Kauf-Bulimie - Was ist das genau?

vom 06.08.2013, 13:33 Uhr

Ich habe neulich von einem Bekannten den Begriff Kauf-Bulimie gehört. Gemeint sind Menschen, die unheimlich viele Waren bestellen, nur um dann alle oder fast alle zurück zu senden.

Ich konnte mir bis vor kurzem einfach nicht vorstellen, dass es so etwas geben soll. Aber vielleicht geht man ja manchmal zu sehr vom eigenen Verhalten aus? So konnte ich es erst nicht glauben, was mir ein Bekannter erzählt hat, dass es teilweise wohl Leute gibt, die das absurde Hobby entwickelt haben, Versandhaus-Parties zu feiern. Das Phänomen soll wohl auch Amazon-Parties heißen. Man kauft dafür ganz viel online ein, nur mit dem Ziel, alleine oder in geselliger Runde viel Spaß damit zu haben, ohne zu beabsichtigen, es zu kaufen.

Manche kaufen auch unheimlich viel Zeug, um solche Unboxing-Videos in Video-Portale stellen zu können. Andere veranstalten wohl gesellige Ereignisse und laden sich zu solchen Produkttests extra noch Freunde und Bekannte ein, damit man mal mit den neuesten Artikeln richtig Spaß hat, ohne die Kosten dafür tragen zu müssen.

Kennt ihr solche Leute auch? Oder hat man mich da mit einer lustigen Geschichte zum Narren gehalten? Wenn es so etwas gibt, ist so ein Verhalten dann einfach nur unmoralisch und skrupellos? Oder ist es ein krankhaftes Zwangsverhalten, das erst therapiert werden muss? Schließlich würde das der Begriff Kauf-Bulimie ja nahe legen, denn eine Bulimie ist ja auch eine ernst zu nehmende Krankheit. Oder was ist eine Kauf-Bulimie genau, wenn es die gibt?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Interessantes Thema auf alle Fälle. Ich selber habe gerade eben zum ersten Mal davon gehört, kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es sowas gibt. Warum eigentlich auch nicht? Ob dieses Verhalten als krankhaft angesehen werden kann, wage ich zu bezweifeln. Das kann allerdings noch kommen, wenn die Psychiater und Pharmakonzerne wieder neue Richtlinien erarbeiten, was als psychische Erkrankung gilt. Demnach gilt ja seit kurzem ein weinendes und schreiendes Baby oder Kleinkind bereits als psychisch krank.

Natürlich ist es Mist für die Händler, wenn die Kunden solch ein Verhalten an den Tag legen, aber immerhin sind sie durch den Gesetzgeber zur Rücknahme verpflichtet, wenn der Kunde das Produkt innerhalb von 14 Tagen zurückgeben will. Allerdings hat man ja meist auch in den AGB geregelt, dass bei Wertminderung der Käufer zum Ersatz verpflichtet ist. Eventuell sollten die Verkäufer von diesem Recht einfach öfter mal Gebrauch machen. Dann wird es wahrscheinlich auch weniger solche Erscheinungen geben, wie Amazon-Partys oder planloses geshoppe nur um Dinge zurücksenden zu können.

Viele Erkrankungen oder Erscheinungen treten ja erst durch Regelungen innerhalb der Gesellschaft auf.

» Darkness » Beiträge: 307 » Talkpoints: 3,60 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich höre von diesem Phänomen hier zum ersten Mal, kann mir aber durchaus vorstellen, dass derlei Absurditäten nicht so aus der Luft gegriffen sind, wie sie scheinen. Ich selbst käme nie auf die Idee, mir Sachen schicken zu lassen um sie, ja was eigentlich? Um sie auszupacken, anzuschauen, zu befingern und dann wieder zurück zu schicken? Mir wäre schon der mit den Retouren verbundene Aufwand zu viel.

Als "Krankheit" würde ich diese Marotte jedoch erst mal nicht bezeichnen, sondern eher als ein Fall von "Man tut etwas, weil man es kann". Schließlich machen es viele Online-Versandhändler den Kunden sehr leicht, Waren spaßeshalber zu bestellen und ebenso aus einer Laune heraus wieder einzuschicken.

Dazu kommt noch, dass es selbst bei beschädigter Ware vermutlich zu viel Aufwand für den Händler darstellen würde, jedem Einzelfall nachzugehen, sodass für die Kunden keine Nachteile entstehen. Da haben wohl spezielle Zeitgenossen eine Lücke im System entdeckt und bestellen sich Sachen einfach nur so "zum Spielen". Dieses Verhalten zeugt meines Erachtens schon von einer gewissen Unreife und mangelnden Impulskontrolle.

» Gerbera » Beiträge: 11336 » Talkpoints: 53,95 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich bin vor einiger Zeit auf der Suche nach etwas völlig anderem auf einen Youtube Kanal gestoßen, wo ein Mädel wirklich jede Woche in einem Video ihre neusten Errungenschaften präsentiert hat. Die war höchstens 18, eher noch jünger, und ich habe mich schon gefragt, wie sie sich das alles leisten kann. Das konnte ich in dem Alter nicht und das kann ich auch jetzt nicht, obwohl meine Eltern wirklich großzügig sind und obwohl ich heute ein gutes Einkommen haben. Wo ich jetzt deinen Beitrag lese ist die Erklärung eigentlich ganz einfach, aber da wäre ich von selber echt nicht drauf gekommen.

Ob das nun eine Krankheit ist, oder krankhafte Züge hat oder haben kann liegt sicher an der Häufigkeit und an der Motivation. Das ist ja genau wie mit dem Einkaufen ohne Rückgabe - wenn ich ein, zwei Mal im Jahr mit Freundinnen los ziehe und mit Tüten bepackt nach Hause kommen und wenn diese Tüten dann das ein oder andere enthalten, das ich mir unter anderen Umständen eher nicht gekauft hätte ist das unproblematisch. Wenn ich das aber sehr viel regelmäßiger mache mit dem Ziel bestimmte Emotionen hervor zu rufen oder zu unterdrücken kann es schon ein Problem werden und letztendlich in eine Kaufsucht ausarten. Im Prinzip kann ja wirklich alles zur Sucht werden.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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