Keine Studiengebühren - Für euch ein Unterschied?

vom 05.02.2014, 11:27 Uhr

Als ich angefangen habe zu studieren, sind gerade die Studiengebühren weggefallen und ich musste mich darum keine Sorgen machen. Das fand ich an sich natürlich toll, denn es war schon sehr viel Geld und als Student kann man auf Dauer eben nicht immer so einen hohen Betrag aufbringen, selbst wenn man einen Nebenjob hätte, den ich in meinem Studienfach leider nicht machen kann. Auch für die Eltern, die das dann sonst bezahlen müssen, ist das eine ganz schöne Belastung, neben der Miete und den Unterhaltskosten, die sie sonst für das Kind zahlen müssen.

Was immer noch zu zahlen ist, ist der sogenannte Sozialbeitrag. Tatsache ist, dass dieser immerhin noch die Hälfte der Studiengebühren beträgt, bei uns 250 Euro. Das kann man noch verkraften. Ich habe aber schon häufiger Kommentare gehört von Leuten, die sich darüber gefreut haben, dass die Studiengebühren weggefallen sind und für die das offenbar eine Erleichterung war. Ich selbst kann für mich allerdings nur sagen, dass ich nicht glaube, dass es einen großen Unterschied macht, einfach weil es neben den Gebühren her noch genug Dinge gibt, die ich selbst bezahlen muss.

Die Fachbücher muss man sich natürlich immer selbst kaufen, dass war auch zu Zeiten der Studiengebühren noch so. Damals aber, hat man meistens einen Bücherzuschuss bekommen, heute ist das nicht mehr immer der Fall. Auch in meinem Studiengang heißt es bei dem Bücherzuschuss immer nur ''noch'' bekommt ihr eine, aber wie lange das noch anhält, ist eine Frage der Zeit und des Geldes. Wir müssen auch einen Beitrag für die Praktika leisten, die wir während unseres Studiums absolvieren und die meistens neben dem normalen Studienpensum herlaufen. Insgesamt machen wir im Bachelor 7 Praktika, die alle über mehrere Monate laufen. Für jedes Praktikum muss man 50 bis 80 Euro bezahlen.

Zu dem Praktikum hinzu kommen dann noch Kosten für das ganze Zubehör und das sind die meisten Kosten die anfallen. Wir müssen die meisten Chemikalien die wir benötigen, selbst bestellen und bezahlen, daneben auch einen Teil der Gerätschaften, die wir benötigen. Dass sind alles an sich keine teuren Gegenstände, aber es summiert sich alles, man braucht den Kittel, man kauft dauernd Reagenzgläser nach, Präparategläschen, Spatel, eventuell mal eine neue Schutzbrille oder Schutzhandschuhe und schon ist man mit den Geldern für die Chemikalien am Semesterende bei 150 bis 200 Euro angelangt und darf seine Schulden begleichen.

Zu Zeiten, wo es die Studiengebühren noch gab, mussten die Studenten diese Sachen nicht übernehmen. Daher frage ich mich, was es denn letztendlich für einen Sinn hat, die Studiengebühren abzuschaffen, wenn man am Ende doch den gleichen Betrag an die Universität zahlen muss, nur dass das eben nicht auf einmal gezahlt wird, sondern nach und nach. Da wäre es für uns doch fast besser, die Summe auf einen Schlag aufzubringen und danach keine Geldsorgen mehr zu haben.

Für mich selbst macht es daher eigentlich keinen Unterschied, ob es nun Studiengebühren gibt oder nicht, der Aufwand kommt bei mir auf das gleiche heraus. Wenn man jetzt beispielsweise Geisteswissenschaften studiert oder so, muss man natürlich solche Dinge nicht bezahlen, da lohnt es sich wahrscheinlich schon, dass sie die Studiengebühren abgeschafft haben, weil sie jetzt die Hälfte der Gebühren eingespart haben. In den Naturwissenschaften ist das aber oft nicht der Fall. Wie ist das bei euch der Fall, habt ihr das Gefühl, dass ihr durch den Wegfall der Studiengebühren entlastet seit?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Dein Fall ist meiner Meinung nach ein Sonderfall. Du scheinst sehr viele Materialien zu brauchen. Mein Sohn hat Informatik studiert und wenig Materialien gebraucht. Für ihn war der Wegfall der Studiengebühren eine riesige Erleichterung. Er hätte dafür zwar einen Kredit aufnehmen können, wollte aber keine Schulden machen, sodass er es aus eigener Tasche gezahlt hat. 1000 Euro im Jahr haben oder nicht haben ist schon eine ganze Menge.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich sehe das genauso wie anlupa, für mich ist es auch ein gewaltiger Unterschied, plötzlich knapp 1000€ pro Jahr weniger bezahlen zu müssen. Von meinen Eltern habe ich keine Unterstützung in dem Sinne bekommen, weil die sich das einfach nicht leisten konnten. Daher musste ich sämtliche Kosten entweder durch Arbeit oder durch Ersparnisse finanzieren.

