Wie mit Trauer von Angehörigen richtig umgehen?

vom 23.04.2009, 11:42 Uhr

Hallo,

mein Opa ist am Sonntag verstorben, und gestern war die Beerdigung. Es war natürlich kein schönes Ereignis und wir alle waren natürlich traurig über das Ableben dieses wundervollen Menschens.

Am meisten hat mich allerdings die Trauer meiner Angehörigen mitgenommen und mir zu schaffen gemacht. Seine Frau, also meine Oma, hat am Grab geweint ohne Ende, sie hat Dinge gesagt wie „sie möchte ihm bald folgen“ und „ich würde mich so gerne neben ihn legen und mich umbringen“ und ganz viel ähnliches.

Der Rest der Familie war zwar gefasst, aber uns alle hat die Reaktion seiner Frau arg zugesetzt. Wie geht man in einer solchen Situation richtig mit Verwandten um? Habt ihr solche Situationen auch schon erlebt? Geht es Euch auch so nah, Eure Verwandten so zu sehen?

LG, Qn

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» Qn » Beiträge: 1539 » Talkpoints: 7,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo QN,

als erstes möchte ich dir erstmal mein aufrichtiges Beileid sagen und wünsche dir ganz viel Kraft, das du die Trauerzeit gut verkraftest und es bald nicht mehr so schwer ist.

Ich war Anfang des Jahres in der gleichen Situation wie du nun, die Oma meiner Frau ist da nämlich ganz unverhofft gestorben. Meine Frau hatte einen sehr starken Bezug zu ihrer Oma und dementsprechend war natürlich auch ihre Trauer. Da ich persönlich nicht soviel Kontakt mit der Oma hatte, griff es mich natürlich auch nicht so an wie bei den anderen Familienmitgliedern.

Aber du hast schon recht, wie soll man mit der Trauer von den andern umgehen? Das ist schon schwierig und man fühlt sich irgendwie verloren. Ich habe es so gemacht, das ich z.B. immer ein offenes Ohr und tröstende Worte hatte. Also ich denke wenn man einfach ehrlich mit den Gefühlen der anderen umgeht und ihnen zusteht, dann ist es für die anderen Trauernden auch ein gutes Gefühl zu wissen, das da jemand der auch trauert einen versteht.

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» Chrissiger » Beiträge: 1296 » Talkpoints: -2,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich möchte dir auch mein Beileid aussprechen. Vor ein paar Wochen ist der Vater meines Stiefvaters gestorben. Ich hatte leider kein gutes Verhältnis zu ihm, da er mich nicht als sein Enkelin akzeptierte. Aber mein "Vater" ist wie ein leiblicher Erzeuger zu mir und deshalb litt ich mit ihm mit. Obwohl sein Vater schon lange sehr krank war und man mit seinem baldigen Ableben rechnen konnte, war er schwer getroffen und unglaublich traurig.

Er weinte viel und ließ seiner Trauer freien Lauf. Ich akzeptierte sein Verhalten und tröstete ihn, wo ich nur konnte. Manche Menschen, die einen Verlust im Angehörigenkreis erleiden, ziehen sich zurück. Auch das sollte man tolerieren. Jeder verarbeitet den Tod auf seine Weise. Mein Vater wollte gerne und oft in den Arm genommen werden. Er war auf einmal sehr anhänglich, ich versuchte ihm diese Nähe zu geben.

Aber als vor einigen Jahren der Lebensgefährte meiner Freundin an Krebs gestorben war, schottete die sich komplett von ihrer Umwelt ab. Sie sagte, daß sie alleine sein wollte. Auch das ist eine Art, wie Menschen mit dem Ableben eines Geliebten umgehen können. Du siehst, es braucht viel Feingefühl, um sich dem Trauernden anzupassen. Für jeden ist seine Art zu trauern individuell wichtig und richtig. Wenn also deine Oma so "schlimme" Dinge sagt, ist das bestimmt ihr Stil, ihrer Traurigkeit und Ohnmacht, Luft zu geben und diese rauszulassen.

