Meine Mutter will ihre Tabletten nicht nehmen

vom 06.06.2013, 08:11 Uhr

Meine Mutter ist wirklich ein bisschen stur, was die Einnahme von Tabletten angeht und ich kann es auch in gewisser Weise nachvollziehen, dass man seinen Körper eben auch schonen möchte. Nur muss sie eigentlich Anti Depressiva nehmen, weil es ihr wirklich auch nicht gut geht. Sie redet sich jetzt aber schon nach 2 Wochen der Einnahme ein, dass sie es nicht mehr nehmen kann, weil sie abhängig davon werden würde und sie spricht von Herzrasen. Eine andere Sorte will sie aber nicht ausprobieren, den Arzt dazu nicht befragen und es einfach absetzen. Das ist ja nun schon mal denkbar schlecht.

Dazu kommt, dass sie eigentlich ein Medikament für die Schilddrüse nehmen müsste. Das nimmt sie auch nicht, weil sie es angeblich nicht brauchen würde. Die Blutwerte sagen etwas anderes und die Depression könnte ja in gewissen Maße auch davon kommen. Geredet habe ich zu dem Thema schon einige Stunden mit ihr und ich weiß nun nicht, was ich noch machen kann. Mein Partner spricht auch schon ständig mit ihr, weil er ja Medizin studiert und daher auch weiß, dass es wichtig wäre, dass sie es nimmt. Es ist aber kein Herankommen an sie. Nun könnte man sich sagen, dass es mir egal sein könnte, aber das ist es nicht. Ich will ja auch dass es ihr gut geht. Mein Vater weiß mittlerweile auch nicht mehr, was er noch sagen soll. Was kann man da nun machen? Der Arzt weiß ja dann auch nichts davon, dass sie es absetzt und sie sagt es sicherlich auch nicht. Soll man es ihm sagen, dass er es wenigstens weiß? Er sieht es ja auch eigentlich am Blutbild.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



In diesem Fall scheint es mir, obwohl ich kein Arzt bin, sehr wichtig, dass diese Medikamente genommen werden. Vielleicht empfindest du meine Meinung als Vertrauensbruch zu deiner Mutter, aber in diesem sehr wichtigen Fall würde ich wirklich dem Arzt mitteilen, dass sie die Medikamente nicht nimmt.

Eine andere Möglichkeit wäre, sich bei einem anderen Arzt deines Vertrauens zu melden und diesem ein paar Fragen zu dem Thema Medikamenten-Verweigerung zu stellen. Mit etwas Glück kann dieser dir Tipps geben, deine Mutter zu überzeugen.

Das war mal meine eigene Meinung, du kannst aber natürlich auch ganz anders handeln, ich wäre dir nicht böse :D . Halt uns aber bitte auf dem laufenden, wie es bei dir weitergeht.

» Batman » Beiträge: 11 » Talkpoints: -0,19 »


Kann mich nur meinem Vorredner anschließen und würde dringend raten, die Einnahme der Tabletten einzuhalten. Wenn deine Mutter hinsichtlich der Einhaltung der Tabletten stur ist, so solltest du stur darauf erpricht sein, dass sie sie einhält. Wenn du Bedenken hinsichtlich dieser Sache hast, kannst du ja den Arzt kontaktieren und ihn fragen, was man in diesem Fall da machen kann.

Du könntest ja einen Termin vereinbaren und mit deiner Mutter gemeinsam zum Arzt gehen und so deiner Mutter vor Augen führen, wie ernst die Lage und mit den Tabletten nicht zu spaßen ist. Vorher kannst du dich ja selber erkundigen, welche Konsequenzen eine Nichteinhaltung hat und diese deiner Mutter vor Augen führen, damit sie sich der Lage bewusst wird und sich bessert.

Wenn sie die Tabletten nicht einhalten will, dann muss es einen Grund dafür geben, nämlich jener, dass sie in die Medikation kein Vertrauen steckt und deshalb nicht kooperiert. Wichtig ist doch ihre Gesundheit und zur Stabilisierung gehören nun einmal diese wichtigen Medikamente. Erst wenn sie dies begreift, kann eine Compliance beiderseits gewährleistet werden.

Benutzeravatar

» kleineAmsel » Beiträge: 205 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 100 Beiträge



So lange deine Mutter geistig vollkommen fit ist und nicht zum Beispiel total dement ist, wirst du kaum Möglichkeiten haben, sie zu zwingen. Schließlich ist sie erwachsen und kann über sich selbst entscheiden. Das ist für alle Angehörigen natürlich traurig und belastend, wenn man jemanden geliebtes leiden sieht und der sich nicht helfen lassen will. Oder anders gesagt, dass der nicht so helfen lassen will, wie man selbst es gerne möchte. Vor allem als Kind ist es schwierig, den eigenen Eltern ins Gewissen zu reden. Manchmal helfen da Personen wie die beste Freundin der Mutter, die Oma oder eine nette Nachbarin weit besser zur Einsicht, als die eigenen Kinder. Schließlich hat man die eigenen Kinder ja einst gewickelt und als total hilfebedürftig erlebt und möchte sich nicht immer von ihnen bestimmen lassen, wenn sie erwachsen sind.

