Arbeit - lieber Sicherheit oder Karriere

vom 10.02.2008, 06:55 Uhr

Eigentlich hätte ich jetzt auf Anhieb "Sicherheit" geantwortet, aber mir ist dann noch ein anderer Aspekt eingefallen. Die Sicherheit ist natürlich wichtig, aber genauso wichtig ist für mich, dass der Job mir Spaß macht. Wenn ich in einem Unternehmen bin, das mir zwar Sicherheit bietet, aber der Job gefällt mir absolut nicht und ich habe keine Chance, mich in einen Beruf zu entwickeln, der mir gefällt, dann bringt mir das alles nichts. Ich würde also die Punkte Sicherheit und Spaß am Job an erster Stelle sehen, die Karriere ist für mich nachgelagert zu betrachten. Für die Karriere würde ich am aller wenigsten das Unternehmen wechseln.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Also beruflich gesehen, würde ich auch eher zur Sicherheit tendieren, denn was nützt mir eine Karriere, wenn diese nur sehr kurz anhält? Da hab ich doch lieber etwas weniger Geld im Monat zur Verfügung, aber weiß, das ich auch noch in vielen Jahren etwas, von meinem Job habe.

Da man sich ja auch im Leben was gönnen möchte, ist es doch viel besser, wenn man einen sicheren Job hat und somit auch länger über ein bestimmtes Einkommen verfügt, als wenn man z.B. durch eine Karriere nur ein paar Jahre gut verdient und diese dann den Bach runter geht.

Denke auch, dass man mit einem gewissen festen Einkommen besser leben kann, als wenn man erst viel und dann irgendwann mal, aus welchen Gründen auch immer, mit viel weniger auskommen muss, weil es halt eben z.B. mit der Karriere nicht mehr so geklappt hat.

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» Chrissiger » Beiträge: 1296 » Talkpoints: -2,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Weil auch ich die Sicherheit im Beruf vorzog, entschied ich mich in den 70er Jahren für den Staatsdienst und schlug die Beamtenlaufbahn ein. Mir war damals mit knapp 20 Jahren allerdings schon klar, dass man beim Staat keine großen Karrieresprünge machen kann und falls man trotzdem den Aufstieg plant, ist eine Versetzung in eine teuere Großstadt nahezu sicher. Der höhere Verdienst würde dann sofort wieder von der dort hohen Miete vollständig aufgefressen werden. Die Ausbildung war ganz ok - die dafür Verantwortlichen und die entsprechende Fachschule haben sich meiner Meinung nach echt Mühe gegeben. Auch hatte ich das Glück, dass ich in den ersten sechs Jahren nach meiner Anstellungsprüfung relativ heimatnah eingesetzt wurde (ca. 100 Km). Die folgenden Dienstjahre waren aus meiner Sicht völlig in Ordnung: Man hatte immer genügend zu tun, hatte verantwortungsvolle Aufgaben und das Betriebsklima war vorbildlich.

Erste Zweifel, ob ich den richtigen Beruf ergriffen habe bekam ich, als Kollegen von Bahn, Post Telekom usw. bereits schon nach 20 oder weniger Dienstjahren in den vorzeitigen Ruhestand (oft gegen deren Willen !) geschickt worden sind. Da ich in einem anderen Resort innerhalb des Staatsdienstes arbeitete, machte ich mir über meine eigene berufliche Zukunft aber zunächst nur wenig Gedanken. Die Situation ändert sich dann aber bltzartig kurz nach der Jahrtausendwende als es zu erheblichen Umstrukturierungen und dem Einsatz neuester PC-Software kam. Ich bekam immer weniger Aufgaben übertragen und hatte oftmals den halben Arbeitstag nichts zu tun (Ich weiß, jetzt kommen natürlich wieder die Vorurteile gegenüber meiner Berufsgruppe auf). Meine Bitte, einige Aufgaben von nachweislich deutlich überlasteten Kolleginnen und Kollegen übernehmen zu dürfen wurde von der Behördenleitung abgelehnt, gleichzeitig warf man mir vor, "nur" einen Realschulabschluss und kein Abi zu besitzen.

