Abitur ohne danach zu Studieren?

vom 21.10.2011, 09:16 Uhr

Unabhängig davon, ob man nach der Schule ein Studium beginnen möchte oder nicht, rate ich jedem Schüler möglichst sein Abitur zu machen: Das Abitur sollte man nämlich nicht nur als eine Art Qualifikation für Fachhochschulen ansehen, denn insgesamt hat das Abitur heutzutage selbst bei Ausbildungen einen relativ hohen Stellenwert erreicht. Irgendwann wird sogar der Zeitpunkt kommen, wo die Ausbildenden sich die einzelnen Noten anschauen und dementsprechend sich die Leute aussuchen werden, wenn sie es jetzt schon nicht tun.

Auf der anderen Seite kann bzw. wird es in der Zukunft immer mal Entscheidungen geben, mit denen du deinen Lebenslauf bestimmen wirst. Dazu kann evtl. auch gehören, später studieren zu wollen. Das ist nämlich nicht selten heutzutage und auch nichts verwunderliches, wie ich finde. Insofern ist es doch sehr ratsam, das Abitur immer beiseite zu haben, sofern man irgendwie künftig studieren möchte oder einfach sein Fach, in dem man ausgebildet wurde, per Studium vertiefen möchte.

Als letzten Punkt möchte ich noch anmerken, dass der Aspekt der Entlohnung eigentlich nie ein entscheidendes Kriterium dafür sein sollte, ob du letzlich studieren oder eher eine Ausbildung beginnen möchtest. Sicherlich will man später fair entlohnt werden, aber der Faktor Spaß ist wesentlich essentieller und sollte auch den Ausschlag geben. Denn ein Beruf ist etwas, den man womöglich sein ganzes Leben lang bis zum Renteneintritt ausüben wird. Sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren und sich mit der Tätigkeit auch auseinanderzusetzen ist enorm wichtig. Im Studium hat man beispielsweise den Vorteil - zumindest ist es bei mir so -, dass ich immer mehr Facetten an meiner Arbeitsweise entdecke, je länger das Studium dauert, die ich so nie im Leben gefunden hätte. Ich weiss nicht, inwiefern sich sowas in der Ausbildung auszeichnet und ob man da auch diese Gelegenheit hat. Aber nichtsdestotrotz würde ich dir das Abitur ans Herz legen, selbst wenn du es später nicht brauchen solltest. Es ist immer sinnvoll eine Art Hintertür offen zu halten, selbst wenn man nie durch die Tür gehen wird.

Benutzeravatar

» getku » Beiträge: 883 » Talkpoints: 11,06 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Dein Physiklehrer macht ja nicht unbedingt gute Werbung für das Abitur. Ich finde die Ansichten dieses Lehrers auch ziemlich bedenklich und bin der Meinung, dass man den Schulabschluss, den man erreichen kann, ruhig auch mitnehmen sollte. Falls du also problemlos das Abitur erreichst, was ja auch nicht allzu schwer sein sollte, würde ich diesen Schulabschluss schon aus Prinzip machen. Es kann sein, dass du das Abitur letztendlich wirklich nicht brauchst. Allerdings kann es eben auch sein, dass dein Leben eine ganz andere Richtung nimmt und dass du vielleicht irgendwann doch froh bist, das Abitur direkt gemacht zu haben. So leicht, wie du das Abitur an der normalen Schule erreichen kannst, bekommst du es später nicht mehr. Natürlich könntest du ein Abendgymnasium besuchen. Von der Wissensvermittlung her ist das unterschiedlich, manche sind weniger anspruchsvoll als richtige Schulen. Allerdings geht man dabei eben auch noch nebenher normal arbeiten und dadurch ist das nicht so einfach, als wenn man das Abitur direkt als Jugendlicher beziehungsweise junger Erwachsener macht, ohne dass man nebenher noch andere Belastungen hat.

Ich haben die Schule gehasst, speziell meine Schule, und wäre zeitweise auch lieber ohne Abitur abgegangen. Letztendlich habe ich es dann doch durchgezogen, obwohl ich mir mein Wunschstudium damals nicht zugetraut habe und daher auch erst einmal eine Ausbildung absolviert habe. Mittlerweile bin ich froh, dass ich das so gemacht habe, weil ich nun doch studiere und dafür eben nicht erst mein Abitur nachholen musste, sondern mich direkt um einen Studienplatz bewerben konnte. Es gibt nicht wenige Leute, die zuerst eine Ausbildung machen und dann nach der Lehre oder auch nach wenigen Jahren im Job feststellen, dass es das nicht gewesen sein kann. Einige davon nehmen dann mit Mitte 20 oder sogar später doch noch ein Studium auf. So etwas kann man nicht immer ausschließen - und da ist es gut, wenn man das Abitur schon hat.