Wie stark die Nebenwirkungen wirklich sind, das kann man als Außenstehender nicht wirklich beurteilen. Dass Antidepressiva abhängig machen können ist auch kein Geheimnis. Vielleicht liegt da bei deiner Mutter irgendwo das Bedürfnis verborgen, es noch mal mit einer anderen Therapie zu versuchen? Vielleicht lässt sich ja die Depression noch durch Gesprächstherapie klären und heilen? Vielleicht stimmt ja auch das Vertrauensverhältnis zum Arzt nicht und deiner Mutter würde es gut tun, einen anderen Arzt aufzusuchen und mal eine zweite Meinung anzuhören? Oder ihr würde vielleicht ein Besuch beim Facharzt so weit Sicherheit geben, dass sie sich auf die Behandlung mit Medikamenten eher einlässt, als wenn das "nur" der Hausarzt und die Familie rät?

Man kann schon zum behandelnden Arzt als Angehöriger gehen und dort seine Sorgen schildern. Die Ärzte sollten eigentlich auch wissen, dass gerade depressive Patienten nicht gerade die einfachsten sind und das im Normalfall nur gut gemeinte Fürsorge und kein Petzen ist. Am besten wäre es wohl, wenn dein Vater als (hoffentlich) Ehemann dort erscheint. Mit Ehegatten sprechen Ärzte wegen des Datenschutzes noch am ehesten. Mehr als eine ablehnende Reaktion des behandelnden Arztes werdet ihr schon nicht bekommen.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich kann sehr gut verstehen, dass es dir nicht egal ist, ob deine Mutter ihre Medikamente nimmt und dass du dich so bemühst, ihr zu erklären, warum es so wichtig ist, dass die Medikamente genommen werden. Aber ich finde es auch schwierig, hier etwas zu unternehmen. Deine Mutter ist eine erwachsene Frau und kann eben selber entscheiden, ob sie die Medikamente nehmen möchte. Gerade dein Partner sollte doch als Medizinstudent schon eine gewisse Autorität und Kompetenz vermitteln, dass er weiß, wovon er redet. Aber wenn deine Mutter schon nicht auf ihren Arzt hört, hat dein Partner wohl auch keine Chance.

Sicher kannst du es versuchen, mal mit dem Arzt zu reden. Aber ich weiß nicht, ob er dir im Rahmen der Schweigepflicht viel zu den Ergebnissen und der Behandlung deiner Mutter sagen darf. Außerdem kann es auch passieren, dass deine Mutter sich bevormundet fühlt und dann erst recht dicht macht. Aber eine andere Möglichkeit wüsste ich leider auch nicht, wenn deine Mutter schon so eine Einstellung gegen die Medikamente hat. Gerade bei den Antidepressiva ist es wichtig, dass diese eine Zeit lang eingenommen werden, damit die Wirkung einsetzt. Aber das wird dein Partner sicher alles schon gesagt haben.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Danke für eure schnellen und vor allem lieben Antworten. Ich denke, dass ich mal einen Termin bei ihren Arzt machen werde und mal mit ihm bespreche, was mit meiner Mutter los ist. Es ist mir wichtig, dass er weiß was da los ist und wie es bei ihr aussieht. Eine Aussage von ihm erwarte ich ja auch gar nicht. Außerdem werde ich zusammen mit meinem Partner wohl noch mal mit ihr in einer ruhigen Umgebung sprechen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Vielleicht gibt es bei euch so etwas wie einen Stammtisch oder eine Selbsthilfegruppe für Leute, die entweder mit Depressionen zu kämpfen haben oder Leute in der Familie haben, die unter Depressionen zu leiden haben? Vielleicht würde deine Mutter ja einen Rat von jemandem annehmen, der ihre Situation aus eigener Erfahrung kennt? Es ist ja auch immer leicht gute Ratschläge zu erteilen, wenn man aus der Theorie spricht. Ein Ratschlag von einem persönlich erfahrenen Menschen hat dann doch mehr Gewicht. Der Arzt sollte eigentlich wissen, wo es bei euch so etwas gibt. Ansonsten einfach eine Suchanfrage im Internet starten.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:...was mit meiner Mutter los ist. Es ist mir wichtig, dass er weiß was da los ist und wie es bei ihr aussieht. Eine Aussage von ihm erwarte ich ja auch gar nicht. Außerdem werde ich zusammen mit meinem Partner wohl noch mal mit ihr in einer ruhigen Umgebung sprechen.

