Lateinische Zitate verwenden - Angeberei oder guter Beitrag?

vom 31.01.2013, 21:42 Uhr

Einer meiner Onkel war Lehrer für Französisch und Latein und hat liebend gerne lateinische Zitate verwendet, um Situationen auf den Punkt zu bringen. Ich fand das als Kind ein bisschen merkwürdig und habe das meiste auch nicht verstanden. Wenn andere Besucher da waren, war es mir auch peinlich, weil die meisten ja gar nicht verstanden, was er da sagte. Aber oft taten sie so, als ob. Ich fragte mich oft, warum er das tat. Um anzugeben? Oder hat er wirklich gedacht, dass die Zitate treffend sind und irgendetwas am besten ausdrücken.

Kennt ihr auch solche Leute, die gerne lateinisch oder vielleicht auch in einer anderen Sprache etwas kommentieren. Tun sie das wohl, um anzugeben? Oder finden sie ihren Kommentar vielleicht für die anderen hilfreich oder erhellend?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 31.01.2013, 21:57, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich habe das noch nie mitbekommen, obwohl mein Onkel auch lateinisch kann und gerne mal sein Wissen verbreitet. Aber ich fände es schon ziemlich suspekt, wenn er nun anfangen würde, lateinisch zu reden, obwohl er genau weiß, dass niemand am Tisch ein Wort davon versteht.

Warum man das tut, verstehe ich daher auch wirklich nicht. Ich finde es ist wenig hilfreich, wenn man einen klugen Kommentar hat und diesen dann aber in einer Sprache abgibt, die keiner versteht. Damit ist dann auch niemandem weitergeholfen. Des Weiteren kann man das Zitat ja durchaus übersetzen. Vielleicht klingt es in Lateinisch schön, das kann schon sein.

Ich liebe zum Beispiel Englisch und finde ich auch, dass auf Englisch vieles besser klingt. Trotzdem rede ich nicht ständig auf Englisch, auch wenn mir manchmal ein guter Spruch auf Englisch einfallen würde. Ich übersetze es dann eben sinngemäß in das Deutsche, sodass es jeder am Tisch verstehen kann.

Dass es gemacht wird, um anzugeben, möchte ich nun nicht jemandem unterstellen, aber das ist wohl die einzige vernünftige Erklärung dafür. Mir fällt nämlich wirklich kein Grund ein, warum man es sonst tun sollte. Wobei man dann ja auch nicht einfach einen lateinischen Spruch in den Raum werfen könnte, sondern erklären könnte, dass es im Lateinischen einen Spruch gibt, der so und so geht und der dies oder jenes bedeutet. Dann ist jeder zufrieden, denn derjenige, der es gesagt hat, konnte sein Wissen verbreiten und die anderen haben auch verstanden, was er sagen wollte.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich habe selbst das große Latinum - aber trotzdem verwende ich keine lateinischen Zitate im normalen Leben. Ich verwende dann immer die deutsche Übersetzung, denn ich rede nicht, um mich selbst in den Vordergrund zu stellen und allen zu zeigen, dass ich es kann, sondern ich rede, weil ich mit den anderen reden und auch von ihnen verstanden werden will. "In vino veritas" werden zwar vermutlich viele kennen, aber ich habe im Bekanntenkreis auch einige, die überlegen müssten, was es heißt.

Ich kenne auch keinen solchen Menschen, der im Alltag diese Zitate verwendet. Allerdings kenne ich es aus dem Berufsleben, wo wir für bestimmte Dinge eben die lateinischen Bezeichnungen verwendeten. Dies hatte aber vor allem damit zu tun, dass es keine deutsche Entsprechung gab, bzw. die deutsche Übersetzung nicht als Fachbegriff zu erkennen war. Aber da ging es eben um die unter uns üblichen Fachbegriffe.

