Wie stark Eltern bei den Betreuungskosten entlasten?

vom 30.07.2018, 09:15 Uhr

Laut Koalitionsvertrag sollen die Eltern bei den Kosten für die Kinderbetreuung entlastet werden. Was wäre eurer Ansicht nach eine ausreichende Entlastung? Soweit ich weiß haben manche Bundesländer wie Niedersachsen die Regelung, dass der Kita-Besuch ab einem gewissen Alter kostenlos ist. Andere Bundesländer bieten eine gewisse Stundenzahl an Kinderbetreuung kostenlos an. Welche Entlastung haltet ihr für angemessen und zwingend notwendig?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde das die Betreuung im Kindergarten oder bei einer Tagesmutter kostenlos sein sollten. Eine gewisse Stundenzahl finde ich da vollkommen in Ordnung. Mir geht es da auch eher um das Prinzip, da ich finde, dass das Bildung ist und diese kostenlos sein sollte, wenn man Fachkräfte möchte. Im Kindergarten werden die Grundsteine gelegt und das sollte einem auch als Land etwas wert sein. Letztendlich ist aber auch jede andere Art der Entlastung gut und hilft den Familien, deren Einkommen nicht so hoch ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Unter dem Gesichtspunkt, dass jedes Kind ja das Potential hat, später mal die Sozialkassen zu füllen und damit für die älteren Generationen bezahlt, sollte man die Kinderbetreuung kostenlos gestalten. Natürlich kann man durchaus gewisse Stundengrenzen ziehen, so dass man sagt, Kinder vom erwerbslosen Eltern dürfen von 7-13 Uhr kostenlos in die Kita gehen und man packt den Großteil des pädagogischen Programms in den Vormittag und Nachmittags ist es halt eher ein Aufpassen bis die Eltern von der Arbeit wieder kommen.

Auch finde ich es irgendwie merkwürdig, dass es eben so große Unterschiede gibt, dass in einigen Bundesländern nichts für die Betreuung in der Kita bezahlt wird und andere Eltern, nur weil sie ein paar Kilometer weiter im nächsten Bundesland leben, zahlen dann gleich 400 oder 500 Euro. Da sollte man auch versuchen bundesweite Regelungen durchzusetzen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Hängt das nicht vor allem vom Einkommen der Eltern ab? Ich stehe dem "Gießkannenprinzip" schon immer skeptisch gegenüber. Klar, pauschale Regelungen verursachen weniger Verwaltungsaufwand, aber mir erscheint es einfach fairer, den Wohlhabenderen mehr Kohle abzuknöpfen, um damit die Leute mit geringem Einkommen zu unterstützen.

Es ist ja nicht so, dass alle Eltern unter den Betreuungskosten für den Nachwuchs schier zusammenbrechen. Manche können sich die lieben Kleinen durchaus leisten. Wieso sollte man die dann mit Gratisbetreuung versorgen, wenn es doch sowieso ständig heißt, der Kita-Sektor sei chronisch unterfinanziert und keiner Bock auf die mäßig bezahlten, anstrengenden Jobs dort hat.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Wenn man eine kostenlose Kinderbetreuung will, dann müsste man ja die Möglichkeiten, welche vorhanden sind, zur Pflicht machen. So wie eben die Schule. Und das halte ich für falsch. Denn es sollte doch den Eltern überlassen werden, ob sie ein Kind in den Kindergarten und später auch in die Hortbetreuung geben. Sicherlich gibt es für jeden Kindergarten pädagogische Konzepte und auch Lernziele. Aber aus der Erfahrung mit meinen Kindern, muss ich da eher sagen, dass nur recht wenig davon umgesetzt wurde.

Das Grundwissen, was man als Vorschulkind haben sollte, habe ich ihnen vermittelt. Und das in Erinnerung, was zu meiner Zeit im letzten Kindergartenjahr vermittelt wurde. Auch wenn die DDR viele verdammen, aber da haben wir mehr beigebracht bekommen als es heute der Fall ist.

Und was die aktuellen kostenfreien Betreuungszeiten angeht, so wird, wenn es denn so ist, auch meist nur das letzte Kindergartenjahr angeboten. Einfach aus dem Grund, damit man ja angeblich über die Vorschule die Kinder auf einen gemeinsamen Lernstand bringt. Ansonsten wäre es mir neu, dass die kompletten Betreuungsjahre kostenfrei sind, wenn man im passenden Bundesland wohnt.

Es ist ja auch nicht überall so, dass es nach dem Einkommen der Eltern geht. Das gestaltet auch jeder Träger, meist die Kommunen, anders. Ich kenne auch viele Einrichtungen, wo für jedes Kind der selbst Betrag bei gleicher Betreuungszeit berechnet wird. Wer eben weniger Geld hat, um das finanzieren zu können, dem stehen dann noch staatliche Hilfen zu.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Wenn man eine kostenlose Kinderbetreuung will, dann müsste man ja die Möglichkeiten, welche vorhanden sind, zur Pflicht machen.

Warum müsste man das zur Pflicht machen? Die Schule ist ja nicht verpflichtend, weil sie in staatlichen Einrichtungen kostenlos ist, sondern weil wir eine Schulpflicht haben. Und auch da kannst du ja nach Erfüllen der Vollzeitschulpflicht nach neun beziehungsweise zehn Jahren die Schule verlassen ohne das Angebot der weiterführenden Schulen zu benutzen. Zumal sich eben auch die Länge der Schulpflicht ja von Bundesland zu Bundesland unterscheidet.

Ich wüsste jetzt nicht wo das grundsätzliche Problem liegen würde, wenn man sagt, der Kindergarten und die Kinderkrippe sind komplett kostenlos von der Betreuung her und es müssen nur Verpflegungskosten übernommen werden und man kann sich als Eltern aussuchen ob man dann die volle Zeit in Anspruch nimmt oder nicht.

