Amazon gibt Geschenk Empfehlungen je nach Geschlecht
Ich bestelle häufiger Bücher, aber auch einige andere Dinge, bei Amazon.de. Dadurch erhalte ich auch den Amazon-Newsletter sehr regelmäßig. Gerade vor einigen Tagen flatterte einer bei mir in mein E-Mail-Postfach, in dem mehrere Links enthalten waren. Angepriesen wurden Geschenk-Tipp-Listen, sortiert nach Alter und Geschlecht. Ich halte von klischeehaften Empfehlungen dieser Art nichts, aber wollte mal spaßeshalber schauen, was laut Amazon denn Männer angeblich für Wünsche hätten, und wie die Wünsche der Frauen aussehen. Besonders im Bereich Bücher machte ich mich schon auf diverse doofe Klischees gefasst.
Was habe ich dabei feststellen können? Bei Frauen waren die Empfehlungen noch relativ neutral. Sicher waren auch Liebesschnulzen dabei, und Kochbücher, allerdings auch Fantasy-Bücher, Thriller, Krimis und Reiseführer. Das erschien mir erst relativ normal. Was da aber eigentlich so alles fehlte, fiel mir dann auf, als ich die Liste für die Männer ansah.
Da wurde das volle Klischee aufgefahren: Massenhaft Fußball, Autos, Handwerks-Ratgeber, ganz weit vorne ein Buch zum Thema Grillen, Boxen, Alkohol, Videospiele, Die Simpsons, der Bro Code, und, komplett bescheuert, ein Bilderbuch, bei dem man nackte Frauenbrüste ausmalen soll. Zwischen all diesen Dingen dann aber auch noch der aktuelle Band von Loriot, mit den Zeichnungen aus seinem Nachlass. Zum Großteil aber, das schreibe ich jetzt, auch, wenn das vielleicht nach Snob klingt, geistloser Müll. Und damit meine ich nicht Fußball oder Computerspiele, ob man sich dafür interessiert, oder nicht, ist einfach Geschmackssache, aber sexistischer Schwachsinn ist schon relativ viel dabei.
Was haltet Ihr davon? Findet Ihr es sinnvoll, dass ein Versandhändler solche Kategorien mit Geschenktipps für Frauen oder für Männer erstellt? Ist das eine gute Möglichkeit, etwas Passendes beispielsweise für seinen Partner zu finden? Oder haltet Ihr das für totalen Schwachsinn und meint, dass man geschlechtsunabhängig schon eher nach den Hobbies des zu Beschenkenden beurteilen sollte, worüber dieser sich so freuen könnte?
Ich muss ja ganz ehrlich sagen, mal abgesehen von einigen echt blöden, primitiven Empfehlungen, stört mich vor allen Dingen das hier mal wieder heftig präsentierte Klischeedenken. Frauen können natürlich mit Fußball oder mit Handwerksarbeiten nichts anfangen, Männer haben sich gefälligst mit Fußball und Grillfleisch zu beschäftigen, und Frauenbrüste auszumalen. Schöne heile Welt.
Die Frage ist, worauf diese Empfehlungen basieren. Klar kann es sein, dass solche Empfehlungen klischeehaft ausgewählt sind. Es kann aber auch genauso gut sein, dass die Einkäufe nach Alter und Geschlecht von Amazon ausgewertet werden und dann eben eine Empfehlung ausgesprochen wird. Das hieße dann, dass tatsächlich die von dir als klischeehaft bezeichneten Dinge von Männern bestellt werden.
Dass die Listen bei Frauen neutraler sind, kann daran liegen, dass Frauen sicher einfach mehr lesen als Männer. Das soll jetzt auch kein Klischee sein, das ist eine reine persönliche Beobachtung. Oder auch, dass sie für ihren Freund/Mann mit bestellen. Das würde die Statistik ja verfälschen. Bei den persönlichen Empfehlungen fallen mir auch immer die unpassenden Produkte auf. Die basieren aber meist auf Artikeln, die ich für meine Mutter, meinem Sohn oder zum verschenken bestellt habe.
Im Allgemeinen finde ich es nicht verwerflich, wenn man die Empfehlungen in Männer und Frauen unterteilt. Die Interessen sind nun mal (meistens) unterschiedlich. Dass da teilweise Klischees bedient werden ist nun mal so. Aber ich persönlich mag manche Klischees auch ganz gern. Darüber aufregen würde ich mich auf keinen Fall.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Amazon - bei aller Kritik - großen Erfolg mit solchen Newslettern hat. Zur Weihnachtszeit rennen doch alle wie die Verrückten in die Geschäfte oder suchen eben online nach Geschenken. Teilweise sind diese Geschenke dann für Menschen bestimmt, die sie gar nicht richtig kennen. Gut, Weihnachten ist ein Familienfest. Aber viele wissen ja auch nicht, wofür sich ihr Bruder so interessiert.
Und in dieser Ahnungslosigkeit ist es für viele bestimmt hilfreich, in so einer Auflistung etwas zu finden. Das sind dann meist Dinge, die der andere doch nicht gebrauchen kann. Oder aus denen der Witz ganz schnell wieder raus ist und die dann nur noch irgendwo einstauben. Aber man ist froh, schnell und unkompliziert etwas gefunden zu haben. Man musste nur schauen, ob man ein Geschenk für eine Frau oder für einen Mann sucht. Denn das weiß man ja wenigstens.
Man könnte ja auch - was sinnvoller und gar nicht klischeebeladen wäre - einfach nach Kategorien ordnen. Krimis, Handwerker, Fußball und so weiter und so fort. Interessiert sich der zu Beschenke für Fußball, klickt man einfach die Kategorie Fußball an und sucht da nach etwas passendem. Aber das würde voraussetzen, dass man so weit denkt, bereit ist so viel darüber nachzudenken und auch so viel über den anderen weiß.
