100 Euro Betreuungsgeld - hört sich besser an als es ist?

vom 05.11.2012, 19:31 Uhr

Ab August 2013 bekommt jeder, der sein Kleinkind zu hause betreut und nicht in den Kindergarten gibt ein Betreuungsgeld von 100 Euro monatlich. Ab August 2014 werden es 150 Euro sein.

Fürs erste hört sich das toll an. Aber was kann man mit den 100 Euro anfangen? Wenn man das Kind in den Kindergarten gibt und dann arbeiten gehen kann, dann kann man sich doch erst wirklich was leisten und dem Kind bieten. 100 Euro sind doch nichts, im Vergleich zu einer festen Arbeit. Außerdem lernt das Kind so nicht mit anderen Kindern umzugehen und das Sozialverhalten mit gleichaltigen Kindern.

Wäre es nicht sinnvoller mehr Kindergartenplätze zu schaffen? Hören sich die 100 Euro erst mal nur besser an als es wirklich ist? Für mich klingt das alles kurios. Was haltet ihr davon?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Also ich muss sagen ich bin absolut für das Betreuungsgeld. Ich habe einen 8 Monate alten Sohn und möchte ihn nicht so früh in die Kita tun. Er ist für die Kita angemeldet wenn er 2,6 Jahre alt ist. Einmal in der Woche besuchen wir eine Spielgruppe, weil ich den sozialen Kontakt sehr wichtig finde. Da ich aber vorher nicht großartig arbeiten gehen werde (versuche mir einen 400€ Job zu suchen) sind die 100€ viel Geld für mich, dass ich bekomme wenn ich meinen Sohn zu Hause lasse.

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich persönlich halte von diesem Betreuungsgeld überhaupt nichts. Es gibt so viele Kinder hier in Deutschland, die es nötiger haben einen Kindergarten zu besuchen, anstatt zu Hause zu sitzen vor dem Fernseher. Jetzt mal ganz ehrlich, wer würde sein Kind für 100 Euro mehr im Monat zu Hause lassen? Das lohnt sich doch überhaupt gar nicht, da man bei einem beispielsweise Nebenjob definitiv mehr verdient. Zu Mal das Kind im Kindergarten eine ausreichende Beschäftigung geboten bekommt, die nichts mit dem Fernseher oder desgleichen zu tun hat.

Das Kind lernt im Kindergarten so einiges, wie zum Beispiel Sozialverhalten, was die Mutter dem Kind nicht so vermitteln kann. Außerdem fehlen dem Kind bei keinem Kindergartenplatz, die Freunde. Wie soll das Kind ohne Kindergartenplatz lernen Freundschaften zu schließen. Mit wem soll es Nachmittags spielen, wenn keine Kinder in der Umgebung aufzufinden sind oder im Familienkreis keine kleinen Kinder vorhanden sind.

Ich glaube dass das Betreuungsgeld auch nicht alle betrifft, sondern nur die jenigen, die Kinder ab zwei Jahre haben, ob es nun stimmt, ich bin mir nicht ganz sicher.

Was ich auch nicht so toll finde, das es wirklich Großfamilien gibt, die mehr als drei kleine Kinder besitzen. Für die Lohnt es sich natürlich ihre Drei Kinder zu Hause zu behalten, anstatt arbeiten zu gehen. Wenn es dann auch noch eine ausländische Familie ist, finde ich es um so wichtiger das dessen kleinen Kinder zu mindestens in den Kindergarten kommen, da die meisten ausländischen Kinder hier in Deutschland nicht genug integriert werden von den Eltern und meines Erachtens nach mit der Einführung des Betreuungsgeldes dem auch nicht entgegen gespielt wird.

Die ausländischen Kinder fangen doch erst im Kindergarten richtig an, das deutsche Verhalten sowie die deutsche Sprache zu lernen. Für diese Kinder ist ein Kindergartenplatz auch für die Grundschuleinführung und Grundschulvorbereitung sehr wichtig.

» Sowieso12 » Beiträge: 193 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@Sowieso12: Natürlich gibt es auch Familien, wo ich sagen würde da ist das Kind besser im Kindergarten aufgehoben, als zu Hause, weil es sowieso nur vor dem Fernseher oder Computer sitzt. Das Betreuungsgeld gilt für alle Kinder ab 1 Jahr, weil es ab August 2013 einen Rechtsanspruch gibt. Wenn man diesen Platz nicht bekommt, kann man ihn theoretisch einklagen. Aber mir persönlich würde das Betreuungsgeld sehr helfen.