Zuschüsse für Bücher oder andere Materialien habe ich nie bekommen, weder früher noch heute. Es hat sich finanziell außer diesen 1000€ absolut gar nichts geändert. Daher würde ich das schon als gewaltige Erleichterung und auch Verbesserung ansehen.

Allerdings habe ich festgestellt, dass der Sozialbeitrag unentwegt steigt. Als ich damals anfing zu studieren, betrug er noch knapp 207€. Jetzt sind es allerdings schon 250€. Es würde mich nicht wundern, wenn der so lange weiter steigt, bis er irgendwann so hoch ist wie die Studiengebühren damals. In dem Fall wären die Studiengebühren zwar offiziell weg, aber trotzdem müsste man noch genauso viel bezahlen wie früher.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Du eher ein Sonderfall bist. Als ich angefangen habe zu studieren, sind kurz darauf die Gebühren eingeführt worden. Dazu kam auch noch ein immens teures Semesterticket, dass ich gar nicht nutzen konnte, weil ich außerhalb der Reichweite dieses Tickets wohnte und auch gar keine Busse oder Bahnen fuhren. Trotzdem musste ich es zahlen, weil man mir sagte, ich könnte ja mit meinem Auto bis zum Rand der Reichweite des Tickets fahren und dann in den Zug umsteigen. Das tatsächlich aber keine Züge zu sinnvollen Zeiten fuhren und ich dann auch noch mein Auto finanzieren musste, interessierte nicht.

Ich wäre sehr froh gewesen, wenn diese Zwangsabgaben nicht vorhanden gewesen wären, denn ich habe die Belastung sehr zu spüren bekommen. Pro Semester waren es mehrere hundert Euro, die allein für die Gebühren und das Ticket drauf gingen. Meine übrigen Ausgaben hielten sich dagegen sehr in Grenzen, denn ich hatte kaum Material zu kaufen, weil ich mich kostenlos in der Bücherei mit Büchern eindecken konnte.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Den von dir angesprochenen Sozialbeitrag kenne ich überhaupt nicht, der scheint in meinem Bundesland wohl nicht erhoben zu werden. Nachdem bei uns also letztes Jahr die Studiengebühren komplett und ersatzlos weggefallen sind, zahle ich nun pro Semester nur noch 42,00 Euro Studentenwerksbeitrag. Im Vergleich zu den 542,00 Euro, die ich zuvor pro Semester zahlen musste, ist das natürlich eine sehr große Erleichterung für mich, zumal es bei uns auch keine Anschaffungen wie ein verpflichtendes Semesterticket oder dergleichen gibt. Ich will nun nicht sagen, dass Studieren durch die Abschaffung der Studiengebühren günstig geworden ist, aber eine nennenswerte Erleichterung ist sie für mich schon.

Tendenziell muss ich aber auch sagen, dass ich schon bereit wäre, ein wenig mehr Geld für die Universität zu zahlen, wenn sie dadurch besser ausgestattet wäre. Bei uns ist es teilweise ein sehr großes Problem, dass nicht alle Studenten in der Bibliothek Platz finden, weil sie einfach zu klein ist. Gleichzeitig sind auch nur sehr wenige Exemplare der wirklich wichtigen Bücher vorhanden, sodass diese nicht ausgeliehen werden dürfen. Das führt im Grunde genommen dazu, dass ich pro Semester mindestens 200 Euro für Bücher ausgeben muss, das könnte man wirklich geschickter lösen. So extrem, wie es aber bei dir in den Naturwissenschaften zu sein scheint, ist es bei uns noch lange nicht und ich spüre schon am monatlichen Geldbeutel, dass die Studiengebühren weggefallen sind.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Meiner Ansicht nach kann man das doch gar nicht vergleichen. Jemand, der die ganze Zeit von den Eltern finanziert wird und keinen Finger rühren muss, um überleben zu können, wird den Unterschied durch weggefallene Studiengebühren natürlich nicht merken. Wenn man allerdings den Lebensunterhalt selbst verdienen muss, merkt man das schon enorm. Du vergleichst Äpfel mit Birnen, Crispin.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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