Klischees sind einfach, jeder kennt sie und sie erleichtern den Alltag. Und Unternehmen, die Dinge verkaufen wollen, werden den Teufel tun und Vorreiter sein in Sachen Klischees abbauen. Es geht ums Verkaufen und so geht es schnell.
Die persönlichen Empfehlungen richten sich tatsächlich danach, was man bisher bestellt hat, und teilweise auch danach, welche Artikel man sich im eingeloggten Zustand angesehen hat. Worauf diese "Männer-Geschenkeliste" und die "Frauen-Geschenkeliste" basieren, weiß ich tatsächlich nicht. Möglicherweise gibt es wirklich eine statistische Basis dafür. Das würde mich nun leider auch nicht wundern, wenn ich bedenke, wie geschlechtertypisch viele Menschen sozialisiert werden. Da interessieren sich dann zum Schluss die Frauen eben für Schuhe und die Männer für Fußball, weil man ihnen das immer so vermittelt hat, aber daran denkt dann keiner mehr, sondern es wird mit "Frauen sind halt so!" oder "Männer sind halt so!" auf eine biologistische Weise begründet.
Ich glaube, was ich an diesen klischeehaften Tipp-Listen so dämlich finde, ist die Tatsache, dass sie, erstens, Menschen in Schubladen wirft, ganz offensichtlich sogar, und zweitens, dass ich es überhaupt bescheuert finde, Geschenke nach dem Geschlecht einer Person auszusuchen, und nicht nach dessen Interessen. Das kann nämlich auch zu einem richtigen "Griff ins Klo" werden, sofern die Person, die man beschenkt, eben kein klischeehaftes Männchen oder Weibchen ist.
Sicher muss man vielleicht auch mal jemandem, den man nicht so gut kennt, etwas schenken, aber irgendeinen Klischeekrempel für sein Geschlecht zu kaufen, wäre mir dann ehrlich gesagt auch einfach viel zu riskant. Ich würde also, wenn ich jemand Unbekannten beschenken müsste, schon versuchen, zumindest kurz vorher noch irgendwie zu ermitteln, was für Hobbies die Person hat und worüber sie sich tatsächlich freuen könnte. So schwierig ist es ja nun auch nicht, das herauszubekommen. Wobei es natürlich einfacher ist, oder besser gesagt bequemer, sich keinen Kopf zu machen, sondern einfach irgendeiner plumpen Liste zu folgen.
Deine Idee, Bienenkönigin, dass man die Tipps nicht nach Geschlechtern sortieren müsste, sondern auch bestimmte Empfehlungslisten für geläufige Hobbies anlegen könnte, finde ich gut. Dagegen, beispielsweise Tipps für Sportfans, für Bastler, für Leute, die gerne reisen oder aber für Kunstinteressierte zu geben, würde wohl gar nichts sprechen. Damit würde man keine plumpen Vorurteile wiederkauen, außerdem würde man so wohl auch bessere "Treffer" erzielen, als bei irgendwelchen Geschenkempfehlungen allein nach Geschlecht, mit denen man ja auch sehr daneben liegen kann. Da bleibt mir bloß die Frage, wieso man nicht einfach so vorgeht, sondern immer wieder irgendwelche Geschlechtskriterien als entscheidend mit in irgendwelche Empfehlungen aufnimmt.
Ich habe gerade noch ein bisschen bei Amazon gestöbert, da mir noch das ein oder andere Geschenk fehlte. Zum Beispiel brauchte ich noch eine Kleinigkeit für die Freundin meines Ex-Freundes. Da war jetzt ganz froh, dass es Empfehlungen für Frauen gibt, da ich mit Hobbys oder genaueren Interessen etwas überfordert war. Für die kleine Tochter der beiden, habe ich auch etwas in Rosa gesucht. Zwar für ein Kind, aber trotzdem klischeehaft Mädchen.
In der Hinsicht finde ich "in Schubladen stecken" gar nicht so schlimm. Klar gibt es immer Ausnahmen und jeder individuell, aber wenn man jemanden nicht wirklich gut kennt, kann so etwas ganz nützlich sein. Man kann mit solchen "unpersönlichen" Geschenken immer daneben liegen. Das ist schon klar. Aber das ist auch unabhängig von solchen Listen.
Ich weiß zwar nicht, wieso Du ein Geschenk für die Freundin Deines Ex-Freundes gesucht hast, aber normalerweise beschenkt man doch Leute, die einem irgendwie nahe stehen, oder mit denen man zumindest kommunizieren kann, denke ich mal. Was spricht dagegen, da mal ein wenig in Sachen Hobbies nachzufragen? Das wäre für mich selbstverständlich.
Ehrlich gesagt wäre es mir peinlich, und ich fände es auch schade, wenn ich ein geschlechtertypisches Geschenk kaufe, und dann kommt das absolut nicht gut bei der Person an. Das kommt sicher häufiger vor, als man sich vielleicht normalerweise denkt. Außerdem ist mir ja wichtig, dass der Beschenkte glücklich ist. Daher würde ich also lieber auf Nummer sicher gehen wollen und mich daher vorher über die Interessen der Person erkundigen, bevor ich irgendetwas kaufe, was ein totaler "Griff ins Klo" ist.
Abgesehen davon gibt es ja auch immer noch relativ neutrale Geschenke, die eigentlich immer "funktionieren". Kalender oder Schreibzeug würden darunter fallen. Und es gibt auch noch verschiedene andere nützliche Gebrauchsgegenstände, die ein geschlechtsneutrales Design haben und eigentlich fast jeder gebrauchen kann.
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