Die Jugend und ihre sprachlichen Defizite

vom 07.10.2007, 17:57 Uhr

Habt ihr euch auch schon mal Gedanken darüber gemacht, dass die Jugend immer mehr die sprachliche Ausdrucksweise verkommen lässt. Wenn man mal irgendwo rumläuft und an einer Gruppe Jugendlicher vorbeikommt, ist es oft - aber längst nicht immer - so, dass diese Leute nur Phrasen wie "ey Alter" gebrauchen. Es ist ja normal und durchaus nachzuvollziehen, dass Jugendliche eine Jugendsprache verwenden, um sich von Erwachsenen abzugrenzen, aber manch ein Jugendlicher spricht echt immer so.

Oder aber auch die ganzen grammatikalischen Fehler: "das ist Dennis seiner", "besser wie" anstatt "besser als" (besser wie ist eher eine Mundart), "ich geh ma eben nach Edeka". Wenn ich soetwas höre, dann kräuseln sich meine Fußnägel. Aber man kann den Jugendlichen ja auch nicht so viele Vorwürfe machen, wenn sie es im Elternhaus nicht besser lernen. Aber hier sollte doch die Schule mehr drauf achten, dass das wieder auf die richtige Bahn gebogen wird.

Naja, Fernsehen und andere Medien steuern das Restliche bei.

» Gerrit » Beiträge: 103 » Talkpoints: 0,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich glaube, sobald ein Lehrer anfangen würde zu versuchen, den Jugendlichen vorzuschreiben wie sie sich auszudrücken haben, würde er eine Menge an Respekt und Sympathie verlieren, ohne dass es etwas erbringen würde. Deutsch-Unterricht haben die meisten ja, aber jeder spricht eben so wie er will und wie es sein aktuelles Umfeld von ihm erwartet.

Wenn jetzt ein 30jähriger bei der Bank auf einmal zu seinen Kollegen sagen würde, "Was geht denn Alter?" würdenm die ihn vermutlich auch wie einen Alien anschauen. So in der neunten, zehnten Klasse hatte ich auch nicht gerade das, was man als einen geschliffenen Sprachstil bezeichnen würde, nicht, weil ich nicht dazu in der Lage war, sondern weil es mir zu der Zeit einfach besser gefiel. :lol:

» Saturn1985 » Beiträge: 445 » Talkpoints: -0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde solch eine Sprache ist vollkommen gerechtfertigt und es kann genau so wenig dagegen gesagt werden, wie gegen die deutsche Sprache. Es ist ihre Sprache, wenn sie jemandem nicht gefällt soll man nicht hinhören und wenn sie ihm gefällt dann macht man eben mit. Man sollte aber auf keinen Fall jemanden wegen seiner Sprache diskriminieren, denn jeder hat das Recht dadrauf so zu sprechen, wie es ihm beliebt. Sei es Jugendsprache oder sonst was, ich finde jeder hat das Recht dazu, sich so auszudrücken.

Natürlich wäre eine gehobenere Sprache besser und auch schöner anzuhören und ich glaube auch das ist ein Grund warum sich Jugendliche abgrenzen und sich dadurch auch Erwachsene abgrenzen. Die Jugendlichen fühlen sich nicht mehr integriert und die Erwachsenen wollen sie auf jeden Fall nicht mehr integrieren. Der Witz der Sache ist, dass das meiste aus der Jugendsprache einfach nur eingedeutscht worden ist oder vereinfacht, denn wer würde als Jugendlicher, "dem eh alles scheißegal ist" auf die Sprache achten? Da gibt es doch viel wichtigere Sachen im Leben eines Jugendlichen. Zum Beispiel Drogen oder Alkohol? :lol:

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» m4h3r » Beiträge: 142 » Talkpoints: 0,55 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Naja, das mit der Sprache hat auch soziale Hintergründe - also mir ist als Jugendlicher auch oft ein "Alter" oder "Junge" rausgerutscht, heute auch noch, wenn man mit Freunden redet. Daran finde ich nichts schlimmes, das ist eben typisch und wenn man sich sonst normal äußern kann, schert es mich nicht besonders. Wir haben uns oft genug einen Spaß draus gemacht, wochenlang nur KanakSprak, jiddisch, Dialekte oder was weiß ich zu reden oder andere Sprechweisen, und trotzdem ist nichts hängengeblieben

So grammatische Defizite sind klar ein soziales Phänomenen, so wie das Überhand nehmen bestimmter Ausdrücke. Denn ich konnte bei fast allen in meiner Klasse (Gymnasium) ein fast perfektes Deutsch, also grammatikalisch und dialektisch eingefärbt, feststellen, was aber meiner Meinung daran lag, dass eben fast alle aus der Oberschicht oder Mittelschicht kamen die wenigen aus der Unterschicht die wir hatten, fielen schon durch ihre Sprache auf, die halt irgendwie mangelhaft war.

