Was darf nach Corona eurer Meinung nach gerne so bleiben?

vom 22.05.2020, 11:27 Uhr

Viele Menschen wünschen sich ja, dass alles so wie früher wird, wenn die Corona-Pandemie abgeflacht ist. Ich ertappe mich dabei, dass ich gewisse Dinge auch genieße. Zum Beispiel ist es hier bei mir im Park vor der Haustüre sehr viel ruhiger als sonst. Das ist aber sehr egoistisch gedacht, denn für die meisten Menschen ist es viel schöner, wenn es wieder geselliger zugeht, besonders für die Kinder. Auch der Autoverkehr hat abgenommen, weil viele im Home-Office sind. Das könnte wegen mir auch so bleiben.

Vielleicht gehen wir demnächst sogar mal ins Freibad, das wir sonst wegen Überfüllung bei schönem Wetter meiden. Aber ich weiß natürlich auch, dass das nicht so bleiben kann, weil die Freibäder bei so niedriger Auslastung pleite gehen. Gibt es auch Dinge, die ihr gar nicht unbedingt wieder zurückhaben wollt? Welche sind das?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Meiner Meinung nach dürfte es auch etwas ruhiger bleiben. Wir wohnen an einer Hauptverkehrsstraße und in der Coronazeit war es hier deutlich ruhiger und angenehmer. Ein wichtiger Arbeitgeber in meiner Wohnortnähe hatte seine Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und der Schichtdienst war eingestellt. Das hat man deutlich gemerkt.

Ich weiß auch von Kolleginnen - die in der Altstadt wohnen - dass sie die ruhigen Abende sehr genießen bzw. genossen haben. Normalerweise sind dort die Gassen voll mit betrunkenen Menschen bis spät in die Nacht. Das war in den letzten zwei Monaten komplett vorbei, da auch die entsprechenden Discos und Kneipen geschlossen hatten.

Nichts dagegen hätte ich auch wenn die geltende Abstandsregelung in manchen Bereichen so weiter eingehalten wird. In Parks in denen man picknicken darf und im Freibad hatte man in den letzten Sommern immer das Gefühl dass man aufeinander sitzt. Wenn da 2-3 Meter zwischen den Picknickdecken Pflicht bleiben, wäre das ein Traum.

Ansonsten finde ich manche Lieferdienste einfach super. Bei uns haben sich einige Lieblingsrestaurants und auch unsere Stamm-Eisdiele dazu entschlossen einen Lieferdienst anzubieten. Natürlich macht es auch Spaß mal vor Ort zu essen aber ich hätte auch überhaupt nichts dagegen wenn wir uns hin und wieder mal auch einfach mal an einem chilligen Sonntag das Eis / Essen weiter nach Hause liefern lassen könnten. Ich habe außerdem auch schon von Lieferdiensten von Buchhandlungen & Co. gehört. Ich denke das wäre für manche regionale kleine Läden sicherlich eine Idee das auch weiterhin anzubieten um gegen den großen Onlinehandel anzukommen.

Ich fahre zwar auch gerne in den Urlaub und geflogen bin ich natürlich auch schon, aber ich habe auch mit Freude beobachtet welche positiven Auswirkungen die Reiseeinschränkungen für die Natur hatte. Ich fürchte nur, das wird sich ganz schnell wieder relativieren.

Ein weiterer Punkt ist auch noch die Möglichkeit des Homeoffice. Durch die Vorerkrankung einer Kollegin wurde in unserer Dienststelle das Homeoffice für diese eine Kollegin ermöglicht. Das hatte zur Folge dass nun auch wir unsere Wochenenddienstbereitschaft wohl zukünftig im Homeoffice machen dürfen, weil festgestellt wurde, dass es anscheinend so doch auch ganz gut funktioniert. Ich denke dass es nicht nur bei uns positive Auswirkungen auf das zukünftige Homeoffice haben dürfte. Das finde ich super.

Und als Letztes möchte ich auch anmerken dass ich das Gefühl hatte, dass so mancher alte / neue Hobbies für sich entdeckt hat und auch allgemein gelernt hat zu entschleunigen. Ich wünschte, dass die Menschen noch mehr Gelassenheit lernen bzw. sich diese erhalten und dass man sich einfach zukünftig wieder mehr Zeit für die Familie nimmt - auch wenn es nur über Skype & Co ist.

