Auf Uni vor Ort verzichten, weil man ausziehen will?

vom 30.12.2014, 21:22 Uhr

Eine Kommilitonin von mir hat mir mal verraten, dass sie sich ihre Universität nach dem Kriterium ausgesucht hat, ab welcher Entfernung sie umziehen muss oder nicht. Ihre Eltern wohnen in einer Universitätsstadt und sie hätte dort studieren können, wollte aber nicht, da sie dann bei ihren Eltern wohnen müsste. Eine eigene Wohnung würden diese ihr nicht bezahlen. Andere Universitäten wären mit dem Zug erreichbar gewesen und sie hat sich daher eine ausgesucht, die weit genug weg ist, als dass man sie nicht mehr ohne größeren Aufwand mit der Bahn erreichen kann.

War das für euch auch ein Kriterium bei der Suche nach der richtigen Universität? Ich selbst habe ehrlich gesagt nur darauf geschaut, welche Universität die beste ist. Wäre es eine in der Nähe gewesen, hätte ich diese sicherlich auch gewählt. War es für euch wichtig, eine Uni zu wählen die weg von zu Hause lag, so dass ihr ausziehen konntet und eure Eltern eure Unterkunft bezahlt haben? Wie habt ihr dies euren Eltern gegenüber begründet?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mir persönlich war es auch wichtig nicht zuhause zu studieren. Ich war vor dem Studium ein Jahr im Ausland und hatte mich einfach sehr daran gewöhnt nicht mehr zuhause zu wohnen und muss auch ehrlich sagen, dass sich das Verhältnis zu meinen Eltern extrem verbessert hat. Ich denke auch nicht, dass es langfristig wirklich funktioniert hätte.

Nun ist es bei uns allerdings auch so, dass wir selber nicht direkt eine Universität oder Fachhochschule haben sondern es zwei Städte in der Nähe gibt die welche haben. Da man mit dem Zug allerdings schon 45 Minuten braucht ist es schon etwas. Von uns studieren aber die meisten in einer der beiden Städte. Ich persönlich wollte aber auch dort wohnen wo ich studiere, da es meiner Meinung nach das Studentenleben schon sehr beeinflusst.

Nun ist es so, dass ich in einer relativ kleinen Stadt wohne. An sich ist es jetzt für meine Eltern auch nicht teurer als hätte ich in Pendler nähe studiert. Da ich im Studentenwohnheim gewohnt habe, habe ich unter 200 Euro Miete bezahlt. Meine Schwester welche Zuhause wohnen geblieben ist zahlt mehr für ihre Bahnkarte wie ich Miete. Und Wasser, Strom und Essen hätte ich zuhause genauso gebraucht. Dementsprechend ist es so natürlich auch nicht teurer für meine Eltern.

Ich habe mich damals in der Nähe gar nicht beworben. Meine Eltern haben mich allerdings auch nie gefragt, weswegen es für mich da jetzt auch nicht wirklich viel zu begründen gab. Ich denke es ist einfach sehr vom Verhältnis zuhause abhängig ob es Sinn macht in der Nähe zu bleiben oder weiter weg zu gehen. Auch denke ich ist es davon abhängig wie viel höher die Kosten dann wirklich sind. Denn es gibt sicherlich einige Fälle, in denen das ausziehen nicht wirklich viel teurer ist.

Ich kenne auch viele die dann allerdings in sehr teure Städte gegangen sind und zwar mit der Begründung, dass es dort bessere Party Möglichkeiten gibt. Da würde ich als Elternteil dann allerdings auch verlangen denke ich, dass das Kind entsprechend dazu verdient. Auch sind bei uns einige nach München gezogen, weil sie keine Lust auf Zugfahren hatten. Das hätten meine Eltern mir zum Beispiel nicht bezahlt, weil Pendeln doch deutlich günstiger ist und das kann ich auch verstehen.

Ich denke es ist nichts dabei seinen Studienort auch nach der Distanz nach Hause auszusuchen, ich finde es allerdings gerechtfertigt, wenn Eltern einen dann an den Mehrkosten beteiligen. Also wenn die mehr Kosten wirklich daran liegen, dass man nur seine Persönlichen Wünsche befriedigt und keinen wirklich Sachlogischen Grund haben. Ich denke aber auch, dass es durchaus viele Eltern gibt, die es begrüßen, wenn ihre Eltern nicht zuhause studieren und ausziehen.

