Werden Arbeitszeugnisse oft überbewertet?

vom 13.09.2014, 22:50 Uhr

A hat sich in drei Betrieben vorgestellt und musste jedes Mal dabei sagen, dass sein Arbeitszeugnis nachgereicht wird, weil die alte Firma es noch nicht geschrieben hat. In zwei Firmen wurde gleich gesagt, dass er kein Arbeitszeugnis nachreichen braucht, weil diese überbewertet werden und man da auch nicht viel draus sehen kann. Die Arbeitgeber würden die Zeugnisse immer gut schreiben, weil die meisten Arbeitnehmer sonst gleich zum Anwalt rennen, weil es nicht wohlwollend ausgestellt wurde.

Deswegen sehen diese beiden Arbeitgeber es gelassen und wollen erst gar kein Arbeitszeugnis sehen und einer dieser Betriebe hat schon eine Zusage geschickt, dass A am 1.11. anfangen kann und bekam einen Termin für den Arbeitsvertrag.

Nun stellte sich mir die Frage, ob Arbeitszeugnisse wirklich oft überbewertet werden. Musstet ihr bei einem neuen Arbeitgeber immer die Arbeitszeugnisse vorlegen aus früheren Betrieben und wurden diese auch immer begutachtet und auch mit euch diskutiert? Hier habe ich auch eine Seite gefunden, die es ähnlich sieht und Arbeitszeugnisse sogar als Auslaufmodell sieht.

Benutzeravatar

» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich musste noch nie welche vorzeigen und habe die bei Bewerbungen immer weggelassen. Es hat auch keiner danach gefragt. Daher denke ich auch, dass Arbeitszeugnisse zwar irgendwie dazu gehören, aber dass sie kaum jemanden interessieren und überbewertet werden. Man kann damit belegen, dass man wo gearbeitet hat, aber den meisten reicht eine Bewerbung ohne Arbeitszeugnisse.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke auch, dass Arbeitszeugnisse überbewertet werden. Von einigen Arbeitgebern habe ich schon gehört, dass sie sie zufriedenstellend ausstellen müssen. Aber ein neuer potenzieller Arbeitgeber wird sich deswegen auch vom Können des Arbeitnehmers durch ein Probearbeiten überzeugen lassen, anstatt ein gelogenes Arbeitszeugnis Glauben zu schenken.

Es gibt ja auch noch die Probezeit, somit ist ein neuer Arbeitgeber immer in der Lage, den Arbeitnehmer wieder gehen zu lassen, wenn ihm die Arbeit, die der Arbeitnehmer macht, nicht gefällt. Es gibt dann ja auch noch die Arbeitnehmergespräche, in dem der Chef sein Unbehagen Ausdruck verleihen kann.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das kommt wohl ganz auf die Position an, ob Zeugnisse wichtig sind oder nicht. In vielen Sparten kommt man gut ohne aus, in anderen dagegen sind die Zeugnisse sehr wichtig.

Wohlwollend müssen die Zeugnisse immer sein. Aber es gibt so viele Formulierungen, die vor Gericht Bestand haben, und dem möglichen Arbeitgeber zeigen, dass der Bewerber im alten Job nicht so toll war. Nimmt man als Beispiel: "XY hat alle ihm übertragenen arbeiten zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt." Dann stolpern Personaler sofort über diesen Satz und legen die Bewerbung weiter nach hinten. Die volle Zufriedenheit ist eben nicht die vollste Zufriedenheit, der Bewerber ist also eher Durchschnitt.

Oder "erledigte die Arbeit mit Eifer und Fleiß". Kommt da kein Zusatz mehr, dass auch die Ergebnisse gut waren, dann hat er sich zwar bemüht, nur leider war er nicht erfolgreich. "Ihr umfangreiches Fachwissen machte Sie zu einer begehrten Gesprächspartnerin" heißt nicht anderes als "Sie führt ewige Privatgespräche und ist das Zentrum des Firmenklatsches". Das lässt sich noch ewig weiterführen.

Immer wenn Probearbeiten eher nicht möglich sind, dann wird das Zeugnis wichtig. Denn wie möchte der Arbeitgeber sonst einschätzen, wen er sich ins Haus holt. Sicher bleibt die Probezeit, aber in mancher Position bringen häufige Wechsel dem Unternehmen echte Nachteile.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ja da stimme ich zu. Arbeitszeugnisse sind das A und O bei einer Bewerbung. Aber man hat als Arbeitnehmer auch viele Rechte, die man nicht vergessen sollte. Denn ein schlechtes Zeugnis kann einem auch schon mal die Jobchancen verbauen. Was dabei noch hilft, ein persönlichen Kontakt für eine Empfehlung anzugeben. Am besten dann mit dem direkten Vorgesetzten, den man hatte.

» Lukassa » Beiträge: 17 » Talkpoints: 2,34 »


Ich habe festgestellt, dass das sehr stark davon abhängig ist, für wen man arbeiten möchte. Wenn man sich in Unternehmen bewirbt, die sehr bekannt und bei Bewerbern beliebt sind, muss man oft jedes Arbeitszeugnis einreichen und sogar Bescheinigung für jedes angegebene Praktikum. Bei anderen Arbeitgebern wird das jedoch weniger wichtig und die fragen da nicht so explizit nach. Ich reiche in der Regel die wichtigsten Arbeitszeugnisse ein und nicht alle, weil das sonst viel zu viel werden würde und die Personaler nehmen sich ja oft nur knapp 30 Sekunden Zeit für das Anschreiben und legen die Bewerbung dann auf einen anderen Stapel.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Lukassa hat geschrieben:Ja da stimme ich zu. Arbeitszeugnisse sind das A und O bei einer Bewerbung.

Naja so weit würde ich nun nicht gehen. Es mag Jobs geben, da sind sie sehr wichtig und es gibt eben auch viele Bewerbungen, da interessiert sich eigentlich kein Mensch für so ein Zeugnis. Und es gibt auch genug Chefs, die das genauso sehen. Meine letzten beiden Arbeitszeugnisse habe ich selber geschrieben und meinen Chefs zur Unterschrift vorgelegt. Da kam gleich klar die Ansage, schreib dir was zusammen und denk daran, dass du dich damit womöglich bewerben musst. Und das ist in meinem Bekanntenkreis kein Einzelfall.

Da kann man sich dann schon fragen, welchen Sinn ein Arbeitszeugnis hat, wenn es sich der Arbeitnehmer selber schreibt und damit wohl jegliche halbwegs sachliche Bewertung eigentlich unmöglich ist. Wer schreibt schon selber, dass er nicht immer super Arbeit abgeliefert hat?

Aber natürlich gibt es auch das Gegenteil, wo der Chef nicht mal das Hühnerauge zudrückt und vermeintlich knallharte Zeugnisse schreibt. Aber da kommt es eben sicherlich darauf an, in wiefern Chefs unter den Bewerbern überhaupt eine Auswahl haben. Wenn ich mich irgendwo bewerbe, kann ich mir eigentlich recht sicher sein, dass es kaum Konkurrenz gibt und ich die Stelle auch mit einer Bewerbung bekomme, die ich auf einem Bierdeckel schreibe, wenn da eine Stelle frei ist. Das ist natürlich nicht über all so. Dementsprechend werden eben sicherlich auch Arbeitszeugnisse unterschiedlich gewichtet.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^