Mittags sind viele Alkoholiker im Supermarkt
Eine Bekannte arbeitet derzeit für einige Wochen zur Aushilfe in einem kostengünstigen Supermarkt. Sie hat zwar auch schon eine "richtige" Arbeitsstelle in Aussicht, allerdings beginnt die Arbeit dort erst Anfang März, und bis dahin hätte sie einige Wochen zu überbrücken. Daher dachte sie sich, so erzählte sie mir, sie könnte sich in der Zeit ja immerhin eine Kleinigkeit dazuverdienen. So meldete sie sich beim örtlichen Supermarkt, wo ohnehin eine Aushilfe gesucht wurde. An sich eine nicht so komplizierte Sache, würde ich meinen. Aber sie scheint damit nicht sonderlich zufrieden zu sein.
Bei unserem letzten Telefonat beklagte sie sich, dass gerade mittags oftmals Alkoholiker und andere unangenehme Persönlichkeiten im Supermarkt seien. Diese würden dann stark nach Alkohol stinkend an der Kasse stehen. Aber nicht nur das, manchmal würden sie auch aufdringlich, laut oder aggressiv. Meine Bekannte überlegt jetzt schon, den Job wieder hinzuschmeißen und lieber nach einer anderen Stelle mit weniger anstrengender Kundschaft zu suchen. Ehrlich gesagt kann ich sie sehr gut verstehen. Ich selber würde wohl nie, beziehungsweise nicht, wenn es nicht wirklich dringend notwendig wäre, in einem Supermarkt arbeiten wollen. Eher würde ich mir einen Laden für Kleidung oder einen Buchladen suchen, denn in Supermärkten zur Mittagszeit habe ich selber nicht die allerbesten Erfahrungen bislang gemacht.
Tatsächlich habe ich auch schon mehrfach gesehen, dass betrunkene Kunden die Kassiererinnen belästigt haben. Ich hatte auch mal eine Arbeitsstelle in einer nicht so privilegierten Wohngegend, und was ich dann in fast jeder Mittagspause im einzigen Supermarkt der Gegend erlebte, war auch oft nicht gerade schön. Während ich mir für das Mittagessen einen Salat oder bisschen Joghurt besorgen wollte, stand ich manchmal richtig eingerahmt zwischen Alkoholikern. Wobei ich genau so ein Erlebnis auch gerade gestern wieder hatte, in einer anderen Gegend, die eigentlich gar nicht mal so schlecht sein soll. Aber auch da stand ich an der Kasse zwischen zwei etwas fragwürdigen Personen. Der Mann vor mir stank heftigst nach Schnaps und packte vier Flaschen Korn und noch mehrere Sechser Bier auf das Kassenband. Der Mann, der hinter mir stand, hatte ein sehr zerfallenes Gesicht, roch aufdringlich und wirkte allgemein verwahrlost. Er kaufte einen ganzen Haufen Wein im 1-Liter-Tetra-Pack ein.
Sicherlich sind mittags im Supermarkt nicht nur solche Leute. Es sind auch Leute dort, die Essen für ihre Mittagspause suchen, Hausfrauen, kranke Menschen und Rentner. Oder eben Leute, die aus diversen anderen Gründen zu der Zeit nicht auf einer Arbeitsstelle sein müssen. Ich denke übrigens, dass genau das auch ein Grund dafür ist, dass mittags prozentual gesehen viele Alkoholiker anwesend sind: Es können eben nur die Leute anwesend sein, die zu der Zeit nicht arbeiten müssen. Das ist schon logisch, aber erschreckend und unangenehm finde ich es dennoch, wenn ich dann mit so vielen nach Schnaps stinkenden oder verwahrlosten Personen konfrontiert werde.
Ist das eigentlich in anderen Teilen Deutschlands auch so? Ich kann mir vorstellen, dass es in Dörfern und Kleinstädten so eine Problematik kaum gibt. Oder wenn überhaupt, dann dürfte es nicht so heftig sein, wie in einer Großstadt. Ich lebe derzeit in Berlin und Elend gibt es hier ja genug. Oder irre ich mich, und in Kleinstädten sieht es mittags im Supermarkt auch nicht besser aus? Arbeitet hier vielleicht jemand im Supermarkt oder hat dort mal, beispielsweise als Schüler oder Student, ausgeholfen? Habt Ihr auch bemerkt, dass mittags mehr Alkoholiker im Markt sind, als zu anderen Tageszeiten? Geben die Supermarktleitungen eigentlich auch Ratschläge, wie Kassierer sich verhalten sollen, wenn ein Betrunkener an der Kasse laut oder frech wird? Oder wird diese Problematik eigentlich nie thematisiert?