Durch Freunde von der Realschule wurde das noch bestätigt, die fast alle aus Haushalten der Unterschicht bis unteren Mittelschicht kamen und deutliche Defizite hatten, sei es das mangelnde Deutsch oder das "komische" Sprechen, was wir am Gymmi oft als asozial abstempelten. Das machte sich auch an so Dingen deutlich, dass bei uns Kinder von Immigranten ein besseres Deutsch als manch "urdeutscher" aus dem Prekariat sprachen.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 08.08.2014, 06:12, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ja, es ist mir auch schon häufiger aufgefallen, dass manche Jugendliche (und leider auch erwachsene Menschen) teilweise in einer sehr einfachen Sprache sprechen, also nicht gerade verschiedene und abwechslungsreiche Wörter benutzen und zum Beispiel auch eigentlich bekannte Fremdwörter nicht kennen bzw. sie falsch gebrauchen. Es stört mich auch sehr, wenn manche Menschen oft grammatische Fehler machen.

Aber man muss wohl auch zugeben, dass sich viele Kinder die Sprache von den Eltern abschauen bzw. abhören und sie so vielleicht schon gleich falsch erlernen. Ich weiß nicht so recht, was man dagegen tun sollte.

Auch gerade im Fernsehen auf manchen Sendern hört man viel "falsches Deutsch". Alleine wenn man mal bei einer Talkshow reinschaltet, kann man sich so manches Mal an den Kopf fassen, wie viele Leute, die in Deutschland leben und die deutsche Staatsbürgerschaft haben, kaum ihre eigene Sprache sprechen können. Besonders häufig ist mir dieses Problem auch schon bei Familien aufgefallen, bei denen gerade die Supernanny zu Besuch war. :wink:

» Mareikel » Beiträge: 1738 » Talkpoints: 6,97 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wen verwundert es? Die Menschen haben einfach andere Probleme und ihr Ausdruck ist vermutlich das Letzte, worüber sie sich Gedanken machen.

Trister Alltag und durchgängige Sorgen härten eben ab, in der Mimik, als auch im sprachlichen Bereich.

» Saturn1985 » Beiträge: 445 » Talkpoints: -0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Oh man, diese ganzen mittags laufenden Talkshows sind vom Niveau ganz weit unten anzusiedeln.

Und so was wird dann noch im Fernsehen gezeigt. Viele junge Leute schauen sich solche Sendungen an und übernehmen dann die Sprache solcher Menschen. Unverantwortlich. Aber in Zeiten, wo selbst auf dem Kinderkanal Sendungen wie die Teletubbies laufen, wundert mich nichts mehr.

» Gerrit » Beiträge: 103 » Talkpoints: 0,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mir ist das auch schon öfter mal aufgefallen und man merkt auch mehr oder weniger die Herkunft der Jugendlichen, die so sprechen. Das hängt doch sehr viel auch von dem Elternhaus der jungen Leute ab. Ey Alter, habe ich schon öfter mal gehört und ich kann da nur immer wieder den Kopf schütteln wie die Sprache der Jungendlichen ist. Ey, voll krass Mann, ey... echt ein Wahnsinn.

Diese Sprache ist gerechtfertig? Also ich weiß nicht, wo dann unsere deutsche Sprache mal endet. Natürlich gibt es Modismen und die wird es immer wieder geben, aber es muss nicht ausarten. Ich würde nie so sprechen, vor allem bewege ich mich auch in einem Umfeld, wo nicht so gesprochen wird. Oft merken die Jugendlichen nicht, dass das die "falsche" Aussprache ist. Schreiben die dann auch so Arbeiten? Können sich diese jungen Leute überhaupt anders ausdrücken? Ich zweifle sehr stark daran. Ein Lehrer hat sehr wohl das Recht, die jungen Leute darauf aufmerksam zu machen aber leider hat das wenig Wirkung, total uncool.

» sweetysarah » Beiträge: 469 » Talkpoints: 0,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das würde mich auch mal interessieren, wie manche Menschen, die immer so "cool" sprechen dann ihre Arbeiten schreiben.

Aber wie schon gesagt wurde, manche Fehler gibt es, die leider sehr verbreitet sind und diese stören mich ganz besonders. Zum Beispiel stört es mich, wenn man als und sie vertauscht und ganz besonders schlimm finde ich auch der, die und das "Einzige".

» Mareikel » Beiträge: 1738 » Talkpoints: 6,97 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


sweetysarah hat geschrieben: Ich würde nie so sprechen, vor allem bewege ich mich auch in einem Umfeld, wo nicht so gesprochen wird. Oft merken die Jugendlichen nicht, dass das die "falsche" Aussprache ist. Schreiben die dann auch so Arbeiten? Können sich diese jungen Leute überhaupt anders ausdrücken? Ich zweifle sehr stark daran.

Aber das ist doch der Punkt. Das Umfeld macht den Unterschied und hat auch durchaus einen erzieherischen Aspekt. Die meisten, die so reden, können sich auch anders ausdrücken, da habe ich im Gegensatz zu dir gar keinen Zweifel (denn egal ob Gymnasium, Real- oder Hauptschule, bis zur zehnten, elften Klasse reden fast alle so), aber in dem Alter ist es einfach "in", anders zu reden.

» Saturn1985 » Beiträge: 445 » Talkpoints: -0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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