Kann Restemitgabepflicht in Gastro Bereitschaft erhöhen?

vom 10.06.2022, 21:58 Uhr

Spanien will der Verschwendung von Essensresten den Kampf ansagen. Das tonnenweise gute Speisen im Mülleimer landen, das soll nun durch ein Gesetz und damit verbundene hohe Geldstrafen verhindert werden.

Die spanische Regierung beschloss an diesem Dienstag eine Vorschrift, welche die Gastronomen zukünftig dazu verpflichtet deren Gästen das Mitnehmen der Essensreste in biologisch abbaubaren Behältnissen kostenlos zu ermöglichen. Geldstrafen zwischen 2000 und 60.000 Euro sind vorgesehen, falls die Restaurantbesitzer dagegen verstoßen bzw. ihre Gäste nicht über die Möglichkeit informieren. Durchgewunken ist dieses Gesetz vom Parlament allerdings noch nicht.

Auch in Spanien sind die Lebensmittelpreise stark gestiegen - die Preise auf den Speisekarten um 10-20 Prozent. Spaniens Ernährungsminister Luis Planas, welcher das Gesetz in die Wege leitet, sagt deshalb zu Recht, dass das teuerste Lebensmittel jenes ist, welches weggeschmissen wird. Er möchte Menschen dafür sensibilisieren nachhaltiger zu leben.

Bisher gab es zwar auch in Spaniens Restaurants größtenteils eine Mitnahmemöglichkeit, aber es scheint laut Verbraucherschutzorganisation so, als hätten dies viele aus Scham/Würdelosigkeit bisher nicht getan. Auch gab es wohl Gaststätten in denen die Mitgabe von Essensresten tatsächlich mit der Begründung fehlender Behältnisse abgelehnt wurde.

Der Gast hat nun weiter die Möglichkeit und nicht die Verpflichtung das Angebot in Anspruch zu nehmen. Aus meiner Sicht sicher ein guter Versuch die Lebensmittelverschwendung einzudämmen.

Ich frage mich jedoch trotzdem, ob Gäste die Möglichkeit tatsächlich merkbar verstärkt in Anspruch nehmen werden, wenn sie es bisher nicht getan haben. Abgesehen davon geht/fährt man vom Restaurantbesuch ja auch nicht immer direkt nach Hause bzw. hat eine Kühlmöglichkeit. Ich glaube nicht, dass z.B. ein Urlaubsgast seine Essensreste mit ins Hotel nehmen möchte bzw. sich jemand nach dem Essen mit Essenboxen ins Kino setzt - beispielhaft.

Dass manchmal auch Essen auf den Tellern bleibt, weil das Gericht nicht ganz so gut gemundet hat, steht wohl außerdem außer Frage. Ich denke, in diesem Fall erübrigt sich die Frage der Mitnahme sowieso.

Was haltet ihr von so einer Mitgabeverpflichtung für Gastronomen? Erhöht diese Verpflichtung die Bereitschaft der Gäste ihre Reste mitzunehmen bzw. senkt das die Hemmschwelle dazu? Wird dies einen sichtbar positiven Effekt auf die Lebensmittelverschwendung eines Landes haben? Sollte man in Deutschland auch über so eine Verpflichtung nachdenken?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also ich halte nichts davon, dass man noch mehr reglementiert. Wobei ich mir als Betreiber da schon Gedanken machen würde, wenn auf vielen Tellern was drauf bleibt. Wenn es nicht am Geschmack lag oder weil der Gast aus Unwissenheit etwas anderes erwartet hatte, dann muss es wohl an der Größe der Portionen liegen.

Aber gehen wir mal von diesem Zwang für die Gastronomen aus. Sie müssen also entsprechende Behältnisse kaufen. Die kosten Geld und nehmen Platz weg. Und dann haben sie das Problem, dass vielleicht nur wenige Gäste was mitnehmen wollen. Also haben sie totes Kapital im Lager liegen, weil man ja auch da bestimmte Abnahmemengen hat, wenn man die Behälter kauft.

Dazu müsste es dann ja auch eine entsprechende Kontrolle geben. Man benötigt also Leute, die jedes Restaurant besuchen und kontrollieren, ob der Gast darauf hingewiesen wird, dass er seine Reste mitnehmen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich musste ehrlich gesagt sehr herzhaft lachen, als ich dieses Thema gelesen habe. Im Endeffekt erinnert es mich an Eltern, die ihrem Kind beibringen wollen, dass das, was auf dem Teller liegt, auch aufgegessen werden muss. Und wer "böse" war und etwas auf dem Teller liegen gelassen hat, muss zur Strafe mit dem restlichen Essen in einer gut sichtbaren Box oder Tüte herumlaufen. :lol:

Ich denke, dass diese Idee totaler Unsinn ist. Und es wird damit wieder die Herstellung von unsinniger Verpackung erhöht. Diese tollen "zu 100 % biologisch abbaubaren Verpackungen" gibt es hier in Deutschland ja auch und sie sind der letzte Mist, weil sie zwar irgendwann mal abgebaut werden könnten, es faktisch aber nicht werden, weil der Abbau einfach viel zu lange dauert. Bestes Beispiel sind diese Plastikmüllbeutel, die man angeblich mit in die braune Tonne werfen darf.