Bei uns ist das nicht so der Fall. Eigentlich stehen die Betrunkenen immer nur Abends vor dem Supermarkt und gegen Mittag sind sie noch nicht da. Alkoholiker trifft man bei uns auch nicht vermehrt mittags im Supermarkt. Ich wohne in einer relativ großen Stadt, in einer recht guten Gegend. Ich denke, dass man nicht alle Alkoholiker über einen Kamm scheren kann und das es in Berlin sicherlich auch mehr Alkoholiker gibt, weil mehr Menschen in Berlin leben.
Ich würde mir das jetzt mal so erklären, dass Alkoholiker lange ausschlafen. Wir reden hier ja von richtigen Hardcore-Alkoholikern, also sind die auch arbeitslos. Abends haben sie viel getrunken. Manche werden dann ziemlich früh betrunken auf der Couch einschlafen, andere noch lange in der Kneipe oder im Park trinken. Auf jeden Fall besteht keine Notwendigkeit morgens früh aufzustehen. Also schlafen sie bis kurz vor Mittag.
Und dann braucht so ein Alkoholiker natürlich schnell wieder Alkohol, um seinen Pegel zu erreichen. Bis dahin sind sie womöglich aggressiver als sonst. Wahrscheinlich sind die meisten am Nachmittag am erträglichsten. Dann haben sie schon genug drinnen, um nicht mehr so aggressiv zu sein. Aber noch nicht so viel, dass sie wieder richtig schlimm werden.
Ich habe mal bei Kaufland gearbeitet, aber nicht an der Kasse. Mir sind so gut wie keine Alkoholiker aufgefallen. Weder am Mittag noch zu anderen Zeiten. Ich gehe selber ungern in so einen großen Laden, wenn ich nur eine einzige Sache brauche.
Aber ich kann deine Bekannte gut verstehen. Ich weiß, dass Alkoholismus eine Krankheit ist und mir tun sie auch leid. Aber dennoch meide ich den Kontakt zu Alkoholikern. Es sind nicht die angenehmsten Zeitgenossen. Und jeden Mittag würde mich auch echt nerven. Wenn der Supermarkt da aber ein spezielles Problem hat, sollte er seine Mitarbeiter wirklich entsprechend beraten oder sogar Security bereitstellen. Bei Kaufland war immer Security da. Das ist bei kleineren Supermärkten nicht der Fall, aber hier vielleicht keine schlechte Idee.
Ich war einige Jahre als Filialleiterin tätig und sollte eine Woche eine Filiale mitten in der Stadt übernehmen bzw. vertreten. Nach dem zweiten Tag musste ich abbrechen, da es für mich nicht mehr auszuhalten war in dieser Filiale zu arbeiten. Die Filialleiterin, die ich vertreten sollte, war sehr sehr kräftig und hatte eine männliche Stimme. Sie wusste, wie sie die Kundschaft nehmen musste.
Hauptsächlich gingen in diese Filiale Alkoholiker, die ihr täglich Bier und Brot kauften. Täglich wurden zwei bis vier Paletten Bier benötigt und man musste seine Augen auf die Bierkästen richten um immer wenn die Palette Bier leer war, sofort nachfüllen zu können. Die Kunden stanken bestialisch und ich habe mich einfach nur geekelt. Es war sogar so schlimm, das die Alkoholiker bei der Entnahme der Bierflaschen aus den Kästen einschliefen. Die Kassiererinnen sagten mir schon, das in solchen Fällen die Filialleiterin einmal lauf aufschrie und die Alkoholiker die eingeschlafen sind wach werden ohne das man sie berühren muss.
Auch wurden viele Alkoholiker beleidigend und aggressiv, als ich um 19 Uhr die Filiale abschloss. Sie schlugen an die Türen und Fenster, um noch einmal hineingelassen zu werden und noch ein Bierchen kaufen zu können. Man sah täglich die gleichen Alkoholiker, die mehrmals am Tag ihr Bier gekauft haben. Es gab auch nette Alkoholiker, die Anstand hatten und trotz ihres Alkoholkonsums freundlich und nett blieben, jedoch gab es auch die andere Sorte.
