Vor einer Reise für Partner noch den Kühlschrank füllen?

vom 08.06.2018, 08:50 Uhr

Eine Freundin erzählte, dass ihr Partner schon mal mit ein paar Kumpels übers Wochenende wegfährt. Allerdings würde ihr Partner dann vorher immer noch einkaufen und den Kühlschrank füllen. Er wüsste nämlich, dass sie ansonsten nichts essen würde, wenn gerade nichts da wäre. Da hätte sie dann meist keine Lust abends noch einkaufen zu gehen, um sich etwas zu Essen machen zu können.

Sie meint, dass ihr Partner so ein besseres Gefühl hätte und beruhigter verreisen würde, wenn er eben wüsste, dass sie genug im Kühlschrank hat und eben auch etwas essen würde. Ich finde das an sich ja wirklich aufmerksam und sehr fürsorglich von ihrem Partner. Bei uns wäre es eher nicht so, dass mein Partner etwas vor Reisebeginn einkaufen würde, damit ich mit Lebensmittel ausgestattet bin. Allerdings bin ich auch überwiegend für den Einkauf verantwortlich und ich kann mich da gut selbst versorgen und kaufe dann eben das ein, worauf ich dann mal Hunger habe und was mein Partner vielleicht nicht gerne isst.

Füllt ihr vor einer Reise noch den Kühlschrank für euren Partner, der zu Hause bleibt? Meint ihr dann auch, dass euch das irgendwie absichert, dass der Partner auf jeden Fall ausreichend Lebensmittel im Haus hat? Findet ihr das aufmerksam und fürsorglich oder ist das in euren Augen übertrieben?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Das ist in meinen Augen nicht süß, sondern grenzenlos bescheuert und dämlich. Bei einer Beziehung zwischen Erwachsenen (!) gehe ich schon davon aus, dass man reif genug ist, selbst für Essen zu sorgen und nicht zu verhungern. Was ist das denn für eine Beziehung, wo man quasi komatös herumsitzt und nichts essen will, nur weil der Partner nicht da ist? Jemand, der so abhängig von seinem Partner ist, dass er oder sie nicht mal was essen kann oder will und sich auch nicht selbst mit Essen versorgt, wenn es notwendig ist, kann doch nicht ganz dicht im Kopf sein, mal ehrlich. :wall:

Was völlig anderes wäre es, wenn man körperlich eingeschränkt ist und man daher nicht dazu in der Lage ist, selbst zu kochen. Aber selbst in dem Fall wird man wohl eine Betreuungsperson dabei haben und nicht völlig alleine sein, wenn der Partner verreist. Selbst wenn man kein Auto hat, ist das für mich kein Grund, nicht einzukaufen, denn es gibt immer noch Lieferdienste oder den Bus, sodass man in den nächsten Ort fahren und einkaufen kann, wenn Bedarf sein sollte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Es geht ja nicht darum, dass meine Freundin nicht selbst für sich sorgen kann. Sie meint nur, dass sie keine Lust hätte abends nach der Arbeit noch in den Supermarkt zu gehen, wenn eben nichts im Kühlschrank wäre. Das wüsste ihr Partner und würde dann vor einem Wochenendtrip noch einkaufen. Sie ist natürlich durchaus selbst dazu in der Lage. Sie meint, dass ihr Partner es nicht gut findet, wenn sie dann lieber gar nichts mehr isst, als eben nochmal los zu fahren und sich etwas zu kaufen oder zu bestellen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



In meinen Augen ist es sehr wohl ein Hinweis auf mangelnde Selbstständigkeit und Fähigkeit zur Selbstfürsorge, wenn ohne den Partner keine ausreichende Verpflegung für sich selbst sicherstellt wird - und zwar eben dann, wenn es aus schierer Lustlosigkeit und Faulheit passiert. Es ist doch kein Argument, elementare Bestandteile des täglichen Lebens wie die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln oder die Körperhygiene zu vernachlässigen, dass man die Motivation dazu nicht aufbringen kann, weil man mal alleine zuhause sitzt. Wenn schon eine kurze Abwesenheit solches Verhalten bedingt, wie geht es dann erst weiter, wenn der Lebensgefährte sich eines Tages von ihr trennt? Versackt sie dann gänzlich in Apathie, verlässt die Wohnung nicht mehr und kippt irgendwann ausgehungert und dehydriert vom Sofa?