Ich halte das nicht für ungewöhnlich. Versuche auf die Signale deiner Oma zu hören, dann wirst du mitbekommen ob sie nun deine Nähe wünscht und braucht oder ob sie mit dem Schmerz alleine fertig werden möchte. Auf jeden Fall darfst du ihr nicht deine Art zu Trauern aufdrängen, das wäre falsch.

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hallo!

Erst mal auch mein aufrichtiges Beileid. Was deine Oma betrifft, braucht sie jetzt sehr viel Verständnis und auch Zuneigung von euch allen. Sie muss sehen, dass ihr zu ihr steht, auch wenn Opa nicht mehr da ist. Die Trauer ist noch sehr groß und der Tod ist noch nicht lange her. Sie wird irgendwann auch wieder Lebensmut haben und zwar mit Wehmut auf sein Bild blicken, aber die Schmerzen werden weniger.

Man muss sich vorstellen, dass sie sehr viele lange Jahre mit diesem Mann Tag und Nacht verbracht hat und jetzt ist dieser Mensch auf einmal nicht mehr greifbar. Wenn ihr einfach immer für sie zur Stelle seid, wenn sie euch braucht, hilft ihr das auch über die Trauer hinweg. Sie darf in nächster zeit nicht das Gefühl haben alleine zu sein. Denn dann kommt sie auf Gedanken, die immer wieder zu ihrem verstorbenen Mann gehen. Lenkt sie ab und unternehmt was mit ihr.

Ich habe lange Zeit am Tod meiner Schwiegermutter zu knabbern gehabt. Es war so, dass ich sie auch Tod gefunden habe und das habe ich bis heute nicht richtig verarbeitet. Von dem Tag der Beerdigung weiß ich auch bis heute nichts mehr. Das hat mein Unterbewußtsein ausgelöscht. Ich war wahrscheinlich an dem Tag einfach überfordert. Mir hat es geholfen, dass immer jemand für mich da war und ich abgelenkt war.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Von mir mein beileid. Vor knapp vier Wochen ist mein Schwiegervater verstorben. Wobei ich zugebe, das ich keine wirkliche Trauer empfinde, da wir kein gutes Verhältnis hatten und ich mir ziemlich sicher bin, das er mich als Schwiegertochter nie wirklich akzeptiert hat.

Noch weniger kann ich mit der Trauer meines Mannes umgehen. Denn sein Verhältnis zum Vater war auch nicht das Beste. Ich kann ihm keine tröstenden Worte geben, da ich sein Verhalten nicht wirklich nachvollziehen kann. Zur Beisetzung selbst hat er sich zwar benommen, als wenn er gleich zusammenbricht. Aber ich kann ihn nicht emotional auffangen. Wobei da auch noch andere Gründe mit reinspielen.

Dagegen hat mir von 15 Jahren viel das Reden gebracht, als mein Opa gestorben war. Auch die Erzählungen von meiner Oma haben mich da sehr in meiner Trauerarbeit unterstützt, obwohl es meiner Oma nie bewusst war, was sie wirklich bei mir erreicht. Und auch heute bin ich da noch am verarbeiten und rede gern mit meinem Vater über meinen Opa.

Ich denke mal, das auch das Reden deiner Oma nutzen wird. Einfach nur das sie von früher, von dem gemeinsamen Leben erzählen kann. Und wenn sie eine glückliche Ehe hatten, dann sind solche Worte am Grab durchaus eine normale Reaktion, weil man mit seinen Gefühlen nicht weiss wohin und denkt, das ein schnelles Ende das Beste in der Situation wäre.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich weiß nicht genau wie Deine Oma ist. Bei manchen Menschen ist es so, dass sie in ihrer Trauer eher ihre Ruhe brauchen, andere dagegen wollen im Gespräch bleiben. Wie schätzt Du denn Deine Oma ein. Wenn sie reden will, dann sei für sie da und wenn sie ihre Ruhe haben möchte, dann musst Du das natürlich auch akzeptieren.

