Verkommt unsere Sprache?

vom 30.07.2008, 18:25 Uhr

"Verkommt unsere Sprache?" - Diese Frage würde ich ganz eindeutig mit JA beantworten, doch die eigentlich Frage ist doch "Ist es schlimm, dass unsere Sprache verkommt?".

Ich finde das Verkommen der Sprachen ganz normal. Es ist ja eigentlich gar kein Verkommen, sondern eigentlich nur eine Änderung bzw. Neuerung der Sprache. Denn was ist daran so schlimm, dass zum Beispiel der Genitiv wegfällt? Die Jungen Leute beherrschen diesen sowieso nicht, aber sie haben andere Mittel gefunden mit denen sie sich ausdrücken und genau das gleiche aussagen wie sie es mit dem Genitiv gemacht hätten.

Außerdem ist das nicht ein Problem, wenn es überhaupt ein Problem ist, unserer heutigen Zeit, denn genau das gleiche ist sicherlich auch schon vor 300 Jahren passiert. Da ist die Sprache von vor 400 Jahren bestimmt auch schon "verkommen".

» mile » Beiträge: 149 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ob die Sprache verkommt, bzw. es so wirkt, hängt sehr vom jeweiligen Elternhaus ab. Wenn die Eltern kein vernünftiges Deutsch können und sprechen (und damit meine ich jetzt keine Ausländer, sondern deutsche Muttersprachler), dann können es die Kinder auch nicht. Die Schule alleine genügt da auch nicht, wenn sie mit ihren Freunden nachmittags dann genau das gleiche miserable Deutsch sprechen wie mit ihren Eltern.

Wenn ich aber daran denke, wie viele die Sprache so verhunzen, grammatikalisch völlig falsche Formulierungen nehmen und auch in der Rechtschreibung sehr mies sind, wirkt das schon ziemlich erschreckend. Denn aus den schlecht Deutsch sprechenden Kindern, werden mit allergrößter Wahrscheinlichkeit schlechtes Deutsch sprechende Erwachsene. Die das dann entsprechend an ihre Kinder weiter geben.

Meine Mutter stammt aus einer Gegend, in der fast nur Dialekt gesprochen wird, meine Großeltern achteten aber darauf, dass zu Hause nur Hochdeutsch gesprochen wird. Als meine Mutter dann umzog und mich bekam, auch wieder in einem Umfeld, in dem viel Dialekt gesprochen wird, hat sie bei mir genauso darauf geachtet, dass ich Wörter nicht zusammen ziehe, die korrekte grammatikalische Form verwende und deutlich spreche. Als Kind wäre mir das egal gewesen, so dass sie mich entsprechend oft ermahnen musste, eben weil ich bei Klassenkameraden ja mitbekam, wie die sprachen. Aber heute bin ich sehr froh darüber, dass ich rein nur Hochdeutsch spreche, ohne Dialektanflüge und mich gut ausdrücken kann. Das gibt ja auch viel Sicherheit, egal, ob es nun bei Vorstellungsgesprächen oder im Beruf selbst ist.

Klar, je nach Beruf ist gutes Deutsch nicht wichtig, auf dem Bau wird es zum Beispiel egal sein, wenn da einer ein Dativ-Problem hat. Aber generell sollte eine Sprache doch gepflegt werden und nicht verhunzt werden. Wenn wir Fremdsprachen lernen, dann geschieht das ja für gewöhnlich mit viel Sorgfalt, die Grammatik wird immer mit berücksichtigt. Und das scheinbar mehr als bei der eigenen Muttersprache, zumindest kenne ich Leute, bei denen dieser Eindruck entsteht. Die können dann drei Fremdsprachen fließen, sagen aber im Deutschen "einzigste", kommen mit dem grammatikalischen Fall durcheinander und gehen "nach aldi einkäufen", wenn sie was brauchen.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich würde auch sagen das unsere Sprache eher verkommt! Deutsch ist eine der schwierigsten Sprachen. Fast jeder Ausländer der nach Deutschland kommt hat Probleme sich richtig zu artikulieren. Aber auch viele Deutsche sind ihrer eigenen Sprache nicht mächtig!

Ich denke je mehr Leute die eigene Sprache nicht 100%ig nutzen können, sind dafür verantwortlich, dass die kommende Generation zunehmend kein klares Deutsch sprechen sowie schreiben zu kann.

