Vorlesungen - geht ihr hin?

vom 16.03.2008, 13:02 Uhr

Ich habe mal eine Frage an die Studenten unter euch. Wie haltet ihr es mit den Vorlesungen an der Uni? Seid ihr Typen, die ohne Vorlesungen nicht können und deshalb immer zu Jeder hingehen oder seht ihr es so, dass ihr zu Hause in der gleichen Zeit mit einem Buch mehr schaffen könnt? Mir ist natürlich auch klar, dass man das nicht pauschalisieren kann, es kommt immer ganz darauf an, um welches Studienfach es sich handelt, darum wäre es schön, wenn ihr noch kurz schreiben würdet, was ihr studiert in welchem Semester.

Ich selbst studiere Medizin im 10. Semester und ich bin damals im 1. und 2. Semester natürlich immer zu jeder Vorlesung hingegangen und habe alles kräftig mitgeschrieben. Dann ist mir (und den meisten meiner Kommilitonen) aber sehr schnell bewusst geworden, dass die Vorlesungen ein Luxus sind, den wir uns zeitlich einfach nicht leisten können. Das Problem in unserem Fach ist, dass wir im Endefekt sowieso alles auswendig lernen müssen. Deshalb ist es auch in 80% der Fälle nichts mit verstehen und anwenden in der Vorlesung. Meistens kommen wir uns vor wie die Besucher eines Theaterstückes, die danach auch nicht die Texte der Schauspieler auswendig können und sich dann danach noch mal hinsetzten müssen und alles von vorne lernen müssen. Deshalb fahre ich auch wesentlich besser, wenn ich die Vorlesungen größtenteils nicht besuche und mich gleich zu Hause mit einem guten Buch hinsetze und lerne. Außerdem gibt es bei uns in den Klausuren nie eine Eingrenzung, wir müssen eh immer alles lernen, von daher würde mir die Vorlesung nicht mal etwas bringen zur Richtungsweisung zum Lehrinhalt.

Zusätzlich kommt hinzu, dass alle Dozenten am Anfang betonen, dass ihre Vorlesungen nur ein Anstoß sein sollen, dass sie lange nicht alle Themengebiete anschneiden könnten und sie schon gar nicht ausführlich behandeln könnten und wir dann doch bitte die einschlägige Literatur zu Hilfe nehmen sollten. Also bitte, wenn dann die Vorlesung noch in gewohnt langweiligem Stil abgehalten wird, sehe ich keinen Grund, diese zu besuchen. Dann teile ich mir meine knappe Freizeit lieber anders ein und schaffe so wesentlich mehr als die anderen. Hinzu kommt, dass viele Vorlesungen einerseits im Netz stehen und andererseits so schnll gehalten werden, dass die Mitschriften eh unvollständig und damit nutzlos werden.

Es ist bei uns schon so weit, dass teilweise von 250 Studenten nur noch 20-30 in der Vorlesung sitzen, daran sieht man ja auch schon die Tendenz. Einzig und allein zu Vorlesungen, die wirklich gut gehalten wrden und sehr informativ und interessant sind gehe ich. Im letzten Jahr war ich deshalb nur bei Rechtsmedizin und HNO, die anderen Fächer haben sich wirklich nicht gelohnt. Und trotzdem habe ich alle Prüfungen ziemlich gut bestanden ;-)

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe gerade das erste Semester Jura hinter mir, was natürlich auch ein Fach ist, wo sehr viel gerlernt werden muss. Die ersten Wochen bin ich auch noch zu jeder Vorlesung gegangen, aber als uns dann gesagt wurde, dass wir z.B. in Grundlagenfächern nur eine bestandene Klausur benötigen, sind viele ( und ich auch) nicht mehr überall hin gegangen. In einem Fach, welches zwar sehr wichtig ist, hab ich eigentlich auch größtenteils nur alles mir dem Buch ausgearbeitet, weil ich dem Prof einfach nich zuhören konnte- manche Professoren können den Stoff eben nicht wirklich an die Studenten weitergeben, auch wenn sie sehr viel von ihrem Fach verstehen...

Ich weiß zwar, dass es auch sehr gefährlich sein kann, bereits im ersten Semester Vorlesungen wegzulassen und uns wurde auch deutlich gemacht, dass es im Nächstem sehr viel stressiger sein wird ( also werde ich wohl da auch die Vorlesungen reduzieren müssen), aber ich denke, man sollte von anfang an lernen, Prioritäten zu setzen und wenn möglich, den Stoff zu Hause auszuarbeiten, wenn man merkt, dass das für einen effektiver ist.

