Kinder: Sich wehren, wenn man geschlagen wird

vom 23.11.2009, 19:13 Uhr

Verbal wehren heißt in der Tat nicht, dass man mit Schimpfwörtern um sich werfen muss. Uns wurde auch beigebracht, nicht zurück zu schlagen, sondern sich so zu wehren. Man kann auch verbal deutlich machen, dass man dem anderen überlegen ist.

Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich gar nie in solch einer Situation befinden habe. Ich war noch nie in der Opferrolle. Jedoch hat man meine Schwester mal verbal angegriffen. Das dumme war, dass sie das in sich hineingefressen hat. Sie hat sich nicht gewehrt und auch niemandem davon erzählt. Meine Mutter hat das dann herausbekommen und sowohl mit dem Lehrer, der da teilnahmslos daneben gestanden haben muss, als auch den Eltern der Kinder geredet haben. Seitdem war da auch nichts mehr und als Petze war sie auch nicht verschrien.

Ich finde es absolut unmöglich, wenn man zu seinem Kind sagt, es solle dann einfach zurück hauen. In den meisten Fällen geht das gestänker von mehreren Kinder aus und da kann einer alleine gar nichts ausrichten. Mal abgesehen davon sollte man Gewalt nicht verherrlichen, sondern ablehnen. Und wenn das Kind zurückschhlägt ist es auch nicht besser.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Dass Problem mit der Opferrolle kenne ich. Als ich damals die Schule wegen Umzug wechseln musste, fing bei mir auch das schikanieren an. Von der dritten bis zur achten Klasse, es wurde immer schlimmer. Dadurch habe ich die neunte Klasse geschwänzt und habe nur ein Abgangszeugnis bekommen, was ich heute bereue, aber damals wusste ich mir nicht anders zu helfen.

Heute hat mein Sohn ebenfalls Angst in die Schule zu gehen und dass schon in der ersten Klasse. Es sind nicht seine Mitschüler die ihm dass Leben schwer machen, sondern die größeren Kinder in den Pausen. Ich habe mit meinem Neffen geredet, der in der zweiten Klasse ist und gesagt, wenn sie gehänselt oder geärgert werden sollen sie sich zusammen wehren.

Aber was sagt man seinem Kind? Dass mit dem wehren kenne ich, es ist dann immer Derjenige der sich nur wehren wollte und der dann den ganzen Ärger bekommt. Ich war immer stolz dass mein Sohn sich mit Worten gewehrt hat und die Streitereien ausdiskutiert und sich arrangiert hat. Aber jetzt rate ich ihm sich zu wehren.

Wenn ein Mitschüler sein Mäppchen durch die Gegend schmeißt dann soll er den Ranzen nehmen. Ich sage ihm, wehre dich aber fange niemals an. Ich habe schon sehr viel Gespräche mit der Lehrerin geführt und habe ihr klar gemacht, das ich meinem Sohn glaube, denn er war bisher nie auffällig und soll es von einem Tag auf den Anderen plötzlich sein?

Ich finde es furchtbar, das niemand was dagegen macht und die Jugendlichen oder Kinder die anfangen, einfach ungeschoren davon kommen. Es kann doch nicht so weiter gehen. Man müsste da die Lehrer und auch die Eltern zur Rechenschaft ziehen, man kann es doch nicht einfach zu weiter laufen lassen.

Es fängt doch schon in der Grundschule an. Am liebsten würde ich mein Kind in den Schrank sperren und mit 18 wieder raus lassen. Leider geht das nicht, genauso wenig wie man sich nicht als Mutter einmischen sollte obwohl man kurz vorm platzen ist.

Ein Gespräch mit den Eltern der Kinder brachte im Falle meines Sohnes auch Nichts. Ich fand nur heraus woher dieses Kind das hatte. Wenn man dann weiter denkt, dann kann es passieren dass das Kind später ein Mensch wird, der Panikattacken hat und vielleicht im schlimmsten Fall Probleme mit anderen Menschen und im Berufsleben bekommt und soweit sollte es nicht kommen. Ich weiß jedenfalls selber nicht zu was ich meinem Sohn raten soll, aber ich weiß, das er nächstes Jahr in einen Karatekurs geht um zu lernen, wie man sich im Notfall verteidigen kann.

» Julchen1978 » Beiträge: 59 » Talkpoints: 32,01 »


Das ist meiner Meinung nach eine ziemlich schwere Frage die sich nicht so ganz pauschal beantworten lässt. Das kommt wohl auf das jeweilige Kind darauf an, inwieweit es versteht was es sich bedeutet sich zu wehren.

