Akzeptanz von Hörgeräten
mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass viele Menschen, die schlechter hören, sehr lange warten, bis sie sich ein Hörgerät zulegen. Oft erst, wenn Familie oder Freunde schon mehrmals sagen: „Du, du hörst echt schlecht!“ – und selbst dann dauert es oft noch.
Bei einer Brille ist das ganz anders. Wenn man merkt, dass man nicht mehr gut sieht, geht man recht selbstverständlich zum Augenarzt oder Optiker. Eine Brille zu tragen ist für die meisten ganz normal – man kann sich sogar aussuchen, welches Modell am besten zum Gesicht passt. Niemand schämt sich dafür, im Gegenteil: Viele sehen eine Brille sogar als modisches Accessoire.
Aber bei Hörgeräten? Da scheint es immer noch eine Art Hemmschwelle zu geben. Vielleicht, weil viele denken, es zeigt, dass man „alt“ ist. Oder weil man Angst hat, dass andere etwas bemerken. Dabei sind die Geräte heute doch so klein und technisch richtig gut! Sie können das Leben so viel einfacher machen – man kann Gespräche wieder richtig mitverfolgen, Musik genießen oder einfach entspannter unterwegs sein.
Ich frage mich: Warum ist das so? Liegt es an der Scham, an falschen Vorstellungen oder einfach an der Gewöhnung?
Wie seht ihr das? Habt ihr selbst oder jemand in eurer Familie Erfahrungen damit gemacht? Mich würde interessieren, warum für viele der Schritt zum Hörgerät schwerer ist als zur Brille – und ob sich das vielleicht langsam ändert.
Ganz einfach: Weil ein Hörgerät kein vollständiger Ersatz des Hörverlustes ist. Die Reklame fährt immer wieder auf das Klischee ab, dass die Leute zu dumm oder zu eitel wären, um sich ein Hörgerät anpassen zu lassen. Leider wird dabei nicht berücksichtigt, dass die Gründe für die Ablehnung nicht nur soziologische, imagemäßige, modemäßige, altersstarrsinnmäßige sondern auch medizinsche sind.
Auch die Reklame mit für "Null Euro" erhältliche Geräte ist einfach eine dreiste Lüge. Letztendlich entscheiden auf vorher gefälligst zu kontaktierende Krankenkassen darüber, welche Geräte nun tatsächlich anteilig kostenmäßig übernommen werden. Und das sind Geräte, die zwar Digitaltechnik verwenden, aber dennoch mit erheblichen Unbequemlichkeiten oder sogar Mängeln ausgestattet sind.
Es werden nur noch Geräte mit Digitaltechnik bezahlt. Das diese irritierende Echos produzieren, gerade, wenn es sich um Geräte handelt, die "versteckt" im Ohr getragen werden, wird nicht groß heraudsposaunt. Auch klagen viele Hörgeräteträger über zunehmenden Tinnitus, nachdem sie ein Hörgerät vom HNO-Arzt verpasst bekommen hatten. Und dass man damit Musik wie früher genussvoll hören könne, ist genauso eine nicht den jeweiligen Gegebenheiten entsprechende Behauptung. Zum Teil hört sich Musik an wie Stockhausens Elektronische Musik, mit falschen Tönen und extremen Lautstärkeunterschieden.
Die Hörempfindlichkeit nimmt sogar in der Anfangsphase des Hörgerätetragens noch ab. Und dieser Prozess des Abbaus der Hörfähigkeit ist nicht zu stoppen. Im Gegenteil, hat man einmal mit Hörgerätetragen angefangen, muss nach einiger Zeit immer wieder ein neues, stärkeres Gerät verschrieben werden, was die Kassen nicht so gerne machen.
Jedenfalls wird es höchste Zeit mit dem Mythos aufzuräumen, dass die Technik in der Lage wäre, körperliche Defizite vollständig wegzukompensieren.
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