Ich denke das Ganze ist immer von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ob es Sinn macht zuhause zu bleiben oder nicht. Ich weiß für mich hätte es nicht funktioniert, da ich und meine Eltern uns einfach so viel besser verstehen, seit wir etwas mehr Abstand zueinander haben. Hätte ich davor nicht schon ein Jahr alleine gewohnt hätte es mich vielleicht weniger gestört zuhause zu bleiben.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde es auch wichtig, dass man zum Studium zuhause auszieht. Zum Studium gehört eben dazu, dass man auf eigenen Beinen steht und dazu gehört auch eine eigene Wohnung. Außerdem ist man wirklich wesentlich besser in das Studentenleben integriert. Wobei das ja nicht nur aus Parties besteht, es geht auch zum Beispiel um Lerngruppen oder andere Aktivitäten wie Sportangebote.

Das alles kann man natürlich auch mitmachen, wenn man bei den Eltern wohnt, allerdings ist es meinen Beobachtungen nach deutlich leichter für die Leute, die zugezogen sind. Das liegt sicherlich daran, dass sie eher Anschluss suchen müssen und nicht in ihrem gewohnten Umfeld leben. Dazu gehört ja nicht nur das Elternhaus, sondern auch zum Beispiel der Freundeskreis.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe bei meiner Uni-Wahl eher auf das Modulhandbuch geachtet und die Schwerpunkte bezüglich der Lehrer in dem jeweiligen Studienfach. Ich habe nämlich festgestellt, dass die Schwerpunkte extrem unterschiedlich sein können und jede Uni sich anders spezialisiert um sich eben auch von der Konkurrenz abheben und auf diese Weise die besten Köpfe im ganzen Land anlocken können.

Da es nur eine einige Universität gab, die diesen Schwerpunkt angeboten hat, war meine Entscheidung recht einfach und wurde auch sehr schnell getroffen. Zufällig fiel meine Wahl dann auch auf eine Universität, die 200km von meinem Elternhaus entfernt war und ich so oder so ausziehen musste. Niemand pendelt drei Stunden eine Strecke bis zur Uni und das freiwillig. Spätestens am zweiten Tag hin und zurück dreht man definitiv durch.

Meiner Mutter gefiel das nicht, sie wollte, dass ich auf eine Universität in der Nähe gehe. Es gibt eine Universität nicht sonderlich weit von meinem Elternhaus, wobei man nur 45 bis 60 Minuten mit der Bahn bis dort hin braucht, was definitiv noch im Rahmen für die tägliche Pendelei wäre.

Dann hätte ich auch nicht ausziehen müssen und wenn gerade diese Universität meine Fächerkombination angeboten hätte, dann hätte ich mich möglicherweise für diese Universität entschieden. Aber die Entfernung zum Elternhaus war für mich kein Hauptkriterium, sondern wie gesagt eher der Studienschwerpunkt und die Spezialisierung.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mir war es auch wichtig, von zuhause auszuziehen und hätte ich die Uni in meiner Heimatstadt gewählt, hätten mir meine Eltern wahrscheinlich den Vogel gezeigt, wenn ich auf eine eigene Wohnung oder WG bestanden hätte. Selbst jetzt nach meinem Auszug haben sie rumgenörgelt, weil ich theoretisch auch pendeln könnte (klar, sind ja bloß fast zwei Stunden in eine Richtung). Ich war nach der Schule ebenfalls im Ausland und es wäre einfach ein Rückschritt gewesen, danach wieder ins Hotel Mama einzuziehen.

Viele Eltern sehen das Kind auch mit Anfang 20 noch als "Kind" an und versuchen sich einzumischen. Eine Freundin von mir ist 22, verdient ihr eigenes Geld und wird nach der Ausbildung auch übernommen. Sie wohnt jedoch noch zuhause, weil man als Azubi ja noch nicht so viel verdient und das Unternehmen auch in ihrer Heimatstadt ist. Trotz des Alters mischen sich ihre Eltern ein. Ihr Vater, der überhaupt nicht bei der Familie wohnt und den sie unregelmäßig sieht, hat letztens einen richtigen Terz veranstaltet, weil meine Freundin spontan übers Wochenende weggefahren ist und sie ihm nicht bescheid gegeben hat.

