Darf der Frauenarzt die Pille verweigern?

vom 22.10.2011, 12:26 Uhr

Eine Freundin von mir möchte jetzt zu meiner Gynäkologin wechseln, weil ihre sich vehement weigert, ihr die Pille zu verschreiben. Zuerst hieß es von der Gynäkologin, meine Freundin bekäme die Pille erst, wenn sie in einer festen Beziehung sei. Das ist meine Freundin momentan aber nicht. Wenige Monate später war meine Freundin wieder bei derselben Gynäkologin und behauptete einfach, einen festen Freund zu haben. Als sie die Frage der Ärztin, ob sie schon Geschlechtsverkehr gehabt hätten, verneinte, wollte sie abermals nicht mit einem Rezept rausrücken. Die Erklärung war, dass sie die Pille erst bekäme, wenn sie schon Sex gehabt hätten und sie sie "untenrum" untersucht hätte. Im Übrigen ist meine Freundin schon in dem Alter, in dem sie die Pille selbst bezahlen müsste.

Ich selber habe mit 16 die Pille mehr oder weniger problemlos bekommen. Ich war eigentlich nur bei der Frauenärztin, weil ich die Pille danach benötigte - bis zu dem Zeitpunkt hätte ich nicht erwartet, dass Kondome so schnell reißen können. :lol: Jedenfalls kam meine Ärztin auch von alleine auf das Thema Pille, sodass ich selber nicht einmal richtig nachfragen musste. Ich fand die Aussage der Ärztin meiner Freundin sehr seltsam, weil ich schon von anderen Freundinnen gehört habe, dass sie ihre Pille nur verschrieben bekommen hätten, weil ihre Periode zu unregelmäßig kam oder sie währenddessen starke Unterleibschmerzen hatten. Ich habe von keinem Frauenarzt bisher gehört, dass man die Pille erst bekommt, sobald man keine Jungfrau mehr ist.

Ist das normal? Kann ein Arzt oder eine Ärztin sich einfach weigern, jemandem die Pille zu verschreiben, nur weil man sie nicht unbedingt zu dem Zeitpunkt braucht? Meine Freundin will sie ja zur Verhütung, nur lebt sie nach dem Motto "man weiß ja nie, was auf der nächsten Party passiert". Dass bei so einer Aktion auch Kondome angebracht sind, ist ihr klar, aber meine eigene Erfahrung zeigt ja, dass diese eben nicht ausreichend sind.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Meine damalige Frauenärztin vor 30 Jahren wollte mir die Pille damals auch nicht verschreiben, weil sie meinte, dass ich einen Gebärmutterknick habe und sowieso nicht schwanger werden könnte. Sie würde das für sinnlos erachten und hat sie mir aber trotzdem verschrieben, weil ich darauf bestanden habe. Und da ich 2 Kinder habe, weil ich ja die Pille irgendwann abgesetzt habe, zeigt ja, dass diese Frauenärztin sich getäuscht hat.

Die Begründung der Frauenärztin von deiner Freundin, dass sie erst kommen soll, wenn sie schon mal Geschlechtsverkehr hatte, ist sowas von banal. Denn was nutzt es, wenn sie die Pille erst nach dem ersten Sex bekommt und schon schwanger ist. Damit würde ich mich nicht abspeisen lassen und ich würde bei der Ärztekammer anrufen und fragen, ob es normal ist, dass sich eine Ärztin so verhält. Die Pille wird doch heutzutage schon 13 jährigen Mädchen und noch jüngeren Mädchen verschrieben, weil sie diese angeblich brauchen, damit sie keine Bauchschmerzen mehr haben, wenn die Periode kommt.

Deine Freundin soll den Frauenarzt wechseln und wenn ich das lese bestärkt es mich darin, niemals wieder zu einer Frauenärztin zu gehen. Ein Frauenarzt ist eben doch verständnisvoller und einfühlsamer.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich habe erst relativ spät mit der Einnahme der Pille begonnen, aber so etwas wie Deine Freundin habe ich nicht erlebt. Sie sollte die Frauenärztin wechseln und sich einen Frauenarzt oder eine andere Frauenärztin suchen. Denn sicherlich mag eine nicht vorhandene Beziehung ein Grund sein, die Pille nicht zu verschreiben, aber das ist letztendlich etwas, was im Grunde nur die Patientin angeht. Wenn nun eine gesundheitliche Ursache in Frage käme, weshalb die Pille von Deiner Freundin nicht genommen werden darf, könnte ich die Haltung der Frauenärztin verstehen, aber auch nur dann.

