Duschen im Alten- oder Pflegeheim

Frau A. ist Bewohnerin eines Pflegeheims und auf Hilfe angewiesen. Alleine duschen kann sie gar nicht mehr. Sie war es vor ihrem Aufenthalt in dem Pflegeheim, als sie auch noch körperlich konnte, wie sie wollte, gewohnt, täglich zu duschen. Im Pflegeheim gibt es aber nun feste Duschtage. Und das auch nur einmal in der Woche pro Bewohner.

So werden an einem Wochentag halt immer X Bewohner geduscht. Wobei man sie aber zumindest vorher fragt, ob sie denn Duschen wollen. So kommen im Laufe der Woche alle Bewohner an sich einmal dran. Wie wird das in euren Pflegeheimen gehandhabt? Wie würdet ihr euch damit fühlen, wenn ihr früher täglich geduscht habt und nun nur noch einmal pro Woche duschen dürft/könnt?

[Gio]

Ich kenne es eher umgekehrt, nämlich dass die Bewohner früher deutlich seltener geduscht haben oder sich nur aller paar Tage gewaschen haben und es dann nicht einsehen, wenn sie vom Pflegepersonal jeden Tag gewaschen werden. Eine Bekannte von mir arbeitet als Ergotherapeutin in einem Krankenhaus und macht dort mit den Patienten ein Waschtraining. Dabei sollen die älteren Patienten also wieder lernen, sich selbst zu waschen, wenn sie beispielsweise einen Schlaganfall hatten und einige Bewegungen wieder neu erlernt werden müsse.

Und ganz oft, so meint sie, haben die Leute da keine Lust drauf, lassen das passiv über sich ergehen oder wehren sich dagegen, weil sie sich eben früher auch nicht jeden morgen so ausführlich gewaschen haben. Viele ältere Menschen sind ja in einer Zeit aufgewachsen, in der man sich nur aller paar Tage gebadet hat und haben das dann im restlichen Leben so beibehalten.

Daher kann ich nun gar nichts dazu sagen, wie es im umgekehrten Fall ist. Ich denke mir, dass das auch sehr unangenehm ist und sich die Frau da sicherlich nicht so wohl fühlt. Denn eigentlich möchte man doch auch im Alter Gewohntes beibehalten. Sicherlich geht das aber organisatorisch nicht anders und ich kann mir vorstellen, dass sie sich schon nach einer Weile daran gewöhnen wird.

In den Pflegeheimen, in denen ich hinter die Kulissen habe blicken können und dürfen, war es tatsächlich so, dass die Bewohner, sofern sie nicht mehr selbst in der Lage waren, einmal in der Woche geduscht werden. Ansonsten ist auch gar nicht die Versorgung der Bewohner zu schaffen, da das Duschen für das Pflegepersonal aber eben auch für die Bewohner sehr aufwendig und anstrengend ist. Für die Bewohner gehört es dazu, ich kenne es nicht, dass sich da mal ein Bewohner sträubt oder so, wobei das sicherlich von Woche zu Woche auch anders sein kann, es auch auf die Umstände ankommt, vielleicht auch darauf, ob und welche Erkrankungen vorliegen.

Ansonsten werden die Bewohner jeden Tag gewaschen und dort, wo es machbar ist, ist es so, dass die Bewohner sich selbst versorgen beziehungsweise eben die Selbstständigkeit aufrecht erhalten soll.

Wie es sich verhält, wenn man selbst noch von der Lage ist, zu duschen, kann ich gar nicht sagen. Solange man ein Badezimmer für sich allein hat, ist es sicher kein Problem, bei entsprechender Mobilität selbst zu duschen. Bei den Bewohnern, die Hilfe benötigen, sieht es anders aus, ich weiß auch nicht, ob man es als Bewohner unbedingt so mitbekommt, da sie immerhin sehr intensiv gewaschen werden. Abgesehen davon habe ich einige Leute kennengelernt, die sich auch früher nur einmal in der Woche gebadet haben und sonst gewaschen haben, ich glaube, das tägliche Duschen ist erst etwas später aufgekommen.

Ich gehe bei so was grundsätzlich von mir aus. Würde es mir passen, dass ich nur einmal die Woche duschen darf, wenn ich früher täglich geduscht habe? Nein. Natürlich nicht! Das Problem ist aber, dass es meistens zu wenig Personal in den Pflegeheimen gibt, zumindest im Frühdienst. Und wenn man als Pflegekraft für 10 Patienten verantwortlich ist, dann kann man sich wohl denken, dass es nicht schaffbar ist, alle zu duschen und am Morgen muss man ja noch mehr machen.

Aber ich habe es auch schon erlebt, dass durchaus Zeit gewesen wäre und man es trotzdem nicht gemacht hat, weil es anstrengend ist. Und ja, es ist anstrengend, jemanden beim duschen zu helfen, der sich kaum noch auf den Beinen halten kann. Meistens ist man dann immer selbst komplett mit nass und anstrengend ist das auch. Aber ich finde, dass es sich trotzdem lohnt. Gerade bei Menschen, die im Kopf noch sehr fit sind und alles mitbekommen und sich deswegen eben unwohl fühlen, wenn sie sich nicht duschen dürfen.

Bei Menschen mit Demenz ist das ja nochmal was anderes. Diese muss man meistens zum Duschen animieren. Ich habe es im Pflegeheim so erlebt, dass man die Menschen gefragt hat was sie wollen, aber die waren eben dement. Und in der Klinik (es gibt ja eine Geriatrie) macht man es so, wie die Patienten es gewohnt sind und wenn sie duschen wollen, wird geduscht. Sie müssen nur gesundheitstechnisch dazu in der Lage sein.

Ich erlebe es zur Zeit so, dass in dem Betreuten Wohnen, wo jemand der Familie wohnt, täglich die Person gewaschen wird und zwei Mal in der Woche wird geduscht und Haare gewaschen. Die tägliche Waschung beinhaltet wohl den Intimbereich und Achseln, Oberkörper und Gesicht. Dazu eincremen wenn nötig und Haare kämmen. Duschen ist dann mit Haare waschen verbunden, wenn gewünscht. Viele der älteren Damen gehen dafür aber auch ein Mal in der Woche zum Friseur.

Es ist sicher eine Gewöhnungssache, wenn man früher jeden Tag geduscht hat und dort nur noch nach Zeitplan duschen kann, wenn man auf Hilfe angewiesen ist. Aber erstens ist es so, dass die Pflegekräfte chronisch unterbesetzt sind, jede einzelne hat sehr viel zu tun und damit viel Verantwortung, und zweitens ist es aber auch so, dass ältere Menschen sich nun mal nicht mehr so aktiv bewegen, wie ein junger Mensch. Somit schwitzen sie entsprechend weniger und "müssen" daher nicht mehr so oft duschen. Der Zeitplan im Betreuten Wohnen sieht hier auch alle 4 Wochen das Wechseln der Bettwäsche vor, was ich mir für zu Hause nicht vorstellen könnte.