Finanzieller Ruin durch Groupon?
Vielen wird inzwischen die Internetseite Groupon bekannt sein. Groupon bietet verschiedene Tagesdeals an, wo man als Konsument auch durchaus einmal ein Schnäppchen machen kann. Die Angebote sind manchmal auch durchaus verlockend und bei einigen Deals schlagen auch gleich mehrere Hundert bis Tausend Interessenten zu.
Gestern habe ich im Fernsehen einen Bericht gesehen, wo aber auch die andere Seite der Medaille gezeigt wurde. Es wurde gezeigt, wie sich Groupon auf den Verkäufer beziehungsweise eben dem Anbieter auswirken kann. Durch diese Angebote können manche zwar wirklich gute und effiziente Werbung machen und können so ihr Geschäft bekannter machen, aber gibt auch durchaus Fälle, wo der Schuss in die komplett andere Richtung losgegangen ist und sie durch Groupon am Rande des finanziellen Ruins sind.
Als Beispiel wurde ein Restaurant genannt, welches bei Groupon einen Frühstücksbrunch angeboten hat. Angeboten wurde ein luxuriöses und umfangreiches Frühstück für zwei Personen zu einem Preis von ich glaube 17 Euro statt normalerweise 60 Euro. Dieser Preis bezieht sich wie gesagt auf zwei Personen. Nun ist es so, dass der Restaurantbesitzer davon die Hälfte aber auch noch an Groupon bezahlen muss. Demnach bleiben ihm dann 8,50 Euro für einen luxuriösen Brunch für zwei Personen. Das geht sich wirtschaftlich gesehen natürlich gar nicht aus.
Hinzu kommt noch, dass viel zu viele Gutscheine verkauft wurden und da der Gutschein nur 6 Monate gültig ist, sitzen nun am Sonntag eben ausschließlich Grouponkunden. Der Restaurantbesitzer hat erzählt, dass sie so jeden Sonntag rund 500 Euro Verlust machen, obwohl sie inzwischen nur noch möglichst einfache Sachen anbieten, weil sonst könnten sie gleich zu sperren.
Solche Beispiele gibt es sicherlich mehrere. Es wurde schon auch berichtet, dass einige Unternehmen dadurch durchaus profitieren, aber es kann eben auch schief gehen. Jetzt am Wochenende gab es auch von einem Onlineshop eine Aktion, wo man für ein Fotobuch einen Gutschein um 5 Euro statt um 25 Euro kaufen konnte. Wenn man hier bedenkt, dass Groupon hier ebenfalls die Hälfte bekommt, bleiben dem Anbieter eben 2,50 Euro für ein Fotobuch von etwa 36 Seiten mit Softcover. Ich habe das Angebot beobachtet und es wurden fast 2000 Gutscheine verkauft. Ich habe keine Ahnung, wieviel so ein Fotobuch in der Realität für den Anbieter kostet, aber 2,50 Euro kommen mir da sehr wenig vor. Da wir der Anbieter wohl auch eher einen Verlust machen.
Wie seht ihr die andere Seite von Groupon? Würdet ihr als Unternehmer dieses Angebot oder eben diese Werbemöglichkeit von Groupon nutzen? Gibt es hier vielleicht auch jemanden, der das schon für sein eigenes Unternehmen genutzt hat? Was sind eure Erfahrungen damit? Wobei ich hier nun konkret die Sicht als Unternehmen meine.
Ich schaue mir die Seite zwar nur sehr unregelmäßig an und habe mir dort auch noch keinen solchen Gutschein verkauft, jedoch finde ich es dann doch komisch, dass sich die Anbieter der Gutscheine jetzt darüber beschweren, dass das Angebot auch angenommen wird. Natürlich ist es schade, dass diese Aktion jetzt einem solch deutlichen Minus führen, jedoch muss doch jedem Anbieter vorher klar sein zu welchem Preis hier welche Leistung angeboten wird. Ebenso sollte man doch auch vorher schon wissen, was das Anbieten eines solchen Gutscheins auf dieser Seite kostet. Dass man dann unter dem Strich nur noch acht Euro an Einnahmen für eine Leistung hat, die normalerweise fünfzig Euro kostet, dann hat man sich doch einfach total verkalkuliert.