Außerdem eignen sich bei weitem nicht alle Speisen zum Mitnehmen. Ich denke da etwa an ein Eis. Ich fände es auch lustig, wenn auf meinem Teller etwa nur ein See Soße über geblieben ist, weil ich den mit der Gabel einfach nicht essen konnte. Soll dann die Soße von meinem Teller gekratzt werden, damit ich sie mitnehme?

Und ab welcher Menge soll ich den Rest denn mitnehmen müssen bzw. dürfen? Was ist, wenn ich etwa nur sehr viele Krümel drauf habe oder einen nicht ganz so sorgfältig abgenagten Hühnerschenkel oder wenn an den Gräten meiner Dorade noch etwas vom Fleisch hängt. Muss ich dann auch den Fischkopf mitnehmen?

Um die Lebensmittelverschwendung einzudämmen halte ich diese ganze Idee für absoluten Blödsinn. Die Leute werden es nicht mitnehmen wollen, genau wie vorher. Wenn man tatsächlich etwas dagegen tun will, sollte man vielleicht eher die Restaurants anders in die Pflicht nehmen, dass sie ihre Gäste dazu anregen, alles aufzuessen.

Das fängt bei dieser unsäglichen Garnitur an. Das nur zu Deko-Zwecken darauf inszenierte Gestrüpp isst doch eh keiner mit, obwohl es theoretisch essbar wäre. Aber wer steckt sich schon einen Zweig Rosmarin im Restaurant in den Mund? Oder dieses blöde Salatbouquet: Gurkenscheibe und Tomatenviertel auf einem Salatblat, alles ohne jegliche Marinade oder auch nur Salz. Das kann man auch gut weg lassen, ohne dass der Gast etwas vermisst.

Und so geht es weiter. Sinnvoll wäre es, wenn die Restaurants ihre Gäste etwa diskret befragen, wenn etwas auf dem Teller zurückgeblieben ist, woran es gelegen hat. Und dass man den Restaurants verhältnismäßig zur Menge einfach eine Zwangsabgabe aufbrummt. Schön fände ich da, wenn Nutznießer dieser Abgabe etwa die Tafeln wären oder eine Obdachlosenspeisung oder dergleichen.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



An sich finde ich den Gedanken gut, da wirklich viel Essen im Müll landet, aber ob das in einem Land mit so vielen Touristen so möglich und sinnvoll umsetzbar ist, weiß ich nicht. Dennoch bin ich schon ein Mensch, der so etwas für sinnvoll hält und tatsächlich bin ich auch jemand, der den eigenen Kindern erzählt, dass sie nur das nehmen sollen, was sie auch schaffen und in den meisten Fällen klappt das auch. Das ist ja kein Unding, sondern ein wichtiger Aspekt, um Müll zu vermeiden. In dem Fall, wenn dann doch mal was übrig bleibt, esse ich das dann auch. Ich mag einfach nichts wegwerfen.

Ich finde es durchaus sinnvoll das dann auch mit Strafen zu belegen. Es muss ja ein Umdenken stattfinden und wie will man das denn umsetzen? Wenn das wirklich biologisch abbaubar stattfindet, kann man vielleicht doch mit einem Umdenken rechnen und wenn es nur ein paar Prozent der Menschen betrifft, dann ist es ja schon durchaus besser geworden. Wobei ich es fair finden würde, wenn der Gast, der dann den Mehraufwand verursacht auch mehr zahlen muss und wenn es nur ein paar Cent sind.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Solange die Verpflichtung nur für die Gastrobetriebe gilt (also eine Pflicht, Essensreste auf Verlangen mitzugeben), ist es wahrscheinlich eine gute Idee. Eine darüber hinausgehende Pflicht für die Gäste, die Reste auch mitnehmen zu müssen, finde ich weniger gut, da zumindest ich häufig mit solchen Essensresten nichts anfangen kann bzw. nicht wüsste, wo ich sie verstauen sollte. Da ich mich normalerweise zu Fuß bzw. mit dem ÖPNV ins Restaurant begebe und oft nach dem Essen noch andere Aktivitäten geplant habe, müsste ich die zwangsmitgenommenen Speisen womöglich tatsächlich hinterher entsorgen.

Jedenfalls würde ich nur ungern mit einer Resteportion eines stark riechenden Gerichts hinterher ins Kino oder ins Theater gehen oder zu einer längeren Stadterkundung aufbrechen. Zumal es nach einigen Stunden bei sommerlichen Temperaturen ohnehin nicht mehr so ratsam sein dürfte, die Sachen noch zu essen.

