Habt ihr schon Bekanntschaft mit Stromschlag machen dürfen?

vom 09.08.2013, 21:00 Uhr

Weasel_ hat geschrieben:Auch wenn du es nicht gerne hörst, aber so läuft das eben. Es ist ja auch nicht so, dass es täglich tausende Stromunfälle gibt und die Krankenhäuser dann völlig überfüllt wären. Ich kann dir nur die Fälle schildern, die ich kenne. Dort wurde kein einziger Mensch einfach nach Hause geschickt, die Beobachtungszeit von 24h war Pflicht, egal wie schwer der Stromschlag von außen ausgesehen hat.

Das hat nichts mit nicht gerne hören zu tun, sondern ist genauso unzählige Male von mir so erlebt worden. Und natürlich gibt es die unzähligen Stromunfällen, nur rennen eben nicht gleich alle ins Krankenhaus.

Wenn du einen Stromschlag an 230V als völlig ungefährlich betrachtest und die Gefahren herunterspielst, kannst du das gerne machen. Ich kann dir nur meinen Standpunkt als Fachkraft darlegen.

Ich glaube ich habe doch recht deutlich gesagt, dass dies für mich gilt und auch nicht, dass ein Stromschlag mit 230V immer völlig ungefährlich ist. Ich wüsste jetzt nicht wo ich das geschrieben haben soll. Ich will damit niemandem vorschreiben, was er zu tun hat. Ich würde nur nicht gleich jedem etwas gesunden Menschenverstand absprechen wollen.

Davon abgesehen ist aber ein Stromunfall mit 230V ein Unfall mit Niederspannung und da kommt das von dir geschilderte Nierenversagen eher seltener vor im Gegensatz zu Herzrhythmusstörungen, die wie gesagt bei solchen Unfällen viel eher der Grund zur Überwachung wären.

So empfiehlt zum Beispiel der Fachausschuss für Erste Hilfe der gesetzlichen Unfallkassen keinesfalls eine 24 stündige Überwachung, sondern hat klare Kriterien dafür definiert. Und wer keine Auffälligkeiten im EKG hat, subjektiv keine Beschwerden und auch keine Zeichen für Strommarken, der erfüllt kein Kriterium, dass eine zwingende Überwachung nach sich zieht. So was kann man als Arzt dennoch für nötig halten, ist dann aber eine subjektive Einschätzung und kein MUSS.

» Klehmchen » Beiträge: 5497 » Talkpoints: 1.016,89 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich habe schon öfter diesen leichten Stromschlag von den du sprichst bekommen. Das passiert mir eigentlich andauernd, wenn ich einem anderen Menschen die Hand geben oder meine Autotür anfasse. Aber außer, dass es für den Moment unangenehm ist ist mir dabei nicht mehr passiert.

Einmal habe ich einen Stromschlag von meinem Computer bekommen, als ich innen mal wieder rumgebastelt habe. Da es aber nur 12 Volt waren war dies auch nicht wirklich schlimm. Es hat zwar etwas mehr gezwickt als bei dem eben genannten Schlägen, aber Schaden habe ich davon nicht getragen.

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» conansc » Beiträge: 1135 » Talkpoints: 1,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich glaube ich habe doch recht deutlich gesagt, dass dies für mich gilt und auch nicht, dass ein Stromschlag mit 230V immer völlig ungefährlich ist. Ich wüsste jetzt nicht wo ich das geschrieben haben soll.

Nun ja, du hast geschrieben, dass du nicht einmal zum Arzt gehen würdest. Das würde ich schon so interpretieren, dass du die Gefahren eines Stromschlages nicht wirklich ernst nimmst. Die Gefahren sind nämlich real. Wenn etwas Herz und/oder Niere gefährden kann, wäre ich jedenfalls nicht so nachlässig, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Nierenversagens nicht hoch ist. Außerdem kann ein Stromschlag Muskeln lähmen, was zu Ausgleichsbewegungen führt, die noch nach Jahren zu Beschwerden führen können.

