Zu wenig Gehalt und kaum Optionen

vom 08.10.2012, 00:05 Uhr

X ist 26 Jahre alt, hat einen 20 Monate alten Sohn und ist auch verheiratet. Sie hat vor einiger Zeit in der Firma ihrer Eltern zwei Wochen lang mit geholfen, weil ihre Mutter nach einer Operation leider nicht voll einsatzfähig war. Im Folgenden wurde sie dann auf beiderseitigen Wunsch bei/von ihren Eltern fix angestellt, wo sie dann auch monatelang gearbeitet hat. Aus dem Verwandtschaftsverhältnis und einer relativ wenig anspruchslosen Arbeit hat sich dann aber leider auch eine sehr geringe Entlohnung ergeben, die für X damals allerdings kein wirkliches Problem dargestellt hat, weil ihr die Arbeit große Freude machte.

Irgendwann ist das aber finanziell einfach nicht mehr so gut ausgegangen, X ist finanziell zwar über die Runden gekommen, aber viel mehr auch nicht. Als sie dann ihr Kind bekommen hat hat sie auch endgültig aufgehört, zwischenzeitlich Elterngeld und ALG bekommen und möchte in etwa einem Jahr wieder dort anfangen.

Nun hat aber der elterliche Betrieb - nicht durch ihren Wegfall - in der Zwischenzeit finanzielle Einbussen erlitten die bedingen würden dass X nicht einmal mehr so "viel" wie früher bekommen würde. Sie überlegt nun, weil das zwar einerseits zu wenig wäre, sie aber andererseits in ihrer Region kaum Optionen hat und auf gar keinen Fall in Hartz 4 hinein rutschen möchte. Hinzu kommt dass ihr die Arbeit dort immer Freude gemacht hat. Was würdet ihr in diesem Fall raten?

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich würde den Job wahrscheinlich annehmen. Ich würde nicht Hartz4 beziehen wollen, zudem macht sich ein Beschäftigungsverhältnis im Lebenslauf auch besser als eine Lücke. Nebenbei würde ich mich aber bewerben und nach einem besser bezahlten Job suchen, was ich meinen Eltern, die in diesem Fall ja die Besitzer der Firma zu sein scheinen, aber auch sagen würde. Heimlich etwas Anderes zu suchen würde wahrscheinlich nur zu Familienstreitereien führen, das Risiko würde ich nicht eingehen.

Dennoch finde ich die Situation äußerst merkwürdig. Ich finde es sehr seltsam, dass Eltern ihr eigenes Kind, das einen Job in ihrem Unternehmen hat, so schlecht bezahlen. Tendenziell werden Familienangehörige doch immer besser bezahlt als die anderen Mitarbeiter.

Eine weitere Frage ist natürlich, welche Ausbildung X hat. Würde sie mit ihren Fähigkeiten in einer anderen Firma besser bezahlt werden, oder sind ihre Gehaltsvorstellungen vielleicht utopisch? Dann wäre ihr auch dringend dazu zu raten, den Arbeitsplatz im elterlichen Unternehmen zu behalten.

» nafti » Beiträge: 425 » Talkpoints: 13,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Arbeit ist immer besser als Hartz 4. Vor allem macht sich das bemerkbar, wenn später doch eine andere Arbeitsstelle gefunden wird, egal ob in einem oder in fünf Jahren. Der Lebenslauf zeigt dann keine Lücke auf und das ist immer positiv zu bewerten. Dem neuen Arbeitgeber ist es egal, ob es sich um einen Job mit geringem oder hohem Einkommen gehandelt hat. Wichtig ist ihm nur, dass überhaupt gearbeitet wurde. Und darüber hinaus sollte man immer ein gutes Vorbild für das Kind sein.

Wenn die Arbeit erst einmal angenommen wurde, ist immer noch genug Zeit etwas neues zu suchen. Streitigkeiten hin oder her, aber ich denke, die Familie sollte Verständnis dafür haben, dass man mehr Geld benötigt, sodass ich immer diesen Weg einschlagen würde. Man will sich ja auch weiter entwickeln und da sollte man nicht an die Familie denken, sondern an sich selber und die eigene gegründete Familie. Erst einmal wieder anfangen, wenn die Möglichkeit besteht und dennoch nach etwas Neuem suchen.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Da es der elterliche Betrieb ist, steht doch sicherlich die Option, dass X. diesen irgendwann übernimmt. Daher wäre es doch sinnvoll, wenn X. um mehr Verantwortung bittet, um eventuell auch die Einnahmen der Firma wieder auf einen positiven Weg zu bringen. Auch wenn die Lohnzahlungen dann vorerst geringer sein werden, als es vor der Babypause war.

