Lohnt sich das Ehrenamt noch?

vom 30.05.2008, 20:31 Uhr

Ich bin nun seit fast 20 Jahren ehrenamtlich im Fußballverein bei mir am Ort tätig. Leider muss ich mich in letzter Zeit immer öfter und immer lauter fragen, für wen oder was ich das Ganze eigentlich noch mache.

Ich bin vor allem mit den Finanzen des Vereins betraut, also so eine Art Kassier, und ich bin doch schockiert, mit welchen Fesseln uns unser Bürokratenstaat immer wieder schikaniert und uns Vereinsmeiern, die wir Deutschen ja schon immer waren, das Leben schwer macht. Man muss ja fast schon aufpassen, dass man nicht eines Tages die Steuerfahndung im Haus hat, nur weil man finanziell das Optimum für “seinen“ Verein rauszuholen versucht. Geht das nur mir so oder hat jemand ähnliche Erfahrungen machen dürfen?

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» samuel » Beiträge: 157 » Talkpoints: -0,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde ein Ehrenamt hat sich wirklich noch nie gelohnt. Es ist sehr löblich, daß es noch Menschen gibt die sowas machen. Ist wirklich ein feiner Zug. Ohne solche Menschen würden viele Vereine nicht mehr existieren. Aber stimmt schon, man ist schneller wo drin wie nicht. Da gibt es sicher Leute die einem schnell unterstellen, daß man was aus der Vereinskasse genommen hat. Das kann man manchmal nicht mal so leicht nachweisen. Ehrenamt ist Ehrenamt und lohnt sich nicht. Finde es einfach das es eine feine Sache ist und es so ist, daß die Menschen das gerne tun. Natürlich würde ich die Vereinskasse nur Menschen geben, die absolut vertrauenswürdig sind, aber die meisten wo so was machen sind das auch. Eine große Verantwortung für Menschen.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Holla,

Wenn man sich so sehr die Frage stellt, warum man das macht und für wen, dann höre besser auf damit. Ich trainiere (wie 2 weitere Mitglieder der Familie) Kinder ehrenamtlich im Flossenschwimmen. Und schön ist es doch, wenn die Kinder nach dem Training aus dem Wasser kommen und glücklich sind, sei es, weil das Training heut super war, sei es,weil sie das erste Mal einen Startsprung hingelegt haben,der Wettkampftauglich war, oder sei es, weil die Rollwende endlcih klappt.

Wir haben vor Jahren aus diversen Gründen einen Verein gegründet, und mit dem Vereinsrecht vetraut. Meine Schwester und mein Stiefvater sind im Vorstand. Mal ehrlich, man kann es sich auch schwerer machen,als es ist. Und wenn man auch nur ein bischen Spaß daran hat, ist alles halb so wild.

» kevrom » Beiträge: 193 » Talkpoints: -1,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin der Meinung, dass es sich sehr wohl lohnt, sich ehrenamtlich zu betätigen!

Ich muss allerdings dazu sagen,dass ich noch Schülerin bin und nebenher nicht arbeiten gehe, ich also "relativ" viel Zeit habe. Ehrenamtlich tätig bin ich für die Abteilungn Jugendseelsorge des EBK und bin da bei Aktionen wie z.B. dem Weltjugendtag oder anderen Jugendtreffen als Helferin dabei. Das Schöne ist, dass man dabei so viele Leute kennenlernen kann und sich vor allem unter den Helfern, da man sich ja öfter trifft, tolle Freundschaften bilden.

So habe ich übrigens auch meinen Freund kennegelernt! Und der größte Vorteil ist natürlich, dass man an allen Aktionen kostenlos teilnehmen kann und super verpflegt und untergebracht wird, bekommt also z.B. ein Bett, wenn andere draussen im Zelt schlafen müssen. Fazit: es lohnt sich!