Für etwas schwierigere Aufgaben sei meine Qualifikation trotz meiner fast 40-jährigen Berufserfahrung zu niedrig - man könne mich einfach nicht mehr brauchen und eine Nachqualifizierung scheide bei mir aus, da ich außer dem fehlenden Abitur auch schon viel zu alt sei. Zunehmend verschlechterte sich auch allgemein das Betriebsklima in unserer Behörde. Als ich nun vor einigen Monaten schwer erkrankte, rief mich mein Personalchef an und riet mir dringendst über eine Frühpension nachzudenken. Man wisse, dass ich in meinem Alter und mit meiner leider sehr fachbezogenen Ausbildung nirgendwo eine Stelle nach meiner Genesung mehr finden würde.

Gleichzeitig erfuhr ich durch Zufall, dass mein Behördenleiter heimlich und "hinter meinem Rücken" Kontakt zu meinen mich behandelnden Ärzten aufnahm und diese anbettelte, mich möglichst lange krank zu schreiben - rechtlich gesehen könne man einen Beamten nur so los werden. Dabei rechnete mein Chef den Ärzten am Telefon auch noch vor, dass der Steuerzahler mit dieser Lösung kräftig Geld sparen würde, da ich ein spürbaren Pensionsabschlag hinnehmen müsste. Die dann frei werdende Stelle wird künftig nicht mehr besetzt werden. Fazit: Einen richtig sicheren Arbeitsplatz wird man wohl kaum finden. Nicht einmal die angeblich so sehr sicheren Beamtenberufe sind mehr so richtig sicher.

» Eisfuchs69 » Beiträge: 25 » Talkpoints: 15,57 »



Ich habe mich auch für die Sicherheit entschieden. Und zwar habe ich wie mein Vorschreiber die Beamtenlaufbahn beschritten. Ich bin eine Frau und da ist die Verbeamtung auf Lebenszeit schon ein großer Pluspunkt. Man kann in aller Ruhe eine Familienpause einlegen und bekommt seine Stelle zurück. Oder eine gleichwertige Stelle.

Mein Mann hingegen hat sich für die Karriere entschieden. Er arbeitet als Ingenieur in der freien Wirtschaft. Aufgrund guter Leistungen ist sein Arbeitsplatz inzwischen auch sehr sicher. Außerdem wird er regelmäßig von Personalagenturen angesprochen die ihn abwerben wollen. Es ist für ihn natürlich auch stressiger, weil er Leistung bringen muss um auch Sicherheit zu bekommen. Aber ihm macht die Arbeit so viel Spaß und das ist auch viel wert.

» Isella » Beiträge: 190 » Talkpoints: 74,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge



In nichtmal einem Jahr, wenn ich hoffentlich mein Abitur in der Tasche habe, muss ich mir die selbe Frage stellen. Mir sollten damit alle Türen offen stehen (also prinzipiell erstmal), so kommt eine Beamtenlaufbahn in Frage, Duales Studium und und. Bewerben tue ich mich zwar schon für verschiedenes, eine letztliche Entscheidung was ich denn will habe ich noch nicht getroffen. Am liebsten würde ich mich für die Sicherheit entscheiden, die ist oft mehr Wert als Karriere. Aber den bombensicheren Job gibts leider nicht mehr.

Beamter auf Lebenszeit wird man nicht gleich nach der Ausbildung, da kommen noch ein paar Jahre auf einen zu. Und wenn dann etwas passiert, hat man quasi gar keine Ausbildung in der Tasche (Ausbildungen zum Beamten sind meistens zu keinem anderen Beruf kompatibel, man hat quasi keinen Beruf). In der freien Wirtschaft kann man zwar, falls man entlassen wird, mit einer Ausbildung einen anderen Arbeitsplatz suchen, man kann aber eben schneller entlassen werden als ein Beamter.

