Ein Lieblingskind haben?
Schwieriges Thema und ich bin mir sicher, dass man das so einfach auch nicht beantworten kann oder sollte. Aber ich hatte letztens ein emotional anstrengendes Gespräch mit einer Freundin, die klipp und klar sagte, dass sie mit einem ihrer drei Kinder mehr anfangen kann und mit einem gar nichts.
Ihr Lieblingskind sei ihr sehr ähnlich. Sie haben viele gemeinsame Interessen und können viel gemeinsam machen. Zum dritten Kind konnte sie kaum eine Bindung aufbauen. Sie meidet es unbewusst regelrecht. Das zweite Kind ist halt "da". Nicht störend, aber auch nicht der Liebling.
Ich musste ganz schön schlucken, als ich das hörte. Mir wäre das auch niemals aufgefallen aber sie meinte, dass darin ja die Kunst bestehen würde: das es niemand merkt und schon gar nicht die Kinder. Aber würde man sie zwingen, ein Lieblingskind zu benennen, dann würde die Wahl nicht schwer fallen.
Ich habe da so noch nie drüber nachgedacht, weil ich es letzten Endes doch recht abwegig finde, ein Kind mehr zu lieben. Die sind wahnsinnig unterschiedlich, aber das macht sie nicht besser oder schlechter. Sie haben ihre Stärken in vollkommen unterschiedlichen Bereichen, was es spannend macht, ihnen beim Aufwachsen zuzusehen.
Und dann musste ich noch eine eine Verwandte denken, bei der man doch merkt, dass auch sie klare Unterschiede macht. Und zwar merkt man hier deutlich, dass sie zwar kein Lieblingskind hat, aber eins eben einfach nicht leiden kann. Und zwar ganz offensichtlich.
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr schon mal die Beobachtung gemacht, das jemand ein Lieblingskind hat oder würdet ihr von Euch sagen, dass ihr eines habt?
Ich habe 2 Kinder und da wurde nie eins davon übervorteilt oder benachteiligt. Aber ich kenne solche Fälle auch aus meinem Bekanntenumfeld. So bezeichnet zum Beispiel eine Mutter einen ihrer drei (mittlerweile erwachsenen) Söhne, immer als den Dummling. Nur weil er es nicht ganz so weit wie die anderen gebracht hat. Aber ich finde das immer ganz furchtbar und das habe ich ihr auch schon gesagt.
Eines unserer letzten großen Tabus, denke ich. Und ja, ich glaube, dass es das in vielen Familien gibt, aber heftig zu lesen ist es schon, wie die Mutter hier aus dem Beispiel, eines der Kinder eher so lala findet und das andere regelrecht ablehnt. Aber sie hat es ja auch begründet, wobei sich mir ein wenig der Gedanke aufdrängt, ob sie nicht einfach zu viele Kinder bekommen hat und deswegen mit Kind Nummer zwei und drei hadert. Es scheint sich ja um eine zeitliche Abstufung in ihren Präferenzen zu handeln.
Es gibt in der Psychologie den Begriff des Golden Childs, das Kind, was an erster Stelle steht und oft für einen Elternteil, meist die Mutter, eine Sonderrolle einnimmt, weil dieses Kind gerne parentifiziert wird und bestimmte Bedürfnisse erfüllt. Narzissten machen so etwas unbewusst sehr gerne. Und dann gibt es oft noch das schwarze Schaf, was nichts richtig machen kann und auf welches aller Unmut projiziert werden kann, dann auch oft mit einer Spaltung zwischen den Geschwistern, weil die Mutter das Lieblingskind auf ihre Seite zu ziehen versucht. Oft gegen die übrigen Familienmitglieder und den Rest der Welt.
Interessanterweise hatte ich vorhin eine Unterhaltung, in welcher ich feststellte, dass mein Opa sich von seinen vier Kindern nur von einem einzigen wirklich etwas sagen ließ, während die Meinung der anderen drei nicht zählte. Und im anderen Zweig der Familie hatte auch jedes der Kinder eine besondere Rolle, während eines ganz klar das Schwarze Schaf war. Das Thema der Rollen in Familien und der Position und Wertigkeit von Kindern ist ausführlich und sehr komplex. Aber die immer wieder von Müttern postulierte Gleichbehandlung ihres Nachwuchs ist vermutlich weniger häufig, als die Gesellschaft sich das wünscht.
Und dann kann es auch schlicht und einfach sein, dass man wirklich zu manchen Menschen, zu denen auch die eigenen Kinder gehören, besser Bezug bekommt als zu anderen. Nur sind die wenigsten so offen, dass klar zu benennen, wie die Frau aus dem Eingangsbeitrag.
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