Hilfe! An die VWL-Studenten: Frage zur Preisbildung

vom 06.04.2008, 21:11 Uhr

Hallo,

ich hab ein totales Verständnisproblem zum Thema Marktpreis (bzw. Preisbildung), stehe bestimmt nur auf dem Schlauch. Hoffentlich kann mich jemand vom Schlauch schubsen evtl jemand mit VWL-Kenntnissen, brauche schnelle qualifizierrte Antworten.

Das Problem:
Es ist klar, dass der Preis ein Maßstab für die Knappheit eines Gutes ist. Je knapper das Gut, desto geringer das Angebot, desto höher der Preis (mal abgesehen von den Anomalien). ABER: Gleichzeitig heisst es auch, je höher der Marktpreis ist, desto mehr Anbieter gibt es, udn desto höher wird das Angebot.

Widerspricht sich das nciht gegenseitig? Oder bin ich zu blöd? Muss man die einzelnen Fälle von Angebotsanstieg- und -rückgang und Nachfrageanstieg und -rückgang völlig getrennt betrachten, also auch die Sache mit der Knappheit, alles einzeln für sich betrachten?

Wäre dankbar über Hilfe, für mich widerspricht sich da einiges, wie gesagt, steh aufn Schlauch.

Danke!

Gruß cata

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» catalina_be » Beiträge: 174 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Warum es bei einem hohen Preis mehr Anbieter gibt und damit mehr Angebot ist eigentlich schnell begründet:

Wenn man an etwas gut verdienen kann gesellen sich meist viele Anbieter dazu, weil jeder etwas mitverdienen will und desto mehr gibt es.

Also an einem Beispiel:
Nehmen wir mal an, dass Ware XY von 2 Anbietern vertrieben wird und auf einem hohen Preisniveau. Diese beiden Anbieter machen damit einen hohen Umsatz bzw. hohen Gewinn. Natürlich beobachten das auch andere Teilnehmer am Markt und versuchen sich ebenfalls in diesem Segment zu etablieren da sie natürlich ebenfalls an dem Produkt mitverdienen wollen und die zu erzielenden Gewinne nicht den 2 Anbietern "überlassen wollen". Vorraussetzung ist natürlich, dass das Angebot nicht exklusiv ist, also jeder Händler Zugriff darauf hat.

Durch Exklusivität bzw. exklusive Vertreibspartner kann natürlich seitens des Herstellers der Preis in einer gewissen Weise gebunden werden, da die Vergabe des Vertriebs meist nur an ausgewählte Händler erfolgt und man sich damit keine Konkurrenz machen will bzw. das eigene Produkt teuer verkaufen möchte, auch um eine Exklusivität zu waren.

Ein gutes Beispiel ist hier, welches wir auch im Seminar hatten, der Ausbau des Netzes von Autohäusern / Gewerben in Ostdeutschland. Anfänglich gab es hier nur wenige bis gar keine Händler bei einer extrem hohen Nachfrage an "Westautos" - jene, die sich schnell auf dem Markt einrichteten und das Risiko nicht scheuten konnten anfangs exorbitante Gewinne einfahren, da es kaum Konkurrenten und nur wenig Preiskampf gab. Nach und nach gab es immer mehr Autohäuser, da andere natürlich schnell erkannten, dass der Markt hohe Margen und Gewinne verspricht. Das Angebot an Händlern und das Angebot an Waren (Autos) wuchs somit rapide, teilweise schneller als gesund war. Der typische Effekt war, dass es bald an jeder Ecke ein Autohaus gab, weil jeder mit dem Verkauf von Autos Gewinn machen wollte bis es zu einem Einbruch am Markt kam aufgrund verschiedener Effekte, vor allem, da die Kaufkraft abfiel und der Markt weitestgehend gesättigt war. Die Folge war eine Insolvenzwelle in diesem Sektor.

Ähnlich ist dies auf dem Markt der Gebrauchtwagenexporteure zu beobachten. Anfangs war es noch ein Nischengeschäft, mittlerweile ein Massengeschäft mit einem harten Preiskampf. Der Unterschied ist jedoch, dass diese auf einem Markt eine hohe Nachfrage erzeugen (Deutschland) was die Preise teilweise steigen lässt und auf der anderen Seite einen relativ ungesättigten Markt (Exportland) haben. Nachteil ist, was den Preis niedrig hält, dass es auch hier zu Marktabsprachen kommt, also beispielsweise viele Einkäufer sich Gebiete absprechen oder Angebote.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Und wenn das eintritt, kann es natürlich passieren, das der Preis/Umsatz wieder fällt, da es mehrere konkurrierende Anbieter gibt, die natürlich Umsatz machen wollen, um diesen aber machen zu können, sich von den anderen Anbietern abgrenzen wollen (und das geht dann entweder über den Preis und/oder den Service.

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» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hallo,

vielen Dank für die schnellen Antworten, beim Lesen hatte ich grad so einen Geistesblitz:. Kann ich mir das ganze als fortlaufenden Prozess vorstellen: Das Gut ist knapp, also ist das Angebot gering und der Preis hoch. Andere Anbieter "bemerken" den hohen Preis und wollen mitverdienen. Infolgedessen steigt das Angebot wieder und der Preis sinkt nach und nach wieder. Das Gut ist nun nicht mehr knapp.

So in etwa? Weil sich sonst die Sache mit der Knappheit und der Anbieter, die beim hohen Preis einsteigen widerspricht, das war der Zusammenhang den ich nicht hinbekommen habe.

Danke Leute!

Gruß cata

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» catalina_be » Beiträge: 174 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Dieser Sachverhalt ist auch als "Schweinezyklus" bekannt. Deine Zusammenfassung passt.

