Schüler ohne Zukunft- Das deutsche Schulsystem

vom 11.10.2007, 23:27 Uhr

Es ist erschreckend aber wahr, Deutschland führt einer der schlechtesten Schulsysteme Europas. Es kann doch nicht wahr sein das ein Kind in 4 Jahren Grundschule sein volles Potenzial entwickelm kann, insbesondere Kinder aus dem Ausland oder mit ausländischen Eltern. Also werden Kinder nach vier Jahren auf die Real bzw. Hauptschule abgeschoben. Somit wird die Zukunft vieler Kinder zerstört. Wenn ein Kind erstmal in eine Haupt oder Realschule kommt, besteht meist keine Motivation mehr auf Bildung und Zukunft. Also werden oft solche Personen irgendwann Sozialfälle ohne Arbeit und lägen dann auf dem Rücken des Staates.

Was meint ihr dazu?

Was würdet ihr vorschlagen, um das System zu verbessern?

» Chefkoch » Beiträge: 18 » Talkpoints: 0,07 »



Tja die Lösung ist einfach, teuer und nach heutigen Gesichtspunkten schwer umsetzbar, wäre aber am effektivsten - das denke ich.

Kleine Klassen mit einer nicht zu großen Klassenstärke und eine totale Subventionierung des Schulsystems bis hoch zum Uni Abschluss, von den Fahrten bis hin zu den Schulmitteln, damit die Voraussetzung geschaffen wird, dass man aufgrund von sozialen Unterschieden keinen Nachteil erleidet, denn eines ist unbestreitbar, das klassische dreigliedrige Schulsystem ist auch ein sozialer Spiegel der Gesellschaft, ums kurz zu machen:

Hauptschule & Sonderschule: mehrheitlich Unterschicht
Realschule: mehrheitlich Unterschicht und Mittelschicht
Gymnasium: mehrheitlich Mittelschicht und Oberschicht
(Universität: mehrheitlich Oberschicht und Mittelschicht)

Würde man jedem einen wirklich freien Zugang zu Bildung, und nicht nur die abgehalfterte Variante anbieten, also wirklich adäquaten Zugang, würde man es auch schaffen, die sozialen Strukturen und Brennpunkte aufzubrechen und die Bildung zu verbessern. Ich war beispielsweise auf 3 Gymnasien (bedingt durch den Umzug meiner Eltern): alle 3 unterschieden sich radikal - auf dem schlechtesten gab es Lehrer kurz vor der Pension, die demotiviert unterrichteten und eine Schule, die mal saniert werden musste (im Vergleich zu dem was gleich kommt), sowie 3 (!) AGs, ich glaub 2 Sprachen und eine Naturwissenschaft, die von jüngeren Lehrern angeboten wurden. Auf dem besten Gymnasium war alles neu, es gab eine Kooperation mit der Universität, es gab über 110 AGs (bei weniger Schülern im Verglich zum Lottergymnasium) , darunter auch eine wie Segeln oder Segelfliegen, topmoderne Klassenzimmer und Schulräume, sowie Gastbesuche en masse und teilweise Uni Professoren und Doktoranden, die dort unterrichteten.

Der Bildungsunterschied war gravierend und das Niveau der Schüler sehr hoch, abgesehen von den sehr hohen Leistungen - obwohl es "härter" war als andere Schulen gabs eine deutlich geringere Durchfallquote. Das ganze wurde übrigens teilweise durch umfangreiche private Unterstützung der Eltern und ehemaliger ermöglicht., sowie seitens der Industrie, welche auch die eine oder andere AG sponsorte. Von dieser Gymnasium gingen alle, ich betone, alle Abiturienten eines Jahrgangs als Studenten an die Uni, bei dem anderen, dem miesen, gerade einmal 43 % (exklusive Abbrecher, nur Erstsemester!).

Kinder von Immigranten müssen auch viel stärker gefördert werden, eben auch finanziell, dass sie den Anschluss halten können - von rechten Bildungsideen à la Leitkultur und Sprachtest halte ich gar nichts, die sind typisch für die Rechten: Nicht durchdacht und populistisch rausposaunt, Hauptsache 6 % mehr bei der Wahl und dafür alte und abgehalfterte Konzepte hochwürgen.
Wenn ein Kind schwächelt, jetzt mal abgesehen ob Immigrant oder nicht, muss es gefördert werden bzw. zumindest mal nachgehakt werden was los ist, und nicht immer nur das "Kevin, alles in Ordnung?" - "Ja." - "Na dann ist ja gut." Gespräch.