So empfiehlt zum Beispiel der Fachausschuss für Erste Hilfe der gesetzlichen Unfallkassen keinesfalls eine 24 stündige Überwachung, sondern hat klare Kriterien dafür definiert. Und wer keine Auffälligkeiten im EKG hat, subjektiv keine Beschwerden und auch keine Zeichen für Strommarken, der erfüllt kein Kriterium, dass eine zwingende Überwachung nach sich zieht. So was kann man als Arzt dennoch für nötig halten, ist dann aber eine subjektive Einschätzung und kein MUSS.

Das ist durchaus interessant, hast du dafür Quellen? Ich kenne nur die Seite von den Berufsgenossenschaften, und dort ist die erwähnte Beobachtung absolute Pflicht. Ich vermute, dass hier der Unterschied liegt. Ein Arbeitsunfall wird eben anders behandelt als ein privater Unfall. Hier geht es wohl mal wieder nur um das Geld.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 16.08.2013, 11:42, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Als ich noch jung war, hatte unser Nachbar zwei Pferde auf einer Weide, die nur eine Wegbreite von unserem Garten entfernt war. Diese Weide war mit einem Holzzaun umgeben und auf der Innenseite des Zaunes war ein Stromzaun angebracht. Ich war recht oft auf der Weide bei den Pferden und an einem Tag, ich war 10 oder 11 Jahre alt, bin ich aber beim Verlassen der Weide gestolpert und in den Stromzaun gefallen. Ich weiß nur noch, dass es ordentlich gezwiebelt hat, ich hingefallen bin und mir in die Hose gemacht habe. Ob das nun am Strom oder am Schreck lag, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur noch, dass mir das damals so peinlich war, dass ich auch niemandem davon erzählt habe, ergo keinen Arzt aufgesucht habe.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Weasel_ hat geschrieben:
Ich glaube ich habe doch recht deutlich gesagt, dass dies für mich gilt und auch nicht, dass ein Stromschlag mit 230V immer völlig ungefährlich ist. Ich wüsste jetzt nicht wo ich das geschrieben haben soll.

Nun ja, du hast geschrieben, dass du nicht einmal zum Arzt gehen würdest. Das würde ich schon so interpretieren, dass du die Gefahren eines Stromschlages nicht wirklich ernst nimmst. Die Gefahren sind nämlich real. Wenn etwas Herz und/oder Niere gefährden kann, wäre ich jedenfalls nicht so nachlässig, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Nierenversagens nicht hoch ist. Außerdem kann ein Stromschlag Muskeln lähmen, was zu Ausgleichsbewegungen führt, die noch nach Jahren zu Beschwerden führen können.

Genau das habe ich eben nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, wenn ich kurz eine gewischt kriege, aber keine Schäden merken würde und es mir subjektiv gut geht, würde ich nicht zum Arzt gehen. Bei Herzstolperern(die man sehr wohl selber merken kann) oder gar wie von einigen Vorredner hier schon mal beschrieben bestehende Kribbelgefühle oder gar Bewegungseinschränkungen würde ich sofort zum Arzt bzw. besser in die Notaufnahme gehen. Und auch das habe ich geschrieben.
Weasel hat geschrieben:
So empfiehlt zum Beispiel der Fachausschuss für Erste Hilfe der gesetzlichen Unfallkassen keinesfalls eine 24 stündige Überwachung, sondern hat klare Kriterien dafür definiert. Und wer keine Auffälligkeiten im EKG hat, subjektiv keine Beschwerden und auch keine Zeichen für Strommarken, der erfüllt kein Kriterium, dass eine zwingende Überwachung nach sich zieht. So was kann man als Arzt dennoch für nötig halten, ist dann aber eine subjektive Einschätzung und kein MUSS.


Das ist durchaus interessant, hast du dafür Quellen? Ich kenne nur die Seite von den Berufsgenossenschaften, und dort ist die erwähnte Beobachtung absolute Pflicht. Ich vermute, dass hier der Unterschied liegt. Ein Arbeitsunfall wird eben anders behandelt als ein privater Unfall. Hier geht es wohl mal wieder nur um das Geld.

