Von "Brumm-Brumm" und "Wau-Wau"

vom 08.03.2009, 22:36 Uhr

Könnt ihr mir bitte erklären, warum manche Eltern ihren Kindern die deutsche Sprache mit Ausdrücken wie "Wau-Wau", steht für Hund, nahe bringen wollen? Was hat es für einen Sinn dem Kind zu sagen, daß eine Katze nicht Katze heißt sondern z.B. "Miau". Ich könnte mich wegschmeißen vor Lachen, wenn ich höre, daß eine Mama zu ihrem Kleinkind sagt:" Schau mal, da kommt ein "Brumm-Brumm!" Wozu soll das gut sein. Irgendwann müssen die Kleinen doch sowieso erfahren, daß es auch andere, übliche Worte für ihre bis dahin benutzten Kinderwörter gibt.

Da es wirklich außerhalb meiner Vorstellungskraft liegt, wozu das gut sein soll, es mich aber brennend interessiert, bitte ich um Aufklärung. Bitte fühlt euch von mir nicht angegriffen, wenn ihr es bei euren Kindern so handhabt. Das muß ja jeder selber wissen.

Da fällt mir noch was zu dem Thema ein:

Als ich vor Kurzem in der Schule mit diesem Phänomen in Kontakt gebracht wurde, ist mir fast die Kinnlade runtergefallen. Eines Tages kommt mein sechs Jahre alter Sohn nach Hause und setzt sich an die Hausaufgaben. So weit, so gut. Er erklärt mir, daß er die "Häuptlinge" in diesem Text rot markieren soll. Ich sagte:" Bitte was sollst du markieren?" "Na die Häuptlinge!" Ich traute meinen Ohren kaum. Mein Sohn zeigte mir ein Beispiel und mir viel es wie Schuppen von den Augen. Er meinte mit dem vermeindlichen Wort, die Konsonanten. Es dauerte eine Weile, bis ich ihm nahe bringen konnte, daß es auch eine andere Bezeichnung für das tolle Fantasiewort seiner Lehrerin gibt. Zum Glück verstand er mich und glaubte mir. Aber da kommt mir schon wieder die Frage: Was soll das? Wenn er später in höhere Klassen kommt, kann er auch nichts mit dem Wissen über "Häuptlinge" anfangen. Ich kann mir gut vorstellen, daß das sogar als falsch bewertet werden würde. Die Dame selber zu fragen, wäre keine gute Idee. Kein Lehrer mag es, wenn man sich in seine Lehrmethoden einmischt. Kennt ihr solche "Sachen" bei euren Kindern auch?

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Zu diesem Thema fällt mir gerade ganz spontan was ein. Mein Sohn ist 4 Jahre alt und ih habe ihn letztens mit einer Freundin von mir vom Kindergarten abgehohlt. Auf dem Weg nach Haus gibt es da so einen schönen Schäferhund auf dem einen Grundstück. Ich sagte: Guck mal der süße Wau Wau. Meine Freundin guckte mich nur an und mein Sohn antwortete mir. "Mama das ist ein Hund". Naja ich musste ihm ja recht geben und erst da ist mir aufgefallen was ich gesagt habe. Hinterher musste ich über mich selber lachen.

Wozu das gut ist wenn man so einen Quatsch redet und warum man das macht weiß ich auch nicht. Ich weiß nur das man es manchmal automatisch macht ohne es zu merken.

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» lissy02 » Beiträge: 621 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde es einfach furchtbar, wenn man den Kindern "verniedlichte" Formen der deutschen Sprache beibringt. Ich habe meinen Kindern nie gesagt, dass ein Hund ein "Wau-Wau" ist. Es war ein Hund, der macht Wau-wau. Oder ein Auto ist kein Brumm brumm. Es macht höchstens Brumm Brumm.

Ich denke, dass man den Kindern von vornherein die deutsche Sprache auch richtig beibringen soll. so waren auch für meine Kinder die Geschlechtsmerkmale nicht Pipimann und Mumu, sondern Penis und Scheide. Die Kinder sollen mit den "normalen" Begriffen der deutschen Sprache groß werden und sich dann in der Schule nicht wohlmöglich noch blamieren, wenn ihnen dann in der ersten Klasse so ein "Babybegriff" rausrutscht.

