Mehr Moral bei Jugendlichen nach Markencheck über H&M?

vom 18.05.2015, 19:03 Uhr

Neulich habe ich den Markencheck von H&M gesehen und dort hat man unter anderem auch den Punkt Fairness überprüft. Es war natürlich wie immer, in östlichen Ländern mussten sich viele Menschen, darunter auch sehr junge, 16 Stunden am Tag die Beine in den Bauch stehen, um die billige Kleidung für Deutschland herzustellen. Und das alles für einen Hungerlohn, von dem sie selbst nicht leben können. Ihre Gesundheit war durch die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen auch gefährdet.

Der Film wurde dann einigen Jugendlichen gezeigt, die zu Beginn der Reportage noch begeisterte H&M Fans gewesen waren und den ganzen Kleiderschrank voller Produkten hatten. In der Doku wurde sogar eine Jugendliche gefunden die Oberteile der Mädchen produziert hatte und auch vor der Kamera sagte, dass sie lieber mit ihnen tauschen würde.

Denkt ihr das die Jugendlichen nach einem solchen Video moralischer handeln würden und nicht mehr billige Klamotten bei H&M kaufen, weil die Mode gerade so ist? Oder wird sich diesbezüglich nichts ändern und die meisten Menschen werden die Schuld einfach an H&M selbst abschieben?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Man muss doch nur mal nachdenken. Viele Jugendliche bekommen nun mal auch nicht das fette Taschengeld und wenn man noch andere Dinge machen will, dann ist eben nicht mehr so viel Geld übrig für ein extra Kleidungsstück. Man müsste also den Film eher mal Eltern zeigen, weil bei den Jugendlichen kann das sicherlich nicht zum Umdenken führen, weil diese schlichtweg zu wenig Geld dafür haben immer teure Marken zu kaufen.

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» Ramones » Beiträge: 47758 » Talkpoints: 8,52 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Mir gehen diese Reportagen langsam auf die Nerven. Klar gibt es Misstände und es ist mit Sicherheit nicht schön, unter welchen Bedingungen andernorts gefertigt wird. Das Problem ist nur, dass immer munter auf die Billigketten geschimpft wird, während die etwas höherpreisigen auch nicht besser sind - diese werden aber nur in einem Nebensatz genannt. Die teuren Labels meist gar nicht - obwohl die vielfach auch nicht anders produzieren lassen. Man sollte lieber mal Lösungen zeigen, wo man wirklich und bezahlbar mit gutem Gewissen einkaufen kann. Da sucht man sich nämlich dumm und dusselig.

Ferner denke ich, dass Jugendliche mit ihren paar Kröten auch über die Runden kommen wollen. Wenn man sich dann mal anguckt, was Freizeitangebote heute kosten, dann bleibt vom Taschengeld nicht viel übrig. Da kaufen die natürlich billig ein.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ehrlich gesagt empfinde ich diese Reportagen als blanke Heuchelei. Denn niemand sagt darin, was passieren würde, wenn man die Produktionen abbauen würde. Das scheint niemanden klar zu sein, dass die dort dann noch mehr Elend herrschen würde. Allein mit Moral kann man da nicht kommen, sondern man müsste entsprechende Alternativen für die Länder bringen.

Ich erinnere mich da gern an Reportagen von Afrika, wo man direkt vor Ort den Frauen gezeigt hat, dass der Schmuck, den sie herstellen, eben auch ein Einkommen bedeuten kann, wenn man ihn an Touristen verkauft. Oder wenn man frühere Wilderer davon überzeugt, dass es besser ist, als Ranger zu arbeiten, die Tiere dabei schützt und am Ende den Tourismus damit als Geldquelle hat.

Würde man in Fernost die Textilproduktion drastisch verringern, heißt das ja nicht, dass die Kinder und Jugendlichen dafür zur Schule gehen können. Im Gegenteil, es würde sich vermutlich eher ein Boom beim Sextourismus abzeichnen, weil ja irgendwie Geld verdient werden muss.

Und was bringt es hier, wenn man Jugendlichen diese Verhältnisse zeigt? Selbst wenn diese dann ein schlechtes Gewissen haben würden und sogar ihr Kaufverhalten ändern täten, bedeutet das zwangsläufig, dass sich an der Produktion was ändert? Ich glaube nicht, da ja zum Beispiel H&M nicht die einzige Firma ist, die dort produzieren lässt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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