Dem Partner nichts gönnen, wenn man nicht alles akzeptiert?

vom 28.06.2015, 17:16 Uhr

Mich hat vor kurzem ein Gespräch mit einer Freundin zum Nachdenken gebracht. Diese hat derzeit Probleme mit ihrem Partner, wobei wir dann auch gemeinsam darüber gesprochen hatten. Es ging darum, dass ihr Partner ihr immer wieder Vorwürfe macht, sie würde ihm nichts gönnen, wenn sie nicht alles immer akzeptiert und durchgehen lässt, was er machen möchte.

Angefangen hat dieser Vorwurf, als der Partner meiner Freundin mit seinen Freunden gemeinsam in den Urlaub gehen wollte, wobei meine Freundin nicht dabei sein soll, da es sich um einen Männer-Urlaub handelt. Meine Freundin war extrem enttäuscht, als er ihr das gesagt hatte, weil sie lieber mit ihm zusammen vereisen wollte. Und für zwei Urlaube hat ihr Freund weder die Zeit, noch das Geld. Von daher hatte sie versucht, ihn umzustimmen, wobei dann von ihm der Vorwurf kam, sie würde es ihm nicht gönnen, sich einen schönen Urlaub mit den Freunden zu machen.

Scheinbar hat der Freund nun gelernt, dass er mit diesem Vorwurf weiter kommt, weshalb er ihn nun öfter anwendet. Immer dann, wenn er etwas machen will, was sie aus irgendeinem Grund nicht möchte, heißt es sofort, sie würde ihm das nicht gönnen. Meine Freundin weiß dabei auch nie so recht, was sie darauf antworten soll. Im Prinzip gönnt sie ihm die Sachen ja alle schon, aber nicht, wenn für sie dann ein Nachteil entsteht, was aber immer der Fall ist.

Wie würdet ihr auf solche Vorwürfe reagieren? Gönnt man dem Partner automatisch etwas nicht, wenn man ihm quasi nicht alles durchgehen lässt und nicht alles akzeptiert, was er tun möchte?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Für mich hat diese Beziehung keinen Sinn mehr. Es ist nicht nur so, dass er ihr nicht zuhört und auf ihre Wünsche eingeht, er ist auch absolut nicht willig, Kompromisse einzugehen und er behandelt sie respektlos. Ich finde, dass er sich nicht so anhört, als ob er überhaupt eine Beziehung haben will und als würde er die Beziehung absichtlich sabotieren, dass die beiden sich auseinander leben und die Beziehung eh zum Scheitern verurteilt ist.

Ich würde an ihrer Stelle den Spieß mal umdrehen und irgendetwas machen wollen, was ihm nicht gefällt und hinterher seine eigene Wortwahl ihm an den Kopf zu werfen. Wenn er es kapiert, dass er sie genauso behandelt, lässt er es vielleicht sein. Wenn nicht, würde ich mich trennen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Olly173 hat geschrieben:Ich würde an ihrer Stelle den Spieß mal umdrehen und irgendetwas machen wollen, was ihm nicht gefällt und hinterher seine eigene Wortwahl ihm an den Kopf zu werfen. Wenn er es kapiert, dass er sie genauso behandelt, lässt er es vielleicht sein. Wenn nicht, würde ich mich trennen.

Das habe ich ihr auch schon geraten und ich habe ihr auch gesagt, dass sie einfach alles das machen soll, worauf sie Lust hat, um dann mit dem Vorwurf zu kommen, er würde ihr das nicht gönnen, wenn er sich beschwert. Genau hier liegt aber das Problem. Meine Freundin meinte, dass sie quasi alles machen "darf" und ihr Freund ihr tatsächlich so gut wie alles gönnt.

Natürlich "darf" sie nun nicht fremdgehen und solche Sachen, aber er hat prinzipiell gar nichts dagegen, wenn sie mit Freunden verreist, spontan etwas mit Freunden unternimmt oder irgendwelche andere Sachen macht. Er sieht das einfach extrem locker und freut sich dann auch tatsächlich für sie.

Ich denke, dass er es auch gar nicht böse meint, wobei er wohl einfach Gleichberechtigung will. Er ist tatsächlich sehr gutmütig und wenn meine Freundin ihm spontan absagen würde, weil sie sich lieber mit mir treffen wollen würde, dann wäre er auch absolut nicht sauer, sondern würde ihr das tatsächlich gönnen und dann selbst etwas mit Freunden machen. Das Problem ist hier also eher, dass er so extrem locker ist und meine Freundin nicht, wobei er das automatisch von ihr auch so erwartet.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe ein ziemliches Problem mit den Formulierungen, ehrlich gesagt. Wie kann man seinem Partner "etwas nicht durchgehen lassen"? Eine Partnerschaft ist doch keine Sklavenhaltung. Man ist auch nicht Mutter eines kleinen Jungen oder Hundebesitzerin. Wie kann man so deutlich über das Leben seines Partners entscheiden wollen. Ich finde das anmaßend.