Ohne Quelle würde ich das selbstredend nicht schreiben. Schau mal hier: Klick Oder zum Beispiel das Klinikum Nürnberg, dass ohne Pathologien nach 4 Stunden Aufenthalt wieder entlässt, was im Grunde keine besondere Überwachung ist, sondern oftmals der ganz normale zeitliche Aufenthalt in einer Notaufnahme entspricht, siehe Klick

Auch im weiteren europäischen Ausland wird teilweise nach 4-6 Stunden wieder entlassen. Eine generelle Empfehlung zur 24 stündigen Überwachung gibt es nicht und wird oftmals in Leitfäden für Rettungssanitäter empfohlen oder basiert auf dem Wissen älterer Kollegen, die das früher tatsächlich so gelernt haben. Das bedeutet aber wiederrum nicht, dass man jeden Stromunfall ambulant behandeln kann und jeder nach ein paar Stunden wieder gehen kann.

Sicher mag es auch den ein oder anderen Arzt geben, der lieber aufnimmt als wieder wegzuschicken, einfach weil er damit versicherungsrechtlich ganz auf der sicheren Seite ist und daher auch öfter mal im Grunde unnötig aufnimmt. Aber im Gegensatz zur Schwester oder zum Pfleger bzw. den Rettungssanitäter, steht halt sein Name am Ende unter dem Entlassungsbrief und damit ist er halt der erste vermeintlich Schuldige, wenn doch was passiert und daher sind einiger Ärzte sicherlich etwas vorsichtiger.

Wobei man natürlich auch die Frage stellen kann, wie gut Herzrhythmen auf einer nicht-internistischen Station überwacht werden können und ob da tatsächlich besser therapiert wird als wenn der Patient zu Hause wäre und einen Notarzt ruft. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

» Klehmchen » Beiträge: 5497 » Talkpoints: 1.016,89 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Weasel_ hat geschrieben:Das ist durchaus interessant, hast du dafür Quellen? Ich kenne nur die Seite von den Berufsgenossenschaften, und dort ist die erwähnte Beobachtung absolute Pflicht. Ich vermute, dass hier der Unterschied liegt. Ein Arbeitsunfall wird eben anders behandelt als ein privater Unfall. Hier geht es wohl mal wieder nur um das Geld.

Auch wenn der Thread schon etwas älter ist, gibt es genau zu dem Thema gerade einen interessanten Artikel im Deutschen Ärzteblatt. Dort wird eine Studie der Charité vorgestellt, in der alle Patienten von 2001 bis 2008 nochmal nach Aktenlage durchgeschaut wurden, die dort wegen einem Stromschlag behandelt wurden. Dort wurden tatsächlich so wie du es hier sagst alle Patienten stationär aufgenommen, sofern sie sich nicht gegen ärztlichen Rat entlassen haben.

Noch interessanter ist aber, dass während des gesamten Beobachtungszeitraumes, der im Schnitt 20 Stunden (also etwa einen Tag) umfasste bei keinem Patienten neue höhergradige Arrythmien auftraten. Dabei wurden insgesamt 268 Patienten untersucht, eine der größten Studien zu diesem Thema. Schlussendlich kam man zu dem Ergebnis, dass im Patienten die bei Eintreffen in der Notaufnahme beschwerdefrei sind und weder initial bewusstlos waren, noch einen Kreislaufstillstand hatten und keine Verbrennungen aufweisen bei einem unauffälligen EKG sofort und ohne weitere Beobachtung wieder nach Hause entlassen können. Selbst bei auffälligem EKG wird dort zunächst lediglich eine 6stündige Überwachung mit folgender EKG-Kontrolle empfohlen.

Schlussendlich erfolgt eine stationäre Aufnahme also nur bei Begleitverletzungen (Kreislaufstillstand, Bewusstlosigkeit, Weichteilverletzungen oder Verbrennung) oder bei einem auffälligen EKG, dass auch nach 6 Stunden noch eine Dynamik aufweist.

Zudem wird auch im Artikel noch einmal darauf verwiesen, dass es im Grunde keine einzige zuverlässige Studie gibt, die belegt, dass das ein erhöhtes Risiko für verspätet einsetzende Arrythmien besteht. Also wer nicht sofort durch den Stromschlag Rhythmusstörungen bekommt, der wird sie auch nach 24 Stunden nicht bekommen.

» Klehmchen » Beiträge: 5497 » Talkpoints: 1.016,89 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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