Ich denke auch, dass ihr es nur zu zweit oder gar zu dritt versuchen solltet, deine Mutter davon zu überzeugen, dass sie ihre Medikamente wieder einnimmt. Es wird sicherlich keine leichte Angelegenheit, nachdem sie sich jetzt schon so sträubt. Vielleicht liegt es ja auch an der Depression, dass deine Mutter so reagiert und nichts von der Einnahme der Arzneimittel wissen möchte. Auf jeden Fall sollte man ihr noch einmal sagen, dass das Antidepressivum zum einen eine bestimmte Zeit benötigt um die volle Wirkung zu erzielen und zum anderen nicht einfach so abgesetzt werden darf. Zudem weiß ich nicht, wie deine Mutter darauf kommt, dass ihre Schilddrüsenwerte in Ordnung sind, wenn sie eigentlich L-Thyroxin einnehmen müsste und dieses aber nicht tut.

Benutzeravatar

» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Mir fiel hier zu eine Geschichte aus dem Bekanntenkreis ein, die mich damals nachdenklich gemacht hat. Es ging um eine Frau, die bereits weit über 80 Jahre alt ist. Geistig ist sie meistens noch fit, hat aber einige körperliche Gebrechen. Unter anderem werden auch Medikamente zur Blutverdünnung genommen und fürs Herz gibt es auch noch was. Ein Teil der Medikamente sind also lebenswichtig.

Nun war diese Frau zu einer Operation im Krankenhaus. Dort wurde wohl auch was an den Medikamenten geändert, beziehungsweise mussten eben andere Medikamente genommen werden. Daheim wird sie von ihrem Sohn betreut. Der stellte nun fest, dass seine Mutter ihre Medikamente einfach zum Teil nicht nahm. Begründet hat sie das damit, dass sie davon ja so oft auf die Toilette muss. Eines der Medikamente war wohl harntreibend. Da sie schlecht zu Fuß ist, war das für sie klar ein Problem. Ihr Sohn redete ihr gut zu, aber sie war stur und weigerte sich, die Medikamente zu nehmen.

Der Sohn und ich haben uns darüber unterhalten, weil er nicht mehr wusste, was er noch machen soll. Ich meinte zu ihm, ob es nicht vielleicht die Möglichkeit gebe, dass sie in einer Geriatrie eben lernt, dass sie ihre Medikamente nehmen muss und so weiter. Schlussendlich sprach mein Bekannter den Hausarzt an, der regelmäßig Hausbesuche machte. Auch der kam bei der Mutter nicht wirklich weiter. Er sprach mit ihr und sie lehnte die Einnahme weiter ab. Der Hausarzt musste erst mal wieder gehen.

Am nächsten Morgen stand die Polizei vor der Tür. Der Hausarzt sah eine Selbstgefährdung und hat die Polizei benachrichtigt. Die Frau hatte nun die Wahl, entweder sie nimmt die Medikamente oder man nimmt sie mit in die Geriatrie. Das war auf alle Fälle ein heilsamer Schock und die Frau hat lieber ihre Medikamente genommen.

Im Fall der Themenstarterin ist die Nicht-Einnahme sicherlich nicht so lebensbedrohlich. Aber ab und an helfen so Geschichten auch, um den Ernst der Lage zu beschreiben. Wobei man im genannten Fall sicherlich auch anders noch was machen kann.

Psychopharmaka machen nicht alle abhängig. Beziehungsweise die wenigsten Psychopharmaka machen heute abhängig. Es gibt eine so große Auswahl an Psychopharmaka, dass man Nebenwirkungen, die einen wirklich beeinträchtigen, nicht mehr in Kauf nehmen muss. Ich selbst bin ja der Meinung, die Pillen helfen in absehbarer Zeit oder sie helfen nicht. Eine Meinung, die mittlerweile auch von einigen Ärzten bestätigt wird.

Ich selbst habe schon Patienten erlebt, die ihre Psychopharmaka einfach abgesetzt haben, weil es ihnen ja besser ging. Denen ging es danach richtig mies. Für mich war das sehr lehrreich und ich kam noch nie auf die Idee, meine Psychopharmaka abzusetzen, weil es mir damit besser ging. Das kann man Betroffenen aber teilweise auch gut erklären. Beschreiben, so ging es dir vor der Einnahme, so ging es dir mit Einnahme und gemeinsam überlegen, ob man den besseren Zustand wirklich aufgeben mag. Falls der Zustand mit den Pillen besser ist.

Zu den Schilddrüsenhormonen, die ich für wichtiger halte. Ich persönlich merke, wenn ich meine nicht genommen habe. Da werde ich unausstehlich. Ich weiß allerdings auch, dass eine Schilddrüsenfehlfunktion sich auch an anderen Dingen, als an der Psyche zeigen kann. Haarausfall, Gewichtszunahme und so weiter. Da kann man aber mal genauer nach googeln. Vielleicht kann man die betroffene Person damit überzeugen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich würde das auf jeden Fall mit dem Arzt Deiner Mutter besprechen. Er darf Dir zwar über die Krankheit keine Auskunft geben, aber umgekehrt darfst Du ihm natürlich sehr wohl erzählen, was Dich beunruhigt. Dann könnte der Arzt ja ein aufklärendes Gespräch mit Deiner Mutter führen. Vielleicht hat er es ja vorher versäumt, sie richtig aufzuklären.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^