Wozu eigentlich arbeiten?

vom 20.10.2008, 03:23 Uhr

Ich möchte hier echt keine neue Diskussion über Hartz4 vom Zaun brechen. Trotzdem hoffe ich ihr versteht, wie sehr ich mich ärgere! Ich bin alleinstehend, arbeite Vollzeit und hart, und komme gerade mal so über die Runden. An Ersparnisse anlegen ist gar nicht zu denken. So, und dann kenne ich Leute (unter anderem ein Nachbar) die von Hartz4 leben und denen im Monat mehr übrig bleibt, als mir! Weil Deppen wie ich denen das Hartz4 bezahle.

Neulich meinte so ein Typ auch, er könne überhaupt nicht verstehen, wozu ich mich abrackere, während ihm viel mehr Geld zur Verfügung steht, das er verjubeln kann. Und ganz ehrlich: Das frage ich mich auch! Ich muss mit den Öffis zur Arbeit fahren (jeden Tag rund 3 Stunden), und ein Arbeitsloser fährt mit seinem BMW von Party zu Party. Da krieg ich echt die Krise! Bitte versteht mich nicht falsch: Ich weiß, dass es viele gibt, die unverschuldet arbeitslos wurden und darüber total verzweifelt sind. Aber ich kenne eben auch viele, die dieses System beinhart ausnutzen und keinen Finger krumm machen, weil ihnen ohnehin alles hinein geschoben wird und die dicke Autos fahren.

Wozu noch arbeiten? Da ist man doch nur der Blöde, der anderen ein faules Leben finanziert!

» Schenk » Beiträge: 3 » Talkpoints: 0,00 »



Sei doch stolz auf dich das du dich nicht vom Staat bezahlen lassen muss. Natürlich ärgert das einen sehr das es den Hartz IV Empfängern viel besser geht als uns die hart für ihr Geld arbeiten müssen. Es denken soviel Menschen wie du, aber sie haben wie du Ehre und stolz, dass man nicht vom Staat abhängig ist.

Es wird dir bestimmt bald gedankt das du soviel arbeitest und vielleicht verdienst du bald mehr und musst nicht mehr an sowas denken. Du kannst sagen du arbeitest hart für dein Geld und brauchst kein schlechtes Gewissen, wenn du dir mal was gönnst.

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» dauschi » Beiträge: 1246 » Talkpoints: 5,11 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Sicher hast du vom Prinzip her recht. Ich würde mich auch tierisch aufrege, wenn ich trotz Vollzeitarbeit nicht mehr hätte als ein Hartz4-Empfänger. Sie mögen zwar zum Leben genug Geld haben, aber dicke Autos fährt nun wahrlich nicht jeder Hartz4-Empfänger. Ich wage zu bezweifeln ob ein BMW mit Hartz4 zu halten ist. Dein Bekannter spart da entweder an allen Ecken und Enden um mit dem Auto und den vielen Parties cool zu wirken oder er kriegt irgendwo anders Geld her.

Ist natürlich dann auch traurig für die restlichen Arbeitslosen, wenn dann so ein Bild, wie von der gemalt entsteht, dass sie alle faul rumsitzen und dicke Autos in der Garage haben.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich denke Hartz IV macht es vielen Menschen einfach viel zu einfach zu Leben. Niemand mehr muss in wirklicher Armut leben. Gerade wenn ich stark übergewichtige Hartz IV Empfänger in einigen Fernsehshows sehe denke ich mir, wie sich die Zeit gewandelt hat.

Früher ist man verhungert, wenn man arm war. Heute kann man sich super ernähren, wenn man nichts tut. Wiederum bewundere ich Leute, die obwohl sie von Hartz IV leben und keinen Job finden, trotzdem noch Ehrenamtliche Tätigkeiten ausführen.

» Wuff » Beiträge: 244 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wuff hat geschrieben:Früher ist man verhungert, wenn man arm war. Heute kann man sich super ernähren, wenn man nichts tut.

Diesen Satz finde ich kann man nicht ganz so stehen lassen. Denn dick sein zeugt heutzutage in der westlichen Welt nicht gerade von Reichtum, die Zeiten ändern sich eben.