Neben der traurigen Tatsache, dass viele Menschen schwer erkrankt oder verstorben sind und die Wirtschaft darunter leidet, hatte diese Pandemie also meiner Meinung auch einige gute Aspekte. Ich wünsche mir wirklich dass man vieles davon noch lange erhalten kann.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich fand es auf jeden Fall angenehm, dass einfach überall deutlich weniger Menschen unterwegs waren. Einen ganzen ICE-Wagon wie vor Kurzem brauche ich nun nicht für mich, aber es wäre doch extrem angenehm, wenn man direkt einen Platz finden würde und einem niemand beim Einsteigen auf die Pelle rückt. Ich kann auch gut ohne die Touristen, die die Fußgängerzone verstopfen, leben und die Staus in der Innenstadt zur Rushhour vermisst wahrscheinlich auch kein Mensch.

Und dann haben ja einige Leute neue Gewohnheiten entwickelt, die nicht unbedingt schlecht sind. Zum Beispiel mehr Bewegung und Sport, öfter frisch kochen, mehr lesen oder bewusster konsumieren.

Wenn die Lieferdienste bzw. Abholdienste, die ich angefangen habe zu nutzen, bleiben, würde ich das auch sehr begrüßen. Bei uns sieht es aktuell sehr danach aus. Ich habe in einem Restaurant, in dem ich vor Kurzem etwas abgeholt habe, gehört, dass man das Angebot trotz Wiedereröffnung noch ausbauen möchte, weil das Take away Geschäft deutlich einfacher ist als gedacht. Und mein Buchhändler hat gerade ein zweites Lastenfahrrad bestellt.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Die leeren Züge fand ich natürlich auch sehr angenehm, aber das ist leider ein Zustand, der nicht dauerhaft aufrecht zu erhalten ist. Würden weiterhin so wenige Leute mit der Bahn fahren, dann könnte der Betrieb irgendwann nicht mehr in diesem Maße aufrecht erhalten werden. Dauerhaft wenige Fahrgäste würden früher oder später zu reduzierten Fahrplänen führen, was mir nun wiederum nicht so gut gefallen würde.

Generell ist es meiner Ansicht nach so, dass einige Aspekte der Coronakrise, die mir vordergründig angenehm erscheinen, ja auf Kosten anderer Menschen erkauft werden. Leere Restaurants mit großzügigen Abstandsregeln haben zwar eine angenehm ruhige Atmosphäre zur Folge, führen aber dazu, dass die Restaurantbesitzer den Betrieb nicht dauerhaft aufrecht erhalten können. Städte ohne störende Touristenmassen haben zur Folge, dass die Menschen, die vom Tourismus leben (Hotelbetreiber, Veranstalter, etc.) ihren Job und ihr Gehalt verlieren. Insofern kann ich nicht wirklich guten Gewissens diese Aspekte der Coronakrise genießen.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4414 » Talkpoints: 782,29 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Offen gestanden weiß ich nicht, was nach Corona so bleiben soll wie es momentan ist. Es wäre schön, wenn die ganzen Menschen weniger spazierengehen würden, ich empfinde diese Menschenmengen auf Wald- und Wiesenwegen teilweise sehr anstrengend. Ansonsten fände ich es aus wirtschaftlicher Sicht schön, wenn in den Innenstädten langsam wieder mehr Leben aufkommen würde, teilweise ist es hier noch wie leergefegt.

Gut fände ich es, wenn Restaurants weiterhin Take away oder Lieferungen anbieten würden. Mittlerweile haben sehr viele Restaurants sich darauf eingestellt und wenn man mal keinen Tisch bekommen sollte, weil manche Restaurants ja sowieso ständig überbucht sind, dann würde ich mir mein Essen auch abholen oder liefern lassen. Also da hoffe ich, dass das Angebot weiterhin so wie in Coronazeiten bestehen bleibt.

Ich persönlich finde die Erleichterung der Möglichkeit des Home Offices auch eine gute Möglichkeit um Arbeitsprozesse zu optimieren. Bei uns war dies vor Corona ein unendlicher Papierkrieg und jetzt wurde es wirklich erleichtert, auch wenn ich es nicht ständig nutzen möchte.

Ansonsten habe ich das Gefühl, dass die Menschen durch Corona noch viel unentspannter geworden sind. In Supermärkten wird man angegangen, die MNS sind sozusagen das Argument schlechthin um Abstände nicht einzuhalten, teilweise wird wegen jeder Kleinigkeit genörgelt. Hier wünsche ich mir teilweise die Zeiten vor Corona zurück, weil ich persönlich doch das Gefühl habe, dass die Leute zwar auch grantelig waren, aber nicht so krass wie im Moment.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


lascar hat geschrieben:Generell ist es meiner Ansicht nach so, dass einige Aspekte der Coronakrise, die mir vordergründig angenehm erscheinen, ja auf Kosten anderer Menschen erkauft werden.