Sie gönnt ihm seinen Spaß doch wirklich nicht, wenn sie gegen einen Männer-Urlaub ist. Was ist denn so schlimm daran? Muss man als Paar jeden Urlaub gemeinsam verbringen? Muss die freie Zeit immer möglichst dem anderen gehören? Gerade wenn man einen Menschen liebt, dann möchte man doch, dass er glücklich ist. Und wenn ihn gerade eine Auszeit unter Kerlen besser gefällt, wo liegt das Problem? Immer vorausgesetzt, Treue ist vorhanden.

Zumal dieser Mann doch nicht mit zweierlei Maß misst. Er gönnt ihr sämtliche Freiheiten, die er sich wünscht. Und sie wird diese Möglichkeiten sicherlich gerne für sich in Anspruch nehmen. Und das ist ziemlich unfair ihm gegenüber. Er ist doch kein Hündchen, dass immer dann springen muss, wenn sie gerade Lust und Zeit hat, oder?

» cooper75 » Beiträge: 13336 » Talkpoints: 500,20 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Eine gute Beziehung erfordert eben manchmal Kompromisse und wenn er sie da voll unterstützt und sie jede Menge Freiheiten hat, dann sollte er die meiner Meinung nach auch bekommen. Man kann ja nicht alles unterschiedlich betrachten, sondern sollte da schon fair miteinander sein. Ich denke eher, dass die beiden nicht zusammenpassen, weil sie ihn dann doch etwas näher bei sich haben will und er lieber ein paar Freiheiten hätte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wenn der Freund alleine in den Urlaub fahren möchte, dann finde ich das schon irgendwie unangemessen. Ich meine, wie darf man sich denn so einen Männer-Urlaub vorstellen? Was da für Bilder vor meinem geistigen Auge auftauchen – Saufen am Strand, zweifelhafte Clubs usw. Selbst wenn er stattdessen einen Kultururlaub plant, würde es mir zu denken geben, wenn der Partner lieber Zeit mit Freunden verbringt als mit mir.

Zum Glück habe ich solche Probleme nicht. Was bin ich dankbar, dass mein Freund weder Interesse an Urlauben, noch Sauftouren oder sonstwas hat, sondern einfach nur mit mir zu Hause bleiben und fernsehen will.

Ich finde es legitim, zu sagen, wenn man etwas nicht möchte. In früheren Partnerschaften wollte ich auch manchmal nicht, dass meine damaligen Freunde etwa mit jemandem einen trinken gehen, den ich nicht mochte oder bestimmte Dinge tun. Das hat manchmal auch zu Konflikten geführt.

Am besten ist es eben, wenn man jemanden hat, der gar nicht erst auf solche Ideen kommt. Entweder sind beide total locker oder beide sind eher etwas „strenger“, aber die Kombination aus zwei verschiedenen Varianten ist ungünstig.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@Cooper75: Nur zum Verständnis, das soll nun wirklich kein Angriff sein: Soll man also wirklich alles akzeptieren, was der Partner macht, solange es nichts mit Fremdgehen zu tun hat? Deiner Meinung nach, soll man dem Partner also alle Freiheiten der Welt lassen? Nur mal angenommen, er würde gerne mit einer anderen Frau rein freundschaftlich zusammen ziehen wollen oder würde sich dazu entscheiden, spontan für mehrere Monate alleine zu verreisen, auch wenn die Freundin Zeit, Geld und Lust hätte - muss man dem Partner so etwas echt durchgehen lassen?

Das sind nun gerade nur Beispiele und Fragen von mir, um deine Sichtweise zu verstehen und kein Angriff und nur fiktive Beispiele. Ich finde, dass man sich aber nicht alles gefallen lassen muss. Klar ist es absolut wichtig, dem Partner Freiheiten zu lassen, da stimme ich dir zu. Solange man selbst darunter leidet, geht es aber doch irgendwann zu weit und ich finde nicht, dass man in einer guten Partnerschaft einfach alles so schlucken muss, ohne einen Ton zu sagen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Die Situation ist natürlich schwierig, weil die beiden anscheinend unterschiedliche Vorstellungen von ihrer Beziehung haben und weil die Kommunikation anscheinend auch nicht stimmt.

Mein Partner und ich habe schon mehrmals getrennt Urlaub gemacht, aber das haben wir dann vorher immer besprochen und es hat keiner den anderen einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Wir sind kein "Wir" Paar, das ständig nur aneinander klebt und außerhalb der Partnerschaft keine Interessen und Freundschaften mehr pflegt, aber das war ist uns eben beiden klar, deshalb gibt es auch keine Missverständnisse.

