„Nur“ eine Hausfrau sein - Vorurteile und Meinungen
Spätestens dann, wenn man sich dazu entscheidet, dass man Kinder kriegen möchte, werden Paare vor die Entscheidung gestellt, ob einer der beiden auch nach Ende des Babyjahres zu Hause bleiben möchte und entsprechend nur noch „Hausfrau“ oder eben auch „Hausmann“ sein möchte. Jeder muss dabei selbst entscheiden, ob er in der Lage ist den ganzen Tag zu Hause zu bleiben und den Haushalt zu erledigen. Mal ganz abgesehen davon, dass es sich nicht jede Familie leisten kann, so ist es doch auch so, dass mache Leute sich nicht entsprechend wertgeschätzt fühlen, wenn sie zu Hause bleiben. Wie oft hört man schließlich schon Bewunderungen, wenn man sagt, dass man Hausfrau ist? Meist wird doch eher gesagt, dass man ja „nur“ Hausfrau ist.
Wie steht ihr dazu? Findet ihr auch, dass man „nur“ Hausfrau ist? Ich glaube nämlich, dass die meisten Leute gar nicht wissen, was alles dahinter steckt. Nicht nur, dass man dann meist den ganzen Haushalt alleine schmeißt. Oftmals betreut man dann noch die Kinder fast rund um die Uhr und ist außerdem für das Kochen von allen Mahlzeiten verantwortlich. Schließlich möchte die erwerbstätige Person meist nicht mehr auch nur einen Finger krumm machen, wenn die andere Person schließlich den ganzen Tag Zeit hatte und zu Hause war. Viele unterschätzen es und denken, dass der Partner, der zu Hause war, eigentlich den halben Tag nur die Füße hochlegt.
Was denkt ihr darüber? Habt ihr auch schon solche Vorurteile gehört? Wurde euch vielleicht auch schon vorgeworfen „nur“ eine Hausfrau zu sein?
Ich kenne Eltern, die keine andere Wahl hatten als erst mal aus dem Job auszusteigen, weil sie keinen KITA Platz bekommen haben. Obwohl sie in der Zeit praktisch den Job einer Erzieherin übernommen haben, haben sie das nicht als Job hingestellt. Sie haben in der Zeit nur die Kindererziehung übernommen und den Haushalt gemacht. Ohne Anführungszeichen.
Die "Vorurteile" kommen wahrscheinlich daher, dass es die meisten Menschen schaffen einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen und trotzdem nicht im Dreck leben oder verhungern. Wenn die Betreuungssituation der Kinder geklärt ist besteht kein Grund mehr warum man nicht wieder arbeiten gehen sollte, zumindest Teilzeit.
Cloudy, dass Hausfrauen keiner bezahlten Tätigkeit nachgehen, das ist aber so ein Vorurteil. Arbeitet deine Putzfrau kostenlos? Bekommst du im Restaurant dein Essen zum Einkaufspreis plus Miete, weil das Personal kostenlos arbeitet? Macht die Wäscherei deine Sachen ohne Arbeitslohn sauber? Nicht? Warum nicht?
Ach, da ist klar, dass man dafür bezahlt, dass jemand anderes die eigenen Aufgaben übernimmt? Aber eine Hausfrau macht das umsonst, weil die nichts besseres zu tun hat?
Ich bin mit meinem Sohn die ersten 3 Jahre seines Lebens zu Hause. Zwar arbeite ich mittlerweile von zu Hause, aber schon im ersten Jahr musste ich mir anhören, dass es doch nicht erfüllend wäre, wenn man immer nur zu Hause ist. Auch meinem Mann wurde unterstellt, dass er mich nur klein halten wollen würde. Alles Argumente, die ich so nicht verstehen kann, denn meinem Kind geht es damit gut.
Zwar verdiene ich nun auch Geld und habe es auch während dem Jahr zu Hause, etwas zumindest, aber die Argumente kenne ich nur zu gut. Ich finde das Ganze einfach nur albern, denn jeder muss wissen was er macht und wenn man es sich leisten kann ist es doch in Ordnung. Zumal man ja nicht zu Hause sitzt und dort seines Lebens frönt. Man putzt, wäscht, kümmert sich um das Kind. Natürlich ist es nicht so wie das alles neben der Arbeit zu machen, aber deswegen ist man ja keine schlechte Mutter oder die Vollzeitmutti keine schlechtere. Man muss letztendlich sehen wie man es als Familie möchte und was auch gut für das Kind ist.