Ich weiß jetzt nicht ob man da wirklich Mitleid haben muss. Denn wenn ich ein Geschäft führe, dann muss ich mir doch vor dem Treffen einer solchen Entscheidung zur Teilnahme an einer solchen Aktion, darüber im klaren sein wie sich das dann auf den Umsatz auswirkt. Um das eigene Geschäft bekannter zu machen ist diese Methode natürlich nicht schlecht und dann würde man vielleicht sogar zunächst einmal ein kleines Minus in Kauf nehmen, jedoch kann dieser nicht ein solches Ausmaß haben, sodass man die Leistung mehr oder weniger verschenkt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man vorher nicht wusste, was die Aktion am Ende kosten wird, sodass man eben einfach selbst die Schuld an der Situation trägt.
Mein Mitleid hält sich insofern in Grenzen, als dass ich eigentlich ähnliche Überlegungen wie du habe. Ich denke mir prinzipiell auch, dass man das doch irgendwie im Vorhinein einkalkulieren können muss. Gestern wurde aber von dem einen Restaurantbesitzer gemeint, dass der Grouponvertreter gemeint hätte, dass er schätzt, dass etwa 500 Gutscheine verkauft werden.
Er hat damit gerechnet, dass dann an einem Sonntag etwa 1/3 Groupongäste sind und 2/3 normal bezahlende Gäste. Nun wurden aber eben mehr als dreimal soviele Gutscheine verkauft und damit hätte er nie gerechnet. Inwiefern man beim Angebot mitbestimmen kann, weiß ich nicht, aber der Restaurantbesitzer hat gemeint, dass Groupon eben auch eine Sperre nach einer bestimmten Anzahl verkaufter Gutscheine machen hätte müssen.
Da frage ich mich aber, ob das der Verkäufer nicht selber bestimmen kann. Ich kenne zum Beispiel auch einen Fall, wo ein Thermalbad in meiner Nähe welches noch neu und eher unbekannt ist, ebenfalls dort Gutscheine angeboten hat. Die haben dann im Endeffekt auch 2000 Gutscheine verkauft. Es wurde demnach auch das Maximum erreicht, allerdings gab es dann eine Sperre. Das heißt es konnten nicht mehr als 2000 Gutscheine verkauft werden. Wer das vereinbart hat, weiß ich nicht.
Aber wenn ich so ein Unternehmen hätte, würde ich auch auf so eine Sperre bestehen, damit es eben nicht zu solchen Überraschungen kommen kann. Weil ich sehe es prinzipiell auch so, dass man damit rechnen muss.
Ich denke auch, dass die Geschäfte dieses Minus vorher hätten einkalkulieren müssen. Es muss einem Geschäftsbesitzer doch sofort auffallen, dass es nicht klappen kann wen er hunderte von Gutscheinen verkauft und bei jedem dieser verkauften Gutscheine 50€ Verlust macht. Da hätte er entweder den Gutschein nicht so billig machen dürfen oder hätte eine eigene Rabattaktion starten sollen, eventuell das selbe Angebot wie das, das er im Internet angeboten hat. Auf dieses Angebot sollten wesentlich weniger Menschen aufmerksam werden, es wäre aber trotzdem eine gute Werbung.
Von Groupon selbst habe ich noch keine Gutscheine gekauft und mir die Seite auch noch nicht angesehen, lediglich durch die auffällige Werbung kenne ich die Seite. Die Betreiber der Website müssen mit dem Angebot eben auch Geld verdienen und es liegt immernoch im Ermessen des Anbieters die Gutscheinangebote durchzukalkulieren. Wenn der Verbraucher dabei ein Schnäppchen machen kann, dann ist das gut für den Verbraucher und ein Fehler auf Seiten des Anbieters.
Grundsätzlich muss man als Anbieter eben die Verträge richtig lesen und verstehen. Oben klingt ja an, dass Groupon hier zuviele Dealz zugelassen hat. Insofern liegt dieser Fall ja mal wieder sehr speziell und kann nicht als pars pro toto angesehen werden.
Ich hatte aber bei einigen Angeboten auch schon den Eindruck, dass das so nicht hinhauen kann. Und zwar speziell dann, wenn es um zeit- und personalintensive Dienstleistungen geht. Wenn also eine kleine Massagepraxis 2500 Massagen verkauft, dann heißt das auch, dass die Groupon 'Billigkunden' die Praxis auf Monate hinaus mit ihren Terminen blockieren werden. Das muss zu Problemen führen.
