Norwegen: Gesetz zur Frauenquote stellt Firmen vor Probleme

vom 24.02.2008, 11:05 Uhr

Seit dem 1. Januar gilt in Norwegen ein Gesetz, dem zufolge 40 % aller Sitze in Aufsichtsräten der börsennotierten Unternehmen von Frauen besetzt sein müssen. Dieses Gesetz stellt mehrere kleinere Firmen vor Probleme und könnte eventuell sogar zu deren Schließung führen.

Betriebe, die die Frauenquote bisher nicht erfüllt haben, erhielten nun von dem norwegischen Handelsministerium eine Frist von einem Monat, um das Gesetz umzusetzen. Sollten die Unternehmen die Frist verstreichen lassen, droht ihnen unter Umständen gar die Zwangsauflösung. Das wohl bekannteste Unternehmen, das sich in dieser prekären Lage wiederfindet, ist der Fußballverein Fredrikstad FK. Viele Unternehmen reagierten bereits auf das neue Gesetz - und änderten ihre Rechtsform, um den Auflagen zu entgehen.

Was bringt es wenn man krampfhaft eine Frauenquote erfüllen muss, und nicht ausreichend qualifizierte und fähige Frauen vorhanden sind? Es soll der den Job bekommen, der es am besten kann, egal welches Geschlecht.

» kevin16king » Beiträge: 6 » Talkpoints: 1,39 »



kevin16king hat geschrieben:Was bringt es wenn man krampfhaft eine Frauenquote erfüllen muss, und nicht ausreichend qualifizierte und fähige Frauen vorhanden sind?


Es würde mich doch aber sehr wundern, wenn es tatsächlich nicht genügend ausreichend qualifizierte Frauen gäbe. Die gibt es mit Sicherheit; die müssen nur darauf aufnerksam gemacht werden und dann muss ihnen eine reele Chance gegeben werden. Dass Unternehmen dann einfach mal ihre Rechtsform ändern, zeigt ja nur, dass sie sich nicht die Mühe machen wollen, Frauen diese Chance zu geben.

» pitti » Beiträge: 641 » Talkpoints: 29,86 » Auszeichnung für 500 Beiträge


An der Qualifikation scheitert es sogut wie nie, wenn für bestimmte Positionen keine Frauen gefunden werden können, wäre auch irgendwie sehr merkwürdig, wenn einerseits in der Jugend die Frauen grundsätzlich die besseren Noten anbringen und auch im Studium sich höher qualifizieren und dann im Berufsleben sich plötzlich komplett anders darstellen würden.

Es gibt einen Hafen Gründe weshalb man selten Frauen in den hohen Positionen findet, aber ich will hier mal eben ein paar aufzählen, die für viele Frauen relevant sind und fix mal in Vergessenheit geraten:

* Frauen neigen dazu ihre Arbeit als etwas zu betrachten, was im weitesten Sinne sinnvoll sein sollte. Und auch wenn so mancher Zickenkrieg glatt das Gegenteil vermuten lässt: Dreiviertel der Arbeitszeit damit zu verbringen an der Karriere zu arbeiten, statt zu arbeiten, widerstrebt vielen Frauen, um nicht zu sagen: Sie finden es affig.

* Wenn du einem Mann sagst "Hey, du kannst ganz toll Karriere machen, siehst aber in den nächsten zwanzig Jahren deine Familie nur auf dem großen Firmenfest" hat der schon unterschrieben, bevor du fertig mit dem Satz bist. Nun, nicht alle, aber viele. Die meisten Frauen beziehen in ihre Überlegungen Familie durchaus mit ein.

* Sprüche wie "Na, morgen kommt unser Hauptkunde, dann ziehen sie sich mal flottes, kurzes an, hähähä" (O-Zitat) hört sich selbst eine echt harte Frau nur über ne bedingte Zeit hinweg ab, dann sucht sie sich eine Stelle, die weniger dumpf in der Nebenbesetzung ist. Wenn nun aber Frauen befördert werden sollen, weil es plötzlich Gesetz ist, dann sind diese Frauen schon entschwunden.

* Für viele Frauen gilt in der Tat "So gut kann das niemand bezahlen, als das ich mir DAS antue".

