Die Globalisierung - Fluch oder Segen?

vom 27.11.2008, 21:34 Uhr

Die Globalisierung - Fluch oder Segen

Umfrage endete am 27.12.2008, 21:34
Eher ein Fluch
2
29%
Eher ein Segen
5
71%
 
Abstimmungen insgesamt : 7

Heute Abend möchte ich über die Globalisierung schreiben, und wissen, wie ihr darüber denkt, und ob ihr sie eher als Fluch oder Segen seht.

Im Folgenden möchte ich die verschiedenen Aspekte einmal erörtern. Durch die Globalisierung entsteht ein Wettbewerb der Produktionsstandorte und eine Produktionsverlagerung findet statt. Globalisierung meint ja im Grunde, das die ganze Welt zu einem Produktionsstandort geworden ist. So werden für verschiedene Produkte die jeweiligen Einzelteile in der ganzen Welt hergestellt und wieder woanders zusammengelegt. Hinter der Globalisierung verbirgt sich ja schließlich der Traum von einer freien Welt-Markt-Wirtschaft: Demnach kann jeder Produzent, jedes Produkt mit allen zur verfügbaren Mitteln in jedem Land der Welt herstellen und überall anbieten.

Einerseits bietet der Weltmarkt den global tätigen Unternehmen neue Absatzmärkte, andererseits müssen sie von nun an auch mit verschärfter Konkurrenz rechnen, welches sich insbesondere auf den Arbeitsplatz in Deutschland negativ auswirkt. Schließlich gibts es in Deutschland hohe Arbeitskosten bei guter Qualität, während die Produkte in anderen Ländern eventuell qualitativ nicht mithalten können, dafür jedoch viel günstiger sind. Konsequenz daraus ist zum Beispiel der Stellenabbau in Deutschland mit einer ansteigenden Arbeitslosigkeit.

Ein anderer Aspekt, der für manche positiv, für andere eher negativ, ist, sind die Fusionen: Um im Weltmarkt zu bestehen schlucken die großen Unternehmen die kleinen. Das führt natürlich zum Synergieeffekt: Um die Effizienz zu steigern, werden Abteilungen nach der Fusion zusammengelegt, da man in einem Unternehmen nicht zwei Abteilungen für ein und das gleiche braucht.

Wie seht ihr das Ganze :?: Betrachtet ihr den Globalisierungsprozess eher aus positiver Sicht oder schließt ihr euch mich an, und findet die negativen Aspekte dominierend (Anbei sei gesagt, dass ich natürlich nicht alle positiven und negativen Aspekte erläutert habe, denn das würde den Rahmen sprengen).

Ich möchte dem noch eine Umfrage hinzufügen, in der man auch ganz schnell ohne Kommentar seine Meinung abgeben kann.

» 00Ultramar00 » Beiträge: 24 » Talkpoints: 0,16 »



Für mich bedeutet Globalisierung sowohl Fluch als auch Segen. Deutschland ist Exportweltmeister, damit sind wir ganz klar die Gewinner der Globalisierung. Selbst politisch bringt die Globalsierung Vorteile, denn größere wirtschaftliche Verbundenheit sollte auch zu weniger politischen oder gar kriegerischen Auseinandersetzungen führen.

Allerdings hat die Globalisierung auch Nachteile: gerade die Jagd mancher Großkonzerne nach immer billigeren Arbeitskräften ist sicherlich kein Segen. Und auch die Umgehung vieler Umweltauflagen im Heimatland durch Aslagerung der Produktion in andere Länder, die solche Regelungen nicht haben ist sicherlich ein ganz massiver Nachteil. Wobei hier natürlich letztlich der Kunde gefragt ist, ob er sich für eine Produkt mit unbekannter Herkunft entscheidet oder nicht.

Ein ganz aktuelles Beispiel von uns. Wir haben ein Geburtstagsgeschenk gebraucht und es sollte unbedingt ein neues schnurloses Telefon sein.
Im Elektronikfachmarkt standen da Geräte von Philips, Samsung, Panasonic (alle Made in China) und die Modelle von Siemens Gigaset (der verkauften Gerätesparte von Siemens, jetzt Gigaset GmbH).

Unseren Kriterien entsprachen etwa fünf Modelle (Zweitgerät, Anrufbeantworter integriert), für das Siemens Gigaset sprach aber ausserdem:
- Made in Germany
- EcoDect (verringerte Strahlung)
- Stromspar-Netzstecker (60 Prozent geringerer Stromverbrauch)
- alle Modelle lagen bei 75 Euro bis 80 Euro (somit Gleichstand)

Dann war für uns klar, dass wir das Siemens Gigaset kaufen. Hat der Verbaucher die Information über die Produkte, die er kaufen möchte, dann ist die Globalisierung eben doch ein Segen. Denn die Auswahl steigt und man kann sich eben doch selbst entscheiden, was man haben möchte. Anders sieht es aus, wenn Staaten in die Wirtschaft eingreifen. Dann brechen oft ganze Systeme zusammen. So gibt es in fast ganz Westafrika keine Geflügelproduktion mehr. Der EU sei dank, denn sie haben die Überproduktion zu Niedrigpreisen auf den Weltmarkt geworfen und damit die Existenzgrundlage der afrikanischen Geflügelbauern zerstört.

