In Esoterik-Shops kaufen, obwohl man nicht daran glaubt?
Ich persönlich interessiere mich schon für einige Dinge, die auch bei esoterikbegeisterten Menschen beliebt sind und die man in verschiedenen Esoterik-Läden kaufen kann. So mag ich Räucherwaren, Kerzen, Halbedelsteine und Mineralien. Und um Räucherwerk abzubrennen, benötigt man natürlich auch noch feuerfeste Utensilien, beispielsweise Räucherstäbchenhalter oder auch Räucherschalen. Davon gibt es in esoterischen Läden auch sehr viele sehr hübsch aussehende. Ebenso finde ich manchmal "ethnologische" Dekorationsobjekte sehr hübsch, seien es nun ostasiatische oder auch ägyptische. Auch solche Dinge haben viele Esoterikläden im Angebot.
Nun kann man ja bei einigen Dingen, die ich aufgezählt habe, auch auf nicht-esoterische Läden zugreifen. Aber es geht nicht immer, und gerade bei Räucherwerk hat man manchmal in Esoterikläden einfach eine viel größere Auswahl als anderswo. Dabei sind die Preise zwar manchmal etwas höher, aber je nach Objekt finde ich das eben in einigen Fällen auch noch in Ordnung, beziehungsweise bin ich bereit, diesen höheren Preis zu zahlen, weil ich ja auch keine wirkliche Alternative habe, um dieses Objekt anderswo zu kaufen.
Wenn ich dann eben, beispielsweise auf der Suche nach einem schönen Halbedelstein-Anhänger, in so einem esoterischen Laden bin, und dann zugeschwafelt werde, welche heilende Wirkung denn dieser oder jener Stein angeblich haben soll, welche Steine angeblich Wasser wie "energetisieren", und so weiter, dann schweige ich einfach, nicke eventuell freundlich, aber denke mir still meinen Teil. Mein Urteil gegenüber derartigem Aberglauben fällt aber insgeheim wirklich nicht gut aus. Ich halte die meisten derartigen Lehren für wissenschaftlich unhaltbaren Humbug und das Geschäft mit Menschen, die daran glauben, für Scharlatanerie. Umso schlimmer, wenn Personen solche "Heilmethoden" nutzen wollen, und die Schulmedizin stattdessen ablehnen, obwohl sie mithilfe dieser ihre Krankheit möglicherweise schon längst wieder losgeworden wären.
Das esoterische Gerede, das man mir gegenüber macht, wenn ich in so einem Laden bin, kann ich natürlich überhören beziehungsweise gezielt ignorieren. Aber manchmal frage ich mich schon, ob es gut ist, wenn man an all das nicht glaubt, in so einem Laden etwas zu kaufen. Unterstützt man damit nicht jemanden, der Leichtgläubige über den Tisch zieht? Vielleicht sollte man diesen Leuten nicht auch noch dabei helfen, ihren Laden zu erhalten, indem man ihnen Dinge abkauft und ihnen somit Geld verschafft? Was meint Ihr, sollte man, wenn man nicht an Esoterik glaubt, dennoch in diesen Läden kaufen, wenn man dort Objekte sieht, die man schön findet? Was spricht dafür, was dagegen?
Ich finde nicht, dass es "schlimm" ist in esoterischen Läden einkaufen zu gehen obwohl man nicht daran glaubt. Und die Entscheidung etwas zu kaufen liegt ja immer noch bei den Leuten, denn mit dem nötigen Kleingeld kann man heutzutage ja fast alles kaufen. Hier denke ich ist wirtschaftliches Denken nach dem Angebot-Nachfrage-Prinzip angebracht. Und wenn Menschen an die Heilungskräfte glauben, ist das ja nichts schlechtes, da ja auch die Selbstheilungskräfte seinen Teil zum Gesund-Werden beitragen!