Meine Eltern waren ebenfalls überfürsorglich und seit ich ausgezogen bin, hat sich das deutlich gebessert. Wenn ich zu Besuch bin, werde ich immer noch bemuttert, aber einmal im Monat ist das ja auch ganz angenehm. Würde ich noch zuhause wohnen, wäre mir die Gefahr einfach zu groß, dass ich immer noch bescheid sagen müsste, zu wem ich denn abends gehe und wann ich wieder zuhause bin. Nein danke, darauf kann ich gut verzichten.

Dazu kommt noch, dass das Studium ein neuer Lebensabschnitt ist und man lernt, selbstständig zu sein. Da gehört ausziehen einfach dazu.

Für mich gibt es da nur zwei Ausnahmen. Wenn man es sich nicht leisten kann auszuziehen, würde ich eventuell die Uni in Wohnort der Eltern bevorzugen. Es gibt leider viele Eltern, die nicht so viel verdienen, als dass sie ihrem Kind alles finanzieren könnten, aber zu viel, um ordentlich Bafög zu bekommen. Und nicht in jedem Studium kann man nebenbei arbeiten gehen, wenn man die Regelstudienzeit anpeilt. Die zweite Ausnahme ist, wenn man wirklich die renommierteste Uni vor der Nase hat. Würde ich als Medizinstudentin in Heidelberg angenommen werden und meine Eltern kämen aus der Gegend, würde ich wahrscheinlich auch nicht aus Prinzip woanders hinziehen, nur um auszuziehen.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke, dass man irgendwann auch mal im Leben ankommen muss, also zumindest der Auszug sollte eine normale Sache sein, wenn man studiert und wenn die Eltern das nicht zahlen wollen muss man sich eben selber darum bemühen, was natürlich nicht leicht ist, aber ein bisschen Unterstützung wird man ja wohl bekommen. Bei mir war irgendwann der Punkt erreicht an dem ich nicht mehr zu Hause und mit meinem Partner zusammenleben wollte und das habe ich dann auch getan.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde es ebenfalls wichtig, sich ab einem gewissen Grad von seinen Eltern abzunabeln und aufzubrechen, um sich etwas eigenes aufzubauen. Natürlich gibt es auch Möglichkeiten, bei den Eltern zu bleiben und ich kann verstehen, wenn man sich mit 18 oder auch 20 nicht traut, wegzuziehen, aus Angst zu scheitern, aber ich kann die Entscheidung absolut nachvollziehen. Ein Problem ist allerdings, dass viele Studenten am Anfang kein Geld haben um alleine zu leben, dass die Eltern nicht alles finanzieren können oder wollen und man so auf BAföG und Co. angewiesen ist, womit man seine neue Existenz direkt mit Schulden belastet.

Ich würde meine Studienstadt daher nicht unbedingt nur von der Entfernung, sondern auch von der Möglichkeit, dort zu leben und zu wohnen machen. Innerhalb von NRW (außerhalb kenne ich mich nicht sehr gut aus), weiß ich, dass wenn es um günstigen Wohnraum geht Hamm ein echter Geheimtipp ist mit einer neuen und gut ausgestatteten Hochschule und nicht besonders überlaufen. Zudem gibt es dort das Konzept des SCI:Q (Science Quarter Hamm), welches vorsieht, dass man in direkter Nähe zur Hochschule, leben, arbeiten, einkaufen und sich erholen kann.

» MrLeo95 » Beiträge: 184 » Talkpoints: 2,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, dass das verschiedene Kriterien eine Rolle spielen. Eben auch, ob man sich die Miete für eine WG oder ähnliches leisten kann oder ob man bereit ist, dann jeden Tag eine weitere Strecke mit Bus oder Bahn zu fahren, um die Uni zu erreichen. Vielleicht möchten viele Studenten dann auch nicht mehr zu Hause bei den Eltern wohnen und nutzen dies eben als Absprung, um selbstständiger zu werden.

Wenn die Eltern keine Wohnung oder kein Zimmer zahlen wollen, dann muss man sich eben selbst um die Finanzierung kümmern und sich einen Job suchen, wenn das neben dem Studium möglich ist. Ansonsten muss man eben nehmen, was man bekommen kann und zumindest vielleicht noch eine Zeit lang bei den Eltern wohnen bleiben, bis man etwa gespart hat oder sich das Studium so weit ein pendelt hat, dass man sich eben einen Job suchen kann.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Woran macht man denn das fest, welche Universität die beste ist? Gibt es da wirklich so große Unterschiede und inwiefern sind diese vorhanden? Ich selber kann das Anliegen, weit weg von den Eltern zu sein sehr gut nachvollziehen. Auch ich selber bin, sobald ich halbwegs eigenständig war von zu Hause ausgezogen und kehrte dahin auch nicht mehr so bald zurück.