Ich sehe hier nicht nur eine bedenkliche Abhängigkeit vom Gegenüber, sondern auch ein ziemlich schmarotzerisches und fast schon erpressendes Auftreten. Die Dame macht es sich ja ganz schön bequem und lässt sich so einiges von ihrem Liebsten hinterhertragen und abnehmen, weil sie lieber die Füße hochlegt und keinen Finger auch nur einen Millimeter mehr krumm macht, als es zum Überleben notwendig ist. Zumindest wirkt es aus der Schilderung auf mich so; und ganz ehrlich da würde ich als Partner aus Prinzip auf die Barrikaden gehen und den Kühlschrank so richtig schön leer futtern, bevor ich mich auf und davon mache. Dann kann derjenige ja zusehen, wie lange er es ohne Nahrung aushält, wenn ihn niemand verwöhnt und umsorgt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich finde es schon schlimm, wenn erwachsene Personen nicht mehr lebensfähig sind nur weil der Partner, der sonst einkauft mal nicht da ist. Das ist schon wirklich unselbstständig, wenn man dann nicht mehr einkaufen geht. Vor allem wäre es ja auch kein Problem für das Wochenende oder die Woche einfach vorher einkaufen zu gehen, wenn man weiß, dass man das dann nicht schaffen wird.

Ich würde auf jeden Fall nicht so sein, dass ich meinem Mann den Kühlschrank vollpacken würde. Immerhin ist er erwachsen genug um selber zu wissen wann er was essen möchte. Das muss ich ihm ja auch nicht vorschreiben und er darf das selber einkaufen und entscheiden, wenn ich mal nicht da sein sollte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wenn jemand so desinteressiert an seiner Ernährung ist, dann liegt vielleicht auch eine Essstörung vor, man möchte nicht zu schnell urteilen oder jedes merkwürdige Verhalten direkt als psychische Erkrankung abstempeln, aber das könnte eben auch der Fall sein. Und wenn man weiß, dass sich jemand allgemein mit dem Essen schwer tut, dann kann man ihm doch auch etwas zum Essen direkt vor die Nase setzen.

Eventuell mag es unselbstständig sein, wenn man selbst nicht essen möchte und seinem Körper dementsprechend keine Energie zuführt, allerdings muss man bei einer kurzzeitigen Unterernährung eine Person auch nicht gleich als unreif, kindisch oder nicht selbstständig genug abstempeln. Und mal ganz ehrlich: Wer hat das Essen aufgrund von Stress, Trauer oder anderen Problemen nicht schon einmal ausgelassen?

Es gibt eben auch Menschen, die keinen großen Appetit haben oder die auch mal das Essen vergessen. Das kann doch auch mal passieren und man muss deswegen nicht gleich faul, bequem oder eine Last für seine Mitmenschen sein, wie ich finde. Da gibt es Menschen, die unter ganz anderen Verhältnissen miteinander leben. Sicherlich klingt es für mich auch komisch, wenn man sich vom Partner immer den Kühlschrank vollstopfen lässt, aber es gibt wohl auch schlimmere Sachen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9223 » Talkpoints: 23,42 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich muss auch sagen, dass das zwar sicher nett von dem Partner deiner Freundin ist, aber ich finde es auch komisch, dass sie abends dann lieber nichts mehr kauft, auch wenn sie hungrig ist, wenn eben nichts im Kühlschrank ist. Auch wenn der Partner normalerweise für den Einkauf zuständig ist, würde ich das nie so machen. Wenn man so etwas aber weiß, dann verstehe ich auch nicht, warum deine Freundin nicht am Tag einkaufen geht, nachdem sie sich ein Bild der Lage im Kühlschrank gemacht hat.

Dann hat sie etwas essbares im Haus und muss abends auch nicht mehr raus, um noch etwas zu kaufen. Für mich klingt das so, als wenn deine Freundin von ihrem Partner recht abhängig wäre und sich eben gar nicht um solche Dinge wie den Einkauf kümmert. Das finde ich aber in einer Beziehung unter erwachsenen Menschen auch schon etwas komisch. Vielleicht ist dieser Anschein auch falsch, weil man aus der kurzen Beschreibung nicht viel herauslesen kann.

Aber ich würde ehrlich gesagt nicht auf den Gedanken kommen, meinem erwachsenen Partner noch den Kühlschrank zu füllen, damit dieser während meiner Abwesenheit nicht verhungert. Auch wenn man abends nicht mehr raus will, kann man sich ja eine Pizza bestellen oder so und so muss ich sagen, dass ich das Verhalten des Partners deiner Freundin eigentlich schon übertrieben finde.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



soulofsorrow hat geschrieben:Eventuell mag es unselbstständig sein, wenn man selbst nicht essen möchte und seinem Körper dementsprechend keine Energie zuführt, allerdings muss man bei einer kurzzeitigen Unterernährung eine Person auch nicht gleich als unreif, kindisch oder nicht selbstständig genug abstempeln.