Sollten die Eltern dabei nicht mit sich reden lassen, dann würde ich persönlich den Job erst mal wieder machen, aber nach was Neuem suchen. Denn ewig kann X. sich mit Sicherheit die geringen Lohnzahlungen nicht leisten. Die Lebenshaltungskosten steigen ja auch stetig und irgendwann würden dann doch ergänzende Sozialleistungen anstehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Wenn sie in dem Betrieb sehr wenig verdient und Hartz IV keine Option ist, dann wäre es doch naheliegend sich eben etwas anderes zu suchen oder eine Weiterbildung zu machen. Wenn du meinst, dass sich derweil keine großartigen Möglichkeiten anderweitig bieten, dann würde ich eben definitiv eine Weiterbildung in Betracht ziehen, dann kann sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt auf jeden Fall um einiges erhöhen. Was anderes fällt mir zu diesem Problem an sich aber auch nicht ein.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Es kommt auch darauf an, was X gelernt hat. Denn wenn sie im elterlichen Betrieb erst seit der Krankheit der Mutter arbeitete, muss es ja nicht heißen, dass X beruflich anders orientiert ist. X könnte versuchen, ob sie eine Weiterbildung machen kann, wenn der Lohn, den die Eltern zahlen könnten, nicht ausreicht. Wenn es jedoch in ihrer Heimatregion kaum Arbeitsmöglichkeiten gibt. Würde ich erst einmal bei den Eltern für weniger Geld arbeiten und versuchen, den elterlichen Betrieb in Schwung zu bringen. Woran es hapert, weiß ich nicht, weil auch die Branche nicht bekannt ist.

Wenn es zur Zeit knapp mit dem Geld bei X ist, kann das Einkommen – auch wenn es weniger als früher ist, doch ein wenig dazu beitragen, dass die angespannte Geldsituation sich etwas entspannt. Mit den Eltern würde ich offen darüber sprechen, dass der Lohn nicht ausreicht und X sich auch anderweitig bewerben wird.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich denke auch, dass ich den Job vermutlich annehmen würde, allerdings würde ich mir optional freihalten, eine nebenberufliche Selbstständigkeit anzumelden, um die finanzielle Lücke, die sich hier wohl ergeben wird, mit möglichst geringem Risiko ausgleichen zu können und möglicherweise auf diesem Wege auch noch das zu finden, das mich wirklich begeistern kann.

Mit einer Anstellung als Haupttätigkeit hat man recht gute Möglichkeiten, sich in nebenberuflicher Selbstständigkeit zu verwirklichen und auszuprobieren, weil man sein finanzielles Risiko erheblich reduziert, jedenfalls im Gegensatz zum hauptberuflich Selbstständigen. Wenn der Person in Deinem geschilderten Fall also etwas einfällt, das sie nebenberuflich selbstständig anbieten könnte, wäre das vielleicht ein guter Weg, alles miteinander zu vereinbaren.

Die Option, die Punktedieb noch erwähnt hat, nämlich die Übernahme des elterlichen Betriebes, die irgendwann auf X zukommen könnte, wäre außerdem etwas, das ich im Blick behalten und möglicherweise auch mit den Eltern noch einmal in Ruhe durchsprechen würde. Außerdem würde mich nicht nur aus diesem Aspekt heraus auch die Frage interessieren, weshalb genau der elterliche Betrieb denn Einbußen erfahren hat und ob man an dem Betrieb irgendetwas verändern kann, um ihn wieder anzukurbeln.

Es fällt nun äußerst schwer, dahingehend irgendwelche Vermutungen anzustrengen, weil Du darauf leider noch nicht eingegangen bist, aber vielleicht könnte man den Betrieb der Eltern gemeinsam etwas modernisieren und so auch die Gesamtsituation in den nächsten Jahren verbessern, also nicht erst, wenn X das Unternehmen möglicherweise irgendwann übernehmen wird, sofern das überhaupt zur Debatte steht.