Du musst ja nach der Geburt deines Kindes auch nicht länger als den Mutterschutz zu Hause bleiben, als Mann sogar gar nicht. Aber trotzdem gibt es die Möglichkeiten Elternzeit und Elterngeld in Anspruch zu nehmen.

Also so richtig verstehe ich da die Verknüpfung nicht. Nur weil der Staat etwas anbietet heißt das ja nicht, dass es alle Bürger annehmen müssen und noch viel wichtiger finde ich muss und darf das nicht heißen, dass diejenigen die es freiwillig ablehnen dafür einen Ausgleich an anderer Stelle erhalten müssen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Die Pflicht sehe ich da einfach, wie beim verpflichtenden Vorschuljahr. Dass eben die Kinder auf dem selben Stand sind, wenn sie zur Schule gehen. Aber davon abgesehen, wird es auf einer anderen Seite entsprechende Probleme geben. Denn die Kitaplätze sind ja nicht ausreichend vorhanden. Wenn man diese nun kostenfrei anbieten würde, dann reichen die Kapazitäten gar nicht aus. Weder bei den Räumlichkeiten und erst recht nicht beim Personal.

Selbst hier in der Stadt, wo in den letzten Jahren sogar neue Kindergärten geschaffen wurden und einer davon sogar ein weiteres Mal erweitert wird, reichen die Plätze nicht wirklich aus. Und wenn ich in meinem Umfeld so sehe, wie die Geburten wieder zunehmen, wird sich das in den nächsten Jahren auch nicht wirklich verbessern.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb, nach der Logik dürfte es keine kostenlose Kinderbetreuung geben, aber in Baden-Württemberg haben die beispielsweise zwei Städte. Warum sollte das zur Nutzung verpflichten? In München sind Plätze kostenfrei im Umland nicht. In Berlin ist es schön vier Jahre beitragsfrei und nicht verpflichtend. Das macht natürlich große Unterschiede für die Eltern, aber die Kinder befolgen ja nun nicht des Wahnsinnslehrplan, der unbedingt für die Einschulung gebraucht wird.

In meiner Stadt ist die Betreuung mit fast 400 Euro pro Monat und Kind die teuerste in meinem Bundesland. In der direkt angrenzenden Landeshauptstadt dagegen kostet es nichts und ist natürlich nicht verpflichtend. Für die Kinder macht das wenig aus, aber frag mal die Eltern. Während bei Familie A besser einer die Kinder selbst betreut, weil sich arbeiten gehen nicht rechnet, ist Familie B ohne Schwierigkeiten doppelverdienend.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Die Pflicht sehe ich da einfach, wie beim verpflichtenden Vorschuljahr.

Na das kann man ja davon unabhängig machen. Aber deswegen muss man ja die 5 Jahre davor nicht automatisch verpflichtend gestalten. Es reicht ja dann aus zu sagen, wenn die Vorschule im letzten Jahr los geht, müssen alle Kinder in den Kindergarten oder alternative Nachweise bringen, aus denen hervorgeht, dass die Kinder zur Einschulung einigermaßen das gleiche Niveau erreicht haben.

Auch denke ich nicht, dass man sagen sollte, nur weil es nicht genug Plätze gibt, werden wir nie eine kostenfreie Kinderbetreuung einführen. Dann muss man eben nach und nach die Kapazitäten schaffen. Und man kann ja durchaus an Hand von Modellen halbwegs hochrechnen, wie viele Plätze man wann braucht. Und dann kann man ja auch sagen, dass man eben schrittweise eine kostenfreie Betreuung einführt. Erst nur das letzte Jahr, dann die beiden letzten Jahren und so weiter. Dann hat man ja auch Zeit die Kapazitäten aufzubauen.

Zumal es ja auch jetzt schon so ist, dass die Betreuungsschlüssel ja durchaus unterschiedlich sind und gerade im Osten wo eine deutlich höhere Kleinkinderbetreuung stattfindet, sicherlich eben auch weil sie meist deutlich billiger ist als im Westen, dass dort der Schlüssel halt einfach etwas schlechter ist.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Wenn man erst die Betreuung kostenlos macht, dann zäumt man das berühmte Pferd aber von hinten auf. Denn das Problem liegt nicht nur in den fehlenden Räumlichkeiten, sondern vor allem beim Personal. Eine Ausbildung zum Erzieher bzw. zur Erzieherin geht sehr lange, hat keine Ausbildungsvergütung und kostet den Auszubildenden noch Geld. Also sollte man erst mal umdenken und vor allem diese Kriterien ändern, was ja teilweise schon der Fall ist.

Dazu muss man neue Kindertagesstätten bauen, die man auch nicht überall hinsetzen kann. Und das ist dann auch eine Kostenfrage. Der Träger muss das Grundstück kaufen, muss bauen und gleichzeitig dann auch die Außenanlage so gestalten, dass sie für kleine Kinder bis zum Vorschulalter geeignet ist.

Und erst dann kann man die Kosten für die Betreuung senken um sie dann später eben ganz abzuschaffen. Aber wenn man jetzt sieht, wie dann die Essenspreise steigen, bleibt wieder die Frage, ob das wirklich so zielführend ist. Zumal eben dann auch die Träger die Betreuungskosten irgendwo anders herbekommen müssen. Das mag bei kommunalen Trägern über Kreis, Land und Bund machbar sein. Denn jede Kommune bekommt ja jährlich einen Betrag X pro Einwohner. Aber wie wollen zum Beispiel Träger, wie die Kirche, das finanzieren?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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