Abgesehen davon, dass man vielleicht mit etwas Abstand zur Schule schließlich doch studieren möchte, ist es in vielen Ausbildungsberufen mittlerweile üblich, dass die Auszubildenden Abitur haben, obwohl dies für diese Ausbildung gar nicht notwendig wäre. Für meine Ausbildung hätte auch ein Hauptschulabschluss gereicht. Dennoch hatten fast alle anderen Lehrlinge in der Berufsschule und in meinem Betrieb ebenfalls Abitur. In der Berufsschule gab es in einer Klasse von mehr als 20 Leuten nur zwei Leute ohne Abitur. Viele Firmen bevorzugen nicht nur Abiturienten, sondern stellen diese ausschließlich ein. Somit ist es auch für den Fall, dass man nur eine Ausbildung machen möchte, immer ratsam, das Abitur zu machen. Ich denke auch, dass es einem nicht schadet. Natürlich braucht man mehr Zeit dafür, darauf kommt es aber nicht an. Du wirst noch lange genug arbeiten müssen, sodass es dann nicht schlimm ist, wenn du deine Ausbildung zwei oder drei Jahre später beginnst.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Mittlerweile hast du mit Abitur wesentlich bessere Chancen, wenn du dich auf eine Ausbildung bewirbst. Wieso sollte man auch als zukünftiger potentieller Arbeitgeber jemanden einstellen, der Realschule hat, wenn man jemanden haben kann, der Abitur hat? Sicherlich ist das immer ein Risiko, ihn später an die Uni oder FH zu verlieren, aber meistens fragen Arbeitgeber ja direkt, ob man noch vor hat zu studieren oder ob man im Beruf alt werden will. Jedenfalls würde ich keines Falles unterschreiben, dass sich Abitur nur dann lohnt, wenn man studieren will.

Ich muss dir aber ganz ehrlich sagen: du weißt doch heute noch nicht, was in ein paar Jahren ist und vielleicht willst du dann doch noch studieren. Manche lieben ihren Job, wollen dann aber noch weiter kommen und teilweise wird das vom Arbeitgeber auch unterstützt. Da kann man auch mit 30 dann noch studieren und sei es in Teilzeit. Ich würde mir diese Chance nie verbauen und fände es auch unglaublich ärgerlich, wenn man dann noch Zeit damit verbringen müsste, sein Abitur nachzuholen. In vielen Ausbildungen erlangt man ja sein Fachabi, aber weiß man, ob man nicht lieber doch etwas an der Uni studieren will? Das kann man in dem Fall dann ja nicht.

In gewissen Ausbildungen nimmt man sogar nur noch Abiturienten, auch wenn das keine Zulassungsvoraussetzung ist. Die haben einfach einen gewissen Anspruch und ich bin der Meinung, dass man manche Ausbildungen mit 2 Jahren weniger auch nur schlecht schaffen kann. Und wenn du dir die Ausbildungsstelle aussuchen können willst, solltest du nicht nur ein Abitur, sondern auch noch ein gutes Abitur haben.

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Du hast völlig Recht, wenn man den nötigen Notendurchschnitt hat, sollte man alles ausschöpfen was auszuschöpfen ist. In der fünften Klasse, in der man sich ja für die weiterführende Schule entscheiden muss, weiß man immerhin im Alter von 10 Jahren auch noch nicht, ob man später studieren möchte. Ich weiß auch noch nicht genau, auf was ich genau raus soll, aber nachdem die Oberstufe ziemlich stressig ist und das Studium noch einmal schwerer wird, denke ich auch, dass ich nach meinem Fachabi einfach in einen Beruf einsteige. Ich denke da auch etwas in die Richtung Verwaltung. Mit einem ganz normalen Realschulabschluss wird man dann Verwaltungsfachangestellter, aber mit dem Abitur kann man zum Beispiel in den gehobenen Dienst einsteigen und Beamter werden.