Wir hatten täglich für mehrere Stunden einen Detektiv in der Filiale der jede Stunde zwischen zwei und drei Kunden beim klauen erwischte. Meistens waren es Alkoholiker, die zwar ihr Bier bezahlten, jedoch die restliche Ware versuchten zu klauen, u.a. Schokolade. Diese Filiale wurde auch als Alki-Supermarkt abgestempelt und es gab sehr viele Menschen, die extra nicht in diese Filiale zum einkaufen gegangen sind wegen der vielen Alkoholiker.
Man musste in dieser Filiale hart durchgreifen können und einen strengen Ton an den Tag legen um mit diesen vielen alkoholisierten Kunden auskommen zu können. Für mich war es nach dem zweiten Tag zuviel, denn sie wurden aggressiv und fingen auch an handgreiflich zu werden, sodass ich nicht weiter in dieser Filiale arbeiten konnte und mir des öfteren Detektive zur Hilfe kommen oder ich die Polizei rufen musste.
Wenn Alkoholiker schon am Mittag beispielsweise unterwegs sind fungiert der Alkohol als eine Art Nahrung, weil sie schon eine oder mehrere Formen von Essstörungen haben. Auch eventuelle Schmerzen bekommen diese Leute damit relativ schnell in den Griff. Der Nachteil liegt hierbei allerdings in der Dauer der Wirkung. Deshalb treten sie zeitlich gesehen oft häufig oder auch relativ in geringer Anzahl auf. Von der rein rechnerischen Konstante ist daher ihre Anzahl fast annähernd gleich.
Ich würde mir das jetzt mal so erklären, dass Alkoholiker lange ausschlafen. Wir reden hier ja von richtigen Hardcore-Alkoholikern, also sind die auch arbeitslos. Abends haben sie viel getrunken. Manche werden dann ziemlich früh betrunken auf der Couch einschlafen, andere noch lange in der Kneipe oder im Park trinken. Auf jeden Fall besteht keine Notwendigkeit morgens früh aufzustehen. Also schlafen sie bis kurz vor Mittag.
Zwischen eigenen, umständlicher konstruierten Gedankengängen und Realität kann die ganze Welt liegen. Noch dazu wenn in dieser Form mal wieder abgeurteilt wird. Es gibt auch Alkoholiker die einem guten bezahltem Job nachgehen. Und das doch tatsächlich im Rahmen einer Vollzeittätigkeit. Genauso stehen auch schon um sieben Uhr morgens Menschen, die Bier kaufen wollen, im Discounter oder Supermarkt.
Ich lebe in einer mittelgroßen Stadt in Nordrhein-Westfalen. Wenn ich morgens um sieben Uhr zur Arbeit gehe, muss ich auch durch einen Problembezirk. Da sitzen schon die ersten Biertrinker. Oder sie kommen mit entgegen. Wenn ich mir ab und an eine Zeitung auf dem Arbeitsweg kaufe, finden sich auch schon die ersten Bierkäufer im Kiosk ein.
Ich kann eine besondere Häufung zu einer Tageszeit hier nicht bestätigen. Laut den Erzählungen meiner Schwiegermutter, die in einem Discounter in einem Problembezirk arbeitet, kommen angetrunkene Kunden zu jeder Tageszeit.
@XL: Wenn jemand als Alkoholiker einen guten Vollzeitjob hat, findest du ihm nicht am Mittag im Supermarkt, weil er nur nach Feierabend sein Bier erst trinken kann. Beginnt er damit schon früher, kann er den Impuls nicht mehr unter Kontrolle bringen. Sein kompletter Tagesbedarf kommt an seine Grenze und er ist zum eigentlichen Feierabend schon total betrunken.
karlchen66 hat geschrieben:Wenn Alkoholiker schon am Mittag beispielsweise unterwegs sind fungiert der Alkohol als eine Art Nahrung, weil sie schon eine oder mehrere Formen von Essstörungen haben. Auch eventuelle Schmerzen bekommen diese Leute damit relativ schnell in den Griff.
Bist Du Dir sicher? Ich glaube nicht, dass es hier um einen Nahrungsmangel und damit verbundene Schmerzen geht. Eher ist es wohl so, dass es aufgrund des gesunkenen Alkoholspiegels Entzugserscheinungen gibt, die beseitigt werden wollen. Und dazu wird dann eben nach dem Aufstehen direkt wieder neuer Stoff besorgt, sofern zuhause keine Reserven mehr vorhanden sind.