Meine Tochter hat im Kindergarten schon das Problem, dass die größeren Buben die kleineren Kinder stoßen und hauen. Anfangs habe ich ihr gesagt, dass sie es einer Kindergärtnerin und mir sagen soll. Die Kindergärtnerinnen haben dann auch mit den betroffenen Jungs gesprochen, doch geändert hat sich nichts. Als nächstes haben wir versucht, dass sie ganz laut "Hör auf, ich will das nicht" sagt, aber auch das blieb leider erfolgslos. Also bin ich jetzt dazu übergegangen, dass sie sich wehren soll. Sie kennt den Unterschied zwischen anfangen und sich wehren aber auch ganz genau. Wenn sie jemand stoßt, dann stößt sie jetzt zurück und da stehe ich voll hinter ihr.

Seit sie sich nicht mehr alles gefallen lässt wird sie von den größeren Buben auch in Ruhe gelassen. Wenn eine ihrer Freundinnen von ihnen geärgert wird geht sie auch gleich hin und schreit sie an. Ich glaube, dass sie sich Respekt verdient hat, eben weil sie sich jetzt nicht mehr alles gefallen lässt.

Ich würde aber auch meine Hand dafür ins Feuer legen, dass sie niemals von sich aus anfangen würde hinzuhauen. Wir haben sehr lange darüber gesprochen und sie weiß, dass man einen anderen Menschen nicht schlagen darf.

» Inanna » Beiträge: 375 » Talkpoints: 0,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, dass es generell schwierig ist, wenn ein Kind von anderen Kindern gemobbt wird. Es ist sicher auch sehr schwer, die richtige Lösung für das Problem zu finden. Auf der einen Seite ist es für das Kind sicher sehr schwer, in dieser Situation eine Entscheidung zu treffen und wenn diese dann einmal getroffen wurde, sich dann dementsprechend zu verhalten. Auch für die Eltern und Lehrer ist so etwas oft problematisch, da auch diese oft nicht wissen, wie sie sich in der jeweiligen Situation verhalten sollen oder können, um dem betroffenen Kind weiteren Stress mit den Mitschülern zu ersparen oder die Situation gar ein für alle Mal zu lösen.

Wenn ein Kind, das von seinen Mitschülern gemobbt oder gar geschlagen wird, sich dafür entscheidet, sich seinen Eltern oder den Lehrern anzuvertrauen, ist das schon ein ziemlich schwerer Schritt für das Kind. Allerdings verbessert dieser Schritt die Situation in den meisten Fällen nicht, da die Kinder dann als Petze gelten und zukünftig unter Umständen noch weitaus schlimmere Behandlungen und Demütigungen über sich ergehen lassen müssen. Auf der anderen Seite ist es auch keine Lösung, alles zu schlucken oder völlig allein gegen eine ganze Front anzukämpfen.

Natürlich ist es am besten, wenn man Konflikte ausdiskutieren kann und es möglich ist, Unstimmigkeiten verbal zu klären. Gerade Kinder sind dazu oft nicht in der Lage. Oftmals ist das auch nicht gewünscht. Die Kinder, die die anderen mobben und sich gewalttätig verhalten, wollen ja mit ihrem Verhalten provozieren und ihre Aggressionen auf dem Rücken schwächerer Kinder ausleben. Mit Worten kommt man bei diesen Kindern in der Regel nicht weiter. Allerdings ist Gewalt auch nur eine sehr schlechte Lösung. In vielen Fällen erreicht man damit nichts, außer die Situation noch weiter zu verschärfen.

Ich denke, dass du einfach Glück gehabt hast, als du dich damals gegen die Kinder gewehrt hast, die dich auf dem Nachhauseweg abgepasst haben. In vielen Fällen verschärft sich eine solche Situation noch weiter und es ist keineswegs selbstverständlich, dass Ruhe ist, sobald das Opfer sich endlich mal wehrt.

Ich finde es grundsätzlich nach wie vor sinnvoll, wenn Kinder zunächst versuchen, Probleme verbal zu lösen, und zwar unter sich ohne direkt petzen zu gehen. Wenn sie merken, dass sie damit nicht weiterkommen oder die Übergriffe sehr schlimm werden, finde ich es richtig, sich an die Eltern zu wenden. Auch Selbsthilfekurse können sinnvoll sein, damit sich das Kind bei tätlichen Angriffen mit wenigen Tricks verteidigen kann, ohne Schaden anzurichten.