Es schadet also eigentlich nie, ein hohes Bildungsniveau zu erreichen. Es ist heutzutage nun mal so, dass höhere Schultypen ganz klar bevorzugt werden bei der Berufswahl. Für immer mehr Berufe wird ein gehobener Schulabschluss gefordert, bei manchen Büroberufen reicht heute nichtmal mehr der Realschulabschluss aus. Ich habe mich deshalb auch dafür entschieden, noch die 11. & 12. Klasse an meine Mittlere Reife dranzuhängen. Schaden tut es eigentlich nie, man hat dann auch schon einen Führerschein, wenn man rauskommt und somit bessere Chancen auf einen Arbeitsplatz, der etwas weiter entfernt liegt.

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das Abitur wird von Jahr zu Jahr wichtiger, besonders, wenn es ein gutes ist, selbst wenn man nicht vorhat zu studieren. Kurz vorweg, Dein Beispiel mit der Polizei im gehobenen Dienst ist übrigens einem Studium gleichgesetzt. Zwei Freunde von mir wählen diesen Weg und es ist unerlässlich, ein Abitur zu besitzen, Du kannst das also nicht mit einer Ausbildung gleichsetzen.

Abgesehen davon gibt es jedoch inzwischen tolle Ausbildungen und Berufe, die kein Studium vorrausetzen, wohl aber ein Abitur. Außerdem gibt es auch Berufsgruppen, in denen lieber auf eine im Abitur geschulte Persönlichkeit gesetzt wird, als auf einen MSA-Absolvierten, vor allem in Bereichen wie Organisation oder Management. In vielen Bereichen wird ein Abiturient einem Realschüler also vermutlich vorgezogen, allerdings gibt es auch viele Bereiche, in denen ein Chef lieber einen MSA Absolventen hat, der noch jung ist, nicht die Autorität besitzt und somit "formbar" ist. In den wichtigeren und besser bezahlten Berufsgruppen würde ich jedoch dennoch eher Abiturienten erwarten und auch nicht nur studierte, es lohnt sich also allemal Abitur zu machen.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Mittlerweile ist Abitur für viele Ausbildungsberufe notwendig bzw. Voraussetzung, sodass man ohne Abitur kaum Chancen hätte. Die Zeiten ändern sich eben und man muss mit der Zeit gehen, wenn man nicht den Anschluss im Berufsleben verlieren möchte. Daher würde ich das Abitur durchaus empfehlen, auch wenn man nicht studieren gehen möchte.

Es kann ja auch sein, dass du nach der Ausbildung merkst, dass dich das nicht ausfüllt und dich doch noch für ein Studium entscheidest. Dann hast du das Abitur schon in der Tasche und musst es nicht erst noch nachholen.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich habe 2001 mein Abitur gemacht und im Anschluss daran eine handwerkliche Ausbildung. Schon damals wurde mir gesagt, dass das totale Verschwendung sei, mit Abitur "nur" eine Ausbildung zu machen. In den 3 Jahren der Ausbildung (ich konnte Dank des Abitur ein halbes Jahr verkürzen) hat sich bei mir schon der Wunsch gefestigt, im Anschluss ein Studium zu beginnen, welches auf den Beruf aufbaut.

Nach der bestandenen Prüfung hatte ich mich auch für einen Studienplatz eingeschrieben, habe jedoch im ersten Jahr an der FH gemerkt, dass das nicht meine Art ist. Ganztags Vorlesungen auf die Art, wie sie damals waren, ging gegen meine Art zu lernen und leben. So habe ich mich Mitte 2005 dazu entschlossen, wieder in meinem Beruf zu arbeiten und fand Anfang 2006 auch einen Job.

Erst 2012 habe ich eine nebenberufliche Weiterbildung für mich entdeckt, die dann 2013 begonnen hat. 2015 habe ich mit dieser Weiterbildung den technischen Fachwirt erlangt, 2017 den technischen Betriebswirt. Diese Weiterbildung wurde so von der IHK angeboten und war mit ihrer Art des Lernens mit meinem Leben und Job vereinbar.

Man muss also nicht zwangsläufig direkt nach dem Abitur ein Studium machen, aber mit dem Abitur hat man einfach mehr Möglichkeiten. Ich sehe es an einer Kollegin, die gerade am Donnerstag ihren letzten Arbeitstag bei uns hatte. Sie möchte nochmal studieren, muss aber dazu jetzt erst in einem 2 jährigen Schulgang das Abitur nachholen, um dann zugelassen zu werden im Studium. Sie hatte nach der Realschule direkt die Ausbildung gemacht, was sie nun bereut.

Benutzeravatar

» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^