Dürfen Ärzte neue Patienten ablehnen?

vom 29.07.2009, 08:34 Uhr

Bei uns ist das absolut normal, dass Ärzte neue Patienten ablehnen. Daher frage ich beim ersten Anruf auch immer danach, ob noch neue Patienten aufgenommen werden oder ob ein Aufnahmestopp existiert. Damit bin ich bisher immer gut gefahren und es gab nie Probleme. Selbst in unserer regionalen Facebook-Gruppe wird verzweifelt nach Ärzten gefragt und viele Eltern sind schon von zwei oder drei Kinderarztpraxen abgelehnt worden und suchen verzweifelt nach einem Kinderarzt, der noch aufnimmt. Das ist hier absolut normal, was aber der hohen Einwohnerdichte geschuldet ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Bei uns ist es auch so, dass wir einen Ärztemangel haben und dass es immer mehr Ärzte gibt, die neue Patienten ablehnen, weil sie einfach voll sind. Meistens stimmt es aber schon, dass es auch auf die Art der Krankenversicherung ankommt.

Ich bin, da ich einen Beamtenstatus habe, von der Versicherung her etwas höher gestellt und komme immer als erstes dran, auch wenn Patienten vor mir da sind. Ich bekomme überall relativ gleich einen Termin auch bei Praxen, die angeblich schon voll sind.

Es liegt daran, dass die Ärzte sich mit mir auch eine goldene Nase verdienen. Ich bezahle aber auch jede Behandlung nochmals zusätzlich extra. Also so eine Art wie Privatpatient.

Wenn es sich aber jetzt nicht um eine längerfristige Aufnahme, sondern um einen Notfall handelt, dann muss jeder Arzt dich behandeln. Denn sie haben alle den hippocratischen Eid geschworen, dass sie auch Menschen in einer Notlage kostenlos helfen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Auf die Berufung als Notfall würde ich mich auch nicht verlassen. Ich habe mal versucht, einen Termin beim Facharzt zu bekommen, neben der Klinik die einzige fachspezifische Praxisgemeinschaft mit acht Ärzten. Nur leider haben die mich dann an die Klinik, wo ich nicht hinwollte, verwiesen, sie nähmen nur noch Notfälle. Aus meiner Sicht war die Symptomatik schon so, dass es ein Notfall war, es ging schließlich nicht um Haarausfall oder ein paar Pickel.

Meine Internistin hat dann einen riesigen Rabatz gemacht, aber es hat trotzdem ein halbes Jahr gedauert. Die in der Klinik haben mich nämlich drolligerweise auch wieder abgelehnt, sie würden nur Patienten nehmen, die nachweislich aus ihrer Sicht behandlungsbedürftig wären, belegt mit Werten, die im Budget der meisten Ärzte gar nicht enthalten sind. Ich sollte also Ergebnisse vorlegen, die der normale Hausarzt oder Internist gar nicht macht, weil viel zu spezifisch, während dieser mich wegschickt zu Ärzten, die einen nur behandeln, wenn man die halbe Diagnose schon sicher hat. Wie bei Schildbürgern.

Auch von anderen Fachrichtungen kenne ich es zur Genüge, dass man teilweise bis zu einem Jahr auf einen Termin warten soll, was lächerlich ist. Oder man wird gar nicht erst angenommen. In meiner Facebook-Gruppe für die Stadt las ich von einer Frau, die für ihre Schwangerschaftsuntersuchungen immer ins Krankenhaus musste, weil sie keine Gynäkologin fand.

» Verbena » Beiträge: 4780 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich habe den Eindruck, dass man immer häufiger abgewiesen wird. Bei uns ist es mittlerweile so, dass es kaum noch Fachärzte gibt und hier ein richtiger Mangel herrscht und teilweise Händeringend neue Ärzte gesucht werden. Mittlerweile muss man schon weite Fahrten in Kauf nehmen, wenn man bei bestimmten Fachärzten einen Termin haben möchte.