XL hat geschrieben:Es gibt auch Alkoholiker die einem guten bezahltem Job nachgehen. Und das doch tatsächlich im Rahmen einer Vollzeittätigkeit.
Ja, es gibt Alkoholiker, die arbeiten und denen man das gar nicht ansieht, dass sie ein Alkoholproblem haben. Aber um die geht es hier nicht. Denn die stehen eben nicht mittags im Supermarkt, weil sie zu der Zeit arbeiten müssen. Geschweige denn stinken sie im Supermarkt nach Alkohol, werden an der Kasse aggressiv oder haben ein zerfallenes Gesicht. Es gibt eben Alkoholiker, denen man es ansieht, und solche, bei denen es nicht so ist. Es gibt "funktionierende" Alkoholiker, und "nicht-funktionierende". Hier im Thread geht es um die, die man deutlich als alkoholkranke Menschen erkennt und die dann eben mit einem Haufen Tetrapack-Wein oder mehreren Flaschen Schnaps mittags an der Kasse stehen und eine Fahne hinter sich herziehen.
Dass zu jeder Tageszeit Alkoholiker unterwegs sein können, kann ich mir auch denken. Ich vermute, mittags fällt es besonders auf, weil dort viele Personengruppen auf Arbeit sind. "Übrig" bleiben dann eben zum Großteil nur Rentner, Kranke, Arbeitslose oder eben schon sehr heruntergekommene Alkoholiker. Und die sieht man dann eben im Supermarkt. Sie prägen den Eindruck, den man zu dieser Uhrzeit dort bekommt, weil der "Rest" fehlt.
Und ich denke, dass die Alkoholiker, insbesondere die, die stinken oder Randale machen, dann noch einmal besonders auffallen. Die Leute, die negativ auffallen, werden immer eher wahrgenommen, als die, die gar nichts tun. So fallen die Alkoholiker mittags im Supermarkt logischerweise auch stärker auf, als das alte Omchen, die Hausfrau oder der "Normalo", der nur nicht auf Arbeit ist, weil er gerade krank ist.
@Wawa666: Ich meine hierbei natürlich speziell den Personenkreis der Alkoholiker, bei denen fast gar keine Medizin ohne die Beigabe von Alkohol wirkt. Diese Sache ist im eigentlichen Sinn schon fast lebensbedrohlich, kann allerdings sehr lange Zeit so funktionieren. Danach können sie dann ganz normal wieder Nahrung aufnehmen ohne jegliche Gegenreaktionen. Klingt leider für einen Laien ohne jede Logik gebe ich zu.
karlchen66 hat geschrieben:@Wawa666: Ich meine hierbei natürlich speziell den Personenkreis der Alkoholiker, bei denen fast gar keine Medizin ohne die Beigabe von Alkohol wirkt. (...) Danach können sie dann ganz normal wieder Nahrung aufnehmen ohne jegliche Gegenreaktionen. Klingt leider für einen Laien ohne jede Logik gebe ich zu.
Wie soll ich das verstehen? Heißt dass, dass Medikamente bei diesen Personen nicht ohne die Hilfe von Alkohol resorbiert werden können? Inwiefern hat denn aber Alkohol überhaupt eine Auswirkung auf die Resorption von Wirkstoffen? Ich kenne eigentlich nur den Fall, dass Alkohol die Wirkung von Arzneimitteln verringert. Das liegt daran, dass der Alkohol das gesamte Nervensystem blockiert. Außerdem werden die Blutgefäße geweitet.
Außerdem verstehe ich nicht, wieso Du erst von Medizin schreibst, und später, ohne Themenwechsel, von Nahrung. So, wie Du es formulierst, wirkt es nicht sinnlos, sondern es ergibt wirklich keinen Sinn.
Und ich wage abgesehen davon noch immer zu bezweifeln, dass die meisten Alkoholiker, die mittags im Supermarkt herumirren, Probleme aufgrund eines Nahrungsmangels haben. Gut genährt sehen sie meist schon aus. Alkohol hat ja auch massenhaft Kalorien. Und irgendein Problem, dass sie Medikamente ohne Alkohol nicht einnehmen könnten, halte ich auch eher für wenig ursächlich für diese Situation. Die Frage wäre sowieso, wieso diese Menschen denn überhaupt alle Medikamente nehmen sollten.
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