* Wenn man konsequent vermeidet in den unteren Rängen Frauen zu befördern, dann darf man sich nicht fragen, wo sie sind, wenn es das besetzen der höheren Ränge geht.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



kevin16king hat geschrieben:Was bringt es wenn man krampfhaft eine Frauenquote erfüllen muss, und nicht ausreichend qualifizierte und fähige Frauen vorhanden sind? Es soll der den Job bekommen, der es am besten kann, egal welches Geschlecht.

Wie schon meine Vorredner gesagt haben: Daran liegt es nicht, sondern daran, dass die meisten Firmen und Chefetagen männlich dominiert sind und dort Vorurteile gegenüber Frauen üblich sind. Und die Tatsache dass der den Job bekommen soll, der es am besten kann ist total unerheblich weil nicht danach entschieden wird sondern Diskrimierung an der Tagesordnung ist und dieser vernünftige Aspekt eben nicht.

Und was will man denn machen, wenn der Arbeitgeber lieber einen männlichen Kandidaten einstellt bzw. Frauen unten gehalten werden und somit gar keine Chance haben aufzusteigen? Übertrieben gesagt herrschen heute noch Zustände wie vor 100 Jahren in den Köpfen vieler Männer.

Der Gesetzgeber hat den Firmen lange genug Zeit gelassen, dies von alleine zu ändern - nur passierte eben nichts, da dies ein tiefgreifender gesellschaftlicher Prozess ist und viele schon von Kind an geprägt werden. Foglich muss jetzt die Zwangsquote eingeführt werden um dauerhaft ein Umdenken "zu erzwingen"!

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich habe gerade über dieses Thema einen sehr interessanten Bericht gelesen.

Dieses Gesetz hat ein konservativer Politiker der Centrumsrechten Regierung 2002 quasi im Alleingang beschlossen. Er ist der Meinung das in jeden Vorstand genauso viele Alte wie Junge, Städter wie "Landeier", Frauen wie Männer gehören. Bei der Einführung dieses Gesetzes haben gerade mal 77 börsennotierte Unternehmen dieses Kriterium von 40% Frauen nicht erfüllt und müssen eventuell schließen. Aber es haben sich auch noch 2 Jahre, bevor das Gesetz in Kraft trat, über 100 Unternehmen für diese Gesellschaftsform entschieden und nur ein Unternehmen erfüllt heute die 40% noch nicht.

In Norwegen arbeiten schon seit langem weit aus mehr Frauen in Führungspositionen wie in anderen Ländern Europas. 70 % der Frauen haben einen Job und arbeiten im Schnitt 31,3 Stunden pro Woche. Norwegische Frauen müssen sich bzw. stellen sich nicht die Frage "Familie oder Karriere", für sie ist es selbstverständlich beides zu wählen. Das trägt wahrscheinlich den historischen Bedingungen Rechung, wie sie selbst wohl eher augenzwinkernd sagen, das ihre Männer zurzeit der Wikinger viel auf See waren und die Frauen eben den Laden geschmissen haben.

Die Frauen selbst waren am Anfang bzw sind sie jetzt auch noch nicht so begeistert über dieses Gesetz. Auch sie wollen natürlich aufgrund ihrer Leistungen in die Vorstände berufen werden. Da die Maßstäbe, wie überall auf der Welt, aber eher männlich sind, haben es Frauen da schwerer. Frauen bewerben sich auch nicht um diese Posten, sie wollen gefragt werden,und ihre Leistungen sollen anerkannt werden ohne das sie das ständig erwähnen müssen, eben wie überall in Europa.

Aber da fast alle Unternehmen dem neuen Gesetz nachgekommen sind und auch genügend Frauen für diese Posten zur Verfügung standen, zeigt sich, dass es auch genügend gutausgebildete Frauen mit Führungserfahrung in Norwegen gibt. Dieses Gesetz läßt sich nun gerade aus diesem Grund nicht z.B. auf Deutschland übertragen, da Frauen sich hier meist zwischen Kind oder Karriere entscheiden müssen und damit die Frauen in Führungspositionen fehlen, die die erforderlichen Kompetenzen mitbringen.

Aber was nicht ist kann ja noch werden, und ich denke wir und auch Europa sind auf dem bestem Weg.

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» kabadoo » Beiträge: 24 » Talkpoints: 2,08 »


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