Allein schon, wenn man das Kind nicht sofort in die KITA schickt wird man ja angefeindet. Wobei das auch darauf ankommt, was man mit dem Kind macht und wie man es beschäftigt, finde ich. Wenn man nur zu Hause ist und nichts macht finde ich es auch blöd, wenn man jemanden finanzieren muss, aber wenn man sich kümmert und es finanziell kein riesen Loch reißt ist es doch in Ordnung.
cooper75 hat geschrieben:Cloudy, dass Hausfrauen keiner bezahlten Tätigkeit nachgehen, das ist aber so ein Vorurteil. Arbeitet deine Putzfrau kostenlos? Bekommst du im Restaurant dein Essen zum Einkaufspreis plus Miete, weil das Personal kostenlos arbeitet? Macht die Wäscherei deine Sachen ohne Arbeitslohn sauber? Nicht? Warum nicht?
Ach, da ist klar, dass man dafür bezahlt, dass jemand anderes die eigenen Aufgaben übernimmt? Aber eine Hausfrau macht das umsonst, weil die nichts besseres zu tun hat?
Ich weiß nicht, was du mir damit sagen willst, aber wenn du jemanden kennst, der mich dafür bezahlt, dass ich mein eigenes Haus putze - immer her damit. Ich habe auch keine großen Ansprüche an den Stundenlohn.
Cloudy, es wird dich wohl niemand dafür bezahlen, dass du deine eigene Hütte putzt. Aber wenn ein Partner den Arbeitsanteil des anderen komplett übernimmt, wie das eine Hausfrau oder ein Hausmann in der Regel tut, dann macht der das nicht aus Spaß an der Freud. Er erbringt eine Leistung, für die andere ansonsten seine Freizeit opfern oder einen Dienstleister bezahlen müsste. Deshalb ist es logisch, eine Hausfrau oder einen Hausmann über die Übernahme seiner Lebenshaltungskosten zu bezahlen.
Aus meiner Sicht kann ich sagen, dass kaum ein Haushalt überhaupt so füllend von der Zeit her ist, dass man den mit einer Erwerbstätigkeit alleine von dem Zeitlichen Aufwand her gleichstellen kann. Nehmen wir mal an, dass jemand Vollzeit arbeiten geht mit 41 Stunden. Bei dem gleichen zeitlichen Aufwand, müsste das Haus oder die Wohnung täglich mehrmals komplett gereinigt werden, die Wäsche muss man auch nicht beobachten in der Maschine und auch ein Kind befasst sich mal mit sich alleine.
Ich hatte keine Elternzeit und saß entsprechend nicht Zuhause. Der Haushalt wurde dennoch nebenbei gemacht, die Kindererziehung ebenfalls außerhalb der Kita und das war auch nicht nur 10 Stunden wie manch einer sich das vorstellt. Dazu ein Vollzeitjob, denn von irgendwas muss man auch leben und mit nur einem Gehalt kommst du hier nicht weit, weder bei den Kita Kosten noch bei den aktuellen Mieten, dass sich Elternzeit hier kaum jemand leisten kann und in Anspruch nimmt! Geschweige denn hinterher die vollen 3 Jahre, nachdem man nur ein Jahr Elterngeld bekommt.
Schaue ich mir meine Mutter an, die seit über 30 Jahren nur Hausfrau ist. Wirklich gearbeitet und gemacht hat sie nichts, denn den Haushalt haben die Kinder geschmissen und durfte ich zum Großteil neben meiner Schule machen. Es war zwar sauber, aber auch da hätte die Zeit locker mehrmals gereicht, damit man am Tag alle Fenster 3 mal reinigt neben dem Rest. Kinder muss man auch nicht rund um die Uhr betüddeln, irgendwann sind diese groß und können ebenfalls mit Anpacken, was dann auch die Hausfrau wieder entlastet bei dem man auch sagen kann, dann kann sie auch einer Erwerbstätigkeit wieder nachgehen.
