Ist Sparen bei den Deutschen wirklich out?

vom 26.06.2013, 22:36 Uhr

In den Medien wird ja derzeit rauf und runter berichtet, dass Sparen bei den Deutschen derzeit vollkommen out wäre. Gerade wegen der Niedrigzinsen im Geldanlagebereich würde konsumiert was das Zeug hält. Na ja, also ich für meine Person kann das ja so nicht bestätigen. Ich halte mein Geld immer noch so zusammen wie die anderen Jahre zuvor auch. Wie sehen denn eure diesbezüglichen Wahrnehmungen aus? Könnt ihr einen vermehrten Kaufrausch in eurem Umfeld oder gar bei euch selbst feststellen? Oder steckt da womöglich ein PR Gag der Wirtschaft und Politik dahinter um die Konjunktur und das Kaufverhalten der Verbraucher noch mehr anzukurbeln?

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» Nachbars Lumpi » Beiträge: 292 » Talkpoints: 63,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Da ich nicht danach schaue, wann und wie oft meine Bekannten einkaufen gehen, kann ich zu ihrem Konsumverhalten nichts sagen. Allerdings hat sich mein Konsumverhalten nicht geändert. Es wird trotzdem jeder mögliche Cent gespart und eben auch auf dem Sparbuch gebunkert. Selbst wenn es nur geringe Zinsen gibt. Aber ich bin so ein Typ Mensch, der gerne Geld auf dem Sparkonto einzahlt, aber ungern das Geld auch abhebt.

Warum sollte ich nun wegen der niedrigen Zinsen in einen Kaufwahn verfallen? Mein Röhrenfernseher funktioniert weiterhin, also muss ich kein Flachbildgerät anschaffen. Selbes gilt für andere recht teure Geräte im Haushalt. Einzig Schuhe und Kleidung wird ab und an gekauft. Aber auch nur, wenn es notwendig ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Auf mich trifft es auch nicht zu. Aber im Großen und Ganzen kann ich mir schon vorstellen, dass sich das Ausgabeverhalten der Deutschen in den letzten Jahren verändert hat. Bei all den Nachrichten über Bankenrettung, Staatsbankrotte und Altersarmut kommt eine gewisse "Wirtschaftsverdrossenheit" auf. Warum sollte man jetzt noch groß in die Zukunft investieren, wenn es womöglich keine gibt? Warum sollte man etwas zurücklegen, wenn es einem dann weggenommen wird?

Bei vielen ist das womöglich eher unterbewusst, aber das Verhältnis zum Geld hat sich geändert. Die Kriegsgeneration war noch froh, dass es klappt und dass ein Brot keine Millionen mehr kostet. Sie hat noch besonders auf jeden Pfennig geachtet und das auch an ihre Kinder weitergegeben. Dann wurden Kredite so einfach, dass sie fast jeder haben konnte. Jahrzehntelanges Abzahlen für ein Haus war ganz normal und auch kein Problem. Heute denkt man darüber länger nach, ob der Job wirklich über die nächsten Jahrzehnte sicher ist.

Wenn man sich aber kein Haus leisten kann, dann doch wenigstens eine schöne Einrichtung für die Wohnung. Das ist ganz normal. Wenn es nichts Großes sein kann, dann viele kleine Sachen. Fernseher auf Raten kaufen ist mittlerweile so einfach und wird an jeder Ecke beworben. Dazu noch die Küche und die Möbel. Und so sammeln die Menschen Zeug an, dass ihnen nicht gehört. Das hätten frühere Generationen so nicht gemacht.

Also ich glaube, dass viele, die noch anders aufgewachsen sind, besonnener sind und sparen. Aber es hat sich viel geändert in den letzten Jahren. Es wäre seltsam, wenn das nicht auch die Menschen geändert hätte. Manche reagieren vielleicht erst recht mit Sparen darauf, aber viele auch mit einer Carpe-diem-Einstellung.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich denke, dass generell mehr gekauft wird, weil es nicht so viele Arbeitslose mehr gibt. Die Zahlen scheinen ja auch weniger geworden zu sein und wenn man arbeiten geht, möchte man sich eben auch etwas leisten und gibt vielleicht auch mehr aus.