Aber die Zustände vorher wurden doch auch auf Kosten von Menschen erkauft, nur waren das eben andere Menschen. Die Menschen, die in Gegenden leben, die von Touristen überrannt wurden, leiden unter dem Lärm und dem Dreck doch auch. Und die Menschen, die eine Wohnung suchen aber keine finden, weil mit Ferienwohnungen halt viel mehr Geld verdient werden kann, leiden auch. Ich glaube mit weniger Geldgier könnte man eine Lösung finden, die für mehr Menschen befriedigend wäre.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich denke man sollte nun mehr Menschen danach die Möglichkeit geben weiterhin auch Home Office Tage zu haben, wenn der Arbeitnehmer das gerne nutzen möchte. Ich glaube in vielen Bereichen sind wir wirklich engstirnig und haben nun aufgezeigt bekommen, dass das auch anders geht. Das ist sicherlich dienlich und ich denke, dass man nun in vielen Bereichen langfristig etwas ändern kann.

Ich bin aber nicht der Meinung, dass es besonders ruhig ist. Wenn ich mal so in meinem Geburtsbundesland schaue ist da doch einiges los und da haben sich die Leute auch kaum zurückgenommen, was bisher relativ gut gegangen ist, in dem Ort in dem ich geboren wurde. Ich finde es schon schade, dass sich da nicht alle daran gehalten haben, aber das ist ja nun ein anderes Thema. Ich würde mir wünschen, dass die Leute letztendlich daraus lernen aufeinander zu achten und sich auch umeinander zu kümmern, wenn es notwendig ist.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich hoffe zu Gott, dass "nach Corona" (wann immer das sein wird. Vielleicht erst in einigen Jahren?) nicht wieder alles "wie früher" wird. Die Einschränkungen der Seuche haben mir in vielerlei Hinsicht erst vor Augen geführt, was für ein bizarres Leben die Mehrheit der Menschen zumindest hierzulande führt und welche irrsinnigen Ansprüche und Ansichten von "Normalität" kursieren und kursiert haben.

Ich meine, der Planet brennt, aber einmal Malle pro Jahr muss sich jede/r leisten können. Corona hat auch gezeigt, dass es in Schulen mitnichten auf "Bildung" ankommt, sondern vor allem darauf, dass die Kinder aus dem Weg sind, damit die Eltern im Kapitalismus die Reichen noch reicher machen können. "Spaß" kann offensichtlich nur stattfinden, wenn ich mit 10 000 schwitzenden Artgenossen die gleiche Atemluft teile. Der gesamte Kultursektor kann eigentlich weg, solange die Autoindustrie am Laufen gehalten wird.

Nein, auf dieses "Früher" kann ich gern verzichten, und die Seuche hat ja auch sehr schön bewiesen, dass es anders gehen könnte und dass wir Menschen immer noch in der Lage sind, kreative Lösungen zu finden und uns anzupassen. Und diese Fähigkeit wird in den nächsten Jahren wichtiger denn je, während uns das Weiter-So ziemlich schnell an die Grenzen einer lebenswerten Gesellschaft und eines problemlos bewohnbaren Planeten bringen wird.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Gerbera hat geschrieben:Der gesamte Kultursektor kann eigentlich weg, solange die Autoindustrie am Laufen gehalten wird.

Wieso denn das? Gerade um den Kultursektor tut es mir sehr leid, und er gehört zu den Dingen, die ich am stärksten vermisse bzw. vermisst habe. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenigen Menschen das Thema Kultur etwas bedeutet, und wie sehr ich mich da anscheinend von den Mehrheitsbedürfnissen entfernt habe.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4414 » Talkpoints: 782,29 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


lascar hat geschrieben:
Gerbera hat geschrieben:Der gesamte Kultursektor kann eigentlich weg, solange die Autoindustrie am Laufen gehalten wird.

Wieso denn das? Gerade um den Kultursektor tut es mir sehr leid, und er gehört zu den Dingen, die ich am stärksten vermisse bzw. vermisst habe. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenigen Menschen das Thema Kultur etwas bedeutet, und wie sehr ich mich da anscheinend von den Mehrheitsbedürfnissen entfernt habe.

Das ist nicht meine Meinung, sondern Teil einer Aufzählung der in meinen Augen durchaus negativen Entwicklungen, die die Seuche und ihre Einschränkungen deutlich herausgearbeitet haben. Wie viel zählen Kinder in unserer Gesellschaft? Wie viel Kunst und Kultur? Wie viel unberührte Natur und Rücksichtnahme auf unsere Mitgeschöpfe? Offensichtlich herzlich wenig verglichen mit billigem Sprit, der Autoindustrie und dem hastigen Aufbrauchen der Kohlevorräte.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^