Ich würde aber niemals ( wie es einige meiner Kommilitonen schon im ersten Semester gemacht haben) zu gar keiner Vorlesung gehen, denn manchmal ist es wirklich wichtig, sich den Stoff von einem Professor anzuhören, der vielleicht auch noch wichtige Beispiele geben kann und Fragen beantworten kann, welche man nicht in jedem Lehrbuch findet. :wink:

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» Katara » Beiträge: 1294 » Talkpoints: 5,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich handhabe das ganz unterschiedlich. Das liegt unter anderem auch daran, dass ich mehrere Fächer studiere (mein eigentliches Fach besteht quasi aus 4 Unterfächern) und jedes andere Anforderungen hat. Zwei davon laufen fast ausschließlich über Seminare (wie es in den Geisteswissenschaften ja oft üblich ist) und die anderen beiden vornehmlich über Vorlesungen. Die Seminare sind dabei zumeist anwesenheitspflichtig - da stellt sich die Frage nach dem hingehen oder nicht hingehen also erst gar nicht.

Bei den Vorlesungen handhabe ich es meist so, dass ich mich zum einen vorher erkundige, wie sinnvoll es ist, wirklich immer anwesend zu sein; manche Professoren sind ja dafür bekannt, Klausurthemen so zu stellen, dass es schwer wäre, sie zu beantworten, ohne in der Vorlesung gewesen zu sein. Da bin ich dann also, sofern es sich einrichten lässt, immer anwesend. Klappt es doch mal nicht, dann suche ich mir jemanden, von dem ich die Unterkagen später kopieren kann.

Bei den anderen Vorlesungen verschaffe ich mir eigentlich zu Semesterbeginn immer einen Überblick darüber, für wie sinnvoll ich sie halte. Irgendeinen Zusatznutzen sollte mir so eine Vorlesung ja schon bieten: liest der Prof also nur sein eigenes Buch vor, dann sieht er mich für den Rest des Semesters auch nicht mehr wieder. Da les ich selber im Stillen ja schneller.

Hin und wieder ist das Ganze auch themenabhängig: Manche Sachen lassen sich einfach gut in Büchern nachlesen, vor allem wenn es dazu gute Literatur gibt. Andere Themen sind so umstrukturiert, dass es schwer ist, sich da ausschließlich im Selbststudium durchzuwuseln, vor allem dann, wenn der Prof in den Literaturempfehlungen x Bücher angibt, von denen aber alle nur halb relevant sind und die (Powerpoint)folien aus der Vorlesung auch derart gestaltet sind, dass man sie nicht versteht, wenn man die Erklärung dazu nicht gehört hat.

Alles in allem würde ich aber sagen, dass ich bei etwa 90 Prozent der Veranstaltungen anwesend bin.

» pitti » Beiträge: 641 » Talkpoints: 29,86 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Bei uns sind die Vorlesungen immer nur fakultativ, also muss man da nicht hingehen.
Seminare und Unterricht am Krankenbett sind dagegen obligat, da muss ich hin, ist mit Unterschriften und so. Aber die bringen mir im Endeffekt auch wirklich was. Das was ich in 3 Seminaren oder UAKs lerne, lerne ich oft nicht in 10 und mehr Vorlesungen. Darum gehe ich zu diesen Veranstaltungen eigentlich auch immer gerne.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also ich mache es wohl wie die meisten Studis - Pflichtvorlesungen besuche ich, andere nur bei Interesse oder wenn es mich im Stoff weiterbringt. Ich muss nicht jede mitnehmen und manche (auch Pflichtvorlesungen) sind dann doch wieder nur altbekanntens.

Meist lohnen sich Seminare wesentlich mehr als Vorlesungen, soviel stelle ich immer fest, denn das Wissen welches man dort vermittelt bekommt, sitzt wesentlich fester als jenes in einer Vorlesung. Vorlesungen betrachte ich in der Regel als Ergänzung zum Seminar, auch wenn es eigentlich anders sein sollte.