Aus meinem Bekannten- und Freundeskreis kenne ich es nicht, dass nun mehr geshoppt wird oder mehr Geld heraus geworfen wird. Ich denke, dass die Leute schon das Geld zusammen halten. Es kann natürlich sein, dass einige Menschen auch mehr einkaufen gehen, aber ich kenne eigentlich nur Leute, die das Geld nicht locker sitzen haben. Reiche Menschen kenne ich nicht. Ich denke, dass man immer in gewisser Weise sparen wird. Ich selbst versuche immer zu sparen, wenn ihr mir Lebensmittel kaufe. Auch bei Kleidung mache ich gerne mal ein Schnäppchen, aber ich achte eben auch bei beidem auf Qualität.

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» Ramones » Beiträge: 47758 » Talkpoints: 8,52 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Bei mir stehen im Moment keine größeren Anschaffungen an und ich habe meine Lektion über Spontankäufe gelernt, weil ich mich von vielen in den letzten Jahren getrennt habe und mir bewusst geworden ist, dass es verdammt viele Vorteile hat, wenn man sich seine Einkäufe genau überlegt. Es geht ja nicht nur um das Geld, diese Sachen nehmen ja auch Platz weg und versperren nicht selten den Blick auf das Wesentliche.

Aber ich kann schon gut verstehen, warum sich jemand entscheidet nichts zu sparen im Moment. Mir ist heute Morgen zum Beispiel ein Prospekt von Media Markt mit der Zeitung ins Haus geflattert - Finanzierung mit 33 Monatsraten bei 0% Zinsen. Warum sollte ich bei so einem Angebot groß auf eine neue Waschmaschine sparen? Bei der Bank bekomme ich kaum Zinsen für mein Geld, wenn man die Inflationsrate mit berücksichtigt verliere ich sogar Geld, da macht es doch mehr Sinn, wenn ich mir die Waschmaschine gleich hole und eine monatliche Rate an Media Markt überweise statt auf mein Sparkonto. Und Media Markt ist ja kein Einzelfall, man sieht solche Angebote von Möbelhäusern oder Autohäusern ja auch regelmäßig.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich kann nicht sagen, dass ich jetzt mehr ausgebe als in den Jahren zuvor. Das Einkommen ist gleich geblieben und somit auch mein Ausgabeverhalten. Ich denke einfach, das sind mal wieder aussagen, die die Wirtschaft ankurbeln sollen nach dem Motto: Alle kaufen - also kauf du auch.

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» eselchen » Beiträge: 973 » Talkpoints: 2,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Gutes Thema! Dass laut GfK die Kauflaune gestiegen ist, kann ich auch meinerseits nicht bestätigen. Aber die Medien gaukeln uns sowieso ununterbrochen was vor. Wer die vorgefilterte Berichterstattung 1:1 glaubt, ist selbst schuld.

Es könnte aber durchaus sein, dass weniger Leute sparen (Angst vor Euro-Crash bzw. Inflation). Dass weniger gespart wird, kann aber auch daran liegen, dass die Menschen weniger in der Tasche haben als früher und gar nicht gespart werden kann. Mich würde also mal interessieren, anhand welcher Faktoren die gestiegene Kauflaune bestimmt wird.

Ein weiterer Punkt sind die 2% Wirtschaftswachstum, die sie in den Medien löblich preisen. Ich frage mich dabei aber: Wenn die reale und nominale Inflation über 2% liegt, wächst die Wirtschaft nur in den Büchern, also in den Werten, die z.B. Aktien etc. haben. Ob davon die Realwirtschaft auch profitiert (mehr Jobs usw.), sei dahingestellt. Und ich glaube auch nicht, dass wir jedes Jahr 2% mehr verdienen. Bei der Reallohnentwicklung liegen wir in DE leider am Ende der Fahnenstange in Europa. Und das wird vermutlich so weitergehen. Das ist jetzt volkswirtschaftlich nicht lupenrein argumentiert, aber in der Grundsache versteht ihr was ich meine.

» easyRoy » Beiträge: 33 » Talkpoints: 9,92 »



Ich habe noch nicht feststellen können, dass die Deutschen in einen Kaufrausch gefallen sind. Das Kaufverhalten scheint sich bisher noch nicht geändert zu haben. Allzuviel kann bei vielen ja nicht gespart werden, weil das Einkommen teils sehr gering ist. So ist es auch mit dem Kaufen von Wirtschaftsgütern . Wenn kein Geld da ist, kann man nichts kaufen. Warum sollten intakte Geräte durch neue ersetzt werden? Das ist doch unlogisch. Du wirst wohl recht haben, dass das ein PR Gag ist.

Warum soll sich jemand teure Geräte kaufen, die er nich braucht? Dafür sitzt das Geld nicht locker genug. Diejenigen, die bisher sparen konnten, werden es auch weiterhin machen, egal wie hoch die Zinsen sind.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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