Und was muss man sich unter einem "Männer-Urlaub" vorstellen? Mein Partner geht zum Beispiel auf der Ostsee segeln oder ist mit dem Mountain Bike in den Alpen unterwegs. Das sind Sportarten, die mich nicht sonderlich interessieren, aber warum sollte er deshalb darauf verzichten? Das würde ich nie von ihm verlangen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


@Prinzessin90 Entschuldige, allein diese Formulierung "etwas durchgehen lassen" ist in einer Partnerschaft unsäglich. Das bedeutet soviel, wie etwas, dass jemand getan hat, nicht zu bestrafen oder zu beanstanden. Da wären wir dann wirklich beim Seitensprung, den man großzügig übersieht.

Warum soll der Partner denn nicht mit seinen Freunden Urlaub machen? Warum ist das nur mit Partnerin erlaubt? Könnte es daran liegen, dass viele Menschen komische Vorstellungen haben, was der dann da tun könnte? Wenn ich Gedanken wie Zitronengras hätte, dann wäre mir das auch nicht recht. Allerdings wäre ich mit einem Partner, bei dem ich solche Befürchtungen hätte, auch nicht zusammen. Auch da bin ich bei Zitronengras, auch wenn wir mehr tun als nur daheim hocken und fernsehen.

Wenn mein Partner mit seinen Freunden durch die Alpen, die Pyrenäen oder quer über Mallorca radeln möchte, dann muss ich da nicht mit. Und ich mache mir dann auch keine Sorgen, was der da anstellen könnte. Und wenn er in trauter Runde Whisky verschiedenster Brennereien kennen lernen möchte, dann muss ich auch nicht mit.

Im Gegenzug kann ich schließlich auch für einige Wochen ins Ausland abtauchen und mit meinen Hunden trainieren. Und da bin ich dann fast nur mit Männern zusammen. Warum sollte bei solchen Dingen der Partner unbedingt dabei sein? Warum darf man als Mensch in einer Beziehung nichts mehr allein erleben?

Natürlich fände ich es nicht witzig, wenn mein Partner aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen würde. Da wäre es mir auch ziemlich egal, ob er allein wohnt oder eine WG mit anderen Männern oder Frauen gründet. Als früherer Partner wegen der Ausbildung weit weg ziehen musste, fand ich es allerdings nicht schlimm, dass er in eine WG mit Frauen gezogen ist. Auch mein Mann hat schon bei Frauen gewohnt, wenn er zuerst ins Ausland gegangen ist und dort zusammen mit dem Arbeitgeber ein Haus für uns gesucht hat. Wo liegt das Problem?

» cooper75 » Beiträge: 13336 » Talkpoints: 500,20 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich finde ehrlich gesagt sowohl das Verhalten der Dame ziemlich lächerlich als auch seinen Spruch, sie würde ihm nichts gönnen absolut nicht nachvollziehbar und den ständigen Gebrauch dessen, um seinen Willen durchzusetzen, recht albern.

Was sie betrifft, finde ich ihr Verhalten grauenhaft. Warum sollte man spontane Treffen mit Freunden oder einen Männerurlaub "nicht durchgehen lassen"? Woher nimmt sie sich das Recht, ihm irgendwelche Dinge untersagen zu wollen? Weil ihr ein Nachteil entsteht? Ist der Nachteil nicht einzig der, dass er selbstbestimmt handelt, anstatt ihr wie gewünscht auf der Pelle zu kleben und nach ihrer Pfeife zu tanzen?

Warum fährt sie nicht auch einfach mit Freunden in den Urlaub, wenn er nicht mit ihr fährt, sondern mit Kumpels? Ich könnte ihre Enttäuschung und Ärger darüber nur dann verstehen, wenn ein gemeinsamer Urlaub bereits gebucht und dann kurzfristig von ihm abgesagt worden wäre. Dann wäre ihr ein echter Nachteil entstanden.

Was ihn betrifft, kann ich erstens die Diskussion nicht nachvollziehen. Wenn ich etwas im Alltag machen möchte, dann mache ich das doch und diskutiere nicht rum, ob das meinem Partner oder meiner Partnerin genehm ist. Zum Zweiten finde ich aber auch, dass das ständige Nutzen des Vorwurfs, sie gönne ihm nichts, kindisch und manipulativ ist. Offensichtlich will er ihr damit ja nur ein schlechtes Gewissen einreden, um machen zu können, was er will.

Anständig wäre, ihr klipp und klar zu sagen, was ihm wichtig ist und dass sie sich in diesem Bereich nicht einzumischen hat, sowie sich ihr gegenüber aber auch an feste Absprachen zu halten - ansonsten ist es auch kein Wunder, wenn sie ihn versucht einzuschränken, weil sie sich als zweite, dritte oder vierte Geige behandelt fühlt.

Kurzum glaube ich, dass die beiden einfach auf Grund unterschiedlichen Nähebedürfnisses und unterschiedlicher Einstellungen nicht zueinander passen. Für einen Kompromiss, der beide glücklich macht, müssten sich wohl beide verbiegen, was vielleicht kurzzeitig, nicht aber auf Dauer funktioniert.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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