Wunsch auf dem Sterbebett eine moralische Erpressung?

vom 03.09.2013, 14:51 Uhr

Es kommt ganz darauf an, was die Mutter A angetan hat. Wenn es so schwerwiegend ist, dass A der Meinung ist, es nicht ertragen zu können, falls die Mutter auf dem Sterbebett A um Verzeihung bittet, für das, was sie gemacht hat, dann ist es besser, nicht hinzugehen. Denn das Verhältnis in diesem Falle zur Mutter wird sowieso nur so sein, dass es nur darauf hinausgeht, von dieser Frau irgendwann mal geboren worden zu sein.

Warum sollte sich A dann noch ans Sterbebett dieser Frau begeben, damit diese meint, vor ihrem Ableben für ihre Untaten um Verzeihung zu bitten. Das nenne ich dann auch eine moralische Erpressung. Dazu würde ich mich an A's Stelle auch nicht hergeben. Die Frau könnte sicherlich mit einem besseren Gewissen ihren letzten Atemzug tun, aber was wäre dann mit der Tochter? Es gibt Menschen, die sich an ihre Versprechen gebunden fühlen, jedenfalls wäre das bei mir der Fall. Aber mit welchen Gewissensqualen müsste sich die Tochter dann herumquälen? Sie würde nicht nur daran erinnert, was ihre Mutter ihr angetan hat, sondern auch noch daran, dass sie ihr versprochen hat, dass alles zu vergeben. Warum soll sie ihr Leben noch mehr belasten durch ein Versprechen, das sie nicht geben wollte und auch nicht für richtig hält?

Ich finde das nicht hartherzig. Ja, ein Delinquent hat einen letzten Wunsch, aber so viel ich weiß, bezieht sich der auf die letzte Mahlzeit, die er sich wünschen darf. Diese Frau aber möchte das Böse, was sie getan hat, vergessen machen auf Kosten anderer. Das ist ein Unterschied.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Kaltherzig, unsympathisch und hartherzig ist A auf keinen Fall, nur weil sie es ablehnt, ihre Mutter am Sterbebett zu besuchen. A kennt die Mutter so gut, dass sie es einschätzen kann, wie das Gespräch verläuft und wie die Mutter sie erpressen wird, weil man einem Sterbenden normalerweise keinen Wunsch abschlägt. Gerade darum handelt A richtig.

Die Mutter will ihr Gewissen bereinigen auf Kosten der Tochter. Das ist ganz klar eine moralische Erpressung und der schlimmste Egoismus, den es gibt. Sie will die Tochter mit ihrem schlechten Gewissen belasten. Gut, dass die es abgelehnt hat. Das sehe ich so wie Diamante. Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, aber es muss schon etwas sehr Schlimmes sein, nehme ich. Das würde ich auch niemandem am Sterbebett verzeihen. Verspricht man es und verzeiht, dann hat man sein ganzes Leben daran zu knacken, das muss nicht sein. Ist etwas in Ordnung zu bringen, dann kann man es vorher machen, bevor man so krank wird. Die Zeit ist da und auch noch, wenn man schon sehr krank ist.

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