Zudem ist das deutsche Schulsystem komplett überaltert und von ganz gestern - nicht die Lehrer, sondern die Lehre und die Methoden zur Vermittlung dieser. Bei den Lehrern muss natürlich auch was getan werden, wenn ich da sehe, was uns unterrichtet hat, da waren 30 % sehr kompetent und 70 % wussten meiner Meinung nach nicht was sie studieren sollten oder waren für den Beruf schlichtweg nicht geeignet bzw. schon lange demotiviert. Es kam oft genug vor, dass der Schüler bei uns noch dem Lehrer was beigebracht hat, ich durfte bis zur 11. jedesmal dem fragenden Blick meiner Lehrerin begegnen die mich im Unterricht (ich als Steppke und Schüler!) gefragt hat, ob das so richtig war. Hallo? Geht`s noch? Klar ist das am Anfang irgendwie ein indirektes Lob, aber rückblickend sagt das für mich alles über die Qualität der Lehrkraft aus.

Egal zurück zum Thema - das deutsche Schulsystem müsste von Grund auf umgebaut werden, um es meiner Meinung nach moderner, flexibler und gerechter zu machen, aber solang in der KMK (Kultusministerkonferenz) immer einer am Jammern ist, weil das finanziell nicht geht oder das gegen parteipolitische Interessen ist, kann man das vergessen. Und das wo Bildung unser einziger echter Rohstoff ist!

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich bin definitiv gegen die Einführung von Schulen, wo Real-Haupt und Gymnasium zusammengelegt sind, denn in der Orientierungsstufe (5. und 6.Klasse früher) ging das gar nicht mit der Motivation und der Einstellung zu Schule. In Niedersachsen wird jetzt eingeführt, dass die Schulen mehr Mitspracherechte bei der Lehrereinstellung haben. Eine gute Idee, denn bei manchen Lehrern ist die Einstellung nicht sehr gut. Was aber auch noch wichtig wäre, ist die Umgestaltung des Lehrplans, denn viel ist einfach, was man nie wieder brauchen wird. Obwohl sich das Kultusministerium herausredet so von wegen höhere Allgemeinbildung und bessere Studierfähigkeit in einem breiten Fächerspektrum. LG JEnna

» Jenna » Beiträge: 1270 » Talkpoints: -1,27 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich erinnere mich grade an meine Schulzeit und muss dazu sagen, dass bei uns sehr viel an den Lehrkräften lag. Wir hatten zum Beispiel einen 70jährigen, arroganten, gehässigen Klassenlehrer, der viele Schüler sehr eingeschütert hat durch sein Gebrülle, die wurden dann von Jahr zu Jahr schlechter und nach der 4. Klasse hat es dann nur noch für die Hautschule gereicht. Für ihn war das damals eine Genugtuung, glaube ich. Aus denne ist natürlich nichts geworden. Die haben sich dann damit abgefunden, irhendwie zur Unterschicht zu gehören und wurden auch während der Hauptschule nie besser, haben also auch später nie auf die Realschule gewechselt, dabei hätte einige davon was auf dem Kasten gehabt.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also die Diskussion in die Richtung, dass die Kinder nicht selektiert werden sollen, sondern zusammen lernen, halte ich für totalen Schwachsinn.
Und das es wirklich nichts bringt haben inzwischen ja auch die Erfahrungen mit den jahrelang geförderten Gesamtschulen gezeigt.
Statt den Bildungsstand der Schüler zu verbessern, waren die Leistungen ganz im Gegenteil durchgängig schlechter. Ist für mich auch komplett logisch: Bin ich am Gymnasium, muss ich eben in allen Fächern einen gewissen Standard erreichen und kann mich nicht drauf ausruhen in einigen Fächern gut zu sein und in anderen halt in eine niedrigere Anforderungsklasse eingestuft zu werden.
Ich denke, dass die Teilung der Schüler sinnvoll ist und beibehalten werden sollte.