Dass die Pille durchaus vor dem ersten Geschlechtsverkehr genommen werden soll, ist doch logisch. Die meisten Pillen brauchen ja auch eine gewisse Vorlaufzeit, um überhaupt den Schutz vor einer Schwangerschaft gewähren zu können. Und nach dem ersten Sex könnte es dann wiederum zu spät sein. Eine sehr merkwürdige Einstellung dieser Ärztin. Handelt es sich dabei um eine etwas ältere Dame oder schon eine jüngere Ärztin?

Allerdings würde ich nun nicht pauschal sagen, dass alle Frauenärztinnen nichts taugen. Das halte ich für zu weit hergeholt und ich denke, dass gerade eher jüngere Frauenärztinnen durchaus in der Lage sind, auch einfühlsam zu sein und eben die Pille zu verschreiben.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich denke schon, dass man keine direkten Anspruch darauf hat, von einem Arzt ein bestimmtes Mittel oder in dem Fall die Pille verschrieben zu bekommen und man das gewissermaßen nicht direkt einfordern kann. Aber andererseits begreife ich Ärzte als Dienstleister und die sollten sich schon daran orientieren, was ihre Kunden (also die Patienten oder Klienten) möchten, schließlich bezahlt man ja dafür.

Etwas ähnliches habe ich auch mal erlebt, da war es aber ein Arzt. Ich wollte mir zum ersten Mal die Pille verschreiben lassen und wollte mich aber nicht gleich "untenrum" untersuchen lassen. Da wurde ich dann nur von der Praxisschwester abgespeist und die sagte mir, dass der Arzt gar nicht mit mir reden wolle, weil ich ja angegeben hatte, mich nicht untersuchen lassen zu wollen.

Das fand ich auch total bescheuert und in einem solchen Fall gehe ich dann einfach zu einem anderen Arzt, ich muss mir die Macken einiger Ärzte nicht antun, es gibt genug andere.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wo lebt ihr denn? Aus meiner Jugend in Bayern kann ich mich durchaus erinnern, dass es einige Ärzte gab, die aus moralischen Gründen jungen Mädchen keine Pille verschreiben wollten, damit die nicht frühzeitig zum Sex verleitet werden. Im Grunde halte ich das für totalen Quatsch, denn eine frühe ungewollte Schwangerschaft ist auch nicht gerade erstrebenswert. Wenn deine Freundin selbst bezahlen muss ist sie schon über 18, und das Verhalten dieser Ärztin ziemlich ungewöhnlich.

Ich halte es für sinnvoll, dass Ärzte die Pille dann verweigern, wenn medizinische Gründe dagegen sprechen. Wenn deine Freundin stark übergewichtig ist und raucht, dann kann es sogar sinnvoll für sie sein, über eine andere Verhütungsmethode nachzudenken. Schließlich kann die Kombination aus Pille, Übergewicht und Nikotin auch schon bei jungen Frauen Schlaganfälle und Herzinfarkte begünstigen. Wenn das der Grund für die Ablehnung wäre, dann handelt die Ärztin sogar verantwortlich. Sie sollte aber eine andere sichere Verhütungsmethode empfehlen.

Ich halte es auch für wichtig, dass die Frau sich erst untersuchen lässt, bevor der Arzt die Pille verschreibt. Man soll zwar den Teufel nicht an die Wand malen, aber es gibt zum Beispiel Tumore, die besonders gut dann wachsen, wenn man Hormone nimmt. Ich würde mir persönlich die Pille nie ohne vorhergehende Untersuchung verschreiben lassen um mir nicht selbst zu schaden. Die Pille greift schließlich tief in den Hormonstoffwechsel ein und ist nicht nur eine niedlich bunte Zuckerpille. Wenn deine Freundin ihrer Ärztin allerdings nicht mehr vertraut, dann sollte sie zu einer anderen Ärztin gehen, sich dort untersuchen lassen und die Pille verschreiben lassen, so keine medizinischen Gründe dagegen sprechen. Es kann nie schaden, sich eine Zweitmeinung von einem anderen Arzt einzuholen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Sowas habe ich ja noch nie gehört. Da hätte ich aber schon lange den Arzt gewechselt. Ich finde es absolut nicht gut, wenn ein Arzt sofort gleich bei jedem Problemchen und meistens viel zu früh die Pille verschreibt. Teilweise machen die das ja schon bei 12 jährigen Mädchen und das muss nun wirklich nicht sein, wenn man bedenkt, dass es einfach mal Hormone sind und bleiben. Aber deine Freundin ist ja nun echt in einem ganz anderen Alter und da geht es die Ärztin doch auch absolut nichts an, ob sie nun eine Beziehung hat oder nicht!