Gerade eine gesunde, ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse ist meist teurer als die Billigchips, Pommes und Buletten vom Discounter um die Ecke. Ungesundes, fettreiches Essen ist in der Regel günstiger und weiter verbreitet. Bei Getränken ist das nicht so, aber bei Lebensmitteln finde ich trifft das schon zu.

Hinzu kommt natürlich ein schlechtes Bildungsniveau bei vielen Hartz4-Empfängern, sprich das Verständnis für ausgewogene Ernährung bzw. ein Gesundheitsbewusstsein fehlen schlichtweg.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich wundere mich auch immer über Leute im TV die sagen "Ja also ich habe nur 350€ im Monat zur Verfügung, der Rest sind Fixkosten! Oh mein Gott ich bin so arm!". Und dann fällt immer wieder das Wort Armutsgrenze. Also ich habe deutlich weniger Geld monatlich zur Verfügung, nämlich nur höchstens 150€ für Essen, Trinken, Klamotten, Freizeit. Ersparnisse habe ich auch nicht wirklich. Und was soll ich sagen? Es reicht! Bin zwar in der Regel auf Null am Monatsende, aber irgendwie passt es immer. Großartig Schulden habe ich auch nicht.

Ich bin Student und so wie mir geht es sehr sehr vielen. Ich finde das normal und kann einfach nicht verstehen, wie man mehr als 300€ im Monat für sich alleine verballern kann.

» joehanson » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 02.02.2019, 18:00, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Klar kann ich mir schöneres vorstellen als jeden Tag um fünf Uhr aufzustehen um in die tägliche Knochenmühle zu gehen. Nur noch Freizeit, das würde sicherlich jeder gerne machen wenn nicht der schnöde Mammon erforderlich wär um sich die schönen Dinge des Lebens auch leisten zu können. Anderseits würde mir aber auch der Umgang mit den lieben Kollegen, ihren Macken und Eigenarten fehlen. Ich will ja nicht gerade von Vereinsamung sprechen, aber irgendwie trifft das doch den Kern.

Auch muss ich an mir feststellen, dass mich der Stress und die Herausforderungen doch stählt, um mit den täglichen Problemen im Leben besser fertig zu werden. Ich lerne täglich neue Dinge und Blickwinkel kennen, was ich so zu Hause nie hätte. Sicherlich gibt es Hobbys zur Beschäftigung, auch die eigene Weiterbildung zu Hause ist durchaus möglich. Ich müsste mich aber täglich selber darum kümmern und nicht wie auf Arbeit so quasi nebenbei die Dinge beigebracht bekommen.

Ich versuche mich zu motivieren in dem ich mich davon überraschen lasse was der Tag so bringt oder mich auf das gemeinsame Nachmittagskaffeetrinken mit meiner Frau freue. Das klappt zwar nicht immer, ist aber sehr hilfreich um nicht ständig mit einem griesgrämigen Gesicht herumzulaufen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Klar, viele Hartz IV-Empfänger haben die neusten Handys und riesige Flachbildschirme aber das ist meiner Meinung nach nur der wirklich asoziale Teil dieser Menschen, die all diese Sachen in Katalogen bestellen und auf Raten kaufen und am Ende dann tausende von Euro Schulden haben. Klar, dass es für einen Außenstehenden dann immer erst mal aussieht, als könnten diese Menschen auch ohne Arbeit vom Staat super leben aber in Wirklichkeit ist das eben nicht so. Und die wirklich aufrichtigen Familien, die sich und zwei Kinder über Hatz IV finanzieren müssen und dabei eben keine Schulden machen wollen, müssen schon ganz schön knapsen.

Ich habe zum Beispiel letztens eine Nebenkostennachzahlung von 750€ bekommen. Wie soll das denn ein Hartz IV Empfänger so einfach bezahlen? Außerdem würde es mich persönlich absolut nicht zufriedenstellen, wenn ich mich in so vielen Dingen einschränken lassen und überwachen lassen müsste. Die müssen doch kompletten Einblick in ihre Konten geben und es kommt sogar Kontrolle ins Haus, um zu gucken, was sie wirklich brauchen, wenn sie Bedarf anmelden. Kann man sich denn noch weiter erniedrigen lassen? Oder wenn ich mir vorstelle, ich könnte mir nicht die Wohnung aussuchen, die mir gefällt, sondern müsste mich nach dem Amt richten, was die eben bezahlen wollen.