Ich bin selber Erzieherin und habe einen kleinen Sohn. Ich möchte ihn aber nicht mit einem Jahr in die Kita bringen. Die Gruppenform für 1 Jährige finde ich persönlich nicht gut. Ich weiß, wie da gearbeitet wird und man wird in dieser Gruppenform den Kindern einfach nicht gerecht. Da ist mein Sohn bei mir zu Hause besser aufgehoben und wird mehr gefördert. Einmal in der Woche gehen wir in eine Spielgruppe, damit er mit anderen Kindern spielen kann und so Sozialverhalten lernt. Von daher kann man das nicht pauschalisieren.

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde nicht, dass sich das gut anhört und ich kenne auch niemanden, bei dem das Begeisterungen hervor ruft. Sicher wird es Menschen geben, für die sich 100 Euro toll anhören, aber ich kenne niemanden. Selbst Eltern, die dann Anspruch auf das Geld haben werden sind der Meinung, dass man das Geld lieber in den KITA Ausbau investieren sollte, weil sie eben wissen, dass es sich längst nicht jeder leisten kann einfach mal für zwei oder drei Jahre aus dem Beruf auszusteigen. Das werden auch 100 Euro pro Monat nicht ändern.

Das wirklich kuriose an dieser Leistung finde ich aber nach wie vor, dass man dann praktisch Geld dafür bekommen wird, dass man eine staatliche Einrichtung nicht besucht. Dann müsste man zum Beispiel auch Geld dafür bekommen, dass man keine staatlich geförderten Opern oder Theater besucht oder, dass man kein Auto hat und somit die vom Staat bezahlten Autobahnen nicht abnutzt.

Allerdings wird das Geld doch gar nicht für das Nichtbesuchen des Kindergartens gezahlt sondern nur als Alternative zum Besuch einer KITA, oder bin ich da falsch informiert? Falls ich richtig informiert bin sollte man sich vor den ganzen Spekulationen über Kinder mit potentiell gestörtem Sozialverhalten mal überlegen, wie lange es im ehemaligen "Westen" überhaupt KITAs gibt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Außerdem lernt das Kind so nicht mit anderen Kindern umzugehen und das Sozialverhalten mit gleichaltrigen Kindern.

Wenn ich richtig informiert bin, gibt es das Betreuungsgeld nur für Kinder im Alter von 1-3 Jahren, die zu Hause betreut werden. Die meisten davon werden danach also trotzdem noch in den Kindergarten gehen und 3 Jahre im Kindergarten sind meiner Meinung nach genug. Ich hätte mich über dieses Geld durchaus gefreut, da ich meinen Sohn einfach nicht früher in eine Fremdbetreuung geben wollte. Ich kenne auch noch andere Familien, die genauso denken und ihre Kinder ganz bewusst erst mit 3 Jahren in den Kindergarten gegeben haben.

Familien, die mit einem Einkommen nicht auskommen, bringt das Betreuungsgeld leider gar nichts, aber das war ja vorher schon klar. Für Hartz-IV-Empfänger wird es höchstwahrscheinlich sowieso angerechnet, sodass die betroffenen Kinder mal wieder gar nichts davon haben.

Ganz interessant finde ich die Möglichkeit, das Geld, anstatt es sich auszahlen zu lassen, für die Bildung oder Rente des Kindes anzulegen. So in etwa habe ich es jedenfalls den Nachrichten entnommen. Allerdings ist es schon fast wieder ungerecht, dass ein zu Hause betreutes Kind so eine finanzielle Vorsorge vom Staat bekommen kann, und ein Kind, das in die Krippe oder Kita geht, nicht.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Natürlich würde man mehr verdienen, wenn man arbeiten geht und das Kind in den Kindergarten gibt, aber es gibt auch immer noch Leute, die ihr Kind nicht sofort abgeben wollen, sondern erst mal selbst zu Hause bleiben möchten. Ich habe zwar selbst noch keine Kinder und habe mir da noch nicht so viele Gedanken darüber gemacht, aber ich finde es auch ausreichend, wenn Kinder beispielsweise erst mit drei Jahren in den Kindergarten kommen. Meiner Meinung nach sollte das jeder selbst entscheiden können und wer sein Kind erst mit drei Jahren in den Kindergarten gibt, für den sind 100 Euro besser als gar nichts. Ich bin selbst erst mit fünf Jahren in den Kindergarten gekommen, weil ich vorher einfach keinen Kindergartenplatz bekommen habe. Auch in einem solchen Fall ist das Betreuungsgeld doch super.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde das Betreuungsgeld auch nicht attraktiv und bin auch komplett gegen dessen Einführung. Ich habe keine Kinder, würde ein Kind aber sehr früh in eine Kindertagesstätte geben, damit beide Eltern normal weiterarbeiten können. Für die Kinder ist es auch toll, wenn sie täglich mit vielen Kindern zusammen sein können und dort schon Dinge lernen können, die ihnen das weitere Leben und den Einstieg in die Schule erleichtern.

