Wer schreibt Briefe noch mit der Schreibmaschine?

Warum tippt jemand auf Maschinen, die schon vor seiner Geburt nicht mehr hergestellt wurden? Weil Meinungen über das perfekte Schreibgerät entscheiden. Praktische oder ästhetische Argumente wiegen letztlich ebenso viel wie persönliche oder anatomische. Wer so will, kann auch die Handschrift als unmodern und überholt beschreiben. Deswegen liegt die Antwort im persönlichen Ermessen. Ein mechanischer Tipp aus dem Jahr 2012.

Computer und Drucker haben die Schreibmaschine längst überholt, schonen Finger und Ohren aller Schreibenden, sparen Platz, bieten Freiheit und erleichtern das Schreiben. Ökologische und ökonomische Einzelfragen sind hingegen nicht so einfach zu beantworten. Vermutlich ist eine Schreibmaschinenseite nur preiswerter, weil Drucker, Textverarbeitung und Computer ihr zurecht den Garaus gemacht haben.

Die letzte Schreibmaschine in echter Notwendigkeit hatte ich unter den Händen meiner Mutter beobachten können. Dieses langweilig-graue und elektrische Ding hatte jedoch nichts mit dem zu tun, wofür eine Schreibmaschine heute stehen kann. Nicht umsonst schreiben einige Autoren noch im digitalen dritten Jahrtausend auf besonderen Schreibmaschinen. Die Endgültigkeit einer auf das Papier aufschlagenden Typenletter zwingt zum konzentrierten, bewussten Formulieren.

Meine Diplomarbeit, Geschäfts-, Amts- und allerlei andere Briefe lassen mich dankbar sein für die heutigen Möglichkeiten. Nadel- und Tintenstrahldrucker sahen mich heranwachsen. Laserdrucker, Textverarbeitung, Smartphone, Tablet und große Rechnermaschine begleiten mich gerade über das dreißigste Lebensjahr in Richtung 2013 – und doch schreibe ich Briefe gelegentlich auf mechanischen Schreibmaschinen.

Das Schriftbild mag ungleichmäßig sein, fehlerfrei tippen fordert mich heraus, die Maschinen sind laut, sie erfordern Pflege, Platz und Geduld. Charme und Wärme versprühen sie dennoch. Für mich sind Schreibmaschinen keine Dekoration, sondern Liebhaberstücke mit praktischem Nutzen. Ästhetik, Eigenheiten der Maschinen und ein bisschen verspielte Nostalgie bereiten mir Freude. Ab und an einen besonderen Brief auf der Schreibmaschine zu tippen: Das bleibt etwas Besonderes.