Trans-Athleten bei Frauenwettbewerben ausschließen?

vom 07.04.2023, 20:50 Uhr

Ab April 2023 dürfen Trans-Athletinnen in der Leichtathletik, die eine männliche Pubertät hatten, nicht mehr bei weiblichen Profi-Wettbewerben antreten. Das Word Athletics Council hat dies kürzlich verkündet. Die Entscheidung fiel nach Beratung mit dem IOC und 40 nationalen Verbänden. Eine Mehrheit war für den Ausschluss der besagten Sportlerinnen.

Eigene Wettbewerbe wird es für diese ausgeschlossenen Athletinnen allerdings nicht geben, was somit einem generellen Startverbot entspricht. Bisher durften Trans-Athletinnen bei den ganz normalen Frauenwettbewerben starten, wenn ihr Testosteronspiegel über den Zeitraum von einem Jahr unter 5 Nanomol/Liter im Blut lag. Das Verbot gilt jetzt grundsätzlich, also unabhängig vom Testosteronspiegel.

Was haltet ihr von so einem Ausschluss von Transathletinnen? Könnt ihr verstehen, dass hier eine Wettbewerbsverzerrung gesehen wird? Denkt ihr, dass diese Sportlerinnen tatsächlich noch mehr Leistung bringen im Vergleich zu den anderen Frauen? Wie könnte man diesen Sportlern trotzdem eine Teilnahme an Wettbewerben ermöglichen, denkt ihr, dass es genug Teilnehmer für eigene Wettkämpfe gäbe? Sollte man es den Transathletinnen dann ermöglichen in Männerwettbewerben zu starten oder ist das auch nicht fair diesen Sportlerinnen gegenüber?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kenne das Problem und habe vor einiger Zeit eine Reportage darüber gesehen, ich glaube von der Sportschau. Ich habe auch die Erfolge und dann die ganze Diskussion um Caster Semenya mitbekommen und welchen entwürdigenden Untersuchungen und Unterstellungen sie ausgesetzt wurde. Ich weiß, dass es ein großes Problem ist, da wohl eine Reihe von Frauen im Spitzensport zu hohe Testosteron-Werte haben.

Es geht ja im Endeffekt nicht nur um eine Minderheit von "Transathleten", sondern eine ganze Reihe von Frauen, die von Natur aus entweder nicht nur weiblich sind oder die eben einfach mehr Testosteron im Blut haben als üblich. Dadurch haben sie eben auch meist mehr Kraft oder einen anderen, für bestimmte Sportarten besseren Körperbau als die Frauen mit einem niedrigeren Testosteron-Spiegel.

Ich kann die Entscheidung des World Athletics Council insofern verstehen, als vermutlich Transathletinnen mit einer männlichen Pubertät einen anderen Körperbau entwickelt haben und vielleicht einfach bessere körperliche Voraussetzungen für den Spitzensport durch die männliche Pubertät bekommen haben, womit sie allein dadurch schon ihren "rein" weiblichen Konkurrentinnen gegenüber einen Vorteil hätten.

Mir ist bewusst, dass es diesen Sportlerinnen total unfair gegenüber ist, sie damit praktisch vom Spitzensport ganz auszuschließen. Ich würde mir wünschen, dass es da einen Weg für Gleichberechtigung gäbe. Den sehe ich allerdings nicht. Ich finde die Trennung von Frauen- und Männerwettbewerben richtig und gut, denn in vielen Disziplinen sind die Männer den Frauen körperlich überlegen. Würden wir die Trennung aufweichen, dann hätten "reine" Frauen gar keine Chance mehr, was ich wiederum auch ablehne.

Andererseits sind viele Menschen allein aufgrund ihrer körperlichen Gegebenheiten vom Spitzensport ausgeschlossen. Wenn ich etwa eine recht geringe Körpergröße habe, mit einem Herzfehler oder dergleichen geboren wurde, bin ich auch vom Spitzensport ausgeschlossen. Es gab nur keine Entscheidung oder einen Beschluss darüber, sondern es ist einfach eine Tatsache. Da gibt es dann auch keine Gleichberechtigung, damit ich mit Herzfehler Spitzensport betreiben kann, weil schon die körperlichen Voraussetzungen fehlen.

In vielen Ländern ist es etwa auch verboten, mit einem Herzschrittmacher z.B. Fußball in der ersten Liga zu spielen. Der dänische Fußballprofi Christian Eriksen, der bei der EM 2021 einen Herzstillstand auf dem Platz erlitt, durfte etwa nach dem Einsetzen des Implantats nicht weiter bei seinem Club Inter Mailand spielen, weil es in Italien verboten ist. Er wechselte deshalb nach England, wo das Tragen eines Herzschrittmachers kein Problem ist. Es ist insofern zwar nicht vergleichbar, als er trotz seiner körperlichen Voraussetzungen weiter seinem Sport nachgehen kann. Aber er kann es eben nicht dort, wo er wollte.

Ich habe keine Lösung für diese Sportlerinnen. Aber ich finde die Trennung gerecht und irgendwo muss man eine Grenze ziehen. Es kann halt leider nicht jeder alles machen, was er selbst möchte. Es gibt irgendwo Grenzen und diese finde ich zumindest sinnvoll.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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