Latein - wirklich eine tote Sprache?

vom 12.11.2011, 17:19 Uhr

Die Frage ist doch erst mal, was das denn eigentlich heißt: eine "tote Sprache". Ich schätze mal, wir sind uns hier wohl alle einig, dass Latein tatsächlich tot ist, wenn wie die "Lebendigkeit" einer Sprache ausschließlich darüber definieren, ob diese noch (als Muttersprache) gesprochen wird oder nicht. Ziehen wir hingegen weitere Kriterien hinzu, die hier ja alle schon zu Genüge genannt wurden, kann von Latein als "tote Sprache" nicht mehr die Rede sein. Daher finde ich diese Diskussion einfach auch ein bisschen sinnlos, weil das meines Erachtens einfach nur reine Definitionssache ist.

Ich persönlich bin großer Latein-Fan und beschäftige mich nach 7 Jahren Schullatein inklusive Lateinabitur, auch noch jetzt, 3 Jahre nach meiner letzten Latein-Schulstunde noch regelmäßig intensiv mit Latein (ca. 6 Std./Woche) durch Lateinkurse, Nachhilfekinder und auch ganz "privat". Latein hat mir mehr gegeben als irgendeine andere Sprache und das tut es auch jetzt noch. Neben den bisher genannten Aspekten stellt es für mich auch einfach eine Horizonterweiterung dar. Mein Denken im Allgemeinen hat sich durch Latein wesentlich geändert und gerade auch in der deutschen Sprache habe ich durch Latein eine enorme Entwicklung durchlaufen können.

Ich stelle es mir übrigens schon erstrebenswert (für mich) vor, Latein sprechen zu können. :) Ich bin inzwischen sowieso an einem Punkt angelangt, an dem diese Vorstellung auch wirklich nicht mehr utopisch ist. So ein paar gebrochene Latein-Sätze gehen schon mal, von fließend sprechen bin ich aber noch ein gutes Stück entfernt. Aber wer weiß, wenn ich mich ein bisschen reinhängen und trainieren würde, wäre das auf jeden Fall möglich. :)

» Nougat » Beiträge: 125 » Talkpoints: 4,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich selbst habe mein Latinum noch in der Schule gemacht und ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe es gehasst. Die Sprache war für mich wirklich die Hölle und ich hatte in der fünften Klasse hierfür einfach überhaupt keine Verwendung, weil ich nichts mit ihr anzufangen wusste - Damals hatte ich mich sehr darüber aufgeregt, dass ich nicht mit der englischen Sprache in der fünften Klasse angefangen habe. Heute hingegen muss ich ganz klar sagen, dass es mehr als nur einen Vorteil hatte, von "klein" auf Latein zu lernen.

Natürlich stimmt es zum Teil, dass Latein heute eine Sprache ist, die als solche nicht mehr gesprochen wird und mehr oder weniger tot ist. Auch könnte ich selbst nicht einen Satz auf Latein sprechen - Hängen geblieben sind trotzdem noch die einen oder anderen Vokabeln, die mir im Laufe der Jahre beim erlernen von anderen Dingen sehr geholfen haben, sei es nun in der Mathematik, wo ich mir Eselsbrücken beim erlernen von Sinus, Tanges und Cosinus baute - In der Biologie, wo ich mir irgendwelche Funktionen von Neuronen mit Fachbegriffen merken konnte, da ich sie aus dem Latein kannte oder eben in einer anderen europäischen Sprache.

Ganz besonders sogar im letzten Beispiel sieht man sehr stark, dass Latein an sich heute noch lange nicht tot ist. Noch immer basieren sehr viele unserer alltäglichen Worte auf dem lateinischen und wenn man versucht neue Worte zu lernen und schon Latein-Kenntnisse hat, wird man sehr häufig sehen, dass es starke Ähnlichkeiten und Verknüpfungen der Wortbedeutungen gibt, die es einem sehr erleichtern können, neue Sprachen zu erlernen. Ich selbst würde zwar um nichts in der Welt heute noch mal Latein lernen wollen, aber hilfreich war es in der Schule trotzdem sehr.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Es kommt doch eindeutig darauf an, wie man den Begriff "tote Sprache" definiert. Für mich ist eine Sprache dann tot, wenn sie sich nicht weiter entwickelt und es auch niemanden mehr gibt, der diese Sprache im Alltag spricht. Nur weil man bestimmte Begriffe ableiten kann oder Redewendungen in einer Sprache kann, heißt das doch noch lange nicht, dass man diese Sprache auf Alltagsniveau beherrscht. Daher ist und bleibt Latein für mich tot, weil sie keine (echte) Entwicklung durchgemacht hat und das seit über 2000 Jahren.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Für mich ist Latein darum eine tote Sprache, weil sich die Vokabeln, die bereits existieren nicht mehr geändert haben. In anderen Sprachen hat sich die Sprache sehr wohl über die Jahrhunderte weg geändert. Man kann sich dazu auch die deutsche Sprache anschauen, die vor einigen hundert Jahren ganz anders gesprochen wurde.

Klar werden immer neue lateinische Begriffe hinzu gefügt, wenn man wieder neue Tiere oder Pflanzen oder sonstige Entdeckungen in der Medizin etc. gemacht hat. Aber die beständigen Begriffe bleiben immer gleich und werden es auch in ein paar hundert Jahren, wenn man Latein noch braucht, bleiben.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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