deckt. Jedoch ist sie gerade am Anfang der Anzucht noch auf regelmäßige Spenden von Gießwasser angewiesen, da sich noch keine kräftigen Wurzeln ausgebildet haben. Also mal ab und zu etwas Wasser in die Blattrosette (in der Mitte, wo von oben betrachtet alle Blätter wie aus einem Loch kommen, da würde auch die Frucht herauswachsen), um den kleinen natürlichen "See" dort drinnen nicht austrocknen zu lassen, das würde die Anzucht sonst extrem erschweren oder unmöglich machen, da die Ananas sonst nur Wasser und Nährstoffe aus der Luft aufnehmen kann.

Ansonsten kann ich nur sagen, das die Ananas eine echt tolle Pflanze ist, die man, wie meine Vorrednerin schon bemerkte, auch mal länger nicht gießen muss, solang sie nicht in der Sonne steht. Eine ausgewachsene Ananas erinnert etwas an eine Agave und kann auch mal 2 Wochen Sommerurlaub ohne gießen überstehen und sieht sehr elegant und majestätisch aus. Die Pflanze wird in tropischen Breiten gerne 150 cm groß und breit.

EDIT: Subbotnik hat mal ein paar Bilder gemacht und mir überlassen damit leichter verständlich ist, wie es geht:

Ungefähr auf der Höhe abschneiden (hier: Baby Ananas)

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Blätter vorsichtig abziehen...

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...und die erwähnten "Hubbel", also die Luftwurzeln, freilegen. Bis hierhin kann man das auch noch im Supermarkt machen :wink:.

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So sieht das ganze zur Hälfte gepuhlt von unten aus - nur um zu verdeutlichen, wieviel Frucht überhaupt noch dranhängen muss (im Grunde fast nichts).

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So sehen die Luftwurzeln aus bzw. sollten sie soweit freigelegt werden bis sie so stark sichtbar sind.

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Trockene und vertrocknete Pflanzenteile entfernen um Schimmel / Fäule / Pilzbefall zu vermeiden.

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Danach alles überschüssige an Fruchtfleisch wegschneiden, um Schimmel / Fäule / Pilzbefall zu vermeiden.

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Und so sieht das ganze fertig aus, nachdem alles entfernt wurde - Fruchtfleisch möglichst gut abtragen ohne den Strunk an sich zu beschädigen. Wer sich das nicht ganz zutraut was die Feinheiten angeht kauft sich am besten mehrere Ananas und probiert oder lässt das ganze (siehe vorletztes Bild) gut abtrocknen und pflanzt es dann ein oder versucht das dann trockenen Fruchtfleisch "abzubröseln".

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Nach einem Jahr sieht es dann so aus, die Baby Ananas ist dann ungefähr 40 - 60 cm groß

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» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 08.09.2008, 13:43, insgesamt 2-mal geändert.

Achso, man kann Ananas auch aus Samen ziehen, diese befinden sich in den sechseckigen Kammern der Frucht, durch abschälen legt man diese frei. Jedoch ist die Anzucht aus Samen langwieriger, schwieriger und wesentlich aufwendiger.

Aber aufpassen, in den (Beeren-)kammern der Ananas sind Stoffe hochkonzentriert vorhanden, die bei Menschen mit entsprechender Veranlagung Aphten hervorrufen können, was eigentlich ein natürliches Immunsystem für die Kerne darstellt (Die Wirkstoffe, nicht die Aphten :-D). Man sollte nach dem Schälen die Hände gründlich waschen, da man diese Wirkstoffe sonst über kurz oder lang im Gesichtsbereich mit der Hand ablagert oder oral zu sich nimmt - typisch dafür ist ein Kribbeln oder bei Menschen mit entsprechender Vorveranlagung die Bildung von (Herpes-)Bläschen.

Zudem erhält man aus Samen keine sortenechten Pflanzen, wohingegen eine aus dem Strunk gezogene Ananas 1:1 der Originalpflanze entspricht.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Na das ist ja mal ein interessanter und origineller Tipp, werde ich mir gleich notieren und bei Gelegenheit ausprobieren. Klingt auch nach einer extrem buerotauglichen Pflanze... Und wieder mal ein Grund leckere Ananas zu essen. Danke :)

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» misspider » Beiträge: 1964 » Talkpoints: 6,69 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



ja würde auch sagen, Ananaspflanzen sind absolut bürotaugliche Pflanzen...bis zu einem gewissen Stadium. Denn die wachsen ziemlich fröhlich vor sich hin und werden dann breit und weit ausladend... nix mehr für den Schreibtisch ;)
Außer du nimmst eine Babyananas, geht auch.

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» Cala » Beiträge: 1639 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Aber prima für den Wintergarten :D, macht was her.

Wenn die Ananas langsamer wachsen soll, musst Du es schon fast wie bei den Bonsais machen: Nur gerade soviel Düngen, das sie (über-)lebt und geringfügig wächst, soviel Blattwerk abschneiden, dass es grad noch zum Überleben/geringfügig wachsen reicht, aber so verschneidest Du die ganze Pflanze :( und sie macht optisch nicht mehr her.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Das klingt ja wirklich klasse! Ideen muss man haben, hatte ich vorher wirklich noch nie gehört. Hoffentlich wird das bei mir auch was. Und da ich lange Texte nicht so mag... Ganz normale Blumenerde nehmen? Werde morgen direkt mal lostraben und Ananas kaufen gehen (nicht die in der Dose, wie sonst :lol: )

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» moppeline123 » Beiträge: 797 » Talkpoints: -3,36 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ja, also bei uns zumindest sitzen sie (mittlerweile) in normaler Blumenerde aus dem Baumarkt. Anzucht in KokoHum kann zwar nicht schaden (vermeidet Schimmel), glaub das muss aber nicht sein.

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» Cala » Beiträge: 1639 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Super Tipp! Das werde ich auf jeden Fall demnächst mal ausprobieren, ich esse doch so gerne Ananas! Da hat der Abfall, dann wenigstens auch noch einen Sinn! Und ich brauche sowieso unbedingt neue Pflanzen, da mir leider ein paar durch Spinnmilbenbefall eingegangen sind! Hoffentlich klappt das bei mir, aber es hört sich ja nicht zu schwer an!

Wie schnell wächst denn so eine Ananas dann eigentlich? Dauert es lange bis sie richtig groß ist, so dass man sie auf den Boden stellen kann?

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» angel777 » Beiträge: 420 » Talkpoints: -1,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


hört sich echt toll an. nur ob ich das mit meinem eher wenigen grünen daumen hin bekomme. ich glaub auch wenn die ananas dann noch so wenig pflege braucht, bei mir würde sie es nicht überleben. :lol:

mal schauen, ob ich mir doch irgendwann eine ananas kaufe. nur hab ich das mit dem abschneiden nicht so ganz kapiert.. wo muss ich wie was abschneiden ? will ja das sie wenigstens 1 wurzel bekommt, bevor ich dann auch diesen teil der ananas in die biotonne bringe. :)

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» Laufmasche » Beiträge: 7540 » Talkpoints: -37,09 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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