Würdet oder könntet ihr eure Kinder aus dem Haus werfen?

vom 09.12.2012, 22:52 Uhr

Ich habe nun schon oft gelesen, dass Eltern ihre Kinder aus dem Haus werfen, wenn sie alt genug sind und einfach nicht arbeiten wollen oder sich weiter bilden wollen, weil es wohl im Hotel Mama doch so schön ist. Ich kann mir nicht vorstellen ein Kind raus zuwerfen, weil es nicht arbeiten geht. Ich meine, es ist doch mein Fleisch und Blut. Ich kann das Kind doch nicht einfach vor die Türe setzen.

Denkt ihr, dass es wirklich einen Grund gibt, dass man sein eigenes Kind vor die Türe setzt? Denkt ihr, dass es noch mehr Gründe gibt als das Beispiel, welches ich genannt habe? Warum würdet ihr euer eigenes Kind vor die Türe setzen? Was müsste passiert sein, dass ihr es auf die Straße setzt?

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich kann mir das schon sehr gut vorstellen. Wenn man sich nun etwas 20 Jahre um sein Kind kümmert, und es dann immer noch im Hotel Mama ist, und einfach nicht raus will, dann hat man irgendwann einfach die Schnauze voll, und will auch mal mit dem Mann noch ein paar Jahre alleine genießen. Das kann ich dann aber auch total verstehen.

Wenn das Kind dann aber immer noch gemütlich im Hotel Mama sitzt, und denkt es braucht ja sowieso nicht zu arbeiten, dann muss sich aus meiner Sicht dringend etwas ändern. Was ist wenn die Mutter plötzlich stirbt? Außerdem finde ich es nicht besonders fair die Mutter so auszunutzen.

Aber ich weiß auch nicht ob ich das als Mutter bei meinem eigenen Kindern könnte. Sie wachsen einem so ans Herz, dass man eigentlich gar nicht will, dass sie irgendwann weggehen. Ich würde meine Kinder aber auch von vorne rein so erziehen, dass sie selbstständiger werden, und nicht mehr so auf mich angewiesen sind.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das ist mal wieder eine schwierige Frage. Natürlich sagt jeder: Ich erziehe mein Kind so, dass es in der Lage ist, als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft alleine zurecht zu kommen. Was ist aber, wenn das Kind sich zwar ins Zeug legt, aber finanziell oder Jobmäßig einfach nicht auf die Füße kommt? Alleine deswegen würde ich mein Kind wohl nicht vor die Tür setzen. Bei offensichtlichem Unwillen würde ich es wohl nicht der Obdachlosigkeit überantworten, aber abgesehen von Essen und Schlafen den Geldhahn komplett zudrehen.

Der Ofen aus wäre bei mir bei Diebstahl oder Betrug. Wer an meinen Geldbeutel geht oder auch allgemein mit dem Gesetz in Konflikt kommt, fliegt raus. Schwer in Versuchung kommen würde ich auch, wenn ich offensichtlich nur als Dienstmagd ausgenutzt und sonst barsch abgefertigt würde.

Es gibt aber auch erwachsene Kinder, die zu Hause leben, brav arbeiten gehen und ihre Eltern unterstützen. Manche Jobs sind so schlecht bezahlt, dass diese Lösung durchaus praktikabel ist, wenn Eltern und Kinder damit gut klarkommen. Man sollte nicht alle Leute, die mit 20 noch keine eigene Wohnung habe, über einen Kamm scheren.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich denke es müsste schon sehr viel passieren dass ich mein Kind auf die Straße setzen würde. Eben wenn es sich überhaupt nicht um eine Ausbildung kümmern würde oder eben um Arbeit und zum Beispiel auch eine von mir beschaffte Arbeit nicht nachgehen würde. Sicher ist Hotel Mama sehr schön aber wenn es wirklich nicht mehr geht dann wäre das die allerletzte Konsequenz. Dafür müsste dann aber wirklich schon sehr viel passieren.