Man muss jedoch dazu sagen, dass die Verdienstmöglichkeiten in der freien Wirtschaft mit Abitur doch in der Regel deutlich besser sind. Als Beamter hat man jedoch sein Geld immer sicher. Die Entscheidung fällt mir schwerer als sich das manche Leute vielleicht vorstellen können.

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» n8hawk4u » Beiträge: 208 » Talkpoints: 28,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Man muss sich wirklich überlegen was man im Leben einmal erreichen möchte und inwieweit auch die Familie bei den Plänen mitspielt beziehungsweise wie die persönliche Situation ist. Ich will damit sagen dass solche profanen Dinge wie die eigene Intelligenz, ein Stall voll Kinder oder eine anspruchsvolle Ehefrau eine bedeutende Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen. Natürlich ist es auch bedeutsam wie phlegmatisch man ist und wie geduldig und natürlich spielt auch das Alter eine Rolle.

Wie auch immer, ich persönlich halte Sicherheit für sehr wichtig. Das liegt aber daran dass ich doch schon im reiferen Alter bin und nicht mehr nach einer Karriere strebe. Mir erscheint mein bescheidenes Gehalt ausreichend, der Job ist nicht anstrengend und wenn ich keinen so großen Unfug mache dann bleibt das auch bis zur Pensionierung so. Warum soll ich ständig in der Kurve liegen und meine Nerven ruinieren nur um einen bestimmten Posten zu bekommen?

Wir haben hier zwei Kollegen die das schon seit fast zwanzig Jahren anstreben, sie schaffen es aber nicht weil es keine entsprechenden Stellen oder Beförderungen gibt. Die Leute die damals darauf sitzen die sind auch heute noch dabei und wenn man nicht auf die natürliche Auslese warten will dann bleibt wirklich nur eine Kündigung oder eine Versetzung in eine andere Behörde. Die Leute die sich hier so abstrampeln hätten es wirklich verdient, sie sind klug, haben die entsprechenden Abschlüsse und auch genügend Erfahrung. Den letzten Schritt gehen möchte aber keiner und seinen Job aufgeben, da steht doch die Sicherheit an erster Stelle. Ich denke einmal dass da noch die Vernunft siegen wird.

Andererseits frage ich mich wirklich ob es so erstrebenswert ist Karriere zu machen, ich setze jetzt einmal die Karriere und die Führungsarbeit gleich. Aber warum soll ich mich mit Leuten und deren Fehlern herumärgern wenn sie mir egal sind? Warum soll ich mir Arbeit über das Wochenende mit nach Hause nehmen oder abends länger bleiben weil ich mich um jeden Mist selber kümmern muss? Ist es wirklich so angenehm Kollegen mit denen man schon seit 20 Jahren befreundet ist zu Führen und Anzuleiten? Diese ganzen Gremien und Ausschüsse wo ich dann mitarbeiten muss sind alle ziemlich hohl und auf diese ganzen gesellschaftlichen Verpflichtungen mit denen so etwas normalerweise immer verbunden ist kann ich auch gerne verzichten.

Ganz ehrlich, die Kohle und die Herausforderungen reizen mich nicht. Es muss auch Indianer geben. Die Sicherheit ist mir doch schon wichtig. Im Laufe der Zeit hat man sich doch mehr oder weniger betrieblicherseits etwas aufgebaut und auch zu Hause möchte man seinen Standard nicht zurückschrauben falls etwas mit der Karriereplanung schief läuft.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe einen Job, beziehungsweise einen Beruf, bei dem es nicht viele Aufstiegschancen gibt. Deswegen würde ich für mich in dem Zusammenhang sagen, dass mir Sicherheit im Job viel wichtiger ist als eine Karrieremöglichkeit. Natürlich gibt es noch andere wichtige Dinge, wie den Zusammenhalt im Team und damit auch die Freude am Beruf, aber die Sicherheit ist mir eben schon sehr wichtig.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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