Ich denke, dass man dem Verhalten der gewalttätigen Kinder so früh wie möglich Einhalt gebieten muss. Wenn ein Kind immer nur einsteckt, ohne sich selbst zu wehren oder sich Hilfe zu holen, ist das nicht nur für das jeweilige Kind schlimm. Auch die Täter lernen dadurch, dass sie mit Gewalttätigkeiten durchkommen können - und das ist ein vollkommen falsches Signal.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde, das ist wirklich ein schweres Thema. Ich denke, man sollte seinem Kind vermitteln, dass das umgehende Zurückschlagen nicht gut ist, und man es zumindest beim ersten "Angriff" erst mal verbal versuchen sollte. Ein simples "lass das sein" hilft ja manchmal schon, zumindest, wenn man es energisch sagt.

Auf der anderen Seite gibt es halt Kinder, die dann nicht aufhören, und wenn man immer zum Lehrer rennt, dann ist man wohl schnell als Petze verschrien, was für ein Kind auch sehr unangenehm sein kann. Dann könnte ich es schon verstehen, wenn ein Kind sich wehrt und auch mal zurückhaut. Wobei natürlich die Frage ist, was das bringt. In manchen Situationen verschafft sich das Kind dann Respekt und hat seine Ruhe, manchmal kann das aber auch eskalieren und es entwickelt sich dann eine Schlägerei, wo dann am Ende natürlich beide Parteien schuld sind, weil die Aufsichtsperson dann nicht mehr nachvollziehen kann, wer angefangen hat und meist Aussage gegen Aussage steht.

Ich würde meinem Kind schon predigen, es anfangs immer erst mit einem klaren "Nein, lass das!" zu versuchen, und sich dann aber schon zu wehren, denn ich finde es persönlich übertrieben, nach der Bibel zu handeln, so nach dem Motto "wenn dir einer eine scheuert, halte noch die andere Wange hin". Wenn man nämlich alles mit sich machen lässt oder immer zum Lehrer rennt, dann steht man leider schnell als Schwächling oder Petze da und wird dann gerne zum Opfer.

Wichtig finde ich es bei dieser Problematik allerdings immer, dass das Kind problematische Situationen mit den Eltern bespricht, denn wenn eine Situation für ein Kind unerträglich wird, dann müssen die Eltern einspringen und zumindest versuchen, etwas zu ändern. Leider schauen die Lehrer heutzutage oft bei Mobbing weg, teilweise natürlich mittlerweile in manchen "Problemschulen" auch aus Selbstschutz, so dass man als Elternteil immer versuchen sollte, ein Auge auf die Situation des Kindes zu haben, soweit möglich. Meiner Ansicht nach wird Mobbing noch zu wenig geahndet, das ist ein Straftatbestand und da müsste auch im Bezug auf das Strafmaß, was bei vielen Jugendlichen meiner Ansicht nach zu gering ausfällt, etwas geändert werden - aber das wäre nun ein anderes Thema.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Was die meisten Leute die sagen: "Wehr dich mit Worten, nicht mit Gewalt" nicht wissen, ist dass die Leute die gemobbt werden und so Sprüche ablassen wie "Ich möchte das nicht, bitte lass das." sich damit total lächerlich machen und erst recht gemobbt werde, da sie sich damit erst so richtig in diese Rolle reindrücken.

Gegen Mobbing gibt es kein einfaches Rezept, sonst würde es nicht überall jeden Tag statt finden.

Was funktioniert, was aber nicht jeder kann, ist wenn man geschlagen wird so doll zurückschlagen, dass es sich rumspricht. Wenn man Glück hat, hat man seine Ruhe, wenn man von den Lehrern dabei gesehen, ist man zwar nicht mehr der Blöde bei den Mitschülern, aber dafür umso mehr bei den Lehrern.

Wenn man wenigstens ein paar Freunde hat, denen sagen sie sollen es mit dem Handy filmen. Dann hat man was für die Lehrer

» Lapda » Beiträge: 32 » Talkpoints: 19,35 »


Hallo zusammen!

Ich muss sagen, dass ich solche Situationen auch aus eigener Erfahrung kenne. Denn mir erging es in der Schulzeit auch nicht viel anders. Ich wurde damals sogar einmal festgehalten, damit meinen Bus nach Hause verpassen sollte. Ich musst erst etwas sagen, was von mir verlangt wurde, damit ich in den Bus gelassen wurde. Das war damals auch wirklich sehr erniedrigend für mich und ich erzählte meiner Mutter davon. Sie wollte sich damit auch gleich an die Lehrer wenden, doch ich wollte das nicht. Eben, damit ich nicht als Petze da stehen und noch mehr gemobbt werde. Es gab da auch einen Jungen, der dauernd blöde und gemeine Sprüche und Bemerkungen über mich ab ließ. Aber auch immer so, dass ich es hörte. Irgendwann wurde mir das einfach zu viel und ich habe ihn richtig angebrüllt. Es hallte richtig über den Schulflur und ab da, hat er mich auch in Ruhe gelassen.