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» lascar » Beiträge: 4412 » Talkpoints: 782,06 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Meiner Meinung nach wäre es sinnvoller wenn man unterschiedliche Portionen anbieten würde. Normalerweise gibt es ja den Seniorenteller erst ab einem bestimmten Alter. Genauso den Kinderteller. Den gibt es nur bis zu einem bestimmten Alter.

Dadurch könnte man vermeiden, dass Lebensmittel im Müll landen. Es kann nun mal nicht jeder große Portionen essen. Es muss jetzt nicht unbedingt die Portionen für Senioren oder Kinder sein. Allerdings könnte man große und kleine Portionen anbieten. Bei uns gibt es ein Restaurant das eine große oder kleine Portion anbietet.

» Jochen » Beiträge: 52 » Talkpoints: 5,60 »


Das stimmt. Außerdem wäre es sinnvoll, die kleineren Portionen jedem Gast anzubieten und nicht nur Senioren oder Kindern. Ich habe es schon häufiger erlebt, dass Senioren- und Kinderportionen den normalen Erwachsenen nicht zugestanden wurden, und man musste auch dann eine große Portion bestellen, wenn man nur geringen Hunger hatte.

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» lascar » Beiträge: 4412 » Talkpoints: 782,06 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Dagegen, dass die Restaurants sowas anbieten müssen, ist ja nichts zu sagen. Ich bin schon oft gefragt worden, ob ich die Reste mitnehmen möchte, habe das aus den verschiedensten Gründen aber noch nie gemacht. Ich hatte eine zu kleine Tasche dabei oder der Heimweg war zu weit oder das Essen könnte zu schnell schlecht werden, je nachdem, was es war, oder das Essen fand zwischen anderen Aktivitäten statt oder oder ...

Ich bin eh immer vorsichtig, weil ich einen etwas empfindlichen Magen habe. Ich würde so ein Essen nicht mehr aufwärmen, wenn ich es nicht direkt innerhalb von zehn Minuten nach Hause bringen könnte. Oft ist es ja schon länger auf dem Teller, wenn man in Gesellschaft essen geht, und nach dem Verpacken durch die Bedienung sitzt man ja auch oft noch länger zusammen.

Da fände ich die Idee wirklich besser, kleine, mittlere und große Portionen anzubieten. Bei meinem Italiener um die Ecke gibt es das für Pizzen schon immer. Man könnte auch grundsätzlich immer kleinere Portionen bringen und dann Nachschläge entweder kostenlos oder mit Zusatzkosten anbieten. Ich finde manche Portionen eh oft zu groß. Wenn ich einen Grillteller, auf den ich manchmal Appetit habe, beim Griechen bestelle, würde der für drei Personen reichen.

Aber ich weiß nicht, ob das übrig gelassene Essen auf den Tellern der Gäste wirklich so ein Problem darstellt. Bleibt in der Küche nicht selber mehr übrig? Ich war allerdings noch nie in einer Restaurantküche. Auch bei Frühstücksbuffets im Hotel wird wahrscheinlich viel weggeworfen, wenn die Logistik für das Auffüllen der Wurst, des Käses und was es sonst so gibt nicht stimmt. Wurst wird ja sehr schnell schlecht.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@SonjaB: Wie stellst du dir das mit der Tafel oder einer Obdachlosenspeisung denn vor? Sollen da alle Pommes oder halben Kartoffeln, welche auf den Tellern übrig geblieben sind, gesammelt werden? Das wäre in Deutschland zumindest gar nicht zulässig. Was auf einem Teller war, darf anderen Menschen nicht mehr angeboten werden.

Übrig gebliebenes Essen dürfte man nur weitergehen, wenn es direkt aus der Küche kommt. Und da beißt sich dann wieder die Katze in den berühmten Schwanz, da die gastronomischen Einrichtungen das alles voll versteuern müssen. Da ist der Müll wesentlich kostengünstiger.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich finde es faszinierend, dass uns die USA zur Abwechslung mal gut 50 Jahre positiv voraus sind. Da sind Doggy Bags nun wirklich das Normalste auf der Welt und in Restaurants aller Preisklassen vorrätig. Mittlerweile bittet dort auch niemand mehr verschämt darum, die Reste angeblich für den Hund mitnehmen zu wollen.

Nach der Argumentation von Punktedieb dürfte es ja gar keine Regeln geben, weil man die nicht flächendeckend kontrollieren kann, das Personal kostet und überhaupt. Damit kann dann die Lebensmittelkontrolle ebenso weg wie das Tempolimit in Ortschaften und 30 vor der Schule.

Ich wüsste nun auch nicht, was ausgerechnet in Spanien das große Problem sein sollte. Es klappt in den USA, hierzulande bekomme ich in der Pommesbude ebenso wie im Sternetempel die Reste und in Spanien hat das bisher auch funktioniert. Ich bringe nämlich meinen Hunden immer die Reste mit.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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