Es ist immer schwer jemanden zu verlieren. Habt ihr Angst das Deine Oma sich was antun könnte? Viele Leute die bei einer Bekannten in der psychischen Klinik liegen sind Menschen die androhen sich umzubringen um bei dem verstorbenen Mann oder bei der verstorbenen Frau zu sein. Denkst Du Deine Oma wäre gefährdet? Oder hat sie es im Schmerz gesagt, dass weiß man nicht so genau. Beobachte sie aber besser mal in der nächsten Zeit.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Auch von mir zunächst mein herzliches Beileid. Dann hoffe ich, dich etwas beruhigen zu können. Ich kenne deine Oma natürlich nicht und kann ihre Persönlichkeit daher schlecht einschätzen, aber solche Bemerkungen am Grab sind nicht so ungewöhnlich.

Mein Vater ist vor gut drei Jahren gestorben und zunächst reagierte meine Mutter sehr ähnlich. Sie sagte auch dauernd, dass ihr Leben ohne ihn keinen Sinn mehr macht und, dass sie nicht mehr will, dass sie im Grunde nur uns Kindern zu Liebe bleibt und solche Dinge und diese ziemlich häufig. Nach einigen Wochen wurde es etwas besser, auch wenn sie nach wie vor ziemlich depressiv war und wir uns große Sorgen um sie gemacht haben. Das war für mich, zumal nach meinem eigenen Verlust sehr erschreckend und ich war sehr in Panik, dass sie sich nie wieder erholt und vielleicht doch "Unsinn macht".

Heute, drei Jahre später, ist sie wieder ein lebensfroher Mensch. Sie hat zwar noch keinen neuen Partner und ich bin auch nicht sicher, dass sie jemals einen möchte, aber sie genießt ihr Leben und ist aktiv und fröhlich. Diesen Zustand zu erreichen hat zwar eine halbe Ewigkeit gedauert, aber schließlich ist sie aus dem schlimmen Tief wieder heraus gekommen.

Natürlich ist das nur ein Beispiel und die Situation verschärft sich vermutlich wenn Menschen noch mehr Jahre miteinander verbracht haben, was ja bei Großeltern häufig der Fall ist. Aber ich würde zunächst einmal abwarten, ob sich ihr Verhalten nach dem ersten Schock wieder bessert. Schließlich ist der Verlust noch ganz neu und nach ein paar Tagen so zu reagieren ist vielleicht schon extrem und beängstigend, aber wenn sie in sechs Monaten oder einem Jahr immer noch solche Äußerungen macht, würde ich mir größere Sorgen machen.

Ich will damit natürlich nicht sagen, dass man sie ohne weiteres mit ihrer Trauer allein lassen kann und das ganze vollkommen unbedenklich ist. Aber ich glaube dennoch, dass sie etwas Zeit braucht, um über den Schrecken(Denn das ist es auch nach langer Krankheit, wenn der Verlust dann Wirklichkeit wird.) hinweg zu kommen und sich mit dem Tod deines Opas abzufinden. Bietet ihr an, ihr für Gespräche oder jeder andere Form der Unterstützung zur Verfügung zu stehen, aber bedrängt sie auch nicht zu sehr. Lasst ihr Gelegenheit sich an die neue Situation zu gewöhnen und sich damit abzufinden. Ich kann natürlich nur aus meiner Erfahrung sprechen, aber ich würde wirklich erst einmal abwarten und schauen, wie sich die Dinge entwickeln, wobei man gleichzeitig ein Auge auf sie wirft.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Hallo!

Meine Oma ist nun zwar schon 3 Jahre tot, aber es macht mich immer wieder traurig, wenn ich daran denke, dass sie heutzutage nicht mehr bei mir sein kann. Mein Opa ist zwar ach schon gestorben, aber damals war ich zu jung um dies zu verstehen und dort war ich auch nicht mit auf der Beerdigung.