Dafür würde sprechen, die eigene Überheblichkeit in Zaun zu bekommen. Ich selbst - so gebe ich es zu - sehe die Sache bzgl. der "Wirksamkeit" wie du. Nur das ich auch optisch nichts an dem Kram finde, so dass ich gar nicht erst in so einen Laden käme. Aber bevor man eine Lanze für die Schulmedizin bricht, sollte man sich überlegen, was die Menschen in die Hände auch von Scharlatanen treibt: wenn nämlich die Schulmedizin nicht helfen kann oder versagt hat! Es ist ja nicht so, dass man ausschließlich durch Ablehnung der Schulmedizin darauf kommt, seine Lungenentzündung mit Hilfe von "grünen Steinen" bekämpfen zu wollen.
Wenn du in so einem Laden angesprochen wirst, dann steht es dir doch frei, den Verkäufer oder die Verkäufern zu bitten, dich in Ruhe umschauen zu lassen. Du musst das nicht ertragen. Und aus meiner Sicht besteht hier ein Unterschied, ob der Verkäufer hier die Sache ausschließlich als Geschäft sieht oder aber selbst felsenfest von dem überzeugt ist, was er spricht. Denn das eine ist ein skrupelloser Geschäftemacher, das andere ist halt ein Spinner der aber für seine Sicht einsteht. Und dann sollte man ihn lassen - denn der will niemanden schädigen. Dass das u.U. doch passiert, ist hierbei hinzunehmen. Sonst müsste man praktisch auch die Kirchen nicht nur ablehnen sondern auch bekämpfen. Wenn es sich jetzt wirklich um einen Abzocker handelt, dann sollte man seine Umwelt warnen. Denn der nimmt einen Schaden an Menschen billigend in Kauf und weiß auch, dass es durch sein Handeln zu so einem Schaden kommen kann.
Mir geht es da ähnlich wie dir. Bei uns gibt es einen solchen Laden, der lose Perlen aus Halbedelstein verkauft. Die Perlen sind günstiger als im Bastelgeschäft und deshalb kaufe ich da öfters mal ein. Mit den meisten anderen Sachen in dem Geschäft kann ich aber so gar nichts anfangen und mich irritiert auch dieser typische Räucherstäbchen Geruch immer etwas. Das ist schon irgendwie eine ganz eigene Welt. Die Besitzerin ist zum Glück nicht aufdringlich, aber als ich letztes Jahr vor Weihnachten Zubehör zum Schmuck basteln gekauft habe, habe ich meinen "Geburtsstein" geschenkt bekommen und ich wusste nicht mal, dass es so etwas überhaupt gibt.
Aber auch wenn ich mit solchen Sachen so gar nichts anfangen kann bleibt es doch jedem selber überlassen, an was er glaubt und an was er nicht glaubt. Das gilt für die Besitzer solcher Läden aber auch für die Kunden. Ich denke auch nicht, dass es wirklich oft vorkommt, dass jemand völlig unbedarft oder total skeptisch in so einen Laden stolpert und ihn anschließend mit "Geburtssteinen" bewaffnet verlässt und felsenfest von deren Wirkung überzeugt ist.
Generell bin ich schon sehr für bewusstes Einkaufen und ich meide zum Beispiel bestimmte Textilketten, die durch ihre Billigspreise bewusst in Kauf nehmen, dass die Menschen, die ihre Produkte produzieren, Schaden nehmen. Aber hier ist die Frage ja eher, ob man naive, leichtgläubige und wahrscheinlich auch etwas dumme Menschen vor sich selber schützen kann indem man ihnen praktisch das vorenthält, auf das sie hereinfallen könnten. Genau das glaube ich aber nicht.
Sicherlich können an sich wirkungslose Mittel durch den Placebo-Effekt Menschen helfen, Krankheiten durch ihre Selbstheilungskräfte zu bekämpfen. Allerdings gibt es eben auch Fälle, in denen ernsthafte Krankheiten vorliegen, der Erkrankte dann aber lieber esoterische Zuckerkügelchen einwirft oder sich einen Halbedelstein um den Hals hängt, anstatt, wie eigentlich in seinem Fall angemessen, ein Antibiotikum einzunehmen. Bei Erwachsenen kann man noch sagen, dass es jedem selbst überlassen ist, was er mit seinem Körper macht. Wenn jedoch esoterische Eltern für ihre Kinder entscheiden und deren Gesundheit gefährden, indem sie lieber nutzlose esoterische Mittel verwenden, statt echte Medikamente, dann muss man das wohl schon kritischer betrachten.