Ich würde mir aber prinzipiell keine Gedanken darüber machen, ob das bezahlbar ist. Hier werden einfach Ausgaben, die sonst z. B. in andere Marketingmaßnahmen gehen, direkt an den Kunden weitergegeben. Sprich: Statt für 10000 Euro eine Anzeige schalten, investiere ich in 500 neue Kunden, die den Umsatz gleich mitbringen. Da muss ein Unternehmen eben einfach nur genau rechnen - soweigt das 'einfach' möglich ist. Viele kleine Unternehmer werden sich da vielleicht tatsächlich übernehmen. Und als Kunde sollte man da auch eine Nase für haben, bevor man zuschlägt.
Zudem sind viele Angebote gar nicht so günstig, wie sie oft auf den ersten Blick erscheinen. Was Groupon als 60% Rabatt verkauft, stellt sich faktisch hinterher nur als 30% heraus (Grund: Mindestbestellwerte). Wenn dann noch die Preise des betreffenden Unternehmens relativ hoch sind, dann bleiben da vielleicht 15% ggü. der Konkurrenz übrig. Für den Kunden ist das also auch nicht immer eine Riesennummer.
Mein Mitleid hält sich ehrlich gesagt auch in Grenzen. Die Vertragsbedingungen sind doch schließlich vorher bekannt.
Als Unternehmer muss man nun mal mit allem rechnen, auch damit, dass wesentlich mehr Gutscheine verkauft werden, als man eingeplant hat. Ich habe bei Groupon aber auch schon Gutscheine gesehen, von denen es nur eine begrenzte Anzahl gab. Es sollte also für ein Unternehmen möglich sein, die Anzahl der Gutscheine festzulegen. Wenn man das nicht macht, kann man eben ein Angebot, für das man sonst 60 € bezahlt, nicht für 17 € verkaufen, wenn man dann auch nur die Hälfte davon bekommt. Ich würde sagen, da hat jemand einfach ganz schlecht geplant.
Davon abgesehen ist so eine Aktion doch eine super Werbung für ein Unternehmen, ganz egal um was es sich dabei handelt. Denn Sinn eines solchen Angebotes ist es doch eigentlich, dass die Besucher danach wiederkommen, weil es ihnen gefallen hat und dann auch den vollen Preis bezahlen. Es kann also durchaus passieren, dass ein Unternehmen in den ersten Monaten nach einer Aktion Miese macht, dass hinterher aber dafür umso mehr Kundschaft da ist.
Unsere Firma hat auch schon mal mit Groupon zusammen gearbeitet. Da gab es nie Probleme. Natürlich sind das Lockangebote die nur zu Werbezwecken dienen, allerdings weiß man das im Voraus. Solche Angebote werden bei uns genau kalkuliert, das man zumindest keinen Verlust macht und eben nur den reinen Warenwert bezahlt bekommt. Also ein Plus Minus Null in der Hoffnung das durch Zusatzverkauf doch noch ein kleines Plus dabei heraus kommt. Bei uns wird auch von vornherein eine Obergrenze an verkaufbaren Gutscheinen festgelegt und wenn diese Grenze erreicht ist wird der Deal als ausverkauft angezeigt. Das habe ich auf der Seite auch schon öfter gesehen. Daher ist dieser Fall so ein wenig Pech gehabt, denn bei einem solchen Angebot kann man sich doch denken das der Deal schnell und viel verkauft wird. Bei vielen Angeboten schauen die Leute nur drauf was sie sparen können.
Sicherlich kann man schon Verständnis für den Restaurantbetreiber aufbringen. Er hat zwar nun eine super Werbung und viele Kunden werden das auch weitererzählen und wohl behaupten, dass es nun dort sehr günstig wäre, aber er verdient eben auch nicht viel Geld.
Aber wie viele Vorredner denke ich auch, dass man dies vorher hätte einkalkulieren müssen. Gerade wenn er selber vorrechnet, dass er dachte er hätte 2/3 normale Kunden und dann 1/3 Grouponkunden, dann kann man das doch für 6 Monate hochrechnen und nur soviele Gutscheine anbieten. Begrenzungen gibt es ja immer wieder, gerade wenn es gute Gutscheine sind. Oder er hätte einfach die Laufzeit des Gutscheins verlängert und diesen dann 1 oder 2 Jahre angeboten hätte, statt nur 6 Monate.