Und selbst dann kann man noch Pech haben und wird abgewiesen. Die Oma meines Partners sagt immer, dass man nicht krank werden darf, weil man ansonsten dumm dasteht. Unrecht hat sie damit ja nicht, wenn man sich mal anschaut, wie oft man abgewiesen wird oder wie lange man auf einen Termin warten muss.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich glaube, dass es hier am besten wäre, wenn du dich mal mit deiner Krankenkasse in Verbindung setzt. Ich kenne es prinzipiell auch so, dass bestimmte Ärzte sagen dürfen, dass sie keine neuen Patienten mehr annehmen, weil sie einfach voll sind. Wenn man sich die Praxen von manchen Fachärzten mal anschaut, dann ist es auch kein Wunder und man merkt, wie überlastet sie sind. Überstunden stehen da dann auch schon an der Tagesordnung und pünktlich Feierabend ist eher ein Irrglaube als Normalität.

Jedoch glaube ich zu meinen, dass einen ein Facharzt mit einer Überweisung nicht wegschicken darf, vor allem nicht, wenn auf der Überweisung ein bestimmter Code ist, der eine Dringlichkeit vermerkt (Behandlung innerhalb von 14 Tagen). So wurde es mir jedenfalls mal erklärt, als ich vor ein paar Wochen dringend einen Termin beim Pulmologen brauchte. Ohne hätte ich wochenlang gewartet, bis ich einen Termin bekomme. Mit dieser speziellen und dringlichen Überweisung hat es jedoch nicht so lange gedauert, ich glaube 5 oder 6 Tage später hatte ich dann den Termin. Ich wurde zwar zwischengeschoben, aber ich musste nicht lange warten - kann aber auch daran gelegen haben, dass sie für diese Art der Überweisung mehr Geld bekommen.

Aber auch so würde ich es sonst erstmal mit einer Überweisung vom Hausarzt versuchen. Grade mit Überweisung wird man unwahrscheinlicher abgewiesen und findet doch noch einen Weg in den Wartebereich der Praxis, auch, wenn man dann wohl noch ein paar Wochen mehr in Kauf nehmen muss. Aber besser spät als nie oder? ;-)

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Das ist doch ein hausgemachtes Problem des deutschen Gesundheitswesens. Es wird ja nicht nach Leistung vergütet, sondern nach Pauschalen. Da wird eben wie in dem Fall ein Gesamtvergütung für die Orthopäden festgelegt und erst am Ende der Abrechnungsperiode geschaut wie oft welche Behandlungen gemacht wurden. Damit kann sich dann auch durchaus mal die Vergütung für die Behandlung ändern, aber eben erst hinter her. Es bringt einfach für die niedergelassenen Ärzte oftmals nichts mehr Kassenpatienten zu behandeln, weil sie dann ihre Leistung nicht mehr vergütet bekommen. Da würde ich dann auch zusehen, dass ich mir nicht noch mehr Arbeit ans Bein binde, wenn die nicht mehr bezahlt wird.

Bei Privatpatienten oder Patienten der Berufsgenossenschaften sieht das eben anders aus. Da gibt es klare Sätze, die man berechnen darf und das Geld kriegt man auch. Und wenn man dann doppelt so viele Patienten behandelt, bekommt man auch doppelt soviel Geld. Das läuft ja extrabudgetär, so wie es ja auch Sinn macht.

Und auch der Verweis auf den hippokratischen Eid macht meistens nur wenig Sinn. Klar darf man Notfälle nicht wegschicken, aber was ist denn ein Notfall? Da es hier ja um Orthopäden geht, ist das ganz einfach. Da gibt es fast keine. Es gibt akute Nervenlähmungen, eitrige Gelenke und bei Kindern noch Lösungen der Wachstumsfugen. Viel mehr gibt es da nicht. Schmerzen zum Beispiel sind doch kein Notfall. Daran stirbt kein Mensch und gegen Schmerzen kann man erst einmal Tabletten nehmen. Wo die her kommen, kann man im Grunde auch fast immer problemlos am nächsten Tag klären oder in der nächsten Woche oder auch noch später. Da passiert in der Regel nichts, außer dass man sich als Patient schlecht fühlt, weil es weh tut.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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