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» torka » Beiträge: 4369 » Talkpoints: 5,93 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Natürlich mag man sich so eine Situation nicht vorstellen. Aber selbstverständlich ist es denkbar, dass sich das Leben der eigenen Kinder (oder eines Kindes) so falsch entwickelt, dass Eltern keine andere Wahl haben. Das mag dann mit dem Unwillen beginnen, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Es können aber auch gravierende Probleme sein, die Eltern zu so einem Schritt zwingen. So kann ich mir z.B. Vorstellen, dass bei einer massiven Drogensucht das eigene Kind zur Gefahr wird, welches nicht im Haus geduldet werden kann. Ebenso aber bei anderen Problemen des Kindes, bei denen dieses massiv in Geldnot steckt aber es offensichtlich ist, dass hier das Kind in einem Kreislauf steckt, aus dem es vielleicht allein nicht heraus kommt aber echte Hilfe ablehnt (z.B. eine Spielsucht).

Eltern können und sollen immer bis zu einem bestimmten Punkt unterstützend für das Kind da sein. Und der Punkt führt auch deutlich weiter, als es bei Fremden der Fall wäre. Aber irgendwann ist auch die Kraft der Eltern erschöpft und wenn das Kind selbst das Problem nicht behandeln will, bleibt nur der letzte Schritt. Aber der natürlich auch immer in dem Sinn, dass Hilfe weiter geboten wird. Nur aber unter den Bedingungen der Eltern!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Genau diesen Fall haben wir mehr oder weniger in der Familie. Es geht dabei um meine Schwiegermutter und meinen Schwager. Ich diskutiere häufig mit meinem Mann über dieses Thema.

Ich denke schon, dass es Fälle gibt, wo man sein eigenes Kind vor die Türe setzten, sollte. Und das nicht, weil man dem Kind etwas Schlechtes will, sondern eher weil man sein bestes will. Damit es selbstständig wird und lernt, selbst für sich zu sorgen. Aber auch wie viel Arbeit die Hausarbeit ist und wie teuer zum Beispiel Nahrungsmittel sind. Mann muss dies ja nicht von heute auf Morgen machen, sondern kann es vorher ankündigen. Ich gebe dir einen Monat Zeit, dann bist du draußen. So hätte das Kind genug zeit sich eine Wohnung zu suchen oder zum Amt zu gehen und um Hilfe zu bitten.

In dem Fall meiner Schwiegermutter sieht es folgendermaßen aus: Meine Schwiegermutter wohnt mit ihrem Mann und bis vor 2 Monaten 3 Kindern in einer kleinen Wohnung. Mein Mann hat 2 Brüder und eine Schwester. Die Schwester ist 22 Jahre alt und vor 2 Monaten ausgezogen. Sie hatte ein eigenes Zimmer für sich. Die Brüder sind 17 und 24 Jahre alt. Der ältere Bruder macht eine Ausbildung (verdient also Geld) und schläft, da kein Platz im Wohnzimmer auf der Couch, seit mittlerweile über einem Jahr (er war zwischendurch zu seiner Freundin gezogen). Der jüngere Bruder schläft immer noch, da wie gesagt kein Platz, im Zimmer seiner Eltern! Mit 17, fast 18 Jahren! Das muss man sich mal vorstellen. Nun, da die Schwester ausgezogen ist, hat der jüngere Bruder ihr Zimmer bekommen.

Meine Schwiegermutter war schon mal kurz davor, den älteren Bruder aus der Wohnung zu werfen, hat es dann aber doch nicht gemacht. Man muss dazu sagen, dass sie nie mit dem Geld auskommen und am Ende des Monats ist oft nicht mehr genug Essen auf dem Tisch. Der ältere Bruder kann absolut nicht mit Geld umgehen und hat meist nach wenigen tagen bereits sein Gehalt (oder Ausbildungslohn) ausgegeben. Er gibt aber auch nichts ab, als Essensgeld oder Ähnliches. Das kann ich absolut nicht verstehen. Ich hätte ihn schon längst vor die Türe gesetzt.