Ich kenne diese Verhaltensweise jedoch aus Büchern. Einige Bücher, die eigentlich der normalen Unterhaltung dienen sollen, strotzen nur so vor lateinischen Zitaten oder auch aus anderen Sprachen. Dort finde ich sie nur deplatziert und störend, denn es gibt in der Regel eine deutsche Redewendung, die es genauso gut ausdrückt.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Mein Chef macht es manchmal auch so, dass er etwas auf Latein sagt, wobei klar ist, dass es die Kunden vermutlich nicht verstehen. In dem Fall ist es keine wirkliche Angeberei, sondern manchmal einfach eine "Botschaft" an die Angestellten. So etwas finde ich dann auch mal ganz witzig. Einen Kunden haben wir, der wohl sehr gebildet in verschiedenen Fremdsprachen ist. Dieser unterhält sich mit meinem Chef auch schon mal in Latein, aber auch dabei würde ich weniger sagen, dass es sich um Angeberei handelt. Auch wenn es mich manchmal nervt, denke ich eher, dass dieser Kunde meint, es sei gut, wenn er mir noch etwas beibringen kann und dass ich mich darüber freue.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Also ich kenne niemanden, der bewusst lateinische Sprichwörter verwendet, um interessant und klug zu wirken. Jedoch habe ich schon oft Situationen erlebt, wo mal das ein oder andere lateinische Wort gefallen ist. Gerade diese Sprüch wie "Veni, vidi, vici" oder "memento mori" sind schon in meinem Alltag vorgekommen. Das sind aber auch die lateinischen Sprichwörter, die jeder kennt und mit denen niemand klug wirken kann.

Vor allem in der Schule und im Studium wurde ich immer wieder mit lateinischen Begriffen konfrontiert. Zugegebener Maßen war es am Anfang etwas merkwürdig Begriffe einer anderen Sprache gelehrt zu bekommen. Doch mittlerweile finde ich es sehr interessant solche Fremdwörter gelernt zu haben. Manchmal kann man sie ganz gern verwenden, wenn einem die richtigen Worte fehlen. Und da muss ich auch zugeben, dass es auch gut klingt und andere ein wenig beeidruckt, wenn man von seinem Metier spricht und dabei die ein oder anderen Fremdwörter auch lateinische Fremdwörter nutzt. Aber das nutze ich nicht bewusst, sondern es ist eher ein positiver Nebeneffekt für mich.

» White-Sheep » Beiträge: 138 » Talkpoints: 83,14 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe auch das große Latinum und finde es völlig in Ordnung, wenn jemand lateinische Redewendungen oder Fachbegriffe im Gespräch einfließen lässt. Die allermeisten Redewendungen verstehe ich auch noch. Allerdings stehe ich da auch so weit drüber, dass ich notfalls nachfrage was gemeint ist und darauf verweise, dass die Schulzeit eben doch schon eine Weile her ist.

So lange man das unter Leuten tut, die einen vergleichbaren Bildungsstand haben, ist das auch völlig angemessen. Blöd finde ich aber, wenn man solche Kommentare und Worte fallen lässt, wenn man mit Menschen spricht, die offensichtlich vom Bildungsstand das nicht verstehen können. Das halte ich für unhöflich.

Was ich auch schlimm finde, ist wenn Leute solche fremdsprachigen Kommentare einfließen lassen, diese aber selbst nicht beherrschen und falsch sagen. Dann sollte man sich wirklich besser der eigenen Muttersprache bedienen, sonst macht man sich einfach lächerlich.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Dir wird keiner sagen können, warum dein Onkel zu derartigem Verhalten neigt - du wirst ihn schon selbst fragen müssen. Ich fürchte, da bist du in diesem Forum an der falschen Adresse, wenn du Antworten für sein Verhalten suchst. Abgesehen davon kann es ja auch sein, dass er bestimmte Sprichwörter einfach als Allgemeinbildung voraussetzt, wie "Carpe Diem" beispielsweise.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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