Ist aber auch oftmals nicht so gewollt, da es "Bequem" ist um jemanden aus meinem Umfeld zu zitieren. Diese Dame reißt sich auch kein Bein aus mit ihren 3 Kindern, Mann geht arbeiten und bringt das Geld nach Hause, darf nachts die kleinen Kinder noch mit versorgen und am Wochenende damit die Dame ausschlafen kann. Unter der Woche macht sie die 3 Kinder, 2 davon in die Kita von 7-17 Uhr das dritte Zuhause. Bisschen Wäsche waschen, Essen kommt aus der Tiefkühle wo es am Wochenende vorgekocht und eingefroren wird von ihr mit ihrem Mann zusammen und einmal mit dem Staubsauger durch das Haus, 2-3 mal Wäsche waschen und das war es.
Sagt sie selbst von sich und etwas anderes kann man auch nicht sehen, wenn man dort zu Besuch ist. "Schwere" und Belastende Arbeit sieht da für mich anders aus und wie gesagt, ich finde es inzwischen gänzlich überflüssig das einer Zuhause sitzt und "Haushalt" macht, da die Wohnungen und Häuser auch kleiner werden, weniger Kinder vorhanden sind als noch vor 30 Jahren und somit auch weniger Arbeit anfällt, als mit einem 400 Quadratmeter Haus mit 8 Kindern darinnen. Bei solchen Dingen lasse ich es mir noch einsehen, aber 1 Kind und dann dauerhaft Zuhause sitzen und zu sagen, dass die Hausarbeit so fordernd, schwer ist und das Kind auch versorgt werden muss?
Ein Kind futtert nicht 24 Stunden am Tag, kackt auch keine 24 Stunden ununterbrochen oder spielt nie mal alleine und muss bespaßt werden. Sind sie älter dann gehen sie in die Schule und was macht Hausfrau dann? Pausenzeiten hat man somit ebenfalls mehr, als die 30-45 Minuten wie ein normaler Arbeitnehmer. Ich würde jedenfalls geistig und sozial eingehen, wenn ich "nur" eine Hausfrau seien müsste und finde daran auch rein gar nichts erstrebenswert mich dafür im Gegenzug von jemand finanzieren zu lassen bzw. meine Lebensunterhaltungskosten decken zu lassen. Meinen Haushalt schmeiße ich mit einem Zeitaufwand von weniger als 12 Stunden in der Woche, zusammen mit Kinderversorgung und Kinderbetreuung und selbst am Wochenende beschränkt sich die reine Kinderbetreuung auf nicht mal 5 Stunden, da ich reine Aufsichtspflicht nicht als "Arbeit" ansehe und man nichts nebenbei machen könnte.
Sorae, du kennst scheinbar keine Hausfrau, die tatsächlich ihren Job macht. Die hat nämlich genug zu tun, ohne ständig auf den Kindern zu hocken. Stell dir einfach vor, du kommst von der Arbeit und dann hast du frei. Immer! Dann hast du es. Dazu gibst du weniger für Lebensmittel und Kleidung aus, da da auch möglichst viel selbst erledigt wird.
Da kann man einfach rechnen: Er Vollzeit, sie Teilzeit für 2.000 Euro wegen der Kinder mit Steuerklasse V. Macht 800 Euro netto von ihr minus höherer Beitrag zum Kindergarten, minus Zweitwagen, minus solche Dinge wie Wäschetrockner, mehr Lebensmittel und so weiter minus Freizeit des Partners. Nicht jeder findet, dass sich das lohnt. Mein Gatte würde ein Halleluja anstimmen und einen Kniefall machen, wenn ich Hausfrau wäre. Dabei verdiene ich mehr als die 800 netto und habe kostspielige Hobbys. Ihm wäre es seine Lebensqualität wert. Da er allerdings auch auf meine Lebensqualität achtet, bin ich keine Hausfrau. Andere schätzen das Modell aber eben durchaus.
cooper75 hat geschrieben:Sorae, du kennst scheinbar keine Hausfrau, die tatsächlich ihren Job macht. Die hat nämlich genug zu tun, ohne ständig auf den Kindern zu hocken. Stell dir einfach vor, du kommst von der Arbeit und dann hast du frei. Immer! Dann hast du es. Dazu gibst du weniger für Lebensmittel und Kleidung aus, da da auch möglichst viel selbst erledigt wird.
Würde ich so nicht sagen. Ich war nie eine Hausfrau und musste und will auch keine sein. Dennoch hat mein Ex Partner und Erzeuger des Kindes nie einen Finger krumm gemacht oder machen müssen, da alles erledigt war inklusive seinen Sachen erledigt wie z.B. sein Papierkram, seine Dreckwäsche gewaschen usw. Und das alles neben einem Vollzeitjob, teilweise noch Nebenjobs. Meinst du er hätte die Qualität die er für seine Lebensführung dadurch "gewonnen" hat geschätzt? Mitnichten in keiner Weise.