Erst zahlen wir Steuern, dass das Fleisch billigst produziert wird, dann nochmal Steuern, dass es aufgekauft wird, weil es zuviel gibt, dann subventionieren wir es nochmal, um es noch billiger auf den Weltmarkt zu werfen und nachdem wir die landwirtschaftlichen Strukturen der Entwicklungsländer vollkommen zerstört haben zahlen wir nochmal für Entwicklungshilfe in diesen Gebieten. Das ist natürlich der ebsolute Wahnsinn und gar kein gutes Beispiel, wie Globalisierung sinnvoll funktioniert.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


betty hat geschrieben:Allerdings hat die Globalisierung auch Nachteile: gerade die Jagd mancher Großkonzerne nach immer billigeren Arbeitskräften ist sicherlich kein Segen. Und auch die Umgehung vieler Umweltauflagen im Heimatland durch Aslagerung der Produktion in andere Länder, die solche Regelungen nicht haben ist sicherlich ein ganz massiver Nachteil.

Aber ist das ganze nicht auch eher die Jagd des Konsument nach billigen Preisen? Wer bezahlt denn von uns freiwillig mehr für ein Produkt, dass er auch billiger haben kann, ich nehme mich da auch gar nicht aus. Im Gegen-zug wirft man den Unternehmen dann Gier vor, wenn sie ihre Produkte billiger produzieren wollen um weiter niedrige Preise anbieten zu können und ruft sogar zu Boykotts auf (z.B. Nokia).

Aber warum sagt denn niemand, wir zahlen jetzt alle den doppelten Preis, damit Arbeitsplätze im Land bleiben. Das ist ein unsagbar elendige Doppelmoral mit der man da immer wieder argumentiert. Wenn ein Konzern seinen Gewinn steigern will ist das böse, wenn der Konsument mit Billigpreisen sein Vermögen steigern will, indem er weniger ausgibt ist das geil. Wo ist da bitte schön der Unterschied?

Grundsätzlich finde ich es gut, dass es in vielen Bereichen zu einer immer stärkeren Globalisierung kommt, da besonders wir in Deutschland ja durch unsere Exporte auch extrem davon profitiert haben unsere Produkte in die gesamte Welt zu tragen. Zum anderen ist es auch trotz Billiglöhnen sicher auch eine Chance für die Dritte Welt mehr Arbeitsplätze dort zu schaffen und somit auch mehr Geld dorthin zu bringen. Wenn es auch nicht gerade der Königsweg sein mag, dort zu helfen, ist es besser als gar nichts zu tun.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Da hier bereits einige interessante Beitraege zusammen gekommen sind, moechte ich einmal auf einem Film aufmerksam machen, der vor Kurzem veroeffentlicht wurde und sich genau mit dieser Thematik befasst:

Google Video: Zeitgeist Addendum

Der kostenlose Film geht etwa zwei Stunden, ist vom amerikanischen Regisseur Peter Joseph und behandelt das Thema der Globalisierung und des monetaeren System auf beeindruckende und sehr interessante Art und Weise. Im ersten Moment ist er vielleicht etwas diffus, da der Regisseur auf viele viele Zitate setzt und immer wieder versucht auf das Thema Terrorismus zurueckzufuehren, da der erste Teil der Zeitgeist Reihe sich vornehmlich mit dem Thema Terrorismus beschaeftigt und dieser Teil nun Ursachen in der Globalisierung sucht. Trotzdem, nehmt euch die Zeit und schaut ihn euch einfach mal an, dann werden bestimmt einige eurer Fragen beantwortet, oder zumindest mit neuem Futter versorgt. :wink:


Gruss

» Geegle » Beiträge: 208 » Talkpoints: 0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Naja, Globalisierung ist so neu nicht. Es wurde in Griechenland bei archäologischen Ausgrabungen Bernstein aus dem Baltikum gefunden, die Handelsströme mit Bernstein reichten bis nach Aegypten. Wir reden hier vom Altertum unserer Geschichte! Demnach ist globaler Handel nicht wirklich ein Kind unserer Zeit.

Man darf den globalen Handel, nichts anderes bedeutet Globalisierung im normalen Sprachgebrauch, nicht automatisch mit asozialem Handel gleichsetzen. Wenn ich biologisch und sozial korrekten Kaffe von Havelaar kaufe, dann ist dieser auch nicht von Europa. Somit ist klar, dass der Kunde auch seinen Einfluss geltend machen kann und soll.