Bei der Beerdigung von meiner Oma waren alle sehr traurig. Ich war mit die erste die in der Kirche angefangen hat zu weinen, weil ich einfach den Anblick von dem Grab nicht ertragen konnte. Es war so schrecklich zu verstehen was geschehen ist. Anfangs wollte ich nicht weinen, da ich gedacht habe, dass sich dies nicht gehört, aber es ging nicht anders und es war auch richtig so.

Für mich war der schlimmste Moment auch der, als ihr Sarg mit ihr drinnen in das Grab eingelassen wurde. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich sie nun nie wieder so nah bei mir haben werde, wie ich sie bisher immer bei mir hatte. Ich hatte einen richtigen Zusammenbruch vor dem Grab. Mich haben damals Verwandte an die Hand genommen und mich von dem Grab weggebracht. Ich wollte jedoch noch da bleiben und von ihr Abschied nehmen. Für meine Verwandte war es in dem Augenblick wahrscheinlich das Beste, aber ich wollte es eigentlich nicht. Ich konnte in diesem Moment natürlich nicht reagieren, da ich so unter Schock stand, aber heutzutage macht es mich traurig, dass ich nicht länger dort stehen bleiben konnte und sie verabschieden konnte.

Daher würde ich Verwandte gerade bei der Trauerfeier in Ruhe lassen. In diesen Momenten kann man soviel falsch machen. Oft sind sogar aufbauende Worte das schlimmste was man manchen kann. Jeder Mensch geht anders mit dem verlieren von Menschen um. Die einen können die Sache gefasst auf sich nehmen und andere Trauern total und sind in ihrer eigenen Welt in diesem schweren Moment.

Wenn du dir wirklich sehr große Gedanken und Sorgen um deine Oma machst, dann würde ich sie jedenfalls in ein paar Tagen anrufen und fragen ob du sie besuchen kannst. Ich würde nicht sofort am Tag der Beerdigung zu ihr fahren, da sie mit Sicherheit auch ihre Zeit zum verarbeiten braucht. Dennoch hilft es viele sehr, nachdem sie es realisiert haben, dass jemand von ihnen gegangen ist, dass sie nicht alleine sind. So haben sie jemanden bei sich und können mit dieser Person reden. Geht gemeinsam in einen Park und setzt euch dort irgendwo hin, denn zuhause bei ihr erinnert sie sich mit Sicherheit ständig an ihren Mann.

Wenn du Bedenken bei dem Besuch deiner Oma hast, dann frag am besten deine Mama oder deinen Papa ob diese es für richtig halten, dass du zu ihr fährst. Am besten fährst du, wenn sie diesen Vorschlag gut finden alleine zu ihr, denn deine Mama oder dein Papa trauern wahrscheinlich genauso sehr über seinen/ihren Vater und noch mehr trauer braucht deine Oma zurzeit mit Sicherheit nicht.

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» lisachen » Beiträge: 355 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Nein, mit einer solchen Situation war ich noch nie konfrontiert. Die einzige Verwandte, die mal gestorben ist, war eine Oma, die ich gar nicht kannte. Da war ich dann auch nicht auf der Beerdigung. Ansonsten sind die meisten Verwandten schon vor meiner Geburt verstorben.

Ich habe aber dennoch schon ähnliche Situationen erlebt, in denen sich meine Verwandten ähnlich verhalten haben. Ich denke, dass in diesen Situationen alles falsch ist, was man macht, da man eigentlich gar nichts richtiges machen kann. Man sollte aber meiner Meinung nach zu jeder Zeit (auch nachts) zum Reden da sein und ihnen im Alltag helfen, falls es da Probleme geben sollte.

Wenn eine Verwandte so etwas wie deine Oma sagen würde, würde ich es zunächst einmal ignorieren. Ich denke, dass es nur dahergesagt wurde und nichts zu bedeuten hat. Ich denke, so jemand ist ein Paar Tage später schon etwas darüber hinweg und dann kann man sich ausführlich unterhalten.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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