Andersherum sähe es nicht anders aus wenn er Zuhause bleibt und das alles machen würde was ich nebenbei mache. Wie macht eine Hausfrau denn tatsächlich ihren Job oder was zeichnet das aus? Das der Fußboden blitzt und blinkt wenn er heim kommt, die Pantoffeln da stehen und das warme Essen auf dem Tisch? Ich mache meinen Job als Hausfrau hier auch, aber nicht als Vollzeittätigkeit sondern als Nebentätigkeit und könnte das auch bewerkstelligen wenn es sein müsste. Für mich ist das definitiv kein Grund, warum man Zuhause sitzen muss und nur das macht, nicht bei den kleinen Haushalten und wenigen Kindern die im Schnitt auf eine Familie zu kommen.
Weniger Ausgaben für Klamotten? Also noch weniger als ich kann man fast nicht ausgeben, meine Arbeitssachen bekomme ich vom Dienstherren gestellt, Private Sachen habe ich ca. 30 Teile insgesamt mit Socken und Unterwäsche am Start. Schuhe? 3 Paar zieren meinen Schuhschrank, vergleiche ich es mit meiner Mutter die nur Hausfrau war, dann hatte sie mindestens 5 mal so viel im Schrank, obwohl sie es doch gar nicht gebraucht hätte? Weniger Geld für Lebensmittel, warum sollte man das ausgeben wenn man Zuhause ist? Meine Ausgaben für Lebensmittel sind definitiv höher, wenn ich Urlaub habe und Zuhause sitze als wenn ich auf Arbeit bin.
Was man sich spart ist die Wegstrecke zur Arbeit in Fahrtkosten, aber auch die kann man als Erwerbstätiger ansetzen als Werbungskosten in der Steuererklärung, was eine Hausfrau nicht kann wenn sie mit dem 2. Wagen munter durch die Gegend fährt. Auch auf dem Heimweg kann man am Supermarkt halten und einkaufen und muss nicht dafür die komplette Strecke Extra fahren. Von daher halte ich es für sehr gewagt, wenn man pauschal sagt man fährt damit "günstiger" als wenn man arbeitet, da man hier den Einzelfall betrachten müsste.
Kita Kosten? Es kommt auf das Gesamteinkommen an, liegt man hier unter 1241 Euro Netto, dann kostet der Kindergartenplatz bzw. Kita Platz genau 0 Euro! Sprich es ist Jacke wie Hose ob das einer verdient oder zwei, der Platz ist dann umsonst und wird in Anspruch genommen. Mal davon abgesehen, dass man davon nicht mal die Miete zahlen kann und für Wohngeld das schon wie der zu viel wäre, da man dafür nur 880 Euro verdienen dürfte damit man hier die übliche Wohnung vom Preis her bezahlt bekommen würde. Aber auch dann sind wie gesagt, die Kita Kosten bei 0.
Wie gesagt, ich denke doch sehr stark, dass es auf den Einzelfall darauf ankommt. Denn auch neben der Arbeit brauche ich keinen Wäschetrockner damit die Sachen bis zum nächsten Tag trocken werden oder noch am gleichen Tag, einen 2. Wagen brauchst du auch nicht überall z.B. in der Stadt die gut angebunden ist, wozu da ein 2. Fahrzeug unterhalten?
Es wird eben viel darüber definiert, was ein Mensch beruflich macht. Dadurch bekommen viele Anerkennung, als Hausfrau bekommt man das eher nicht. Viele unterschätzen auch, was eine Hausfrau an Arbeiten erledigt und sehen das nicht als vollwertige Arbeit an. Oftmals hört man dann auch, dass man doch den ganzen Zeit hat und sicher nicht ohne Pause durcharbeiten würde.
Aber ich denke, dass dabei auch übersehen wird, dass eine Hausfrau noch Arbeiten zu erledigen hat, wenn andere eben Wochenende oder Freizeit haben und diese genießen können. Irgendwas fällt im Haushalt ja meistens an, was noch getan werden muss. Hausfrau ist eben immer noch ein Begriff, der einen bitteren Beigeschmack hat.
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