Auch würde ich der Schulmedizin keine Schuld daran geben. Sicherlich ist es so, dass es in der Schulmedizin nicht für alles ein Heilmittel gibt. Aber in den meisten Fällen wird immerhin sehr viel Geld für die Forschung nach neuen Heilmitteln verwendet. Außerdem wäre es doch auch nicht sinnvoll, der Schulmedizin die Schuld zu geben, weil beispielsweise noch kein schulmedizinisches Heilmittel gegen AIDS existiert. Man kann die Forschung doch schlecht dafür kritisieren, etwas noch nicht erfunden zu haben. Es sei denn, dies würde absichtlich geschehen, aber davon will ich mal nicht ausgehen, obwohl mir durchaus bewusst ist, dass es Verschwörungstheorien gibt, die dies behaupten.
Aber, um zum Thema zurück zu kommen: Es kommt sicherlich vor, dass Kranke aufgrund der Tatsache, dass für Ihre Erkrankung noch kein schulmedizinisches Heilmittel existiert, in starker Verzweiflung esoterische Prozeduren ausprobieren. In dem Fall stimmt es natürlich, dass dadurch durch die Esoterik kein Schaden angerichtet wird. Aber es gibt eben, wie ich oben auch schon beschrieb, auch Leute, die aus Prinzip bei sich und ihren Kindern lieber zu Esoterikmittelchen greifen, als zu wissenschaftlich etablierten, definitiv wirksamen Medikamenten. Und das kann durchaus gefährlich für die Gesundheit sein, weil dadurch die Heilung verzögert oder sogar gänzlich verhindert wird. Mal abgesehen davon, dass ich mir bei einigen esoterischen "Medikamenten" auch etwas unsicher bin, ob sie nicht etwa gesundheitsschädigende Inhaltsstoffe beinhalten könnten. Eine Packungsbeilage, die über mögliche Nebenwirkungen informiert, gibt es da ja nicht, anders, als bei schulmedizinischen Präparaten.
Mein Hintergedanke bei der gesamten Frage bleibt eben, ob man Menschen, die möglicherweise bewusst als Scharlatane ihre Kunden ausnehmen, finanziell unterstützen sollte, indem man in ihrem Laden Dinge kauft, beziehungsweise ob man sie nicht gezielt meiden sollte, so wie man eben aus verschiedenen Gründen auch andere Läden oder Unternehmen boykottiert. Bei der ganzen Fragestellung nehme ich Händler, die an den Aberglauben, den sie vermarkten, selbst glauben, mal aus. Wobei ich mich oftmals frage, wie viele das denn wirklich sind, und wie viele absichtlich Schwachsinn an Leichtgläubige verkaufen, um damit Unmengen an Geld zu verdienen.
@Wawa666: Vielleicht vorneweg: ich selbst glaube nicht an die Heilkraft von "Halbedelsteinen" oder irgendwelchen Mittelchen von Esoterikern. Demzufolge habe ich auch noch nie von so was Gebrauch gemacht und denke, dass das auch in absehbarer Zukunft so bleiben wird. Das bedeutet aber nicht, dass die Schulmedizin unkritisch zu sehen ist! Wenn du hier schon die Wunderwaffe "Antibiotikum" aufführst, dann gibt es für Deutschland sehr wohl sehr seriöse Studien, die feststellen, dass der überwiegende Teil der Verschreibungen von eben Antibiotikum unnötig ist - und man hier den Patienten unnötig belastet! Ebenso muss man bei der Schulmedizin massiv kritisieren, dass die tatsächlich real existierenden Möglichkeiten von Folgeschäden durch Impfungen eben praktisch nicht verfolgt werden. Es wird Opfern unmöglich gemacht, hier einen Impfschaden geltend zu machen - schon deshalb weil hier Schulmediziner gegen Schulmediziner vorgehen müsste. Inkl. aller finanzieller Folgen eben für den behandelnden Arzt oder die Klinik. Und was das Thema Geld angeht, sind die Esoterik-Mittelchen mit Sicherheit massiv günstiger, als das was die Schulmedizin in ihrem kartellartigen Beziehungsgeflecht (was die Pharmaindustrie angeht) so alles anbietet.