Und wieso sollte man die Pille erst hinter her verschreiben, wenn es denn schon dabei zu einer Schwangerschaft kommen könnte? Das ist mir ehrlich gesagt nicht ganz klar. Ich kenne es aber auch so, dass meistens vorher wirklich untersucht wird und dann erst wird die Pille verschrieben. Das ist ja auch so, wenn man ein Rezept haben will. Dann muss man sich ja auch mindestens jedes halbe Jahr untersuchen lassen, sonst kann der Frauenarzt die Rezeptausstellung verweigern. Aber eigentlich nur dann, oder wenn man die Pille nicht verträgt, also medizinische Gründe dagegen sprechen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Also ich kann die Gründe der Frauenärztin überhaupt nicht nachvollziehen! Ich finde, dass es doch eher lobenswert ist, dass sich deine Freundin mit dem Thema Verhütung auseinandersetzt. Andere hopsen munter durch die Betten und sind dann erst am nächsten Tag beim Arzt für die Pille danach oder sind dann halt schwanger und treiben dann ab. Ich weiß nicht, was das für einen Sinn haben soll, die Pille erst nach dem ersten Mal zu verschreiben?

Bei mir war es damals überhaupt gar kein Problem. Ich hatte zu der Zeit meinen ersten Freund. Ich bin dann zu meiner Frauenärztin und sie hat mir ohne zu zögern ein Rezept ausgestellt. Jetzt vor kurzem war ich auch wieder dort und ich habe sie gefragt, ob ich die Pille vielleicht jetzt nicht mehr nehmen sollte, da ich zurzeit Single bin. Aber sie meinte, dass es nur etwas bringt, wenn man mindestens ein halbes Jahr dann nicht die Pille nimmt. Wenn man dann also in 2-3 Monaten oder so wieder einen Freund hat und die Pille dann wieder einnimmt, dann hat das nicht wirklich etwas gebracht. Nur kann man ja nicht planen, wann man wieder jemanden kennenlernt. Leider!

Naja, zumindest hat sie mir die Pille wieder verschrieben und meinte, dass es nicht so schlimm ist, wenn ich sie weiter einnehme, denn sie ist niedrig dosiert.

» bezauberndeJeany86 » Beiträge: 47 » Talkpoints: 25,24 »



Ich finde das Verhalten dieser Ärztin schon ziemlich heftig. Ich war bei meinem ersten Frauenarzttermin zirka 16 Jahre alt. Grund des Besuchs war, dass meine Regel sehr unregelmäßig war. Daraufhin wurde ich von dem Arzt untersucht und bekam nach der Erstuntersuchung ohne besonderes Fragen die Pille verschrieben. Hätte er sie mir verweigert, dann hätte ich auf jeden Fall den Arzt gewechselt und das rate ich hier auch.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich kenne das nur von einer Frauenärztin als meine Mutter mich als sehr junges Mädchen unbedingt hinschleifen musste und meinte ich sollte unbedingt die Pille verschrieben bekommen, meinte diese - nach einem Gespräch mit mir und einer vaginalen Untersuchung - dass dies noch nicht sinnvoll sei und ich gern später wiederkommen könne, wenn ich denn selbst zu der Überzeugung gekommen sei, dass ich das möchte.

Ansonsten kenne ich das von keinem meiner bisherigen Gynäkologen, dass die einfach so gesagt hätten, sie verschreiben keine Verhütung. Wenn sie keine Pille oder andere hormonelle Verhütungsmittel verschreiben wollten, dann haben sie dafür auch verständliche Gründe genannt. Wenn diese Gynäkologin aber partout die Pille nicht verschreiben möchte und dafür auch keinen plausiblen Grund nennen würde, dann würde ich gar nicht weiter damit warten und den Gynäkologen sofort wechseln.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke es kommt sehr auf den Einzelfall an. Es gibt sicherlich medizinische Gründe, die gegen die Pille sprechen. Ebenso bin ich auch der Meinung, dass man mit einer "man weiß ja nie, was auf der nächsten Party passiert"-Einstellung nicht ausschließlich auf hormonelle Verhütungsmittel zurückgreifen sollte, sondern sich selbst und andere vor Krankheiten schützen sollte. Wobei ich mich auch wundere, wie man als Jungfrau zu dieser Einstellung kommt.

Ansonsten gehört eine vaginale Untersuchung sowie ein Abstrich bei Frauenärzten oft schon obligatorisch dazu. Wenn man dies auch nach mehreren Besuchen ablehnt, können Gynäkologinnen vielleicht skeptisch werden. Aber letztendlich sollte man dies mit dem Arzt/der Ärztin seines Vertrauens besprechen können. Sofern man sich bei seinem Behandler nicht wohl fühlt, sollte man wechseln.

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» Trisa » Beiträge: 3323 » Talkpoints: 38,55 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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