Zudem ist die Auslagerung von Arbeitsplätzen in günstigere Gebiete nicht zwingend schlecht. Dieser Strukturwandel bedeutet nicht, dass nur unqualifizierte Stellen abwandern, einfache Montagearbeit wird in China oder Vietnam günstiger erledigt, sondern es werden auch andere Stellen neu geschaffen, so zum Beispiel im Dienstleistungssektor. Daher ein Wandel in der Struktur. Nicht viele Deutsche könnten sich ein T-Shirt, made in Germany, für 30 Euro leisten. Das Material aus Indien oder China ist dazu einfach zu günstig. Daher ist es nur folgerichtig, wenn diese Massen-T-Shirts nicht mehr in Deutschland produziert werden.

Eine Wettbewerbsverzerrung findet jedoch auf verschiedenen Ebenen statt. So ist es zum Beispiel äusserst unsinnig (und moralisch geradezu verwerflich) wenn die EU ihre steuerlich subventionierten Lebensmittelüberschüsse nach Afrika verkauft und dort die Produzenten aus dem Markt drängt. Diese können nicht mit den von Europa diktierten Preisen konkurrieren und gehen Konkurs. Oder die Preise für den Transport. Hätten diese Preise Kostenwahrheit, mit allen Folgekosten die für eine CO2-Neutralität hinzuzuzählen währen, dann würde es sich nicht lohnen Materialien für ein paar Euros Profit um die halbe Welt zu kutschern. Ein hässliches Beispiel sind die Lastwagenfahrten in Europa, da wird Altpapier in Lastwagen tausende von Kilometern rumgefahren, nur weil eine Papierfabrik ein paar Euro mehr bezahlt als eine andere. Würde man hier eine entsprechende CO2-Abgabe einrechnen, dann würden diese Fahrten schnell aufhöhren.

» thisnamewasfree » Beiträge: 1102 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Die Glabalisierung ist sowohl ein Segen als auch ein Fluch. Werte wie Meinungsfreiheit oder Religionsfreiheit oder auch die Emanzipation verschiedener zuvor benachteiligter Gruppen ist nur möglich durch die "Globalisierung kultureller Werte", d.h. durch einen Austausch von Informationen zwischen den Kulturen. Neue Medien wie das Internet, aber auch schon Radio und Fernsehen haben dies sicherlich begünstigt. So wird es für diktatorische Systeme immer schwerer, ihre Bürger vom Informationsfluss abzuschotten. Dieser starke Informationsaustausch begünstigt kulturelle Vielfalt, was beispielsweise sich in zunehmender kulinarischer Vielfalt äußert.

Positiv zu bewerten ist natürlich auch die Reisefreiheit sowie die zunehmende Freiheit des Handels. Letztlich sind auch gemeinsame Währungsräume (wie die Eurozone) ein Ergebnis der Globalisierung. Die Freiheit des Handels birgt jedoch auch Gefahren in sich. Der freie Handel begünstigt einen enormen Konkurrenzkampf im wirtschaftlichen Bereich. Dieser Konkurrenzkampf wird häufig zum Preiskampf zwischen Anbietern von Waren und Dienstleistungen. Darunter leidet zuweilen die Qualität.Infolge des Zwangs zur Wettbewerbsfähigkeit geraten zudem Anforderungen der sozialen Sicherheit der Menschen und des Umweltschutzes in den Hintergrund.

Die Globalisierung ist seit Jahrtausenden ein unaufhaltsamer Prozess. Wir Menschen müssen stets nach Wegen suchen, ihre Vorteile zu nutzen und ihre Nachteile zu begrenzen.

» Decade1 » Beiträge: 20 » Talkpoints: 0,16 »


Hier lässt sich schlecht pauschal sagen, ob die Globalisierung Fluch oder Segen ist. Populisten, egal ob links oder rechts, weiden das Thema freilich aus und achten dabei auch auf keine Ambivalenz. Wieso auch, lässt sich ja mit dem Unwissen der Bürger einiges an Stimmen erringen.

Positiv an der Globalisierung sind sicher für die Unternehmen die geringen Kosten, die mit einem Umzug nach Osteuropa oder Asien verbunden sind, nicht zu reden von den niedrigen Löhnen und Kosten für Raum, Strom etc.
Ebenso positiv sind teilweise die Auswirkungen auf die Infrastruktur in den jeweiligen Ländern, die von den Konzernen ausgewählt werden.

Negativ sind sicherlich die Auswirkungen auf die Wirtschaft des Heimatlandes insofern, als dass viele Stellen gestrichen werden und die Arbeitslosenzahl steigt. Beispiele dafür sind etwa die Folgen der NAFTA, als Konzerne aus Kanada und den USA ihre Fabriken in Mexiko aufbauten und viele Menschen in den USA und in Kanada ihren Job verloren. Außerdem werden die Menschen in den ärmeren Staaten oft ausgebeutet. Und im Laufe der Zeit werden auch sie ihren Arbeitsplatz verlieren, da sich die Konzerne weiter in noch ärmere Staaten vorbewegen werden; das Konjunkturpaket hält also nicht lange.

Mfg, Hefe

» El_Hefe » Beiträge: 16 » Talkpoints: 0,16 »



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