Verstehst du überhaupt etwas von dem was du da schreibst? Eine "kurzzeitige" Unterernährung gibt es gar nicht. Unterernährung ist schon ein langfristiger Zustand, sodass das Gewicht irgendwann unter einen BMI von 18,5 sackt laut WHO. Von einmal am Wochenende zu wenig essen passiert das nicht zu schnell. Du verwendest hier Begriffe, die in diesem Kontext gar nichts zu suchen haben. Ich bin nicht sicher, ob du dir dessen überhaupt bewusst bist.

soulofsorrow hat geschrieben:Und mal ganz ehrlich: Wer hat das Essen aufgrund von Stress, Trauer oder anderen Problemen nicht schon einmal ausgelassen? [...] Sicherlich klingt es für mich auch komisch, wenn man sich vom Partner immer den Kühlschrank vollstopfen lässt, aber es gibt wohl auch schlimmere Sachen.

Du widersprichst dir gerade selbst. Ich leugne gar nicht, dass man auch mal keinen Appetit hat, weil man krank ist oder gestresst oder was auch immer. Aber findest du es nicht auch merkwürdig, dass es komischerweise immer dann der Fall ist bei dieser Frau, wenn der Partner mit seinen Kumpels weg fahren will? Sonst würde er ja keinen Anlass dazu sehen, den Kühlschrank zu füllen.

Das scheint ja schon fast ein chronischer Zustand zu sein oder aber ein manipulativer Versuch, dass er im letzten Moment das Treffen mit den Kumpels cancelt, damit er sie auch brav füttern kann, damit sie bloß etwas isst. Unselbstständiger und manipulativer geht es ja wohl kaum noch.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Das scheint ja schon fast ein chronischer Zustand zu sein oder aber ein manipulativer Versuch, dass er im letzten Moment das Treffen mit den Kumpels cancelt, damit er sie auch brav füttern kann, damit sie bloß etwas isst. Unselbstständiger und manipulativer geht es ja wohl kaum noch.

Das ist Quatsch, denn sie ermutigt ihren Partner eher, dass er eben mal etwas mit Freunden unternehmen soll. Er ist wohl ansonsten eher so, dass er dann zu Hause bleiben möchte, um ihr Gesellschaft zu leisten. Das hat gar nichts damit zu tun, dass sie ihn versucht zu manipulieren, damit er zu Hause bleibt.

Er möchte wohl einfach, dass sie eben alles hat, was sie braucht und nicht nochmal los muss, wenn sie dann abends heim kommt. Er weiß dann wohl, dass sie eher nichts mehr essen würde, statt dann eben nochmal los zu fahren. Das möchte er eben nicht, da er wohl ein sehr führsorglicher Mensch ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich würde mich als die Frau aus dem Beispiel einfach nur schämen, wenn ich gesundheitlich in der Lage wäre, mich im vollen Umfang um mich selbst kümmern zu können, aber während seiner Abwesenheit traurig hungernd in der Wohnung hocke, sodass er sich moralisch dazu bemüssigt sieht, den Kühlschrank zu füllen, weil ich sonst nix esse. Dahinter steckt doch nicht mehr als ein kindliches Bestrafungsverhalten und es ist eine eklige Form des Double Binds. "Ja, Schatz fahre doch ruhig weg" ist das, was mit Worten gesagt wird, während das Verhalten besagt: "Guck, was passiert, wenn du weg bist, man muss mich wie einen Säugling umsorgen".

Ganz ehrlich, das ist ein total ungesundes Verhältnis und ich denke auch, dass die Frau sich in einer ihr anscheinend nicht mal bewussten Form der emotionalen Erpressung und kindlichen Abhängigkeit ergeht. Sie scheint es ja auch noch richtig zu genießen, wie "fürsorglich" er ist und denkt vermutlich, dass das ein Liebesbeweis ist. Im Regelfall werden solche Beziehungen früher oder später aber mit dem Zerbrechen oder sonstigen Ausbrechen bestraft, denn die meisten Leuten wollen irgendwann eine Partnerin und nicht mehr jemanden, für dessen Lebensglück sie verantwortlich sind.

Man läuft auf die Art auch Gefahr, dass in dem anderen Aggressionen, Verachtung und Wut wachsen. Ein gesunder Mensch würde sich diese Einkäufe mit dem Verweis auf die eigene Autonomie auch verbitten, man ist ja schließlich kein Pflegefall. Und wenn doch, würde man das sicher nicht genießen, es sei denn, man ist etwas schräg drauf.

» Verbena » Beiträge: 4793 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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