» muemmelbacke » Beiträge: 4 » Talkpoints: -3,88 »



Ich hatte auch über längere Zeit ein Ehrenamt. Ich war noch sehr jung als ich das Amt der Schriftführerin bei der Jugend übernommen habe, allerdings hatten wir das Problem, dass die Jugendleiter nie etwas gemacht haben und somit die ganze Arbeit auf mich zurückgefallen ist. Recht machen konnte ich es allerdings niemandem, jeder hat nur an mir rumgemeckert, dass ich zu wenig mache und dass etwas nicht gut läuft. Deswegen habe ich dieses Amt nach 3 Jahren auch nicht mehr weitergemacht. Komisch war, dass dann nichts mehr organisiert ablief, sondern so hopplahopp, wies halt gerade kommt.

Danach habe ich die Homepage für den Verein gemacht, wurde allerdings nicht ernst genommen, weil ich ja noch keine 18 war (juhu - 2 Monate zu jung). Ich habe mich wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt, den Umgang mit dem speziellen Programm innerhalb von einer Woche gelernt und innerhalb von 2 Wochen eine komplette Homepage erstellt - und das neben der Schule, weil der Verein es nicht erwarten konnte. Ich habe es damals schon nicht verstanden, weil die Seite zuvor 2 Jahre nicht aktualisiert wurde und ich der Meinung war, dass es dann auf zwei Wochen auch nicht mehr angekommen wäre.

Inzwischen habe ich alle Ämter niedergelegt und bin auch aus dem Verein ausgetreten, weil ich das nicht mehr ausgehalten habe und es sich nicht lohnt. Diejenigen die nichts machen, meckern einen nur an und geben dumme Sprüche ab und diejenigen die sich anstrengen bekommen eins auf den Deckel. Das hat einfach keinen Spaß mehr gemacht und es gab letztendlich nur noch Ärger.

Natürlich braucht man immer jemanden, der den Verein leitet, aber wenn es nicht geht, dann geht es nicht.

» Tyna » Beiträge: 165 » Talkpoints: 0,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo

Ersteinmal finde ich es gut, das du ehrenamtlich arbeitest, denn viele Menschen gibt es nicht mehr, die soetwas machen. Ich denke mal das du in deinem Fußballverein kinder betreust, die deine Arbeit doch zu schätzen wissen sollten und dich mögen sollten. Du bist ja immerhin eine Vorbild für diese und wirkst bei ihrer Erziehung mit. Wenn du jedoch keine Lust mehr auf deine Arbei hast solltest du es einfach lassen, denn du hast ja scho jahrelang geholfen und mitgewirkt.

MFG
1337

» 1337 » Beiträge: 692 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 500 Beiträge


MoneFö hat geschrieben:Ich finde ein Ehrenamt hat sich wirklich noch nie gelohnt.

Was verstehst Du unter lohnend? Finanzielle Aspekte? Da geb ich Dir recht, dann lohnt sich das Ehrenamt nicht, hat es aber auch noch nie. Trotzdem gibt es eine Menge Menschen, die gern ein Ehrenamt ausüben. Das aber eher aus ideellen Gründen, andere Menschen sehen darin einen persönlichen Vorteil.

MoneFö hat geschrieben:Da gibt es sicher Leute die einem schnell unterstellen, daß man was aus der Vereinskasse genommen hat. Das kann man manchmal nicht mal so leicht nachweisen.

Es geht ja auch nicht nur darum, dass einem von Vereins-Mitgliedern unterstellt wird. Jedenfalls wenn ich den Thread-Ersteller richtig verstanden habe. Sondern, darum, dass es von Stellen Einschränkungen gibt.

Obwohl ich die staatlichen Stellen (z. B. Finanzamt) irgendwo verstehen kann (immerhin ist es recht einfach und auch gar nicht teuer einen Verein zu gründen), dass dann nicht irgendwie Schindluder getrieben werden kann, finde ich es absolut schade, dass einige wenige schwarze Schafe das Ehrenamt für so viele Ehrliche unattraktiv gemacht haben. Denn man muss schon wirklich sehr viel Engagement mitbringen um bei der ganzen Bürokratie nicht schnell wieder das Handtuch zu werfen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hi,
ich denke das Ehrenamt ist ein Amt ohne das es heutzutage im Grunde gar nicht mehr geht. Viele Organisationen sind von Ehrenamtlichen Mitarbeitern abhängig, da sie gar nciht das Geld haben um diese auch ncoh zu bezahlen.