» Gottfried » Beiträge: 197 » Talkpoints: -0,89 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Fast - es gibt auch Faktoren die den Prozess unterbrechen können.

Einer wäre die Exklusivität oder feste Vertriebspartner. Beispielsweise könnte eine Modekette zwar in jeder Stadt einen Händler haben, welcher ausschließlich das Produkt verkaufen darf, aber dann geht es meist in die Richtung, dass es hier keine Konkurrenten gibt. Da wird meist bei der Vergabe der Vertriebslizenz drauf geachtet. So gibt es bundesweit zwar sehr viele Händler, aber regional wenige. Es kommt also zu keinem direkten Wettbewerb bei dem Produkt.

Dazu können noch verschiedene Auflagen seitens der Firmen ausgesprochen werden wie Mindestpreise oder Verkaufseinschränkungen (z. B. dass die Produkte nur im Geschäft gehandelt werden dürfen und nicht online).

Ein anderes Mittel der Anbieter unter sich wäre die Bildung von horizontalen Wettbewerbseinschränkungen, z. B. durch Kartelle (welche verboten sind). Jedoch ist dies eher unwahrscheinlich, denn je mehr Händler es gibt, desto schwieriger wird die Bildung eines Kartells (aus verschiedenen Gründen).

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Hallo,

jetzt hab ich doch tatsächlich Schweinezyklus gegoogelt haha. Aber bezeichnet das nicht eher ein untypisches Marktverhalten? Ich dachte ich hab endlich typisches Marktverhalten verstanden ;) Nee also im ernst, trifft meine Zusammenfassung oben "typisches" Marktverhalten? Ich benötige eigentlich nur grundlegendes Verständnis, nichts besonderes, einfach nur Verständnis der Preisbildung.

Also passiert das im Großen und Ganzen immer so wie oben beschreiben, oder doch anders und getrennt betrachten?

Danke.

Gruße cata

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» catalina_be » Beiträge: 174 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja Schweinyzyklus trifft es ungefähr in dem Sinne. Um bei dem Ursprung zu bleiben:

Wenige Bauern züchteten Schweine, das Angebot war überschaubar und der Preis hoch. Daraufhin kam jeder auf die Idee: Jetzt züchte ich auch Schweine, das Angebot und die Anzahl der Anbieter wuchs und der Preis fiel (da die Nachfrage ungefähr konstant war). Folge: Man züchtete wieder weniger Schweine weil es sich nicht mehr lohnte, das Angebot sank und wir sind wieder am Anfang und es geht von vorne los :wink:.

Jedoch gilt dies sozusagen nur für konstante Märkte bzw, für Märkte mit etablierten Produkten. Bei neuen Märkten muss der Schweinezyklus erst durch diese Schwankungen begründet werden. Prinzipiell stehen hier immer wenige Verkäufer und ein überschaubares Angebot am Anfang.

Dein "Gedankenblitz" trifft es also ganz gut wenn man es verallgemeinernd sagen will - abgesehen eben von Ausnahmekriterien.

Ein weiterer Prozess bei begrenzten Gütern könnte sein, dass die Anbieter sich trotzdem bei knappen Gütern unterbieten um sich gegenseitig in die Pleite zu treiben und dann das Angebot des anderen aufzukaufen und am Ende wieder teurer zu verkaufen und dadurch Gewinne zu erzielen und Marktdominanz. Das typische Preisdumping. Geht aber fast nur bei großen Firmen die dadurch Konkurrenten ausschalten wollen da man sehr viel Kapital benötigt um einen "langen Atem" zu haben und Durststrecken durchzustehen - ist übrigens wie die Kartelle ebenfalls untersagt :wink:.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Hallo,

super danke, glaub das ist jetzt drin im Kopf ;). Noch etwas:
Der Gleichgewichtspreis ist ja nicht konstant sondern unterliegt Schwankungen durch Angebot und Nachfrage. Auf Nachfrageseite können die nachgefragt Menge beeinflussen:

- Einkommenserhöhung - oder verminderung "besondere" Faktoren wie Mode etc.

Fallen euch andere Faktoren ein, die die Nachfrage beeinflussen?

Auf Anbieterseite - da fallen mir irgendwie nur BWL-mäßige Faktoren ein wie Kostensenkung (daher Mehrproduktion) Wie siehts hier aus mit VWL-Faktoren, die das Angebot beeinflussen? (beides Erhöhung und Minderung)

Fallen euch da noch welche ein? Danke für eure Hilfe, durch das drüber reden bleibt das auch gleich alles hängen, wär toll wenn ihr mir bis morgen noch erhlaten bleibt ;) DANKE

Gruß cata

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» catalina_be » Beiträge: 174 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es kommt darauf an welche Nachfrage gemeint ist - die Nachfrage des Einzelmarktes oder die gesamtwirtschaftliche / aggregierte Nachfrage.

Desweiteren: Handelt es sich um superiore oder inferiore Güter?

Außerdem wird die Nachfrage durch den Preiseffekt und seine Untergruppen beeinflusst.

Auf Anbieterseite können bei der Kostensenkung auch andere Faktoren berücksichtigt werden:
- Nullrunden bei Gehältern
- positive Tarifabschlüsse für den Arbeitgeber (Lohndrücken)
- Entlassungen
- Automatisierungen
- Straffung des Produktionsprozesses durch die genannten Faktoren oder Modernisierungen
- andere Produktionsoptimierungen
- billiger Rohstoffeinkauf
- Steuersenkungen
- usw.

Am besten wäre zu wissen, was für ein Betrieb, also ein verarbeitender, produzierender usw. und was für ein Gut. Je weiter das Feld, desto mehr kann man drüber schreiben - ich hab nichts dagegen :wink:, aber dann übersteigt das vielleicht langsam den Rahmen.

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