Außerdem sind Hartz IV-Empfänger in unserer Gesellschaft auch schon ziemlich stigmatisiert und von vielen gleich als asozial eingestuft, obwohl sicherlich auch viele dabei sind, die wirklich gerne arbeiten würden aber aufgrund des Alters oder mangelhafter Qualifikation keine Chance haben. Nichtsdestotrotz ist immer noch jeder seines eigenen Glückes Schmied und auch der Threadersteller könnte mehr aus seinem Leben machen, wenn sein Job wirklich so mies bezahlt wird. Dann kann man zum Beispiel noch mal eine neue Ausbildung machen oder Umschulen oder einen neuen Job suchen und sich nicht einfach in sein Schicksal ergeben und jammern.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde deine Pauschalisierungen ziemlich weit hergeholt. Welcher Hatz4-Empfänger kann denn bitte mit einem BWM von Party zu Party fahren?!

Vielleicht solltest du dich wirklich mal mit 'normalen' Arbeitslosen beschäftigen und nicht mi denen, die so bei Oliver Geissen in der Show rumsitzen und irgendeinen Quatsch erzählen. Ich jedenfalls weiß, dass man sich einen BMW und Party gar nicht leisten kann unter solche Bedingungen.

Abgesehen davon ist dein Gedankengang mir auch sehr fremd. Ich arbeite eigentlich für mich, damit ich Geld habe und weil ich finde, dass ich dafür selbst verantwortlich bin. Ich weiß ja nicht wozu du arbeitest, aber wenn du die Einstellung hast, wird es nicht lange dauern bis sich das deutsche Sozialsystem in Lust aufgelöst hat, weil sie lauter Leute mitschleppen, die eigentlich arbeiten könnten.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ehrlich gesagt, kann ich dich da sehr gut verstehen und mich regt das zum Teil auch wirklich auf. Ich habe erst vor kurzem gehört, wie das bei einer Bekannten von mir ist, und war über den Sachverhalt doch ziemlich baff.

Für das Amt ist sie eine allein erziehende Mutter von 3 Kindern und bekommt im Monat knapp 1000 Euro Hartz4. Dazu kommen noch einmal ca. 500 Euro an Kindergeld und 300 Euro Erziehungsgeld, die nicht auf Hartz4 angerechnet werden. Das sind dann mal eben 1800 Euro, die sie und ihre Kinder zum Leben haben. Klar, da gehen Miete, Strom, Gas und Telefon davon ab, aber nun kommt der Knackpunkt. Sie lebt gar nicht allein, sondern mit ihrem Lebensgefährten zusammen, der auch arbeitet und dessen Einkommen man dann auch dazu rechnen muss. Das diese ganze Aktion Betrug ist, darüber braucht man nicht diskutieren und ich wundere mich schon, dass das bisher noch nie aufgefallen ist.

Aber ich finde auch die 1800 Euro allein schon ziemlich viel Geld für jemanden, der nicht einen einzigen Finger dafür krumm machen muss, sondern im Gegensatz noch stöhnt, wenn er mal morgens früh aufstehen muss, weil das Arbeitsamt geladen hat.

Irgend etwas läuft doch da mächtig falsch in unserer Gesellschaft, wenn in anderen Familien für eben ein solches Einkommen, das nur knapp drüber liegt, gearbeitet werden muss, dagegen aber noch ein Auto zusätzliches Geld und Sprit frisst, weil der Familienvater es für den Arbeitsweg benötigt.

Wir haben in meinem Bekannten- und Freundeskreis in letzter Zeit öfters Diskussionen über das Thema gehabt und genau die Frage, die du dir gestellt hast, wurde da auch aufgeworfen.

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» Zwieback » Beiträge: 722 » Talkpoints: 20,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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