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


So etwas zu entscheiden ist immer schwer, weil doch meist jede Situation ihre Besonderheit hat. So könnte ich mir im Moment auch nicht vorstellen, meine Kinder aus dem Haus zu werfen. Wir achten aber auch darauf, was wir den Kindern vorleben. Einfach dahin leben, das sehen sie bei uns nicht. Dafür sehen sie aber, wie wir uns weiter bilden um auf den neuesten Stand in unseren Berufen zu bleiben. Sie sehen auch, dass wir uns immer wieder auch neu orientieren und kennen es auch, dass wird uns beruflich umorientieren. Die Kinder selbst sind heute schon vielseitig interessiert. Sie haben etliche Interessen und auch schon relativ genaue Vorstellungen von ihrer Zukunft. Daher denke ich eher nicht, dass uns so ein Problem treffen wird.

Sollte es doch so sein, dann würde ich schon sehen, wie es denn soweit kommen konnte. Es kann ja immer Situationen geben, in denen Pläne nicht mehr umsetzbar sind. Da würde ich kein Kind aus dem Haus werfen. Wenn es aber so wäre, dass ein Dauerzustand daraus würde, dann wäre ich sicher eher bereit, das entsprechende Kind vor die Tür zu setzen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, jetzt, wo meine Tochter gerade einmal in den Kindergarten geht, ist es ziemlich schwierig, voraus zu sehen, ob ich irgendwann einmal in der Lage bin, wo ich mein Kind hinaus werfen sollte/ muss, weil es auf eigenen Füßen stehen muss. Andererseits kenne ich viele Eltern, bei denen frage ich mich immer wieder, warum sie es nicht tun.

Ich selber würde meine Tochter sehr wahrscheinlich auch von zu Hause hinaus werfen, wenn sie es zu bunt treibt, oder wenn ich das Gefühl habe, ich tue ihr nichts gutes damit, wenn sie zu lange zu Hause bleibt. Andererseits würde ich sie auch jederzeit wieder zu Hause aufnehmen, auch wenn sie selber von zu Hause ausgezogen ist und es vielleicht doch nicht gleich so gut geklappt hat, wie sie es sich gedacht hat.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich würde mein Kind auf jeden Fall mit spätestens 25 Jahren vor die Tür setzen, wenn es eine Ausbildung gemacht hat und auf eigenen Beinen steht. Sollte es studieren, darf es da bei uns noch wohnen bleiben, aber danach muss es ausziehen.

Ich bin der Meinung, dass man seine Kinder nicht ewig bei sich wohnen lassen kann und dass das dem Kind auch irgendwann schadet. Immerhin ist es nicht wirklich normal, wenn man ewig bei seinen Eltern wohnt und sich da bedienen lässt. Man muss ja auch irgendwann in die Selbstständigkeit starten. Ein eigener Haushalt ist wichtig und irgendwann sollte man das auch lernen.

Wenn man sein Kind mit 30 Jahren immer noch zu Hause hat, dann hat man da doch dem Kind nur im Weg gestanden, es am eigenen Leben behindert. Eine Familie bekommt man so nicht und durchfüttern lassen kann man sich auch nicht ewig.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


@Ramones: Ein Alter zu nennen und daran festmachen zu wollen, wann das Kind (welches dann aber schon ein Erwachsener ist) auszuziehen hat, ist aber eher unklug und berücksichtigt nichts, was die Lebensumstände betrifft. Es kann doch Situationen geben, in welchen sich so ein Vorgehen schon aus Vernunftgründen nicht anbietet. Kannst du dir denn nicht folgendes Szenario vorstellen, dass die Eltern ein Haus haben und in diesem eine Einliegerwohnung? Darin kann dann auch der über 25-jährige Sohn für sich selbst wohnen, ohne schon auf eigenen Beinen zu stehen, weil er in der Stadt in der die Eltern wohnen nach Abschluss der Erstausbildung auch noch studiert. Wieso sollten die Eltern dann den Schritt gehen?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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