Zum Beispiel das Friedensdorf in Oberhausen. Dort arbeiten überwiegend Ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Der Verein Friedensdorf Oberhausen hätte allerdings auch gar nicht umbedingt die finanziellen Mittel um seine Mitarbeiter zu entlohnen. Nur so nebenbei, der Verein holt kranke Kinder aus Krisengebieten und versorgt diese allein von Spendengeldern...mehr dazu in einem neuen Forum in Kürze.

Ich denke daher das das Ehrenamt ein unverzichtbares Amt in unsere Zivilisation ist und die miesten Ehrenamtlichen MItarbeiter machen dies ja auch nur, da sie Spaß an der Sache haben und gegebenenfalls auch helfen möchten.

» Magi » Beiträge: 63 » Talkpoints: 0,09 »


Mein Mann übt auch ein Ehrenamt aus. Er ist Hauptjugendschöffe beim Amtsgericht. Finanzielle Vorteile hat er keine. Das Gericht übernimmt für die Stunden der Verhandlung sein Gehalt. Vom Arbeitgeber wird er freigestellt.

Für uns ist es wichtig, ein Ehrenamt auszuüben. Niemand fühlt sich großartig verantwortlich für irgendwas. Wenn alle so denken, gehen wir unter. Wir sind stolz drauf, dass wir unseren Beitrag zur Gesellschaft leisten.

» utofti » Beiträge: 188 » Talkpoints: 1,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Du musst aber das Ehrenamt differenzieren, es gibt durchaus Ehrenamtliche Posten die auch eine Aufwandsentschädigung gezahlt bekommen auch wenn es nicht gerade viel ist. Inzwischen werden sogar Hauptberufliche Stellen auf kosten der Ehrenamtlichen ersetzt. Ein Beispiel dafür ist der Rettungsdienst, in Bayern ist es fest verankert, dass mindestens 23 % der Schichten im Jahr ehrenamtlich Besetzt sein müssen. Die Ehrenamtlichen bekommen dabei eine Aufwandsentschädigung von 20 Euro oder auch ein freies Getränk und eine Pizza. Das ist je nach Kreisverband unterschiedlich gehandhabt und wenn ihr nun denkt, es gibt niemandne der 12 Stunden arbeiten geht für eine Pizza und eine Cola, der irrt sich. Die Ehrenamtlichen kloppen sich sogar um die freien Schichten !

Wenn ein Hauptamtlicher seinen festen Schichtverlauf hat, aber ein Ehrenamtlicher auf diese Schicht möchte, wird immer der Hauptamtliche den kürzeren ziehen und von seiner Schicht genommen. Dabei gehen diesem die Schichtzulagen für diese Schicht drauf, und das macht in Summe schon einen erheblichen Teil des Gehaltes aus. Es geht hier nicht nur um eine Schicht im Monat die auf diese Art und Weise verloren geht, sondern wir reden hier schon einmal von bis zu 5 Schichten und dann sind es meistens die Nachtschichten. Wer dann am Ende des Monats keine 10 Nachtschichten vorweisen kann, bekommt nur die kleine Schichtzulage von 36 Euro im Monat, hingegen wer die 10 vorweisen kann dann 136 Euro. Und das ist schon ein Unterschied wenn man gerade einmal etwas über 1000 Euro verdient und davon auch noch eine Familie ernähren soll.