Ich gebe mal ein Beispiel dazu: Die Mutter Vietnamesin (frisch in Deutschland eingewandert) und der Vater eines Kindes ist Deutscher. Nun ist das Kind also geboren aber der Vater ein beschäftigter Geschäftsmann den ganzen Tag von früh bis abends auf der Arbeit. Die Mutter übernimmt also die Rolle der Hausfrau und zieht das Kind zu hause groß. Das Kind lernt von der Mutter und nimmt deren gebrochene Sprache an.

Aber es sorgen auch neue Trends dafür, dass unsere Sprache verkommt. Jeder kennt die Sprache der Jugendlichen wie hier bereits schon erwähnt wurde. Die haben doch einen ganz anderen Umgang miteinander als die meisten Erwachsenen. Dementsprechend muss natürlich auch die Sprache eine andere sein. Ich finde, was dem Einfallsreichtum beim Erfinden neuer Wörter angeht, haben viele Jugendlich den Journalisten etwas voraus.

Der Beweis liegt schwarz auf weiss vor: Buch vom Pons-Verlag; dies ist ein Wörterbuch der Jugendsprache.

Einige Beispiele:
burnen = sehr attraktiv, cool sein,
Intelligenzallergiker = Dummkopf,
Kunde = Typ,
Latte = egal,

Viele Neologismen entstehen. Wörter die keiner kennt entspringen dem Sprachgebrauch, aber es verlieren auch Wörter zunehmend ihre Bedeutung! Auch Akzente tragen zur Verschlechterung der Sprache bei.

Die Sprache verkommt also nicht nur durch Faktoren von außerhalb, sondern auch durch jene vom inneren Deutschlands. Nicht zuletzt die Rechtschreibung in Deutschland erschwert es einem mit seiner Sprache auf einen grünen Zweig zu kommen.

» nilsw » Beiträge: 36 » Talkpoints: 0,10 »



Ich gehe ja selbst noch zur Schule und bin von diesen ganzen "klugen neuen Reformen zur Verbesserung der Rechtschreibung" direkt betroffen. Manchmal verbringe ich in meinen Klausuren wirklich zehn Minuten damit, alle möglichen Wörter und Wortgruppen nochmals nachzuschlagen und ganz fehlerfrei ist es auch dann meistens noch nicht.

Am liebsten verzweifeln bei uns die Schüler an "des Weiteren". Jedes Mal sitzt man da und schlägt es erneut nach. Beliebt beziehungsweise unbeliebt ist auch "aufgrund". Auf jeden Fall gibt es solche Mysterien der deutschen Sprache genug. ;)

Das Internet trägt sicherlich auch zur Konfusion bei. Ein Freund von mir berichtete mir vor Kurzem, dass er es tatsächlich fertig gebracht hat, in einer Klausur typische Tippfehler zu schreiben, so etwas wie "Tishc" statt "Tisch"! Absurd, oder? Es tut sicherlich auch nicht gut, dass fast überall nur noch Abkürzungen verwendet werden. Haben sie sich schon mal eine typische SMS eines Jugendlichen durchgelesen? Man sieht vor lauter Buchstaben meist den Sinn gar nicht mehr! Ich erwische mich oft selbst am radikalen Kürzen meiner Kurzmitteilung um nicht noch eine zweite SMS bezahlen zu müssen. Das kann meiner Sprache eigentlich wirklich nicht gut tun!

Ich bin Deutschleistungskurs und wir haben neulich auch eine Ausstellung zum Thema Sprache besucht. Einen großen Teil der "Sprachschändung" machen neben der Jugendsprache (die allerdings schon immer Einfluss auf den Sprachwandel hatte), auch die Politiker, die Juristen und die Werbeindustrie aus. Mit Sprüchen wie "Geiz ist geil!" oder "Lass dich nicht verarschen" werden wir heute nahezu bombardiert.

Das unsere Sprache nun direkt verkommt würde ich im Endeffekt jedoch nicht sagen. Unsere Sprache ist nun mal lebendig, weil sie gesprochen wird. Es ist ein natürlicher Prozess, dass die Sprache sich verändert und wir sollten über einige Ausdrücke manchmal einfach mehr schmunzeln, als uns nur aufzuregen.

» cochiiii » Beiträge: 159 » Talkpoints: 0,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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