Deshalb denke ich, es ist schon nachvollziehbar, dass man sich dann eine Universität aussucht, bei der man sich dann wohl und nicht von Eltern oder sonstigen Menschen belästigt fühlt. So kann die Kommilitonin selber entscheiden, wann sie wieder selber bereit ist, ihre Eltern zu besuchen. Sie wird sich schon aus einem gewissen Grund dafür entschieden haben, weit weg von diesen zu sein.

Es gibt ja Eltern, die relativ gut von ihren Kindern loslassen können und dann gibt es jene, die immer klammern, egal wie alt ein Kind ist. Ich kenne welche, die bleiben heute noch extra zu Hause, egal ob das Kind schon einen eigenen Haushalt hat und verheiratet ist. Wenn sie Angst haben, das Kind wird nicht gut versorgt, sagen sie alle Termine ab und kochen dem "Kind" dann noch ein Mittag- oder Abendessen.

So etwas finde ich schrecklich und ich denke, da hat der Ablösungsprozess einfach nicht funktioniert. Und auf diese Weise, wie hier in dem Thread geschildert wurde, kann es einfach nur so sein, dass die Ablösung funktioniert. Auch wenn es von den Eltern aus gesehen dann eine gezwungene Ablösung ist.

Vielleicht brauchen aber beide Parteien genau diesen Schritt. Da würde ich mich dann nicht mehr darum sorgen, ob die Universität jetzt schlechter ist als die andere. Klar mag es Unterschiede geben, aber dass diese so gravierend sind, denke ich jetzt nicht. Und es liegt außerdem immer im Auge des Betrachters ob etwas als gut oder schlecht empfunden wird.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich persönlich habe mir damals auch die Hochschule ausgesucht nach ihrer Qualität und nicht nach der Entfernung. Ich finde das sollte auch der Prio Eins Grund überhaupt sein, wenn man weiß, was man studieren möchte und nicht, ob ich es zu Hause gemütlich habe oder ob ich weit weg von zu Hause leben darf. Letzteres kann man immer noch im Berufsleben machen.

Ich hatte zuerst eine Universität, zu der konnte ich mit Bus und Bahn innerhalb einer Stunde hin kommen. Das habe ich auch eineinhalb Semester lang gemacht. Dann ging mir das auf den Geist mit den ständigen Verspätungen der Deutschen Bahn etc. Und ich bin mir zwei Kommilitonen zusammen in eine WG in der Stadt gezogen. Das war eine Erfahrung, die ich nicht vermissen möchte, das war ganz gut so.

Aber als es dann an den Master ging, habe ich festgestellt, dass die Uni auf der ich war, dann doch nicht mehr so prall für mich und meine Interessen war, also habe ich mich umgeschaut und habe eine Hochschule gefunden, die sogar ganz in der Nähe meines Elternhauses war. Da ich sowieso jedes Wochenende da war, bin ich dann schlussendlich wieder ganz zu meinen Eltern gezogen und habe in den zwei Jahren meinen Master gemacht und danach bin ich dann auch relativ schnell mit meiner jetzigen Frau zusammen gezogen.

Ich muss sagen, dass mir beide Erfahrungen gefallen haben, aber in beiden Situationen musste man nicht lange fahren zur Uni und keine langen Wege in Kauf nehmen. Ich glaube das ist schon ein großer Vorteil und im Berufsleben habe ich es nicht so. Da pendle ich täglich ca. eineinhalb bis zwei Stunden je nach verkehr. Wobei die Fahrt im eigenen Auto immerhin noch besser ist, als in Bus und Bahn. Da ist man nicht so abhängig. Aber das Fahren geht mir ab und zu auch auf den Geist.

Also Hochschule nach der Qualität aussuchen, hinziehen kann man nachher immer noch und ansonsten eben zu Hause bleiben und kurz oder lang pendeln ist meine Meinung.

» Antalis » Beiträge: 539 » Talkpoints: 0,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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