Den Hintergrund der Fragestellung aber hier kann ich durchaus verstehen und wiederhole, dass meiner Ansicht nach eine "Unterstützung" von solchen Läden hinnehmbar ist, wenn man das Gefühl hat, hier "Überzeugungstäter" vor sich zu haben. Ich persönlich sehe den möglichen Schaden als "gering" an. Ärgern würde ich mich über "skrupellose" Verkäufer, welche Wissen, dass sie hier nur Müll verkaufen und die Kunden bewusst täuschen. Die Form der Unehrlichkeit würde ich nicht unterstützen wollen. Ganz anders wäre z.B. ein Laden, der von Neo-Nazis betrieben werden würde. Zwar wüsste ich nicht, ob ich in so einem Laden überhaupt was brauchbares finden könnte. Aber selbst wenn würde ich definitiv keinen Schritt über die Schwelle des Ladens machen, weil hier mit keinem Cent so ein Geschäft zu unterstützen ist.
Sicherlich gibt es auch Dinge, die man an der Schulmedizin kritisieren kann. Auch, dass viele Ärzte Antibiotika viel zu häufig verschreiben, ist mir bekannt. Allerdings kann man dies wohl kaum der Existenz von Antibiotika oder die Schulmedizin an sich ankreiden, sondern muss hier wirklich in den Ärzten als individuelle Personen die Schuld erkennen. Also im Grunde kann "die Schulmedizin" mit ihren medikamentösen Errungenschaften nichts dafür, dass Ärzte sie falsch einsetzen.
Allerdings waren Antibiotika sowieso nur ein Beispiel. In einigen Fällen sind sie ja eben doch notwendig. Und nur das wollte ich aussagen: Es gibt Menschen, deren Kinder an Krankheiten leiden, die nur durch schulmedizinische Medikamente zu heilen sind, die aber dennoch lieber zu wirklosen esoterischen Mitteln greifen, und damit die Gesundheit ihrer Kinder gefährden. Dies ist eben auch nur möglich, weil es einen großen Markt an Scharlatanerie-Produkten gibt. Literatur und "Berater", die leichtgläubigen Menschen den ganzen Esoterikmarkt erst schmackhaft machen, tun natürlich ihr Übriges. Manchmal frage ich mich schon, ob man dagegen nicht irgendwie vorgehen sollte und kann, damit es eben nicht vorkommt, dass Leichtgläubige sich damit gesundheitlich ruinieren. Im Kleinen würde dazu natürlich auch gehören, esoterische Läden zu meiden. Denn ohne Geld "gehen sie ein". Das nur noch einmal kurz, um meine letzten Aussagen zu präzisieren.
Ich bin eben ein Mensch, der sehr bewusst und selektiv konsumiert und der sehr darauf achtet, wo er sein Geld lässt. In einem Neonazi-Laden würde ich beispielsweise auch niemals etwas kaufen, aus Prinzip nicht, weil ich solche Kreise nicht unterstützen möchte. Auch gibt es hier in der Stadt beispielsweise ein sehr umfangreiches und wohl auch gar nicht so teures modernes Buchantiquariat, das ich aber auch nicht nutze, weil ich weiß, dass es von einem bekannten Neonazi betrieben wird, der nicht nur Mitglied in einer Neonazi-Partei ist, sondern auch schon durch Gewalttätigkeiten aufgefallen ist. Selbst, obwohl in dem Laden keinerlei faschistische Literatur zu finden ist, meide ich den Laden, ganz einfach, weil der Besitzer von mir kein Geld unterhalten soll. Natürlich kann man nicht bei jedem Laden die Gesinnung des Ladenbesitzers kennen, aber wenn ich sie kenne, dann beachte ich sie auch.
Eben aufgrund dieses bewussten Handelns beim Einkaufen kam ich nun auch auf den Gedanken, ob man bei esoterischen Läden nicht ebenso vorgehen sollte. Ich sehe es immernoch ein wenig zwiespältig. Aber letztendlich muss das jeder für sich selbst entscheiden, nur bei meiner persönlichen Entscheidung bin ich mir eben bisher noch nicht sicher.
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