Ich denke, dass es teils sogar ein Reflex ist, dass man zurück schlägt, wenn man angegriffen und geschlagen wird. Heute würde doch auch kein Erwachsener sich schlagen lassen, ohne sich zu wehren. Ich würde meinem Kind dennoch sagen, dass es zu mir kommen soll, wenn es mal gemobbt oder sonst wie geärgert wird. Ich denke, dass ich dann direkt zu den Eltern der Kinder gehen würde, die meines ärgern. Sicher sollte zurück schlagen der letzte Ausweg sein, aber manchmal geht es auch nicht anders. Das wird dann auch sicher abhängig von der Situation sein.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde es immer schwierig sich das Privileg anzunehmen Opfer zu spielen und zu sein und immer die Anderen als die Bösewichte darzustellen. Wenn du es während deiner Schulzeit die ganze Zeit "ertragen musstest" und dich nie jemand ernst nahm, würde ich vielleicht auch mal bei dir selber schauen. Ich hätte vermutlich auch Zweifel an deiner "Opferrolle" wenn es immer die Anderen sind,denn es sind nie immer nur die Anderen. Ich bin der festen Überzeugung das auch du einen Anteil dazu beigetragen hast. Natürlich ist es einfacher immer die Anderen verantwortlich zu machen um sich nicht mit sich selber auseinandersetzen zu müssen. Selbstkritik ist nicht einfach und Kritik von anderen zu erfahren schon gar nicht aber anstatt immer nur die Schuld bei anderen zu suchen, sollte man auch mal das eigene Verhalten überprüfen. vermutlich hast du dich mit deiner Opferrolle errangiert gehabt, denn sonst wärst du nicht so lange in ihr gewesen. Es verkörpert ja auch einen hilflosen Eindruck und alle kümmern sich um einen und wird im schlimmsten Falle auch noch verhätschelt. Dann gibt es ja auch keinen Grund etwas zu ändern, denn man steht ja auch in einer Art Sondersituation wo viel Aufmerksamkeit von Nöten ist.

Vielleicht ist diese Rolle ja heute auch noch ein Teil deines Lebens. Denn ich finde es schon bedenklich, dass sich das auf dein Kind übertragen hat. Du könntest versuchen das Kind aus dieser Rolle zu befreien und es positiv beeinflussen, denn du bist die Vorbildfunktion deines Kindes und hast die Zügel in der Hand. Unterbrichst du den Kreislauf, wird das Kind seinen Weg gehen und durchkommen, bleibst du weiterhin ein Teil dieser Rolle, schafft es das Kind vermutlich auch nicht.

Es gibt echt grausame Kinder und manche schießen wirklich übers Ziel hinaus. Gerade wenn Kinder aufgrund einer Einschränkung ein sensibleres Wesen haben als andere Kinder sind sie schneller verletzbar. Das setze ich aber nicht gleich mit deiner Situation. Denn dort geht es nur um die Rolle in die man sich auf Dauer selbst hineinmanövriert.

Ich hatte es auch nicht leicht in der Schule weil meine Mutter nicht viel Geld hatte und ich teils durch Kleiderspenden eingekleidet wurde. Da war nicht viel mit aussuchen oder mithalten mit den coolen Adidas Turnschuhen. Das hat schon gereicht um ein kleines Dorn im Auge einiger Mitschüler zu sein aber ich habe mich durchgesetzt in dem ich mich nicht wie ein Duckemäußchen verhalten habe sondern offensiv damit umgegangen bin. Denn ich sah scheiße aus, das war ja fakt also habe ich diesen Fakt als Offensive genutzt. Dadurch habe ich gezeigt, dass ich Schneid habe und alles war ok. Man hat immer eine Wahl. Die Opferrolle sollte aber immer die Letzte sein, denn demnach prägt sich oft auch das weitere Leben. Ob im Job oder sonst wo. Schwer vorstellbar dass ein Duckemäußchen im Job weit kommt, vermutlich spiegelt es sich so wieder, dass man zu Hause bleibt. Der Rest ergibt sich dann von selbst.

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