Ausgetauscht wird das ganze, da die Ehrenamtlichen günstiger sind und auch angeblich hochmotivierter. Wenn ich jedoch verletzt auf der Strasse liege, dann hätte ich gerne ausgebildetes Fachpersonal die das jeden Tag machen ("Profiretter") welches mich dann versorgt und nicht einen ehrenamtlichen der das einmal im Monat ("Hobbyretter") aus Menschenfreundlichkeit macht, und fachlich nicht so gut ausgebildet ist geschweige denn die Abläufe auch im Schlaf beherrscht. Denn es macht schon eine unterschied, wenn ich etwas jeden Tag mache dann beherrsche ich mein Handwerkszeug auf jeden Fall besser, als wenn ich es nur einmal im Monat mache. Bislang ist es so gehandhabt, dass mindestens ein hauptamtlicher Mitarbeiter auf jeder Schicht sitzen muss, aber auch das kann umgangen werden und so werden inzwischen schon zwei Hobbyretter zusammen auf die Menschheit losgelassen. Das ist aber vor allem im Rettungsdienst in Bayern so, in anderen Bundesländern gibt es zwar auch das Ehrenamt im Rettungsdienst aber dort ist es anders geregelt. In den anderen Bundesländern dürfen diese Ehrenamtlichen zum Teil gar nicht auf einen regulär vorgehaltenen Rettungswagen, sondern nur auf die Krankenwagen oder nur in ihrem Bereich bleiben, wofür sie auch gedacht waren.

Die Ehrenamtlichen im Rettungsdienst sind eigentlich dafür gedacht gewesen, dass sie die Sanitätsbetreuungen für Events stellen wie ihr es auch während dem Papstbesuch gesehen habt oder als Katastrophen hintergrund Dienst. Wenn also die regulär vorgehaltenen Rettungsmittel kurzzeitig nicht mehr ausreichen durch einen Großschadensfall, plötzlich vermehrtes Einsatzaufkommen und was es noch alles gibt. Und dort sollten sie meiner Meinung nach auch bleiben, denn auch dort gibt es genug zu tun und man muss im Hintergrund immer damit rechnen. Und so selten sind die Alamierungen gar nicht für die Ehrenamtlichen Rettungsmittel. In einem anderen Thread habe ich dann schon einmal angesprochen, dass diese dann wie die gesenkten durch die Stadt rasen um als erstes an der Rettungswache zu sein und diese zu besetzen. Dabei erreichen sie Zeiten, die einen Hauptamtlich Besetzten Rettungswagen (die schon auf der Rettungswache sind) sehr nahe kommt. Erst letztens hat sich der ehrenamtliche Rettungswagen bei uns nach nur 3,5 Minuten besetzt und einsatzklar gemeldet. Die Leute sind von der Arbeit auf die Wache gefahren, haben dort alles stehen und liegen gelassen und sich nebenbei noch umgezogen ! Zum Vergleich, ein Hauptamtlicher Rettungswagen hat hier eine Ausrückzeit von 1 Minute die vorgeschrieben ist bis man am Fahrzeug sein muss und die Garage verlassen ... Und wir haben nicht erst noch eine Anfahrszeit sondern nur einen Fussweg vom Aufenthaltsraum zum Fahrzeug der unterschiedlich lang ist je nach Wache und von 10 Meter bis zu 150 Meter alles beeinhaltet.

Das Ehrenamt allgemein gesehen ist günstig, im normalfall kostet es gar nichts und beruht sich auf persönlichen Engement und die Zeit die man dort reininvestiert aus Spaß an der Freude. Der Rettungsdienst ist wie gesagt noch eine Ausnahme und dort gibt es eine Aufwandsentschädigung, aber sind wir mal ehrlich, was sind schon 20 Euro für eine 12 Stunden Schicht. Das deckt vielleicht die Kosten für die Anfahrt und auch die Verpflegungskosten aber mehr auch nicht. Von einem Verdienst können wir in der Hinsicht jedenfalls nicht sprechen. Jedenfalls gibt es genug die ihre Freizeit noch für so etwas "opfern" und ich persönlich finde es nicht schlecht, dass es immer noch Leute die gibt, die in ihrer Freizeit noch in der Gesellschaft einbringen. Finanzielles "lohnen" wird man auf der kompletten Schiene nicht finden, denn wie gesagt, selbst wenn man eine Aufwandsentschädigung bekommt ist diese mehr als gering und deckt gerade einmal die Fixkosten. Ich kann aber auch verstehen, dass hier einige der Meinung sind, dass sie Ausgenutzt werden und deswegen dann aufhören mit dem Ehrenamt. Das hätte ich auch gerne ein paar mal meinen Job hingeworfen, wenn mir ein ehrenamtlicher meine Schichten weggenommen hatte ...

Liebe Grüße
Sorae

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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