Ich weiß auch nicht, wofür das gut sein soll. Schliesslich müssen die Kinder so zweimal in wenigen Jahren mehrere Begriffe für ein Teil lernen. Und Hund ist bestimmt nciht schwerer zu sagen als Wau-Wau.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke, dass Viele so mit Kindern reden, da diese verniedlicht werden und die Sprache somit eben auch. Ich würde mit meinen Kindern auch nicht so reden und ihnen die Dinge gleich beim Namen erklären. Aber ich denke, dass vielen einfach diese sogenannte Baby Sprache rausrutscht und sie es selbst gar nicht mehr merken.

Ich habe selbst noch keine Kinder und daher so was auch noch nicht erlebt. Die Lehrerin wird es auch nicht böse gemeint haben, als sie von Häuptlingen gesprochen hat. Sie wollte es den Kindern damit sicher nur einfacher machen. Vielleicht hat sie das auch nur in ihrer Erklärung so genannt. Nur ist es dann eben wichtig, dass die Kinder früh gesagt bekommen, wie die Häuptlinge und Co. dann wirklich heißen. Eben damit es dann keine Probleme gibt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich muss euch leider grundlegend widersprechen, denn derartige Babysprache ist sehr, sehr wichtig für die Entwicklung der Erstsprache. Babys lernen zuerst einzelne Laute, trainieren ihre Sprachwerkzeuge und deren Handhabung. Erst im nächsten Schritt werden diese Laute zu Silben zusammengesetzt und genau hier greift das übliche Wau-Wau. Durch die Wiederholung wird es den Kindern ermöglicht, die sprechenden Elternteile als Vorbild zu nehmen. Sie imitieren die Mundbewegungen, ordnen zum ersten Mal Wörtern Gegenstände zu und lernen die Verschleifung von Vokalen mit Konsonanten. Dies, und noch vieles weitere, sind einzelne Schritte, die durch Babytalk seitens der intuitiv Eltern unterstützt wird.

Selbstverständlich müssen Eltern und nahe Angehörige sich in ihrem Sprachverhalten dem Kind anpassen. Gelernt wird nur, wenn immer eine leichte Überforderung des bestehenden Wissens gefordert ist. Mit einem dreijährigen Kind fortlaufend in Babysprache zu sprechen, ist wohl eher eine Erscheinung bei Eltern, die sich schlecht vom Babystatus der Kinder lösen können. Dennoch ist das Durchlaufen eben jener "Wau-wau-Phase" absolut signifikant für den Erspracherwerb bei Kindern zwischen 1,5 - 2 Jahre und sollte nicht von Beginn an unterdrückt werden.

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Mir ist dieses Phänomen auch ein Rätsel beziehungsweise wie es entstanden sein mag und ich kann mich nicht wirklich dafür erwärmen, auch wenn dadurch manchmal recht lustige Situationen (wenigstens für Außenstehende) zustande kommen können, wie beispielsweise die folgende Begebenheit demonstriert.

Die Mutter eines Freundes von mir war eines Tages mit ihrer damals etwa dreijährigen Tochter spazieren gegangen und wieder auf dem Rückweg nach Hause. Als sie beide an einer kleinen Mauer vorbeikamen, auf der eine Weinbergschnecke saß, wollte das Mädchen sie anfassen, woraufhin die Mutter zu ihr nur meinte: "Fass das nicht an, das ist Bäh-Bäh", vermutlich auf Grund des Schneckenschleims. Als die Mutter dann weitergehen wollte, drehte sich die Kleine um und sagte in Richtung Schnecke: "Tschüss, Bäh-Bäh".

Klar, solche Anekdoten bringen so manchen schon zum Schmunzeln, aber wie scheinbar vielen anderen hier fallen einem wohl mehr Nachteile als Vorteile ein, die aus dieser merkwürdigen Angewohnheit, Kindern verniedlichte Begriffe beizubringen, erwachsen. Ich hoffe, dass wenn ich mal selbst Kinder haben werde, ihnen gleich von Anfang an die richtigen Wörter sagen werde.

Gibt es denn hier jemanden, der sich "schuldig bekennt" und uns vielleicht aufklären kann, was die Eltern dazu bringt, Kindern gegenüber diese Wörter zu benutzen. Mich interessiert, wie manch anderen möglicherweise ebenfalls, was die Beweggründe für dieses Verhalten sind.