Das Thema der Migranten gerade in Grundschulklassen ist so eine Sache. Wenn in einer Klasse mehr Schüler sind die nicht Deutsch können als Muttersprachler, dann leidet darunter definitiv das Leistungsniveau der ganzen Klasse. Dementsprechend, sehe ich solche Forderungen wie Sprachtests (besonders für die Eltern, denn wie sollen die Kinder Deutsch lernen wenn die eigenen Eltern es nichtmal ansatzweise können) auch nicht für rechtsgerichtete Polemik, sondern für sinnvoll. In anderen Ländern wie Kanada ist sowas Gang und Gäbe und die Erfahrungen damit sind gut.

Aber zurück zum Schulsystem:
Dass in Deutschland dem Bildungssystem viel Geld fehlt, ist denke ich unumstritten. Und dass die Bildung alleine schon mit mehr Geld hochwertiger wäre, ist denke ich auch kaum zu bestreiten.
Ein Problem sehe ich aber vor allem in dem sehr unterschiedlichen Finanzniveau mit dem die Schulen jeweils arbeiten können. So sind bei uns die Schulen in Dörfern meist deutlich moderner und besser ausgestattet als die städtischen Schulen. Und wo letztenendes mehr Schüler lernen sollen, ist denke ich auch klar...

Da nun aber Finanzmittel in deutschland an allen Ecken und Enden knapp sind, muss man eben andere Ansätze finden, was allerdings auch nicht allzu schwierig ist.

Warum gibt es zum Beispiel immernoch kein Zentralabitur? Warum gibt es in Bayern eine andere Abiturprüfung als in Mecklenburg-Vorpommern? Für mich ist das einzig und allein unnütze Kleinstaaterei.

Wieso werden eigentlich Gelder für Bildung immernoch weiter gekürzt? Wenn man sie schon nicht erhöhen kann, warum dann nicht wenigstens konstant halten? Statt dessen werden Lehrer entlassen und Schulen geschlossen.
Statt den Rückgang der Schülerzahlen als Chance zu sehen das Bildungniveau zu verbessern wird es leider nur als Chance gesehen Geld einzusparen.

Warum werden eigentlich, wenn auf der einen Seite schon deutlich festegestellt wird, dass Kinder aus ärmeren Familien Nachteile in Sachen Bildung haben dann auch noch solche Studentenkiller wie Studiengebühren eingeführt? Auf der einen Seite wird über einen Mangel an Fachkräften und Studienanfängern in gewissen Bereichen gejammert, auf der anderen werden studierwilligen solche Steine in den Weg gelegt. Außerdem sind viele Unis und Fachhochschulen jetzt schon überbelegt (fehlende Sitzplätze sind da noch harmlos, teilweise ist in den Hörsälen garnicht genug Platz für alle die teilnehmen wollen), woran auch Studiengebühren nicht viel ändern können.

Es gibt in Deutschland was Bildung angeht einfach einige zu paradoxe Verhaltensweisen der Politik und solange sich das nicht ändert, wird sich auch an PISA-Ergebnissen und ähnlichem nichts ändern. Auch fehlt eine klare Linie in der Bildungspolitik. Neue Regeln werden nicht ordentlich durchdacht und dann ein oder zwei Jahre später auch direkt wieder über den Haufen geworfen. Und ich glaube kaum, dass einfach alle Schüler hier blöder sind als anderswo...

MfG
Phantomlord

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» Phantomlord » Beiträge: 953 » Talkpoints: 6,41 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke da ist nicht unbedingt nur das Schulsystem dran Schuld. Es fängt shcon im Elternhaus an wie sich mit den Kindern beschäftigt wird und ob sie von dort gefördert werden. Ich habe auch in der Grundschule Probleme gehabt und mache jetzt mein Abitur. Ich muss dir aber trotzdem zustimmen,dass unser Schulsystem schlecht ist. Doch es heißt nicht zwangsläufig,dass man auf Kosten des Staates leben wird.
Grüße Julia

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Die Misere hat ihren Ursprung sowohl in den Schulen selbst, als auch in den Elternhäusern. Da über den Anteil der Schulen am Missstand ja schoin sehr ausführlich und gut geschrieben wurde, ein paar Worte sozusagen aus Sicht der Gegenseite. Ich selbst bin keine Lehrkraft, habe aber anderweitig ziemlich oft mit Jugendlichen zu tun (und bin da auch öfter in der Situation denen was beizubiegen müssen). Allerdings hab ich ziemlich viel Lehrkräfte im Bekanntenkreis, von Grundschule bis Gymnasium und abgesehen davon, das manche davon ein guter Grund sind sich besser nicht zu vermehren, so klagen auch die nicht ganz unberechtigt.