Der Betreiber des Restaurants ist da wohl selber zu blauäugig an die Sache herangegangen und hat sicher vorher wohl nicht genug Gedanken gemacht. Alleine wenn ich überlege, dass er da einen 60-Euro Gutschein für gerade mal 8,50 Einnahmen anbietet, dann muss man ja schon knallhart kalkulieren um damit wenigstens die Ausgaben decken zu können. Hinterher ist man halt immer schlauer, bleibt nur zu hoffen, dass er lange genug überlebt um daraus zu lernen.
Ich habe den Bericht auch verfolgt und sie haben schließlich auch aufgedeckt, dass Groupon fair und gut berät. In diesem einen Fall von dem sie berichteten, hat ein Außendienstmitarbeiter wohl einen sehr lukrativen Vertrag für Groupon angeleiert, natürlich zum Nachteil des Gastronoms. Der Sprecher von Groupon sagte aber auch, dass man nachverhandeln kann, wodurch sich mein Mitleid auch in Grenzen hält. Wäre der Geschäftsführer der Gastronomieeinrichtung auf die Idee gekommen sich mit Groupon in Verbindung zu setzen, hätte es diese geschilderten Probleme nicht. Generell muss man sich aber doch vorher auch darüber im Klaren sein, was so eine Vertragsunterzeichnung bedeutet.
Ich möchte diesen Restaurantbesitzer nicht in Schutz nehmen. Ich sehe es prinzipiell auch so, dass er da eben mehr auf die Konditionen achten hätte müssen. Wie es genau war, kann ich nun auch nicht wirklich sagen, aber so wie es gestern bei dem Beitrag rüber kam, ging der Restaurantbesitzer davon aus, dass er weniger Gutscheine verkaufen würde, weil der Berater von Groupon eben gemeint habe, dass er den Verkauf auf etwa 500 Stück schätzt. Darauf hat er sich dann wohl oder übel verlassen.
Irgendwie muss Groupon da aber schon auch irgendwie Mist gebaut haben, weil sie am Ende vom Bericht dann gesagt haben, dass der Bericht wenigstens ein wenig den Stein ins Rollen gebracht hat und Groupon hat dank des Berichtes nun eingewilligt, sich für diesen Fall irgendwas einfallen zu lassen. Zum Beispiel indem man die Gültigkeitsdauer des Gutscheines verlängert.
Eine wirklich gute Werbung war es in dem Fall auch nicht. Es wurden auch ein paar Gäste interviewt wie sie den Brunch empfunden haben und die hätten gemeint, dass sie enttäuscht sind, weil sie sich unter einem luxuriösen Brunch eben mehr erwartet hätten. Das sieht der Restaurantbesitzer auch durchaus ein und er selber sagt ja auch, dass er nur noch das Nötigste anbieten kann, weil sonst könnte er eben gleich direkt in Konkurs gehen. So ist es sicher keine gelungene Werbung für ihn, weil die Gäste ja auch noch ein falsches Bild von dem Restaurant bekommen, weil er sonst eben natürlich schon bessere Sachen anbietet.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-154453.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Was fasziniert euch an amerikanischen Serien 3122mal aufgerufen · 16 Antworten · Autor: Federmäppchen · Letzter Beitrag von mittenimleben7
Forum: Film & Fernsehen
- Was fasziniert euch an amerikanischen Serien
- Ungerechte / ungleiche Freundschaft 1816mal aufgerufen · 5 Antworten · Autor: merlinda · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Alltägliches
- Ungerechte / ungleiche Freundschaft
- Shampoo Mousse besser als normales Shampoo? 2007mal aufgerufen · 2 Antworten · Autor: Nurse · Letzter Beitrag von bambi7
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Shampoo Mousse besser als normales Shampoo?
- GM Aktien: jetzt wieder investieren? 1488mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: T. Patrick · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Geldanlage
- GM Aktien: jetzt wieder investieren?
- Pflanzen Krankheiten - Tipps zur Behandlung 1698mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Käffchen2 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Pflanzen Krankheiten - Tipps zur Behandlung