Dass Arbeit immer besser als eine Sozialleistung ist, würde ich grundlegend befürworten, allerdings ist das nicht unbedingt aus finanziellen Gesichtspunkten heraus so haltbar. Je nachdem, wie hoch das Gehalt von X nun im elterlichen Betrieb wirklich ist, böte es sich möglicherweise auch an, aufstockende Sozialleistungen zu beantragen, um die finanzielle Gesamtsituation für sie und ihr kleines Kind zunächst zu verbessern, bis alles irgendwie angelaufen ist.

Auch über Gründungszuschüsse im Falle einer geplanten Selbstständigkeit könnte X nachdenken, allerdings wird dafür wohl eine Arbeitslosigkeit erforderlich sein, sollte es sich bei diesen Geldern um solche aus der Staatskasse handeln. Wenn also noch ein Arbeitslosengeldbezug vorhanden ist, könnte eine solche Möglichkeit in Betracht gezogen werden, denn bei Bezug von Arbeitslosengeld werden solche Existenzgründungszuschüsse in der Regel bei Vorliegen bestimmter Faktoren gewährt.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wichtig ist in diesem Fall wohl, dass X einmal mit den Eltern spricht. Denn gerade, wenn das noch nicht geschehen ist, dann kann es gut sein, dass X die Situation nicht völlig richtig einschätzt. Beispielsweise ist es durchaus denkbar, dass die Eltern sich als Inhaber ebenfalls ihre Gedanken gemacht und schon eigene Ideen entwickelt haben.

Wenn X gern weiterhin in dem elterlichen Betrieb arbeiten möchte, das aktuell mögliche Gehalt jedoch zu gering ist, dann muss X nicht unbedingt nach einem anderen Arbeitgeber suchen und auch die Nachfolge muss noch nicht jetzt geregelt werden. Abhängig von der Branche des elterlichen Betriebs kann man sicherlich noch Möglichkeiten suchen, den Umsatz (wieder) zu erhöhen. Bei diesem Ausbau könnte sich X beteiligen und so auch dafür sorgen, dass die Löhne steigen. Dies kann natürlich auch auf eigene Rechnung neben der Angestelltentätigkeit im elterlichen Betrieb erfolgen.

Auch, wenn sich so eine Umsatzsteigerung nicht von Anfang an umsetzen lässt, so kann man dies auch nach dem Wiedereinstieg schaffen. Für den Übergang sollte X die Einstellung zu staatlicher Unterstützung einmal überdenken. Denn wenn das Geld wirklich so knapp ist, dann macht es durchaus Sinn, sich wenigstens für einen überschaubaren Zeitraum unterstützen zu lassen. Immerhin will sich X ja nicht in der sozialen Hängematte ausruhen. Außerdem ist X nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern auch für ihr Kind.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ein Aspekt, der noch gar nicht beleuchtet ist, ist der Mann von X. Offensichtlich reicht sein Gehalt ja nicht, um die Familie zu finanzieren, und nicht einmal, wenn X dazu verdient. Das heißt hier wäre auch noch sehr viel Potential vorhanden. Vielleicht muss sich auch einfach nur der Mann einen neuen Job suchen.

Auch die steuerlichen Regelungen könnten hier interessant sein. Unter Umständen ist es sinnvoll, den Job bei den Eltern nur als geringfügige Beschäftigung laufen zu lassen. Das könnte man pauschal besteuern und dann sollte es eigentlich so sein, dass der Mann den vollen Steuerfreibetrag nutzen kann. Das dürfte auch dann sinnvoll sein, wenn der Mann nur Mindestlohn bekommt, vorausgesetzt er hat einen Vollzeitjob und nicht all zu viele Werbungskosten.

Ich kenne die Regelungen nicht genau, aber möglicherweise wäre es sogar möglich, mehrere geringfügige Beschäftigungen pauschal besteuert auszuüben. X könnte also möglicherweise im elterlichen Betrieb arbeiten und noch einen weiteren Nebenjob annehmen und der Mann hätte dann immer noch den vollen Freibetrag.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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