Die 100 Euro Betreuungsgeld werden wohl wirklich dafür sorgen, dass gerade die Kinder aus sozial schwachen Familien zukünftig seltener in die Kita geschickt werden als die Kinder aus Familien mit etwas mehr Geld. Wenn das Haushaltseinkommen sehr niedrig ist, dann mögen 100 Euro schon ein nettes zusätzliches Einkommen darstellen. Einen normal- bis gutverdienenden Arbeitnehmer wird man damit natürlich nicht ködern können. Ich befürchte, dass gerade die Kinder, die von einem möglichst frühen Kita-Besuch am meisten profitieren könnten, wohl zukünftig am ehesten zu hause betreut werden – wie auch immer die Betreuung dort aussieht. Ob überhaupt etwas von den 100 Euro bei den Kindern ankommt, steht auf einem anderen Blatt. Ich finde den populistischen Ausdruck „Herdprämie“ übrigens absolut treffend.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


@Cloudy24: Ja es gibt das Geld dafür, dass man die Einrichtung nicht besucht. Aber das gibt es überwiegend deswegen, weil die Regierung Versprechungen gemacht haben, die sie nicht wird halten können. Nämlich einen Rechtsanspruch für Kinder ab 1 Jahr. Es gibt aber überhaupt nicht so viele Kitaplätze oder Plätze bei Tagesmüttern. Das ist dann so gesehen die Notlösung der Regierung, denn einen Kitaplatz kann man einklagen.

Aber es gibt noch das Problem, dass es einfach nicht genug Erzieherinnen und Erzieher gibt. Ich bin selber eine und weiß nicht ob ich diesen Beruf noch mal erlernen würde. Obwohl ich meinen Beruf liebe und er mir großen Spaß macht. Aber die Verantwortung wird einfach immer höher und die Ausbildung dauert so lange und wird nicht bezahlt wie ein Studium. Da kann ich auch studieren und bekomme hinterher mehr Geld. Das alles sind Fakten, die man wissen sollte bevor man das Betreuungsgeld ablehnt. Wie gesagt, für mich persönlich ist es super.

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Lady86 hat geschrieben:@Cloudy24: Ja es gibt das Geld dafür, dass man die Einrichtung nicht besucht. Aber das gibt es überwiegend deswegen, weil die Regierung Versprechungen gemacht haben, die sie nicht wird halten können. Nämlich einen Rechtsanspruch für Kinder ab 1 Jahr. Es gibt aber überhaupt nicht so viele Kitaplätze oder Plätze bei Tagesmüttern. Das ist dann so gesehen die Notlösung der Regierung, denn einen Kitaplatz kann man einklagen.

Mir ist schon klar, dass hier Geld für das Nichtbesuchen von Einrichtungen bezahlt wird, die es in vielen Fällen noch gar nicht gibt. Insofern habe ich das vielleicht etwas falsch formuliert, weil viele Eltern eben nicht die Wahl zwischen KITA oder 100 Euro haben werden sondern einfach keinen KITA Platz bekommen und die 100 Euro dann praktisch als Trostpreis mitnehmen können.

Das ist mal wieder ein gutes Beispiel dafür, dass in der Politik nicht längerfristig gedacht wird. Mit dem Betreuungsgeld können kurzfristig Klagen abgewendet werden, aber längerfristig bringt das doch absolut keine Lösung des Problems.Das Geld, mit dem sich die Regierung praktisch jetzt freikauft, fehlt später im Haushalt und kann somit nicht in den Ausbau von KITA Plätzen investiert werden.

Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mich über das Geld wohl auch freuen, aber es klingt jetzt nicht so, als wärst du überhaupt auf einen KITA Platz angewiesen gewesen. Es gibt ja aber genug Familien, die es sich nicht leisten können, wenn einer drei Jahre lang nicht großartig arbeiten geht und dann gibt es ja auch genug Alleinerziehende. Für solche Menschen wäre es meiner Meinung nach einfach sinnvoller wenn unsere Regierung das Geld längerfristig investieren würde anstatt in eine kurzfristige Lösung.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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