Wenn eine Vorlesung doch mal zu lahm sein sollte kann man die Zeit auch dazu nutzen, einfach andere Arbeiten zu erledigen - das schmälert zwar das Wissen welches man mitnimmt aber solange man mit einem halben Ohr zuhört bringt das ganze immernoch mehr als im stillen Kämmerlein an Arbeiten herumzufeilen.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Hallo,

also ich gehe auch nur zu ein paar Vorlesungen, die die mir halt einfach wichtig erscheinen. An meiner Hochschule wird auch virtuelle Lehre großgeschrieben, haben auch ein paar berufsbegleitende Studiengänge, die ja teilweise zu 70% virtuell sind und man nur am Freitag und Samstag Präsenzveranstaltungen hat, da kann ich als Vollzeitstudent auch das Angebot an Lehrmaterialien wie Skripten, Videos, etc. nutzen. Bei uns ist das halt auch ein bisschen blöd gehandhabt, wer in der Vorlesung ist, muss ein freiwilliges :wink: Referat halten, wer nicht hingeht, spart sich viel Arbeit, Noten gibts auch nicht darauf, warum sich also den Stress antun?

Wir haben auch einen ziemlich unfreundlichen Professor, der dann immer durch die Reihen geht und einem nach dem anderem ausfragt und wenn man was nicht weiß, vor allen ziemlich zur Sau gemacht wird. Das mag einerseits helfen, dass man sieht man hat noch Lücken, andererseits hofft man einfach nur, dass man nicht drankommt und kann sich garnicht auf den eigentlichen Stoff konzentrieren. Ich sitz dann gemütlich zu Hause und schreib mir alles ins Skript, das dürfen wir in die Klausur mitnehmen und ich war jetzt zweimal der "Klassenbeste", besser als die die in der Vorlesung waren. :wink:

Gruß,

VivaBavaria

» VivaBavaria » Beiträge: 302 » Talkpoints: -0,92 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin akut im ersten Semester Informatik, ab April im zweiten. Bisher habe ich es so gehalten, dass ich jede Vorlesung besuche, und wenn sie noch so langweilig sein mag. Ich kann durch Zuhören und Aufpassen den Stoff wesentlich besser verinnerlichen, als wenn ich zu Hause im Bett das Vorlesungsskript lesen würde.

Das mag daran liegen, dass es bei uns (noch) nicht viel mit Auswendiglernen gab, sondern dass man den Stoff einfach verstehen musste. In den Klausuren am Ende des Semesters durften wir schließlich auch in 2 von 4 Fächern sämtliche Unterlagen und in einem Fach immerhin zwei selbstbeschriebene DIN A4-Zettel mitnehmen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es in höheren Semestern mehr zu Lernen geben wird, aber da wir nicht wie die Mediziner ganze "Telefonbücher" auswendiglernen müssen, werde ich wohl hoffentlich kein Zeitproblem bekommen, wenn ich Vorlesungen und Nachbereitung aufeinander abstimmen muss.

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» rtfm » Beiträge: 232 » Talkpoints: 3,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja von den Informatikern und Wirtschaftsinformatikern höre ich auch immer wieder, dass die Vorlesungen sehr sinnvoll sind gerade wegen der ganzen Mathematik. Und die könnte ich mir garantiert auch nicht allein zu Hause mit einem Buch oder Skript aneignen, da braucht man einfach jemanden, der es erklärt und Beispielrechnungen durchführt.

Nun ja, da bin ich wohl selbst schuld mit meinen Telefonbüchern, die kann mir keiner erklären, die muss ich lernen ;-)

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Bei mir ist es völlig unterschiedlich: Es gibt Vorlesungen mit Anwesenheitspflicht, da geht dann eine Teilnehmerliste rum und man hat sich mit vollständiger Unterschrift dort einzutragen. Jaha, da haben die Profs wohl echt bedenken, dass dort sonst keiner sitzen würde :lol: Am Ende wird dann auch eine Klausur geschrieben und eigentlich brauchte man nur ein Skript dafür lernen, dass man sie besteht.

Es gibt aber auch Vorlesungen, wo man keine Anwesenheit nachweisen muss, da gehe ich meistens dann trotzdem hin, weil die auch meistens interessant sind. In vielen Fällen finde ich die Anwesenheitslisten einfach überflüssig, denn man sollte doch meinen, dass es sich um erwachsene Menschen handelt, die selbst wissen was sie tun (müssen).

» Nordlicht » Beiträge: 207 » Talkpoints: -0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Bei uns gibt es so gut wie nur Vorlesungen mit Anwesenheitspflicht, d.h. ich gehe so gut wie immer hin, außer es kommt wirklich etwas Wichtiges dazwischen. Aber ansonsten bin ich wirklich so gut wie immer da. Ich sehe auch keinen Sinn darin, sich eine Vorleung durch die Lappen gehen zu lassen, wo ich ja schon Studiengebühren dafür zahle und es mir ja etwas nutzt.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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