In den Grundschulen haben die Lehrer oftmals mit Kindern zu tun, die man nur mit Hilfe von heftige Medikationen (wahlweise einem Backstein) bändigen kann, mit Eltern die schon die Frage "Äh, wie kommt es eigentlich das ihr Sohn alle drei Minuten brüllt wie am Spieß?" als schlimme Einmischung in ihre Privatangelegenheiten sehen, Kinder die nicht über die elementarsten Kenntnisse der allgemeinen zwischenmenschlichen Spielregeln verfügen, Familien, in denen das Zweitbuch die Gelben Seiten sind, Kinder die so vernachlässigt sind, das man gar nicht weiß wo man anfangen soll, Familien die vor einem sitzen und gestehen, das sie nicht in der Lage sind das Geld für elementares Schulmaterial aufzubringen, Eltern die fest daran glauben ihr Kind sei ein Wunder der Natur (und nicht etwa nur wunderlicher Natur ...) und alles was shclechter als zwei als Note ist als persönliche Attacke bewerten, Kinder die es für Kommunikation halten, wenn sie selbst reden ...

Eine Freundin arbeitete eine Weile als Grundschullehrerin in einer typischen Stadtrandschule und meinte, diese Zeit habe sie bemerkswert zynisch gemacht. Sie selbst ist eher klein und zierlich (das sie ziemlich kräftig ist sieht man ihr echt nicht an) und hatte in der Zeit mit unschöner regelmäßigkeit mit Kindern zu tun, die als einzige Argumentation das Mittel der Gewalt kannten. Einer ihrer Schüler hielt es für sagenhaft komisch auf dem Schulhof vorführen zu wollen, wie er einem Hamster einen Miniknallkörper in den Hintern schob - bevor das Ding gezündet werden konnte rettete sie den Hamster und als sie die Eltern verständigte wude ihr klar, das sie es mit Schulmisere in der mindestens zweiten Generation zu tun hatte.
Denn das kommt auch noch dazu: Die Misere mit dem deutschen Bildungssystem ist kein frisches Problem, das gärt schon reichlich lange vor sich hin.

Doch die Lehrer können auch nicht die komplette Erziehungsarbeit leisten und sehen wiederum, das das Problem der Nicht-Erziehung inzwischen nicht mehr nur soziale Randgruppen betrifft, sondern ein Massenphänomen geworden ist. Fast alle Lehrer in meinem bekanntenkreis sind schwer dafür werdenen Eltern neben ärztlicher Unterstützung auch soziale Schulung anzubieten und ein guter Teil geht noch weiter und brummelt was von "Elternführerschein". Eine weitere Freundin, sehr gläubige Katholikin und Lehrerin ist nach einem Dutzend Berufsjahren so weich gekocht, das sie inzwischen sagt, das die jungen Mädchen die beschliessen Mütter zu werden einen Riesenfehler machen, denen fast immer ihre Kinder ausbügeln müssen. Und das es auch nicht so förderlich ist, wenn die Kinder als Männerbild vermittelt bekommen, dasMänner austauschbar sind. Für beide Geschlechter nicht. Und keiner von denen hält es für einen Zufall, das selbst bei Müttern die ihr bestes versuchen oft nur noch eine Art Noterziehung bei rauskommt.
(Wobei es durchaus möglich ist auch mit fünf Kindern eine tolle Erziehungsleistung hinzubekommen, aber das erfordert gewaltigen Einsatz)

Die Schule kann diese Defizite nicht abpuffern, nicht mehr, da aus Einzelfällen inzwischen eine Massenbewegung wurde. Insofern ist es ein fatales Signal, wenn man immer weiter am Bildungshaushalt rumschnippelt, denn wenn der Staat die Bildung nicht wertschätzt, wie sollen es denn die Die Bürger des Staates erst halten?

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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