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» Demut » Beiträge: 376 » Talkpoints: 19,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Demut, wie ich oben schon geschrieben habe: Der Babytalk oder auch Child-directed speech ist eine ureigene Sache. Genau so könnte man nach den Ursprüngen des Kindchenschemas oder dem Greifreflex von Neugeborenen fragen. In der Evolution hat es sich nun einmal heraus gestellt, dass Kinder schneller die Sprachfähigkeit erlangen und ihre Intelligenz gefördert wird, wenn derart langsam, akzentuiert und vereinfacht mit ihnen gesprochen wird.

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Für die Sprachentwicklung eines Babys oder Kleinkindes sind lautmalerische Worte wie "Wau Wau" oder "Brumm Brumm" gar nicht so entsetzlich falsch. Gerade zu dem Zeitpunkt, an dem ein Kind beginnt, seine ersten Worte zu sprechen, erleichtern Lautmalereien nämlich die Entwicklung eines Symbolbewusstseins beim Kind. Allerdings sollten diese onomatopoetischen Worte nicht ewig verwendet werden, sondern entsprechend des Entwicklungsstandes des Kindes nach und nach mit Erklärungen ergänzt werden, so z.B. "Ja das ist eine Uhr und die macht tick-tack.", statt "Ja, das ist eine Tick-Tack".

Wenn ein Kind jedoch beginnt, selbst Worte zu kreieren, sollten die Eltern diese nicht in den Wortschatz der Familie integrieren. In einem Beispiel formuliert: Bezeichnet das Kind Schokolade mit "lala", sollten die Eltern ihrem Kind zwar zeigen, dass sie die Bezeichnung verstanden haben, ihrem Kind aber gleich das richtige Wort dafür anbieten, indem sie antworten "Ja, das ist Schokolade".

Es ist im Alltag gar nicht so einfach, auf den jeweiligen Entwicklungsstand eines Kindes adäquat zu reagieren. Aber selbst sich wenn die Eltern nicht zu 100 Prozent nach den oben erläuterten Maßgaben richten, ist es doch das Wichtigste, dass sie mit ihrem Kind ständig kommunizieren, um das Sprachzentrum im Gehirn anzuregen und zu trainieren.

» Sunny08 » Beiträge: 228 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe mir auch geschworen, dass ich nie Babysprache mit meinen Kindern reden würde. Aber jeder der das sagt soll erst mal welche Kinder bekommen. Also es ist nicht immer alles so einfach und manchmal merkt man es gar nicht erst.

Ich habe neulich den alten DVD von mir und meinen großen angesehen. Er lag als Baby auf der Krabbeldecke. Ich machte lauter alberne Geräusche nur damit er lacht und froh ist. Das hat mich immer sehr glücklich gemacht.

Warum die Kinder dann später auch so reden wie tick-tack oder dada gehen? Ganz einfach, man möchte ja das die Kinder auch früh anfangen zu reden. Man weiß ja lange genug gar nicht was sie wollen. Bis ein Kind zum Beispiel Hund sagen kann geht noch viel Wasser den Bach runter. Wau Wau geht ihnen leichter von den Lippen.

Das Kind kann früher sagen was los ist und es stärkt das Selbstbewusstsein des Kindes und freut die Eltern. Meine Kinder reden heute nicht mehr ein Wort in der Babysprache und haben auch einige Worte so ausgedrückt. Keiner von den Kindern braucht Sprachtherapien oder sonst was. Ich finde das nicht so schlimm.

Man kann sich auch viel vornehmen, es kann auch selber anderst kommen und man spricht auf einmal selber Babysprache. Ich habe es nie übertrieben aber ich gebe ja zu es gemacht zu haben.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich bemühe mich auch mit meinem Sohn "ordentlich" zu sprechen. Und nicht z.B. "wau wau" sondern Hund zu sagen. Ich meine auch, wenn er wau wau versteht, warum soll er dann nicht auch Hund verstehen.

Noch schlimmer finde ich Leute die bei jedem Wort ein i anhängen. Eine Freundin von mir kann das perfekt. Das ärgste was ich von ihr gehört habe war, als sie ihren Sohn fragte ob er Durst hätte: "Hast ein Dursti?".

» mamax » Beiträge: 33 » Talkpoints: 0,07 »


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